Statement

Reimann: Pharmabranche darf von Effizienzanstrengungen im Gesundheitswesen nicht ausgenommen werden

11.11.2025 AOK-Bundesverband 3 Min. Lesedauer
Porträt: Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes
Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes

Am Mittwoch (12. November) beginnt im Kanzleramt der sogenannte Pharma-Dialog. Dazu sagt die Vorstandsvorsitzende des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbands, Dr. Carola Reimann:

„Laut Koalitionsvertrag will die Bundesregierung die Pharmabranche zur ‚Leitwirtschaft‘ machen. Wenn sie deshalb mit Vertretern der Branche jetzt zusammenkommt, um über wachstumsförderliche Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Potenziale der Arzneimittelproduktion und -versorgung in Deutschland zu sprechen, ist das grundsätzlich zu begrüßen.

Das darf aber nicht dazu führen, dass die blendend verdienende Pharmabranche von allen Effizienzanstrengungen im deutschen Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… per se ausgenommen wird und keinen Sparbeitrag zur Stabilisierung der GKV-Finanzen leistet. Allein die kurzfristige Anhebung des Herstellerrabatts von heute neun auf 16 Prozent könnte die Branche gut verschmerzen. Ein solcher Schritt wäre ausgewogen, zudem hocheffektiv, brächte er doch der GKV in der angespannten Finanzlage auf einen Schlag 1,8 Milliarden Euro Entlastung.

„Allein die kurzfristige Anhebung des Herstellerrabatts von heute neun auf 16 Prozent könnte die Branche gut verschmerzen.“

Aus unserer Sicht zeichnet sich noch ein tieferliegendes Problem ab: Wir können zwar nachvollziehen, dass es die Bundesregierung mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland für notwendig erachtet, die pharmazeutische Industrie zu fördern. Daraus scheint die Bundesregierung aber abzuleiten, dass die Pharmaindustrie durch weniger Wettbewerb und ein überhöhtes Preisniveau in der Gesetzlichen Krankenversicherung unterstützt werden muss. Die GKV ist jedoch nicht für Absatzförderung sowie Standortsicherung der Pharmabranche zuständig, sondern für gute Gesundheitsversorgung zu bezahlbaren Preisen. Wirtschaftsförderung und faire Rahmenbedingungen für den internationalen Wettbewerb sind dagegen Aufgaben der Außen-, Wirtschafts- und Steuerpolitik.

Die Bundesregierung muss deshalb beim Pharmadialog die Arzneimittelpreise in der gesetzlichen Krankenversicherung mit auf die Agenda nehmen. Überhöhte Arzneimittelkosten müssen von allen Beitragszahlern und Unternehmen getragen werden. Auch das muss berücksichtigt werden, wenn über wirtschaftspolitische Fördermaßnahmen nachgedacht wird.

Was wir brauchen, sind strikt nutzenbasierte Arzneimittelpreise und dementsprechend eine Weiterentwicklung des AMNOG-Verfahrens. Zudem sollten wir einen verschärften Blick auf Wirtschaftlichkeits- und Wettbewerbspotentiale im Arzneimittelmarkt richten, statt Schutzzäune um die hochprofitable Branche zu ziehen. Zum Beispiel bestehen milliardenschwere Effizienzpotentiale im Biosimilar Als Biosimilars oder Follow-on-Biologicals werden biotechnologisch erzeugte Nachahmer-Wirkstoffe… -Bereich. Darum begrüßen wir auch das GBA-Vorhaben, den Austausch für Biosimilars in der Apotheke Den Apotheken als Gewerbebetrieben für die Zubereitung und den Verkauf von Arzneimitteln ist durch… bei Abgabe an Patientinnen und Patienten nach jahrelangen Beratungen endlich auf den Weg zu bringen. Die Substitution könnte noch effizienter werden, wenn sich die Austauschpflicht– wie bei Generika sind Nachahmerprodukte, die nach Ablauf des Patentschutzes für ein Originalpräparat auf den Markt… – auf ein gemeinsames Anwendungsgebiet bezieht.“

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