60 Prozent mehr hochbetagte Patienten: Berliner Kliniken droht Überlastung
Schon jeder fünfte Patient ist über 80

Die Zahl der Patientinnen und Patienten über 80 ist in den Berliner Kliniken um rund 60 Prozent gestiegen. Das zeigt der neue Krankenhaus-Report 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Viele dieser Krankenhaus-Aufenthalte ließen sich verhindern – durch eine bessere ambulante Betreuung hochbetagter Berlinerinnen und Berliner.
Laut Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… -Report werden immer mehr Patientinnen und Patienten über 80 in Berliner Kliniken behandelt. In den letzten knapp 20 Jahren ist deren Anteil an allen Behandlungen kontinuierlich gestiegen – von 14 Prozent im Jahr 2005 auf 22 Prozent im Jahr 2023. Hochbetagte haben oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig und einen besonders hohen medizinischen und pflegerischen Bedarf. Darauf seien die Berliner Kliniken in vielen Fällen nur unzureichend vorbereitet, betonen die Autoren des Krankenhaus-Reports.
„Insgesamt sehen wir bei diesen Patientinnen und Patienten ein hohes Risiko für Komplikationen. Deshalb müssen wir die ambulante Versorgung für Hochbetagte dringend verbessern. Das verhindert unnötige Krankenhausaufenthalte, schützt die Kliniken vor Überlastung und verhindert massive Kostensteigerungen“, betont Dagmar Schmidt, Krankenhaus-Expertin bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost.
Hochbetagte verursachen rund sieben Mal höhere Behandlungskosten
Wie „betreuungsintensiv“ die Krankenhaus-Behandlung hochbetagter Menschen ist, spiegelt sich auch in den Behandlungskosten wider. Pro Krankenhaus-Aufenthalt verursacht ein Hochbetagter laut WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… durchschnittliche Behandlungskosten in Höhe von rund 3.350 Euro. Das sind fast sieben Mal so hohe Kosten wie bei den unter 60-Jährigen. Mit dem Eintritt der geburtenstarken Babyboomer ins Rentenalter wird der Druck auf die Versorgung Hochbetagter weiter zunehmen, so die WIdO-Autorinnen und Autoren.
Aber: Laut einer Analyse für den Krankenhaus-Report hätten allein im Jahr 2022 rund 44.000 Krankenhausaufenthalte hochbetagter Berlinerinnen und Berliner vermieden werden können. Das entspricht fast jeder dritten Einweisung in dieser Altersgruppe. Es betrifft insbesondere Krankenhausfälle von Pflegebedürftigen mit Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Diabetes. Sie sollten idealerweise hausärztlich oder im Pflegesetting kontinuierlich versorgt werden. „Wir müssen dafür sorgen, dass nur die Menschen im Krankenhaus behandelt werden, deren stationäre Behandlung nicht vermieden werden kann“, sagt Dr. David Scheller-Kreinsen, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Reports.
Lösungsansätze: Bessere medizinische Betreuung und gezielte Pflegeberatung
Ein Schlüssel für die Verhinderung von Krankenhauseinweisungen ist eine bessere medizinische Betreuung chronisch kranker Hochbetagter im häuslichen Umfeld. Wie das funktionieren kann, wird seit April 2024 in dem von der AOK Nordost unterstützten Modellprojekt ErwiN in Berlin getestet. ErwiN steht für Erweiterte Übertragung von arztentlastenden Tätigkeiten in ArztNetzen.
Speziell ausgebildete Pflegefachpersonen übernehmen dabei Hausbesuche und bestimmte Behandlungen eigenverantwortlich. Per Videosprechstunden können Ärztinnen und Ärzte hinzugezogen werden. Eine solche Übertragung ärztlicher Aufgaben auf Pflegefachkräfte ist in Deutschland bislang nur in Modellprojekten möglich. In anderen europäischen Ländern ist diese Praxis bereits Alltag.
Wenn hochbetagte Menschen pflegebedürftig werden, können sie oder ihre Angehörigen sich in einem der 36 Berliner Pflegestützpunkte kostenfrei und persönlich beraten lassen. Welche Wohnformen passen zu der speziellen Situation des Pflegebedürftigen? Was für Unterstützungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung? Die von den gesetzlichen Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… und dem Land Berlin getragenen Stützpunkte helfen, sich im Dschungel der Unterstützungsangebote zurechtzufinden – und entlasten nicht nur Angehörige, sondern verhindern auch unnötige Klinikaufenthalte.
Der Krankenhaus-Report 2025 macht deutlich: Ohne grundlegende Strukturreformen und eine stärkere Ambulantisierung ist die Versorgung hochbetagter Menschen in Berlin nicht zukunftssicher.
Hier sind der aktuelle Report sowie alle weiteren Ausgaben seit dem Jahr 2000 abrufbar.