Immer mehr Pflegebedürftige im Landkreis (Konstanz)
Konstanz.
Die Zahl der Pflegebedürftigen im Landkreis Konstanz ist in den vergangenen Jahren erneut kräftig angewachsen. Von 2017 bis 2021 gab es einen Zuwachs von über 28 Prozent auf zuletzt 5.698 AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Versicherte. Das sind 1.255 Pflegefälle mehr als noch vor fünf Jahren. Viele davon wohnen zuhause und werden von Angehörigen gepflegt. Und das hat Folgen - für die Pflegenden.
Eine Pflegesituation stellt das Leben von heute auf morgen auf den Kopf: Während der Pflegebedürftige mit seiner neuen Lebenssituation zurechtkommen muss, wird das Familienmitglied plötzlich zur Pflegeperson. „Die Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… eines Angehörigen ist ein Kraftakt - körperlich, psychisch und organisatorisch“, sagt Cornelia Fischer, Pflegeberaterin im Sozialen Dienst der AOK Hochrhein-Bodensee.
Eine Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der AOK Baden-Württemberg belegt das mit Zahlen. Als Erstes fällt auf: Die Hauptlast der Pflege schultern Frauen. Zwei von drei pflegenden Personen sind weiblich. Von den 2.500 landesweit befragten Personen, die privat eine ihnen nahestehende Person pflegen bzw. gepflegt haben, müssen sich mehr als die Hälfte (54,3 Prozent) bei ihren Hobbies einschränken, verbringen weniger Zeit mit Freunden (49,3 Prozent) oder ihrem Partner (35,3 Prozent). 6,5 Prozent der Pflegenden legten eine berufliche Pause ein, 16,4 Prozent reduzierten ihre Arbeitszeit und neun Prozent gaben ihren Beruf ganz auf.
Die pflegenden Angehörigen übernehmen die unbezahlte Arbeit oft über Jahre. Bei 28,9 Prozent der von Civey-Befragten sind oder waren das fünf Jahre und länger. 17,5 Prozent der Interviewten geben zwei bis drei Jahre als bisherigen Zeitraum an, 13,9 Prozent leisten die häusliche Pflege Als "häusliche Pflege" wird die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in ihrer häuslichen Umgebung,… seit ein bis zwei Jahren und 15,1 Prozent pflegen oder pflegten ihre auf Hilfe angewiesenen Angehörigen ein Jahr oder weniger.
Auf ihre persönliche Situation als private Pflegerin oder Pfleger angesprochen nannten die Frauen und Männer verschiedene Begriffe. 42 Prozent gaben an, dass ihnen die „emotionale Betroffenheit“ am meisten zu schaffen macht. Rund 36 Prozent fühlten sich überfordert, knapp 36 Prozent klagten über Müdigkeit. Etwa 23 Prozent sprachen von erhöhter Reizbarkeit, 12 Prozent nannten Einsamkeit und rund neun Prozent Pessimismus.
Pflege-Expertin Cornelia Fischer kennt die Ängste und Sorgen. „Wenn ein Angehöriger pflegebedürftig wird, verändert das den Alltag aller Beteiligten. Pflegebedürftige Menschen möchten in der Regel in ihrem Zuhause von der Familie gepflegt werden.“ Hier seien sie von Erinnerungen umgeben, haben ihr soziales Netzwerk und können den Tagesablauf individueller gestalten als in stationärer Pflege. Aber: „Jede Pflegesituation ist anders, alles erscheint komplex und viele Pflegende fühlen sich damit überfordert“, so Cornelia Fischer.
Dabei ist Hilfe abrufbar. „Ehrenamtliche Pflegepersonen haben einen eigenständigen Anspruch auf Pflegeberatung“, weiß die Expertin. Die AOK bietet für pflegende Angehörige oder Ehrenamtliche über das Jahr hinweg verschiedene kostenlose Pflegekurse an, die Basiswissen für den Pflegealltag vermitteln. Themen sind Gesundheit und Hygiene, hilfreiche Handgriffe, rückenschonendes Heben und Tragen, aber auch Infos zu den Leistungen der Sozialversicherung Die Sozialversicherung in ihrer heutigen Form geht auf die "Kaiserliche Botschaft" von 1881 und die… und zum Betreuungsrecht. Das Ganze gibt es auch online unter online-pflegekurse.bw.aok.de. Dort findet man auch einen Link zu weiteren Leistungen wie Verhinderungs-, Kurzzeit, Tages- bzw. Nachtpflege. Denn auch die AOK-Umfrage bestätigte: Die Mehrzahl der pflegenden Familienangehörigen möchte im höheren Alter gerne selbst zuhause gepflegt werden (58 Prozent) oder zum Beispiel in einer Pflege-WG wohnen (20 Prozent). Die stationäre Unterbringung im Pflegeheim ist nur für fünf Prozent eine Option.