Pressemitteilung

Das Gesundheitssystem steckt in einer strukturellen Krise

19.01.2023 AOK Baden-Württemberg, Stuttgart-Böblingen 4 Min. Lesedauer

Überlastete Kliniken, Pflegenotstand, fehlende Ärzte und eine immer größer werdende Finanzlücke bei den gesetzlichen Krankenkassen – das Gesundheitswesen steckt in einer tiefen, strukturellen Krise. Zwei Entwicklungen sind besonders prekär. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zieht sich quer durch alle Berufsgruppen. Die Digitalisierung dreht sich seit Jahren im Kreis. Deshalb fokussiert die AOK Stuttgart-Böblingen ihren digitalen Service und fordert von der Politik mehr Engagement beim Bürokratieabbau.

Gordana Marsic
Gordana Marsic

BöblingenDer demographische Wandel macht nicht vor dem Personal im Gesundheitswesen halt. So steht die Gesundheitsversorgung im Landkreis Böblingen vor einer großen soziodemografischen Herausforderung. Beispielsweise liegt der Anteil der über 60-jährigen Hausärzte im Landkreis Böblingen bei mehr als 33 Prozent. Bei den Kinderärzten sind es 22 Prozent. Diese Ärzte werden in naher Zukunft nicht mehr für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stehen. „Das bedeutet, dass in den nächsten fünf bis acht Jahren ein Drittel der Hausärzte in den Ruhestand gehen wird“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Stuttgart-Böblingen, Gordana Marsic. „Gleichzeitig werden die Patientinnen und Patienten aber immer älter und haben einen erhöhten zeitlichen Versorgungsbedarf. Dabei gehen aber die durchschnittlichen Arbeitszeiten der jungen Ärztinnen und Ärzte aufgrund von veränderter Lebensentwürfen bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurück.“, skizziert Gordana Marsic die prekäre Situation.

Schon längst würde dieser Trend und der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… quer durch alle Berufsgruppen gehen. Vor diesem Hintergrund fordert die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Chefin von der Politik, die Rahmenbedingungen für die Versorgungsstrukturen an die geänderten Bedürfnisse anzupassen. Da ginge es auch viel um den Abbau von Bürokratie. Diesen Problemen begegnet die AOK Stuttgart-Böblingen mit ihrem Hausarzt- und Facharztprogramm. Weniger Bürokratie und eine einfachere Abrechnung würden den Ärzten viel Zeit ersparen.

Die wirklichen Reformen des Gesundheitswesens seien überfällig. Die Bundespolitik müsse mehr regionale Gestaltungsspielräume zulassen. „Es gibt kein Patentrezept für alle Regionen in Deutschland. Klar ist aber, dass nur mit vereinten Kräften der regionalen Akteure die Dinge in die richtigen Bahnen gelenkt werden können", sagt Marsic und führt weiter aus: „Der Sicherstellungsauftrag Die Kassen(zahn)ärztlichen Vereinigungen (KVen/KZVen) sind verpflichtet, die vertragsärztliche… der Versorgung muss auf die Landesebene übertragen werden. Sprich: Krankenhäuser, Ärzte und Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… müssen in Abstimmung mit den obersten Landesbehörden zusammenwirken.“

Eine umfassende Digitalisierung würde es zudem ermöglichen, das Gesundheitswesen tiefgreifend zu verändern. Die Digitalisierung drehe sich jedoch seit Jahren im Kreis und komme letztlich nicht den Menschen und deren Versorgung zugute. Jüngstes Negativbeispiel sei das E-Rezept. „Auch hier stellt sich die Frage, ob die Bundesebene alles Regeln muss. Wird jedes Detail gesetzlich geregelt, werden Innovationen nicht nur erschwert, sondern geradezu verhindert“, kritisiert die stellvertretende AOK-Geschäftsführerin. „Wie hoch das Innnovationspotential vor Ort sein kann, zeigt beispielsweise die elektronische Arztvernetzung der AOK Baden-Württemberg und unsere digitale Beratung“, so Marsic weiter.

Neben der persönlichen Beratung in den KundenCenter, können die Versicherten der Gesundheitskasse auch die Beratung im „Online-Büro“ nutzen: Über 360 Versicherungsexperten beraten im Landkreis Böblingen und in der Landeshauptstadt die Kunden auch digital, also mithilfe von Tablet, Smartphone und dem Telefon. Mit dem Ausbau des digitalen Service verringert sich der bürokratische Aufwand für die Versicherten. „Egal ob Mutterschaftsgeld, Kinderkrankengeld oder Pflegeanträge, mit der AOK-DigitalBeratung können wir unsere Versicherten überall da beraten, wo sie gerade sind. Es können Unterlagen hoch- und heruntergeladen, gemeinsam ausgefüllt und unterschrieben werden. Das spart Anfahrtszeiten, reduziert den Postverkehr und minimiert den Papieraufwand“, so die AOK-Chefin. Der Ausbau der digitalen Beratung zeige, dass es bereits Lösungen gebe, die eine sinnvolle Ergänzung in der Versorgung sein können. Aber auch hier brauchen Krankenkassen ausreichend Spielraum für deren Ausgestaltung, erklärt Marsic.

„Dieser Spielraum kann nur gewährleistet werden, wenn 2023 das Jahr der tiefgreifenden Reformen im Gesundheitswesen wird. Die angekündigte Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministers kann nur der Startschuss für eine Modernisierung des Gesundheitssystems sein, die die nachhaltige Finanzierbarkeit und Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… der medizinischen Versorgung in den Blick nehmen muss“, betont Gordana Marsic abschließend.

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Porträt Wassiliki Babel
Pressesprecherin

Wassiliki Babel