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Muskel-Skelett-System

Schwaches Bindegewebe: Wie lässt es sich wieder stärken?

Veröffentlicht am:24.07.2025

6 Minuten Lesedauer

Das Bindegewebe spielt eine wichtige Rolle im Körper. Durch übermäßige Belastungen, Verletzungen, einen ungesunden Lebensstil oder durch Erkrankungen kann es geschwächt und geschädigt werden. Doch wie lässt sich das Bindegewebe wieder stärken?

An einem Sommertag joggen vier Frauen in einem Park.

© iStock / south_agency

Bindegewebe: Aufgaben und Funktion

Bindegewebe ist ein wichtiger Bestandteil unseres Körpers. Es verbindet die Organe, Knochen und Muskeln miteinander, verleiht ihnen Struktur und bietet Schutz und Stabilität. Bindegewebe hält die Organe an der richtigen Stelle im Körper, verbindet die Muskeln mit dem Stützgewebe, also den Knochen und Knorpeln, und erlaubt so Bewegung. Es verbindet die Knochen miteinander und gibt ihnen Stabilität. Bindegewebe ist Bestandteil der Blutgefäße und stellt sicher, dass diese gemeinsam mit der Muskelschicht der Belastung des Blutdrucks standhalten. Außerdem ist es ein wichtiger Teil unserer Haut und hält diese zusammen. Als Fettgewebe speichert es Energie. Binde- und Stützgewebe ist einer der vier Hauptbausteine, aus denen der Körper von Menschen und Tieren aufgebaut ist. Durch verschiedene Faktoren kann es geschwächt oder geschädigt werden oder auch selbst erkranken. Damit es stark und straff bleibt, können Sie selbst einiges tun.

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Was ist Bindegewebe?

Binde- und Stützgewebe ist eine von vier Gewebearten im menschlichen Körper. Die drei anderen sind Epithelgewebe, Nervengewebe und Muskelgewebe. Bindegewebe besteht aus Zellen, Fasern und Zwischenzellmasse.

Es kann weich und elastisch (areoläres und lockeres Bindegewebe) oder fest sein (dichtes Bindegewebe). Lockeres Bindegewebe füllt die Räume zwischen den Organen und Geweben aus. Zum straffen Bindegewebe gehören Bänder und Sehnen sowie die mittlere Hautschicht (Dermis). Ein wichtiger Bestandteil von straffem Bindegewebe ist Kollagen, das für Elastizität und Festigkeit von Haut und Gelenken sorgt. Bei Männern ist das Bindegewebe der Haut übrigens fester als bei Frauen. Ein Grund dafür ist, dass ihre Lederhautschicht dicker ist und zudem die Gewebefasern schräg zur Hautoberfläche in verschiedene Richtungen verlaufen. Bei Frauen verlaufen sie dagegen senkrechter zur Hautoberfläche. Diese Besonderheit der weiblichen Haut ermöglicht damit die große Dehnbarkeit, die für Schwangerschaft und Geburt wichtig ist.

Lässt sich Cellulite behandeln?

Cellulite ist eine harmlose Bindegewebsschwäche, die vor allem Frauen betrifft. Bindegewebsfasern halten die Haut an dem darunter liegenden Muskelgewebe fest, dazwischenliegende Fettzellen drücken wiederum gegen die Hautoberfläche, sodass zwischen den Ansätzen der Fasern die Haut ausbeulen kann. Die Ursachen sind unklar, doch Vererbung könnte eine Rolle spielen, da Cellulite in Familien gehäuft auftritt. Aber auch die Menge an Fettgewebe und der Muskeltonus spielen eine Rolle, obgleich auch schlanke und sehr sportliche Menschen Cellulite haben können. Viele Salben, Cremes, Tonics, Peelings, Öle, Bäder oder Gels werden angeboten, damit die lästigen Dellen verschwinden. Auch mit Lymphdrainage, Laser- und Ultraschallbehandlungen oder Vakuummassagegeräten soll die Cellulite beseitigt werden. Wissenschaftlich bewiesen ist ihre Wirkung nicht. Bisher gibt es kein wirksames Mittel oder eine geprüfte Methode, um Cellulite dauerhaft zu bekämpfen. Sportarten wie Schwimmen, Joggen, Wandern, Spazierengehen, Radfahren sowie eine gesunde Ernährung können jedoch dazu beitragen, dass die Dellen weniger sichtbar sind.

Erkrankungen und Schwäche des Bindegewebes

Das Immunsystem hat die Aufgabe, den Körper vor Keimen zu schützen, vor allem vor Viren, Bakterien und Parasiten. Es kann jedoch passieren, dass das Immunsystem sich gegen Bestandteile des eigenen Körpers richtet, dann spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Das Ziel einer solchen Autoimmunerkrankung kann auch das Bindegewebe sein. Es gibt viele dieser Erkrankungen, die man als Kollagenosen bezeichnet. Die meisten sind selten, einige – wie die Rheumatoide Arthritis – kommen jedoch häufiger vor. Bei der Rheumatoiden Arthritis richtet sich das Immunsystem gegen die Gelenkinnenhaut und führt so zu Entzündungen, die unbehandelt zu einer Schädigung der Gelenke führen. Ein anderes Beispiel ist der seltene Lupus erythematodes. Hier kann sich die Erkrankung nur gegen das Bindegewebe der Haut oder beim systemischen Lupus erythematodes gegen das Bindegewebe im ganzen Körper richten.

Es gibt auch Erbkrankheiten, bei denen das Bindegewebe besonders schwach oder elastisch ist. Vom Wundergeiger Paganini wird immer wieder behauptet, er habe eine solche Erkrankung gehabt – dank des sogenannten Marfan-Syndroms hätte er so phantastisch spielen können. Einige Forscher vermuten, dass auch der frühere US-Präsident Abraham Lincoln daran litt. Bei Menschen, die zum Beispiel am Marfan-Syndrom oder am Ehlers-Danlos-Syndrom leiden, ist die Haut extrem dehnbar und die Gelenke sind übermäßig beweglich. Da die besondere Dehnbarkeit auch die Blutgefäße betreffen kann, kann dies auch zu Ausbeulungen der Hauptschlagader (Aortenaneurisma) führen.

Was ist das Marfan-Syndrom?

Das Marfan-Syndrom ist eine seltene, erblich bedingte Erkrankung. Typisch sind lange, dünne Finger, schmale Hände und Füße, lange Arme und Beine, ein hoher, schlanker Wuchs. Durch einen genetischen Fehler ist das Bindegewebe nicht normal ausgebildet. Das wirkt sich auf das Herz-Kreislauf-System, die Lunge, Knochen, Muskeln und Augen aus. Besonders häufig treten Veränderungen am Herzen und den Herzklappen auf, die zu einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) führen können oder zu einem Riss der Hauptschlagader (Aorta), der lebensbedrohlich sein kann. Das Marfan-Syndrom ist nicht heilbar, kann aber gut behandelt werden.

Ehlers-Danlos-Syndrom

Eine andere seltene erbliche Erkrankung des Bindegewebes ist das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS). Durch unterschiedliche Genmutationen kommt es zu einer Veränderung der Struktur oder der Produktion von Kollagen und damit zu einer Bindegewebsschwäche, die unterschiedliche Organe betreffen kann. Betroffene sind oft überbeweglich, haben eine überdehnbare Haut und ein erhöhtes Risiko, dass zum Beispiel das Schulter- oder Hüftgelenk aus der Gelenkpfanne springen oder eine Verkrümmung der Wirbelsäule auftreten kann. Das Ehlers-Danlos-Syndrom kann sich auch auf Blutgefäße, Herzklappen, eine erhöhte Verletzbarkeit, Eingeweidebrüche und auch auf andere Organe wie die Augen auswirken und ist nicht heilbar.

Eine junge Frau stützt sich neben der Gymnastikmatte mit den Händen ab. Das rechte Bein ist ausgestreckt, das linke aufgestellt. Mit einer Faszienrolle bearbeitet sie ihre Gesäßmuskeln.

© iStock / Vladimir Sukhachev

Regelmäßiges Training mit einer Faszienrolle kann das lokale Gewebe stärken, die Entwässerung fördern und die Faszien kräftigen.

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Bindegewebe stärken: So klappt es

Sie können selbst etwas für ihr Bindegewebe tun. Achten Sie auf ein gesundes Gewicht. Das trägt dazu bei, die Belastung und den Verschleiß des Bindegewebes der Gelenke zu verringern. Die richtige Ausrüstung beim Sport und richtiges Aufwärmen und Dehnen schützen vor Verletzungen.

Damit Faszien und Bindegewebe gesund bleiben, ist es wichtig, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Ein anderer Tipp: ausreichend trinken und genügend schlafen.

Auch mit einem gezielten Training lässt sich das Bindegewebe stärken. Verklebungen der Faszien können gelöst, Verspannungen abgebaut und die Beweglichkeit verbessert werden.

  • Spezielles Faszientraining

    Bereits wenige Minuten ein- bis zweimal pro Woche reichen aus. Über einen Zeitraum von 6 bis 24 Monaten kann konsequentes und regelmäßiges Training ohne große Belastungen die Kraft und Elastizität des Fasziennetzes deutlich verbessern. Übungen umfassen langsames und dynamisches Dehnen oder langsame Bewegungen mit einer Faszienrolle, um das lokale Gewebe zu stimulieren und die Entwässerung zu fördern. Die Erfolge sind in den ersten Wochen zwar noch sehr gering, doch dafür haben sie einen dauerhaften Effekt.

  • Langfristig auf gesunde Fette umstellen

    Auch die Ernährung hat Einfluss auf die Faszien. Auf dem Speiseplan sollten die einfach ungesättigte Fettsäure Omega 9, die in Oliven-, Raps- und Erdnussöl, in Avocados, einigen Nüssen und Samen enthalten ist, sowie die mehrfach ungesättigte Fettsäure Omega 3 nicht fehlen. Sie ist in Fisch, Lein-, Hanf- und Nussöl enthalten. Die Fettsäuren sorgen dafür, dass der Körper gesund bleibt und Stoffwechsel und Faszien gut funktionieren.

  • Ausreichende Versorgung mit Vitamin C

    Um Kollagen aufzubauen, braucht der Körper zudem Vitamin C. Außerdem ist es wichtig für die Neubildung von Knochen, Knorpeln und Zähnen. Gute Lieferanten von Vitamin C sind zum Beispiel Acerolakirschen, Guaven, schwarze Johannisbeeren, Petersilie, Grünkohl, Brokkoli, Paprika und Kiwis. Wichtig ist, neben Vitamin C ausreichend Vitamin A und Vitamin E aufzunehmen.

  • Weitere Helfer für das Bindegewebe

    Für die Wundheilung und die Regeneration von Gewebe ist das Spurenelement Zink wichtig. Es ist in Kakao, Mohn, Eigelb, Leinsamen, Austern, Rindfleisch, Nüssen, Kürbis- und Sonnenblumenkernen, Pilzen, Meeresfrüchten und in einigen Grünteesorten enthalten. Alicin, ein Wirkstoff, der in Zwiebeln und Knoblauch vorkommt, wirkt antibakteriell auf Körper und Faszien, das Gewürz Curcumin gegen Entzündungen. Capsaicin, das in Paprika- und Chilischoten enthalten ist, fördert die Durchblutung, wärmt die Haut, wirkt schmerzlindernd und verbessert die Mobilität im Rücken- und Nackenbereich.

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