Pressemitteilung

ADHS macht das soziale und berufliche Leben schwer

17.10.2023 AOK Baden-Württemberg, Neckar-Fils 4 Min. Lesedauer

Motorische Unruhe, Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und starke Impulsivität: Das sind typische Symptome der Aufmerksamkeits- / Hyperaktivitäts-störung (ADHS). Die Eigenschaften können zu erheblichen Einschränkungen im Sozialleben sowie in Schule und Beruf führen. Eine Erhebung der AOK Ba-den-Württemberg ergab knapp 40.000 an ADHS erkrankte Versicherte im Jahr 2021. Die Prävalenz war der Erhebung zufolge seit dem Jahr 2017 um mehr als fünf Prozent gestiegen. Besonders viele (25.118) kamen aus der Altersklasse der 0-19-Jährigen. Dabei wurden wesentlich mehr männliche Personen diagnostiziert als weibliche.

kreischendes Mädchen

Göppingen. Diese Zahlenverhältnisse spiegeln sich auch in der Region Göppingen wider: Hier erfasste man im Jahr 2021 bei den 5-9-Jährigen 68 männliche und 21 weibliche Kinder, bei den 10-14-Jährigen 137 männliche und 38 weibliche. Bei den Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren erhielten 84 Jungen und 29 Mädchen die Diagnose ADHS.

„Um von einer ADHS sprechen zu können, müssen Symptome bereits im Kindesalter vorliegen, aber häufig besteht die Störung auch bis ins Erwachsenenalter fort“, erklärt Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Baden-Württemberg. Entscheidend für eine Diagnosestellung sei, dass Symptome sowohl im Kindes- und Jugendalter als auch im Erwachsenenalter so ausgeprägt seien, dass sie zu einem relevanten Leidensdruck führten. Für die Diagnostik würden standardisierte Fragebögen und Interviews verwendet sowie eventuell eine neuropsychologische Leistungstestung durchgeführt.

„Ein Zeichen von Hyperaktivität ist zum Beispiel., dass es aufgrund der motorischen Unruhe schwierig sein kann, längere Zeit still zu sitzen. Impulsivität kann sich darin äußern, dass Betroffene beispielsweise mit Antworten herausplatzen, inadäquat viel reden und andere beim Sprechen unterbrechen“, beschreibt Dr. Alexandra Isakkson mögliche Symptome.

Man gehe davon aus, so die Fachärztin weiter, dass ADHS zu einem großen Teil erblich bedingt sei. Auch würde ADHS mit einem gestörten Dopamin-Stoffwechsel in Verbindung gebracht. Schädliche Einflüsse könnten zudem beispielsweise Alkohol- und Tabakkonsum während der Schwangerschaft und frühe psychosoziale Belastungen sein. Jedoch gehe die Forschung von Zusammenhängen aus, nicht aber von klaren Ursache-Wirkungs-Beziehungen. „Es wird auch von komplexen Wechselwirkungen von genetischen und Umweltfaktoren ausgegangen“, betont sie.

Deshalb rät die Ärztin zu folgenden Behandlungsmöglichkeiten: „Vorschulkinder sollten vor allem psychosoziale Interventionen, wie zum Beispiel Elterntrainings erhalten, um das Verständnis für die Störung sowie die Eltern-Kind-Interaktion zu verbessern“.

Aber auch im Schulalter seien Elterntrainings empfehlenswert, für die betroffenen Kinder könne eine ergänzende Psychotherapie angeboten werden. Wichtig dabei sei die Förderung der Selbstmanagement-Fähigkeiten. Im Erwachsenenalter könnten in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) Strategien im Umgang mit der ADHS-Symptomatik erlernt werden, etwa Fertigkeiten bei der Lösung von Problemen, zur Reduktion von Ablenkbarkeit und zum Umgang mit Stress. Abhängig von der Schwere der Symptome und dem Alter des Betroffenen könne zusätzlich eine medikamentöse Behandlung in Betracht kommen. 

Petra Schneppe
Pressesprecherin

Petra Schneppe