Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Linea nigra, Schwangerschaftsstreifen und Co.: Die Haut in der Schwangerschaft

Veröffentlicht am:02.04.2024

6 Minuten Lesedauer

Der weibliche Körper verändert sich durch eine Schwangerschaft – auch die Haut. Es gibt harmlose Hautveränderungen, die nach der Schwangerschaft wieder verschwinden, aber auch typische Hauterkrankungen – ein Überblick über die wichtigsten Phänomene.

Eine schwangere Frau liegt auf einem Bett und hält ihren Bauch, auf dem eine Linea negra erkennbar ist.

© iStock / Michael Lutz

Wie sich eine Schwangerschaft auf die Haut auswirkt

Wenn ein neues Leben entsteht, beeinflusst dies viele Prozesse im Körper der werdenden Mutter. Sobald die Eizelle befruchtet ist, passen sich Hormonhaushalt, Stoffwechsel, Durchblutung, Immunsystem und verschiedene Organe den neuen Belastungen und Anforderungen der Schwangerschaft an.

Auch auf unser größtes Körperorgan, die Haut, haben diese Umstellungen im Organismus Auswirkungen: Es kann zu Veränderungen oder Erkrankungen der Haut kommen, bereits bestehende Hauterkrankungen werden beeinflusst. Viele dieser Hauterscheinungen sind typisch bei einer Schwangerschaft und bilden sich nach der Entbindung von selbst zurück. Andere erfordern eine Behandlung.

Für die harmlosen und typischen Hauterscheinungen während der Schwangerschaft sind vor allem Umstellungen im Hormonhaushalt, der Pigmentbildung und der Durchblutung verantwortlich.

Hautveränderungen durch hormonelle Umstellung

Melanozyten sind Zellen in der Oberhaut, die den Haut- und Haarfarbstoff Melanin bilden. Durch hormonelle Umstellungen in der Schwangerschaft verstärken sie die Produktion dieses Farbstoffs (Pigment). Die Haut kann insgesamt dunkler werden, insbesondere aber an Körperstellen, die ohnehin pigmentreicher als die übrige Haut sind: zum Beispiel Brustwarzen, der äußere Genitalbereich, die Achselhöhlen und Narben. Zwei typische Beispiele sind die Linea nigra und das Melasma:

Linea nigra

In der Mitte des Bauches verläuft ein Bindegewebsstreifen senkrecht vom Brustbein zum Schambein, die Linea alba („weiße Linie“). Bei 80 Prozent der Schwangeren verdunkelt sie sich und wird als Linea nigra („schwarze Linie“) sichtbar, meist ab dem dritten Trimester. Die Linea nigra kann wenige Millimeter, aber auch bis zu anderthalb Zentimeter breit sein. Sie reicht manchmal nur vom Schambereich bis zum Bauchnabel, manchmal bis zur Brust. Sie ist je nach Hauttyp mehr oder weniger auffällig, auf keinen Fall aber ein Krankheitszeichen oder Grund zur Sorge. Es gibt keine Möglichkeit, einer Linea nigra vorzubeugen oder sie zu behandeln. Wenn sich der Hormonspiegel nach der Schwangerschaft normalisiert, verblasst sie von selbst. Dies dauert in der Regel mehrere Wochen oder Monate. In seltenen Fällen bildet sie sich erst nach längerer Zeit oder nur unvollständig zurück.

Melasma (Chloasma)

Eine erhöhte Melaninproduktion kann zu Pigmentansammlungen an verschiedenen weiteren Hautpartien, vor allem im Gesicht, führen. Dies äußert sich in unregelmäßigen, gelblich-braunen Hautflecken, die ab dem zweiten Trimester meist beidseitig auf Stirn, Wangen und Kinn auftreten. Bis zu 90 Prozent der Schwangeren haben Melasmen, weshalb sie im Gesicht auch als Schwangerschaftsmaske bezeichnet werden. Melasmen, die in der Schwangerschaft entstehen, gehen wie die Linea nigra nach der Entbindung meist wieder zurück. Es ist daher selten notwendig, Schwangerschaftsmelasmen zu behandeln. Sie können aber vorbeugen: Um eine Verstärkung von Melasmen zu vermeiden, ist ein konsequenter Sonnenschutz wichtig.

Passende Artikel zum Thema

Hautveränderung durch Überdehnung: Schwangerschaftsstreifen

In der Schwangerschaft erweitert sich der Bauchumfang um bis zu 40 Zentimeter. Das strapaziert Haut und Bindegewebe und hat oft deutlich sichtbare Folgen: Schwangerschaftsstreifen (Striae gravidarum). Durch die Überdehnung kommt es vor allem ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat zu feinen Rissen in der Unterhaut, die als rosafarbene, rötliche oder blau-violette Dehnungsstreifen sichtbar sind. Außer am Bauch können Schwangerschaftsstreifen auch im Hüftbereich oder an den Brüsten auftreten. Rund 90 Prozent aller Schwangeren bekommen Schwangerschaftsstreifen. Sie lassen sich nicht durch gezielte Hautpflege vorbeugen. Zur Linderung von Spannungsgefühlen und zur Pflege der Haut kann während der Schwangerschaft eine Creme oder ein Öl verwenden werden.

Nach der Geburt verblassen die meisten Dehnungsstreifen und werden kleiner, wenn sich das Gewebe wieder zusammenzieht. In der Regel verschwinden sie aber nicht vollständig. Wenn Sie die Reste Ihrer Schwangerschaftstreifen stören, so lassen sich diese durch kosmetische Behandlungen abmildern, zum Beispiel durch Kälte-, Laser- und Lichtbehandlungen. Allerdings werden die Behandlungskosten von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, da es sich bei Schwangerschaftsstreifen um ein rein kosmetisches Problem handelt.

Veränderungen der Haut im Zusammenhang mit den Blutgefäßen

Die stärkere Durchblutung in der Schwangerschaft kann sich auf das äußere Erscheinungsbild der Haut auswirken.

Sichtbare Äderchen und rote Handflächen

Durch die Erweiterung kleiner Blutgefäße können in der Schwangerschaft sogenannte Teleangiektasien entstehen: kleine sichtbare Äderchen, die direkt unter der Haut liegen. Auch sogenannte Spider-Naevi kommen vor. Hier gehen von einem hellrot erscheinenden zentralen Punkt auf der Haut spinnenbeinartige Äderchen aus. Teleangiektasien und Spider-Nävi treten in der Schwangerschaft vor allem im Gesicht, am Hals, am Brustkorb und an den Armen auf, sind aber nicht gefährlich. Die stärkere Durchblutung begünstigt außerdem eine flächige Rötung der Handinnenflächen, das sogenannte Palmarerythem. Alle drei Phänomene sind im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft meistens harmlos. Trotzdem sollten Sie diese mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin besprechen. Unabhängig von einer Schwangerschaft können sie nämlich Hinweis auf eine Erkrankung der Leber sein.

Krampfadern in der Schwangerschaft

Etwa vier von zehn Schwangeren bekommen Krampfadern. Meist bilden sie sich schon im ersten Trimester. Das Blutvolumen nimmt in der Schwangerschaft um fast 20 Prozent zu. Dadurch steigt vor allem beim Stehen der Druck in den Beinvenen an. Außerdem drückt ungefähr ab Mitte der Schwangerschaft die Gebärmutter auf die große Bauchvene. Je größer und schwerer das Kind wird, desto größer ist der Druck auf die Bauchvene. Das erschwert den Rückfluss des Blutes aus den Venen. All dies führt zu einem Blutstau in der unteren Körperhälfte, was die Entstehung von Krampfadern begünstigt, am häufigsten an den Beinen, aber auch in der Leiste oder in der Scheide. Das Risiko für Krampfadern steigt mit jeder weiteren Schwangerschaft.

Behandlungsmöglichkeiten für Schwangere

Informieren Sie Ihren Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin über Ihre Krampfadern und lassen Sie bei starken Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen die Venen untersuchen. Die sonst üblichen Maßnahmen gegen Krampfadern wie Verödung oder Operation sind bei Schwangeren nicht möglich. Bewegung, Wassertreten oder kalt-warme Wechselduschen lindern aber die Beschwerden. Langes Stehen und Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen sollten Sie vermeiden. Besser ist es, zu gehen und die Beine beim Sitzen hochzulegen. Oft bilden sich Krampfadern, die während einer Schwangerschaft entstanden sind, in den ersten Monaten nach der Geburt von selbst zurück. Eine Behandlung ist dann nicht notwendig.

Passende Artikel zum Thema

Schwangerschaftsdermatosen

Dermatose bedeutet Hautkrankheit. Schwangerschaftsdermatosen werden durch körperliche Veränderungen während der Schwangerschaft hervorgerufen. Sie sind viel seltener als Schwangerschaftsstreifen, Melasma und Linea nigra.

Es gibt vier Arten von Schwangerschaftsdermatosen, die vor allem im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel auftreten. Allen gemeinsam ist ein starker Juckreiz (Pruritus). Bei der Atopischen Schwangerschaftsdermatose kommt es neben dem Juckreiz zu einem Hautekzem im Gesicht, am Hals, am Dekolleté und an den Beugeseiten der Arme und Beine. 

  • Die Polymorphe Schwangerschaftsdermatose besteht aus juckenden, quaddelförmigen Veränderungen, die sich von Schwangerschaftsstreifen ausgehend auf Gesäß, Oberarme sowie Oberschenkel ausbreiten. 
  • Das Schwangerschafts-Pemphigoid (Pemphigoidgestationis) ist eine Autoimmunreaktion der Haut, bei der sich Knötchen, erhabene rötliche Areale und Bläschen bilden, die sich über den ganzen Körper ausweiten können. 
  • Bei der intrahepatischen Schwangerschaftscholestase liegt eine hormonell bedingte Störung bei der Abgabe von Gallensäure vor. Zu viel Gallensäure im Blut löst Juckreiz an der Haut aus. Ein Hautausschlag entsteht nicht, der Juckreiz ist bei ihr jedoch besonders stark.

Schwangerschaftsdermatosen müssen immer behandelt werden, zumal bei Pemphigoid und Cholestase eine Gefährdung des Kindes nicht auszuschließen ist. Für jede Dermatose stehen schwangerschaftsverträgliche Medikamente zur Verfügung.

Juckreiz in der Schwangerschaft

Juckreiz in der Schwangerschaft ist häufig und muss nicht mit einer Dermatose zusammenhängen. Die Haut ist oft nur trockener als sonst. Eine Dermatose muss aber natürlich ausgeschlossen werden, daher ist es ratsam, mit Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin darüber zu sprechen. Trockene Haut pflegen Sie am besten mit feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Lotionen, die Sie ein- bis zweimal täglich auftragen. Um die Haut nicht zu reizen, empfehlen sich für die Körperpflege milde Seifen und Duschgels. Zudem ist Baumwollkleidung auf der Haut oft angenehmer als Schurwolle oder Synthetik.

Eine schwangere Frau cremt sich im Sitzen ihren Bauch ein.

© iStock / damircudic

Gegen Juckreiz in der Schwangerschaft helfen Feuchtigkeitscremes. Sie machen die Haut schön geschmeidig.

Bestehende Erkrankungen

Die komplexen hormonellen Vorgänge während der Schwangerschaft beeinflussen auch bestehende Hauterkrankungen. Frauen mit Schuppenflechte erleben oft eine Besserung der Symptome während der Schwangerschaftsmonate – und leider auch einen neuen Schub nach der Geburt. Umgekehrt verhält es sich bei Hautproblemen, die auf einen systemischen Lupus erythematodes zurückzuführen sind: Sie verschlechtern sich meist während der Schwangerschaft und bessern sich danach wieder.

AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?