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Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Systolischer und diastolischer Blutdruck: Wo liegt der Unterschied?

Veröffentlicht am:11.05.2021

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 18.12.2023

Wer regelmäßig seinen Blutdruck misst, hat schon mal von Fachbegriffen wie diastolischer und systolischer Blutdruck gehört. Sie bezeichnen den oberen und den unteren Wert einer Blutdruckmessung. Was steckt hinter diesen Blutdruckwerten?

Mann misst seinen Blutdruck.

© iStock / PIKSEL

Was ist der systolische und was der diastolische Wert?

Die Begriff systolischer und diastolischer Blutdruck werden von der Abläufen im Herzen abgeleitet. Das Herz ist die treibende Kraft in unserem Blutkreislauf. Über diesen werden unsere Organe wie Gehirn, Nieren, Leber, Haut, Muskeln sowie auch das Herz selbst ständig mit Blut versorgt. Das Herz bringt dabei wie eine Pumpe das Blut in Bewegung. Normalerweise geschieht dies in einem Rhythmus von etwa 60 bis 80 regelmäßigen Pumpbewegungen oder Herzschlägen pro Minute. Dabei werden von Fachleuten zwei Phasen innerhalb eines Herzzyklus beschrieben: die Systole und die Diastole.

Wie arbeitet das Herz?

Das Herz zieht sich bei jedem seiner Schläge zusammen, um das Blut in den Blutkreislauf zu pressen. Fachleute sprechen von einer Systole. Im Anschluss daran entspannt sich der Herzmuskel. Daraufhin dehnt sich das Herz aus und füllt sich mit Blut – das ist eine Diastole. Dieses Blut wird beim folgenden Schlag wieder in Umlauf gebracht. Ein gewisser Druck ist notwendig, damit das Blut vom Herzen aus durch die Schlagadern (Arterien) und die sich anschließenden kleineren (Arteriolen) und feinsten (Kapillaren) Blutgefäße in die Organe und Gewebe des Körpers fließen kann. Diese Gefäße setzen dem Blutstrom durchaus Widerstand entgegen.

Nach jedem Herzschlag dehnen sich die großen, herznahen Schlagadern des Körpers aus. Wenn sich das Herz anschließend entspannt, gelangt das zwischengespeicherte Blut weiter in den Körper. Dafür sorgt der Druck, der von den elastischen Wänden der Schlagadern ausgeht. So sorgen die Arterien dafür, dass der stoßweise Blutfluss in eine gleichmäßige Strömung umgewandelt wird.

Grafik Das Herz im Herzkreislaufsystem.
Das Herz steht im Zentrum des Herz-Kreis-Laufsystems.

Was bedeuten die beiden Blutdruckwerte?

  • Systolischer (oberer) Wert: Der Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn das Herz sich zusammenzieht und das Blut auswirft.
  • Diastolischer (unterer) Wert: Der Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn der Herzmuskel erschlafft und sich erneut mit Blut füllt.

Beide Werte werden in „Millimeter Quecksilbersäule“ gemessen und tauchen in den Angaben als mmHg auf.

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Welcher Wert ist wichtiger – der systolische oder der diastolische Blutdruck?

Beide Werte gehören zusammen und werden gemeinsam angegeben. Grundsätzlich schwankt der Blutdruck, weil der Körper ihn nach Bedarf reguliert. So haben wir im Schlaf normalerweise einen niedrigen Blutdruck. Er erhöht sich bei körperlicher Anstrengung, weil die Muskeln mehr Blut benötigen. Insgesamt nimmt der Blutdruck zu, je älter wir werden. Vor allem der obere, systolische Blutdruckwert steigt mit der Zeit. Das liegt daran, dass die Gefäßwände nicht mehr so elastisch sind.

Auch Risikofaktoren wie Übergewicht, eine Ernährung mit übermäßig Salz und Alkohol sowie ein Mangel an Bewegung lassen den Blutdruck steigen. Eine genetische Veranlagung kann ebenfalls ein Grund dafür sein. Bestimmte Medikamente, wie etwa Mittel zur Behandlung von psychischen Erkrankungen oder auch die Antibabypille, können den Blutdruck zusätzlich erhöhen. Menschen, die sich mehr bewegen, sich salzarm ernähren und abnehmen, können ihren Blutdruck auf diese Weise wieder senken. Blutdrucksenker können helfen, wenn diese Maßnahmen nicht fruchten.

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Wie wird der Blutdruck gemessen?

Bei einer Blutdruckmessung wird üblicherweise eine aufblasbare Manschette um den Oberarm gelegt, die sich nur nach innen ausdehnen kann. Sie ist über Schläuche mit einem Messgerät verbunden, auf dem sich der Druck zeigt, der innerhalb der Manschette herrscht. Beim Aufpumpen der Manschette erhöht sich der Druck auf die Oberarmarterie – so weit, bis er stärker ist als der systolische Blutdruck in der Schlagader des Arms. Durch diese kann also kurzfristig kein Blut hindurchfließen. Es strömt erst in dem Moment wieder, in dem der Druck aus der Manschette genommen wird und somit der Blutdruck in der Armschlagader wieder etwas höher ist. Bei jedem Herzschlag wird das Blut nun wieder durch diese eben noch zusammengedrückte Ader gepresst.

Es gibt auch Blutdruckmessgeräte, die am Handgelenk oder Unterarm angelegt werden. Sie scheinen im ersten Moment einfacher anwendbar zu sein. Jedoch ist hier das Risiko größer, falsche Messwerte zu erhalten. Wie bei der Messung am Oberarm muss während der Messung die Hand genau auf Herzhöhe liegen, um falsche Werte zu vermeiden. In Tests schneiden Oberarmmessgeräte bei der Messgenauigkeit oft besser ab als Geräte für das Handgelenk. Auch ist die Anwendung von Unterarmmanschetten bei bestimmten Krankheitsbildern nicht geeignet, zum Beispiel bei Herzrhythmusstörungen oder Atherosklerose.

Mann misst seinen Blutdruck mit Hilfe eines Blutdruckmessgerätes.

© iStock / Ake Ngiamsanguan

Um den Blutdruck festzustellen, kommt ein Blutdruckmessgerät zum Einsatz.

Was gibt es beim Messen des systolischen und diastolischen Blutdruck zu beachten?

Die Deutsche Hochdruckliga hat zehn Regeln zur Blutdruckselbstmessung aufgestellt:

  • 1. Ruhe finden

    Erst nach einer Phase von fünf Minuten in ruhiger Umgebung sollten Sie bei entspannter Körperhaltung im Sitzen mit der Messung beginnen.

  • 2. Den Hausarzt oder die Hausärztin aufsuchen

    Nur jedes zweite Selbstmessgerät liefert zuverlässige Werte. Deshalb sollte in der Hausarztpraxis zu Beginn der Selbstmessung eine standardisierte Vergleichsmessung stattfinden.

  • 3. In Höhe des Herzens messen

    Wenn Sie Ihren Blutdruck am Handgelenk messen, sollten Sie den Arm passiv in der Höhe des Herzens lagern.

  • 4. Passende Manschette nutzen

    Bei den Manschetten der Messgeräte liegt der Standard bei einem Handgelenksumfang von rund 19,5 Zentimetern und einem Oberarmumfang von 33 Zentimetern. Bei einem größeren Umfang ist auch eine größere Manschette notwendig.

  • 5. Den Arm mit dem höheren Blutdruck wählen

    Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sollte den Blutdruck an beiden Armen messen. Dann wissen Sie, an welchem Arm der Blutdruck höher ist. Dort sollten Sie die eigene Messung durchführen.

  • 6. Die Werte dokumentieren

    Um eine Steigerung oder einen Abfall der systolischen und diastolischen Blutdruckwerte feststellen zu können, sollte Sie die Werte notieren. Moderne Geräte speichern die Werte automatisch oder warnen sogar mit einem Signalton, wenn der Wert über 135/85 mmHg liegt.

  • 7. Regelmäßig messen

    Messen Sie den Blutdruck am besten täglich morgens und abends, jeweils zur gleichen Zeit vor der Einnahme eventueller blutdrucksenkender Medikamente.

  • 8. Niedrigere Normalwerte

    Bei der Selbstmessung liegen die Normalwerte anders als bei einer Messung in der Praxis unter 135/85 mmHg.

  • 9. Herz in Bewegung

    Das Herz ist oft unterschiedlich mit Blut gefüllt – deshalb kann es größere Schwankungen bei einer Selbstmessung geben.

  • 10. Sich schulen lassen

    Wer ein Blutdruckselbstmessgerät nutzt, sollte sich bei Fachpersonal schulen lassen, um sicher die eigenen diastolischen und systolischen Blutdruckwerte ermitteln zu können.

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Wann ist der Blutdruck normal?

Als normal gilt der Blutdruck, wenn der systolische Wert unter 130 mmHg und der diastolische Wert unter 85 mmHg liegt. 120 zu 80 wäre zum Beispiel ein normaler Blutdruckwert. Manche Personen haben jedoch Bluthochdruck oder einen zu niedrigen Blutdruck.

Welche Blutdruckwerte sind zu hoch?

Von Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, spricht man bei Blutdruckwerten ab 140 zu 90 mmHg. Hier werden verschiedene Stufen, je nach Höhe des Druckes, unterschieden. Leidet ein Mensch unter Bluthochdruck, ist der Druck in den Blutgefäßen auch im Ruhezustand erhöht. Das Herz muss dann mit erhöhter Anstrengung pumpen. Das belastet Herz- und Gefäßwände und kann zu schweren Langzeitfolgen wie einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Niereninsuffizienz führen. Je früher Bluthochdruck erkannt und behandelt wird, desto besser.

Wann ist der Blutdruck zu niedrig?

Von niedrigem Blutdruck oder auch Hypotonie spricht man bei Blutdruckwerten von unter 100 zu 60 mmHg. Es gibt verschiedene Ursachen für niedrigen Blutdruck. Gerade junge schlanke Menschen haben oft einen dauerhaft niedrigen Blutdruck ohne Behandlungsnotwendigkeit. Bei älteren Menschen stecken manchmal Krankheiten dahinter. Auch Flüssigkeitsmangel oder bestimmte Medikamente können Verursacher sein. Die sogenannte „orthostatische“ Hypotonie entsteht, wenn der Körper zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen nicht in der Lage ist, den Blutdruck und die Blutverteilung schnell anzupassen.

Die Blutdruckwerte in der Übersicht

StufeSystolischer Blutdruck in mmHgDiastolischer Blutdruck in mmHg
niedrigunter 100unter 60
normalunter 130unter 85
hoch130 bis 13985 bis 89
leicht erhöht (Hypertonie Grad 1)140 bis 15990 bis 99
mittelgradig erhöht (Hypertonie Grad 2)160 bis 179100 bis 109
deutlich erhöht (Hypertonie Grad 3)über 180über 110

Wann liegt ein Notfall vor?

Steigen die Blutdruckwerte plötzlich stark an (über 180/120 mmHg), besteht die ernstzunehmende Gefahr, dass Organe des Körpers Schaden nehmen. Ein sogenannter hypertensiver Notfall liegt vor, wenn hohe Blutdruckwerte in Kombination mit bestimmten Symptomen einhergehen. Warnsignale sind:

  • Übelkeit und Brechreiz
  • Sehstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Lähmung
  • Atemnot
  • Brustschmerzen
  • Schwindel
  • Einblutungen in die Augen

Wenn diese Symptome in Kombination mit hohen Blutdruckwerten auftreten, sollte sofort reagiert und ein Notarzt oder eine Notärztin unter der Telefonnummer 112 gerufen werden. Wichtig ist auch, dass ein unkontrolliertes Absetzen von blutdrucksenkenden Medikamenten eine solche Blutdruckentgleisung zur Folge haben kann. Besprechen Sie das Absetzen von Medikamenten unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin.

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