Hintergrund

„Bei Hitze heißt es: vorausschauend handeln!“ 

Wie können sich ältere Menschen vor sommerlicher Hitze schützen? Anne Kaeks, die Leiterin der AOK Pflege Akademie, gibt Tipps für pflegende Angehörige und Nahestehende.

Eine Frau, vermutlich die Tochter, reicht einer Seniorin ein Glas Wasser.

Sommerliche Hitze ist gefährlich. So starben seit 2018 allein im Brandenburg durchschnittlich rund 170 Menschen - wegen der Hitze. Das besagt eine Analyse des Landesamts für Umwelt. Wie können sich ältere Menschen vor sommerlicher Hitze schützen? Anne Kaeks, die Leiterin der AOK Pflege Akademie, gibt Tipps für pflegende Angehörige und Nahestehende.

Frau Kaeks, im Zentralen Netzwerk Hitzeschutz in Brandenburg geht es viel darum, ältere Menschen besser vor Hitze zu schützen. Warum ist Hitzeschutz für ältere Menschen so wichtig? 

Weil Hitze für sie lebensbedrohlich werden kann – insbesondere, wenn diese über mehrere Tage hinweg anhält. Der Körper passt sich im Alter schlechter an hohe Temperaturen an. Das Herz-Kreislauf-System wird stärker belastet und es steigt die Gefahr einer Dehydrierung – mit schwerwiegenden Folgen. Viele unterschätzen das. Deshalb ist Aufklärung so wichtig – nicht erst bei 38 Grad, sondern bereits mit Blick auf die kommenden heißen Tage schon früher.  

Was empfehlen Sie – worauf sollten pflegende An- und Zugehörige* achten, wenn es heiß wird? 

Das Wichtigste ist: vorausschauend handeln. Also schon morgens durch Lüften für Abkühlung sorgen, tagsüber Fenster und Rollos geschlossen halten. Leichte Kost zu sich nehmen und auch den Mitmenschen anbieten, sie regelmäßig ans Trinken erinnern - vielleicht auch mit Erinnerungszetteln oder einer hübschen Karaffe als visuellem Impuls. Und: Medikamente prüfen – denn manche Präparate erhöhen die Hitze-Sensibilität. 

Viele Menschen, die sich privat um Pflegebedürftige kümmern, stehen unter Dauerstress. Wie können sie sich vorbereiten, ohne überfordert zu sein? 

Das ist ein zentraler Punkt. Deswegen geben wir im AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Programm PfiFf – Pflege in Familien fördern alltagstaugliche Tipps. Unsere Schulungen vermitteln leicht umsetzbares Wissen – auch zum Thema Hitzeschutz. Dabei geht es nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern um kleine, wirksame Schritte: regelmäßig lauwarmes Wasser über die Handgelenke laufen lassen, ein feuchtes Tuch in den  Nacken legen oder gemeinsam abgekühlten Tee trinken. Das stärkt zugleich die persönliche Beziehung. 

Wie erreichen Sie die Zielgruppe mit diesen Informationen? 

Über verschiedene Wege: In unseren kostenfreien PfiFf-Schulungen, die in ganz Brandenburg angeboten werden, aber auch mit mehrsprachigen PfiFf Themenblättern – auf Deutsch und Türkisch – sowie mit E-Learnings für Pflegekräfte. Informationen werden auch über die Pflegestützpunkte Die Pflege- und Krankenkassen richten zur wohnortnahen Beratung, Versorgung und Betreuung der… an pflegende Angehörige, Pflegebedürftige und Interessierte ausgegeben.  

Sie sind selbst Pflegefachkraft. Was wünschen Sie sich für den Sommer? 
Wir sehen die Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… zu Hause als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wer Angehörige, Nachbarn oder Lebensgefährten pflegt, leistet Enormes. Diese Menschen brauchen konkrete Unterstützung – etwa beim Hitzeschutz. Wenn diese Hilfe im Alltag ankommt, ist viel gewonnen, um die häusliche Pflege Als "häusliche Pflege" wird die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in ihrer häuslichen Umgebung,… zu stärken. 

 

*Begriffserklärung: Pflegeexperten, wissenschaftliche Einrichtungen und auch politische Gremien verwenden inzwischen den Begriff „pflegende An- und Zugehörige“ anstelle des Begriffs „pflegende Angehörige“. Der Begriff „Angehörige“ bezieht sich primär auf familiäre oder verwandtschaftliche Beziehungen. In der Praxis übernehmen jedoch auch Freundinnen, Nachbarn und oder enge Lebensgefährtinnen Pflegeaufgaben. Daher bildet der Begriff „An- und Zugehörige“ die Lebensrealität der Menschen, die zu Hause Pflege leisten, besser ab.