Oberschenkelhalsbruch: Regelmäßige Bewegung beugt Stürzen vor

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, zu stürzen und sich dabei schwer zu verletzen. Der Grund: Balance, Muskelkraft, Ausdauer und Beweglichkeit lassen jenseits des 50. Lebensjahres nach, hinzu kommt häufig Osteoporose. Das heißt, die Knochen werden porös und brechen leichter. „Eine häufige Folge von Stürzen im hohen Alter ist der Oberschenkelhalsbruch“, erläutert Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Ein älterer Herr liegt auf dem Boden und fasst sich an die Hüftgegend.

Meist ältere Menschen betroffen

Mehr als 400.000 ältere Menschen werden in Deutschland pro Jahr wegen eines Knochenbruchs behandelt, oftmals wegen eines Oberschenkelhalsbruchs – auch  Schenkelhalsfraktur genannt. Eine große Sorge der meist hochbetagten Verunglückten ist es, nicht wieder auf die Beine zu kommen und pflegebedürftig zu werden. Denn bis zu 20 Prozent der Betroffenen verlieren nach einem Oberschenkelhalsbruch ihre Selbstständigkeit und zehn Prozent überleben den ersten Monat nach dem Unfall nicht. Die Ursache hierfür ist in der Vielzahl an Begleiterkrankungen zu finden, an denen die meisten Betroffenen aufgrund ihres hohen Alters leiden und die eine Genesung erschweren oder verzögern. In jüngerem Alter ist eine Schenkelhalsfraktur seltener, da hierfür ein größeres Trauma, wie beispielsweise nach einem Verkehrsunfall, Voraussetzung ist.

Die meisten Stürze passieren im eigenen Zuhause

Doch die Chancen, auch nach einem schweren Sturz selbstständig zu bleiben, stehen auch für ältere Menschen gut: Spezielle Operationsverfahren, die eine frühzeitige Mobilisation erlauben, und eine intensive Rehabilitation machen es möglich. Die größte Sturzgefahr lauert übrigens im eigenen Zuhause. Die meisten älteren Menschen fallen nämlich in den eigenen vier Wänden oder in der nahen Umgebung, zum Beispiel im Garten – und das oft aus banalen Gründen. Häufig genügt schon eine hochstehende Teppichkante oder eine lose Gehwegplatte.

O-Töne von Dr. Camilla von Münchausen, Ärztin im AOK-Bundesverband

Symptome

Bei einem Oberschenkelhalsbruch bricht der Knochen im Übergang vom Hüftkopf zum Knochenschaft. In der Folge kann das betroffene Bein die Last des Körpers nicht mehr tragen. „Die klassischen Symptome sind starke Schmerzen im Hüftbereich und eine eingeschränkte Beweglichkeit“, sagt Medizinerin von Münchhausen. „Im Liegen sieht man oft eine Beinverkürzung und ein nach außen verdrehtes Bein. Auch Blutergüsse und Schwellungen im Hüftbereich können Hinweise auf einen Oberschenkelhalsbruch sein.“

Zwei Operationsverfahren

In den meisten Fällen muss ein Oberschenkelhalsbruch operiert werden. Hier gibt es grundsätzlich zwei Verfahren: Beim hüftkopferhaltenden Verfahren wird der Bruch durch Schrauben, Nägel oder Platten fixiert. Damit der Knochen nach der Operation gut heilen kann, muss für eine hüftkopferhaltende Therapie allerdings der Hüftkopf ausreichend durchblutet und der Bruch nur wenig verschoben sein. „Ist das nicht der Fall oder wird eine schnelle Vollbelastung des Beines angestrebt, wird ein künstliches Hüftgelenk eingebaut, eine sogenannte Hüftendoprothese, wobei der Hüftkopf ersetzt wird“, so Dr. von Münchhausen weiter.

Nach OP: sofortige Mobilisierung wichtig

Nach der OP ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten möglichst frühzeitig zu mobilisieren, also ihre Gehfähigkeit wiederherzustellen. Dabei geht es vor allem darum, einem Abbau der Muskeln vorzubeugen und die Selbstständigkeit zu erhalten. Ein weiteres Ziel ist es, Komplikationen zu vermeiden, zu denen es bei einer längeren Bettlägerigkeit kommen kann, zum Beispiel zu Thrombosen und Druckgeschwüren. Zur Mobilisierung gehören Bewegungsübungen, um die Muskeln wieder aufzubauen, und ein Koordinationstraining sowie eine Gangschulung.

So lassen sich Stürze vermeiden

Wieder zu Hause, sollten Seniorinnen und Senioren Stürzen konsequent vorbeugen. Ganz wichtig ist, typische Stolperfallen in der Wohnung und näheren Umgebung, wie lose Kabel oder hohe Teppichkanten, zu beseitigen und die eigenen vier Wände möglichst barrierefrei zu gestalten. Auch eine gute Beleuchtung gehört dazu, da bei Älteren häufig auch die Sehkraft eingeschränkt ist und herumliegende Gegenstände zu spät gesehen werden.

Training dem Gesundheitszustand anpassen

Um es gar nicht erst zu einem Sturz kommen zu lassen, ist Bewegung das beste Mittel: „Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Koordination und die Trittsicherheit“, so Medizinerin von Münchhausen. Den Knochenaufbau kann man mit Aktivitäten fördern, bei denen man sein eigenes Gewicht tragen muss. Dazu gehören Treppensteigen und Krafttraining. Eine der einfachsten Bewegungs- und Trainingsarten mit einem relativ geringen Verletzungsrisiko ist flottes Gehen (Walking). Viele Übungen lassen sich auch ganz leicht zu Hause durchführen: So können Kraft und Balance zum Beispiel mit Kniebeugen, Einbeinstand oder Rückwärtsgehen trainiert werden. Da körperliche Aktivität immer mit einem Verletzungsrisiko einhergeht, ist es wichtig, das Training an den eigenen Gesundheitszustand anzupassen.

Ernährung wichtig für Knochengesundheit

Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Knochengesundheit. „Hier eignet sich eine ausgewogene, kalziumreiche Ernährung, um die Knochen zu stärken“, empfiehlt Ärztin von Münchhausen. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen zur Osteoporose-Vorbeugung eine Kalziumaufnahme von 700 bis 1.200 Milligramm täglich. Gute Kalziumlieferanten sind zum Beispiel Milch, Joghurt, Käse, Mandeln, Grünkohl sowie bestimmte Mineralwässer.

Daneben ist eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung wichtig, denn diese hilft den Knochen dabei, Kalzium aufzunehmen. Der größte Teil des Vitamin D wird durch direkte Sonneneinstrahlung im Körper selbst produziert. Neben körperlicher Aktivität und einer ausreichenden Versorgung mit Kalzium und Vitamin D, kann das Risiko für einen Knochenbruch durch Rauchverzicht verringert werden, der wiederum weitere Vorteile für die Gesundheit mit sich bringt.