Krankenkassen unvermindert unter Druck
Auch ein Überschuss von 2,8 Milliarden Euro vermag es nicht, die Krankenkassen finanziell nachhaltig zu entlasten.

176,8 Milliarden Euro hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind grundsätzlich alle Arbeiter und Angestellten… nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 eingenommen. Die Ausgaben lagen bei 174,0 Milliarden Euro. „Der Überschuss der Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… sollte nicht falsch interpretiert werden“, kommentierte Ministerin Nina Warken die vorläufigen Finanzergebnisse (KV 45). „Er ist nur eine Momentaufnahme und dient lediglich zur Auffüllung der sehr niedrigen Finanzreserven auf das gesetzlich geforderte Mindestniveau.“
Die Finanzreserven betrugen den Angaben zufolge 4,6 Milliarden Euro und damit lediglich 0,16 Monatsausgaben. 0,2 Monatsausgaben ist die gesetzliche Vorgabe. Weiterhin stiegen die Ausgaben deutlich stärker als die Einnahmen, teilte das BMG mit. Warken sprach von „ungebrochener Dynamik“. Ihr Ministerium taxierte den durchschnittlich von den Krankenkassen Ende Juni erhobenen Zusatzbeitragssatz auf 2,92 Prozent, und damit 0,42 Punkte höher als der auf Basis der Prognose des GKV-Schätzerkreises beim Bundesamt für Soziale Sicherung Das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) ist eine selbstständige Bundesbehörde, die dem… (BAS) im Herbst 2024 festgesetzte durchschnittliche Zusatzbeitragssatz von 2,5 Prozent. Viele Kassen hätten deutlich höhere Beiträge nehmen müssen, um die Finanzreserven wieder auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestniveau heben zu können.
Kurzfristige Entlastung sollen die beiden Darlehen von je 2,3 Milliarden Euro bringen, die in den Bundeshaushalten 2025 und 2026 verankert sind. „Zudem werden wir zeitnah eine Expertenkommission einsetzen, die bereits im Frühjahr 2026 erste Vorschläge zur Stabilisierung der Beitragssätze vorlegen soll“, verprach Warken. Laut Koalitionvertrag hätte die Kommission bis Frühjahr 2027 Zeit, um Reformvorschläge zu unterbreiten.
Ministerin Warken habe die schwierige finanzielle Lage ichtig beschrieben, hieß es seitens des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundeverbandes. Ihr Statement enthalte jedoch wieder keine positiven Überraschungen für Versicherte sowie Arbeitgeber in punkto kurzfristiger Entlastung. „Das Damoklesschwert von Beitragssatzerhöhungen schwebt weiterhin über der GKV. Auch die Frage nach schnellen Maßnahmen zur notwendigen Ausgabenbegrenzung ließ Frau Warken unbeantwortet“, kritisierte die AOK. Es fehle entschlossenes Handeln. Warken betreibe „Politik nach dem Prinzip Hoffnung“.
Das vorläufige Finanzergebnis im ersten Quartal 2025 nach Kassenarten
- AOK: 656 Millionen Euro
- Ersatzkassen Ersatzkassen waren ursprünglich privatrechtlich organisierte Versicherungsvereine auf… : 1,1 Milliarden Euro
- Betriebskrankenkassen Der Arbeitgeber kann für einen oder mehrere Betriebe eine Betriebskrankenkasse (BKK) errichten, wenn… : 473 Millionen Euro
- Innungskrankenkassen Eine oder mehrere Handwerksinnungen können für die Betriebe der Mitglieder, die in einer… : 305 Millionen Euro
- Knappschaft Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See fungiert als Renten-, Kranken- und… -Bahn-See: 264 Millionen Euro
- Landwirtschaftliche Krankenversicherung (außerhalb RSA): 8 Millionen Euro
Laut BMG wuchsen die Leistungsausgaben um 8,0 Prozent, die Verwaltungskosten Die allgemeinen Verwaltungskosten des deutschen Gesundheitswesens betrugen 2020 nach Angaben des… um 5,2 Prozent. Ausgabentreiber sind demnach mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten von 9,6 und 12,6 Prozent Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… - beziehungsweise psychiatrische Behandlungen. Ursächlich seien vor allem hohe Vergütungssteigerungen sowie die Refinanzierung bisher nicht abgebildeter Tarifkostensteigerungen aus dem Jahr 2024.
Der Gesundheitsfonds Der Gesundheitsfonds wurde durch das 2007 verabschiedete GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz eingeführt.… verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 ein größtenteils saisonübliches Defizit von 5,8 Milliarden Euro. Während die Ausgaben des Gesundheitsfonds als monatliche Zuweisungen konstant an die Krankenkassen fließen, schwanken die Einnahmen im Verlaufe eines Jahres. In der Regel sorgen im vierten Quartal Jahressonderzahlungen wie das Weihnachtsgeld für den Ausgleich. Zum Stichtag 15. Januar 2025 verfügte der Fonds über eine Liquiditätsreserve von rund 5,7 Milliarden Euro.
Ausgaben der GKV im 1. Halbjahr 2025 in ausgewählten Bereichen
Ausgaben in Milliarden Euro | Veränderungsrate GKV* | Veränderungsrate AOK* | |
Ärztliche Behandlung | 26,961 | 7,7 | 6,9 |
Zahnärztliche Behandlung | 7,421 | 4,4 | 5,5 |
Zahnersatz | 2,140 | 2,3 | 2,2 |
Arzneimittel | 28,866 | 5,9 | 5,8 |
Hilfsmittel | 6,106 | 4,3 | 4,9 |
Heilmittel | 7,182 | 8,8 | 9,0 |
Krankenhaus | 54,538 | 9,5 | 8,1 |
Krankengeld | 10,847 | 5,6 | 6,8 |
Fahrkosten | 5,195 | 10,1 | 8,7 |
Vorsorge- und Reha-Maßnahmen | 2,567 | 10,7 | 12,8 |
Schutzimpfungen | 1,688 | 15,7 | 18,3 |
Schwangerschaft/Mutterschaft ohne stationäre Entbindung | 0,786 | 0,7 | 1,2 |
Medizinische Behandlungspflege | 5,804 | 12,6 | 11,4 |
Nettoverwaltungskosten | 6,561 | 5,2 | 7,9 |
*Veränderungsrate je Versicherter gegenüber 2024
Quelle: BMG, KV45-Zahlen, 05.09.25