Mit TruDi in die Pflege-Zukunft
Technologiewerkstatt
Rastatt. Sind Berührungsängste erst einmal überwunden, können innovative Technologien den Pflegearbeitsalltag bereichern und entlasten. So bleibt mehr Zeit für den Menschen.
Im türkisfarbenen Meer Delfine streicheln, kraftvoll Holzscheite spalten, einen Kurztrip nach Lübeck starten. – Das alles erlebt eine zehnköpfige Gruppe mit sichtlicher und hörbarer Begeisterung. Ort des Geschehens sind allerdings weder Ozean, Wald noch Stadt. Sondern rund zwölf Quadratmeter „TruDi“, wie der „Truck der Digitalisierung“ heißt, der an diesem Vormittag Station in Rastatt vor dem KC der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -BD Mittlerer Oberrhein macht.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Technologieworkshops tragen auf dem Kopf futuristisch anmutende VR-Brillen, mit denen sie in virtuelle Welten eintauchen. „Solche Headsets ermöglichen immobilen Menschen, ihr Zuhause virtuell zu verlassen und körperliche Barrieren zu überwinden“, erläutert Daniel Muz. „Pflegebedürftige etwa können dazu aus einem Reisekatalog Ziele auswählen, die sie virtuell besuchen. Sie können sich entspannen. Oder gezielt motorische Fertigkeiten trainieren, beispielsweise nach einem Schlaganfall“, präsentiert er die auf Virtual Reality basierenden Anwendungen, die in stationären und ambulanten Einrichtungen im Einsatz sind. Gemeinsam mit einer Kollegin leitet der Referent für Digitalisierung und gesundes Arbeiten bei der Diakonie Baden den Outdoor-Workshop, der sich an Menschen richtet, die in der Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… arbeiten. „Wir wollen insbesondere Pflegekräften die Möglichkeit geben, innovative Technologien kennenzulernen, diese selbst zu testen und gemeinsam zu evaluieren. Nur so lassen sich Hemmungen im Umgang mit digitalen Techniken abbauen“, lautet die Erfahrung von Muz.
50 innovativen Technologien
„Anfassen und ausprobieren statt zuhören und abnicken“ lautet denn auch das Motto des rund dreistündigen Trainings für die AOK, zu dem sich Mitarbeitende aus den Bereichen Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… , Sozialer Dienst, Hilfsmittel Verordnungsfähige Hilfsmittel im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind Seh- und… , Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… und Krankenpflege gemeldet haben. Zu Beginn der Technologiewerkstatt werden die Bedarfe und Wünsche der Teilnehmenden abgefragt und passende Technologien ausgewählt. „TruDi ist mit über 50 innovativen Technologien aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Assistenzsysteme, Exoskelette, Apps, Telemedizin oder Sozialrobotik ausgestattet“, gibt Muz einen Überblick und erklärt: „Wetterbedingt touren wir nur von März bis Oktober durch Baden-Württemberg. Während TruDi danach Winterschlaf hält, aktualisieren wir die Auswahl an Technologien.“
Digitale Assistenzsysteme
Eines der brandneuen Hilfsmittel ist ein unscheinbares blaues Kissen. Neugierig tasten die Teilnehmenden das warme Rund ab, dessen Sensoren auf Druck und Bewegung mit beruhigender Musik reagieren. „Durch die Interaktion entsteht haptische und musikalische Stimulation“, beschreibt Muz das Produkt, das insbesondere bei Menschen mit Angst- und Schlafstörungen oder Demenz beruhigend wirkt. Bei der Evaluation einer innovativen Verblisterung, dem vollautomatischen Einschweißen von festen und oralen Arzneimittelformen in kleine Tüten, entspinnt sich eine kontroverse Diskussion um Nutzen und Grenzen der Technologie. Zukunftsfähig, wenn auch noch nicht ganz ausgereift, präsentiert sich ein digitales Assistenzsystem für den häuslichen Alltag. Die sprachgesteuerte E-Health-Software erinnert an ALEXA, kann mit einer Sturz- und Umgebungs-Sensorik sowie einer App für Familie und Pflegende kombiniert werden.
Körperliche Belastung verringern
„Die Möglichkeit, digitale Technologien selbst auszuprobieren, ist für uns nicht nur spannend, sondern ebenso unerlässlich. Schließlich möchten wir unsere Versicherten bestmöglich versorgen und uns dazu gemeinsam mit unseren Partnern im Gesundheitssystem für die bestmöglichen Hilfsmittel und Technologien entscheiden“, ist Bernhard Ibach überzeugt. Konzentriert legt der stellvertretende Geschäftsführer der AOK-BD Mittlerer Oberrhein ein so genanntes Exoskelett an, ein äußeres Stützkorsett, das Pflegekräfte im Alltag bei bestimmten Aufgaben unterstützen und die körperliche Belastung verringern soll, und lotet sein neues Bewegungsspektrum aus. An der letzten Test-Station des Workshops erweist sich der Blick aufs Smartphone als Blick in die Zukunft: Bei dem innovativen E-Health-Service reicht ein 60-Sekunden-Selfie-Video des Gesichts, um Vitalparameter wie Blutdruck, Puls und Atemfrequenz zu messen. Klar, dass die Werte im Rahmen einer telemedizinischen Beratung auch mit einer medizinischen Fachperson geteilt werden können. Ganz ohne spezielle Geräte. Ganz ohne Gang zum Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… .
Digitale Fahrt aufnehmen
Das mobile und virtuelle Zukunftszentrum „pulsnetz.de – Mensch und Technik im Gemeinwesen“ (pulsnetz MuTiG) bietet eine Vielzahl von kostenfreien Trainings- und Beratungsangeboten rund um das Thema Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialwesen. Die Angebote des Zentrums richten sich an Einrichtungen in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Ziel und Aufgabe des Projekts ist es, Einrichtungen der Sozialwirtschaft, die sich mithilfe von Digitalisierung auf die großen Herausforderungen in der sozialen Daseinsfürsorge vorbereiten wollen, zu begleiten und fachlich zu unterstützen. Sie tragen damit dazu bei, die Auswirkungen des Fachkräftemangels zu verringern.
„TruDi“ ist eines der Trainingsangebote und heißt offiziell Technologiewerkstatt. Drei Trucks der Digitalisierung (TruDis) – je Bundesland ein Fahrzeug – bieten Mitarbeitenden und Führungskräften die Möglichkeit, digitale Technologien kennenzulernen und auszuprobieren.
Das Projekt „pulsnetz MuTiG“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. Im Projekt pulsnetz MuTiG kooperieren unter der Leitung des Diakonischen Werks Baden acht Organisationen. Auch die AOK Baden-Württemberg gehört zu den Partnern des Projekts.
Interessierte Einrichtungen habe die Möglichkeit, sich per E-Mail an mutig(at)pulsnetz.de zu melden.
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Exoskelett
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Fahrzeug pulsnetz MuTiG
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