Mehrheit in Bayern will Überweisung über den Hausarzt

- AOK Bayern fordert Verbesserungen bei der Patientensteuerung
- Mehr Verantwortung für nicht-ärztliches Praxispersonal
- Stärkere Rolle für ärztlichen Bereitschaftsdienst „116 117“ nötig
„55 Prozent der bayerischen Bevölkerung befürworten es, dass Facharzttermine nur noch mit Überweisung vergeben werden sollen. Dieses Votum zeigt, dass wir neue Wege bei der Patientensteuerung gehen müssen. Ziel muss sein eine bessere und schnellere Versorgung zu ermöglichen – etwa durch kürzere Wartezeiten für dringende Facharzttermine“, sagt Dr. Irmgard Stippler, Vorständin der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Bayern.
Besonders deutlich wird der Handlungsbedarf bei der Terminvergabe: 80 Prozent der Befragten der repräsentativen forsa-Umfrage wünschen sich, dass ärztliche Termine stärker am tatsächlichen Versorgungsbedarf ausgerichtet werden. „Diese hohe Zustimmung unterstreicht, wie dringend hier strukturelle Veränderungen notwendig sind“, so Stippler weiter. Zudem sprechen sich 70 Prozent der gesetzlich Versicherten dafür aus, dass die Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… sie aktiv bei der Terminsuche unterstützen. „Als AOK Bayern wären wir bereit, hier noch stärker mitzuwirken – vorausgesetzt, die rechtlichen Rahmenbedingungen erlauben dies. Dazu gehört auch ein verbindlicher Terminpool, über den freie Zeiten transparent vergeben werden können“, so die Vorstandsvorsitzende.
AOK Bayern: Teambasierte Versorgung als ergänzendes Modell
Neben der geplanten Reform unterstützt die AOK Bayern ein Versorgungskonzept, das auf eine stärkere Zusammenarbeit im Team setzt: Die AOK-Gemeinschaft schlägt vor, die hausärztliche Versorgung so weiterzuentwickeln, dass auch Pflegekräfte und weitere Gesundheitsberufe gemeinsam in Teams arbeiten. Laut forsa-Umfrage befürworten 51 Prozent der Befragten diese Forderung – bei den 18- bis 39-Jährigen liegt die Zustimmung sogar bei 53 Prozent. Die AOK Bayern ist Vorreiter in diesem Bereich, denn: „Gemeinsam mit dem Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverband e.V fördern wir gezielt die akademische Weiterbildung von nichtärztlichen Praxismitarbeitenden. Insgesamt stellen wir eine Fördersumme von 1,5 Millionen Euro bereit“, betont Stippler.
Orientierungswunsch im Gesundheitswesen: Mehrheit für festen Ansprechpartner
Auch die unübersichtlichen Strukturen im ambulanten Bereich sorgen für Probleme. „Viele Patientinnen und Patienten wissen nicht, an wen sie sich mit ihren gesundheitlichen Anliegen wenden sollen. Diese Unsicherheit führt zu unnötigen Belastungen für das gesamte System“, so Stippler. Das belegen auch die Umfrageergebnisse: 75 Prozent der Befragten wünschen sich eine feste Ansprechperson, die sie durch das Gesundheitssystem begleitet – bei den über 60-Jährigen sind es sogar 82 Prozent.
Notaufnahmen oft überlastet – AOK Bayern fordert Steuerung über 116 117
Die fehlende Orientierung im System zeigt sich auch in der Nutzung von Notaufnahmen außerhalb der Sprechzeiten: Fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) würde sich bei gesundheitlichen Beschwerden wie einem akuten Harnwegsinfekt oder hohem Fieber am Wochenende direkt an die Notaufnahme wenden. Sieben Prozent würden sogar den Notruf 112 wählen – obwohl keine akute Lebensgefahr besteht. Unter der Woche sieht das Bild anders aus: 85 Prozent geben an, zunächst eine Haus- oder Facharztpraxis aufzusuchen. Nur vier Prozent würden zur Notaufnahme gehen, drei Prozent zum Notruf greifen. Auffällig ist auch die unterschiedliche Nutzung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter 116 117: Am Wochenende würden 59 Prozent diesen Service nutzen, werktags sind es lediglich fünf Prozent. „Die 116 117 muss eine stärkere Rolle bei der Steuerung der Versorgung einnehmen – und zwar nicht nur am Wochenende“, fordert Stippler. „Zukünftig sollten sowohl die geplanten Primärversorgungspraxen als auch eine zentral angesiedelte Akutleitstelle bei den Kassenärztlichen Vereinigungen – erreichbar über 116 117 und digitale Zugänge – mit einem standardisierten Ersteinschätzungsverfahren arbeiten. Nur so kann gewährleistet werden, dass Notaufnahmen entlastet werden.“
Hinweise für die Redaktionen
Die Umfrage wurde von forsa in Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung unter 500 Personen in Bayern ab 18 Jahren zwischen dem 04. bis zum 13. September 2025 durchgeführt.
Das AOK-Positionspapier zur Primärversorgung Unter Primärversorgung wird die gesundheitliche Grundversorgung und Beratung verstanden, in der auch… finden Sie hier: https://www.aok.de/pp/bv/pm/ambulante-primaerversorgung/