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Haut & Allergie

Pruritus – was hilft bei Juckreiz am ganzen Körper?

Veröffentlicht am:21.09.2023

4 Minuten Lesedauer

Wenn ständiges Hautjucken und der Drang, sich zu kratzen, länger als sechs Wochen anhalten, sprechen Fachleute von einem chronischen Pruritus. Meist ist trockene Haut die Ursache. Die richtige Pflege kann vorbeugen und akuten Juckreiz lindern.

Eine Frau kratzt sich am Oberkörper.

© iStock / AndreyPopov

Was ist Pruritus?

In der Medizin bezeichnet Pruritus ein Hautjucken mit starkem Kratzreiz. In der Haut gibt es spezielle Nerven, die über Botenstoffe dem Gehirn melden, dass etwas auf der Haut juckt. Die körperliche Reaktion ist Kratzen. Normalerweise hört das Jucken auf, wenn der äußere Reiz, etwa ein Insektenstich, abgeklungen ist. Ein kurzfristiger Juckreiz wird akuter Pruritus genannt.

Juckende Haut und das Gefühl, sich ständig kratzen zu müssen, kann auch dauerhaft sein. Wenn der Juckreiz länger als sechs Wochen anhält, spricht man von einem chronischen Pruritus.

Welche Ursachen kann chronischer Pruritus haben?

In Deutschland leiden rund 14 Prozent aller Menschen unter chronischem Juckreiz. Die häufigste Ursache ist trockene Haut, vor allem bei älteren Menschen. Ein chronischer Pruritus ist meist keine eigenständige Krankheit, sondern Folge von Hauterkrankungen oder anderen Krankheiten oder äußeren schädigenden Substanzen.

Weitere Ursachen von chronischem Pruritus:

  • Hautkrankheiten wie Nesselsucht, Neurodermitis oder Ekzeme und Hauterkrankungen, die in der Schwangerschaft auftreten können (Schwangerschaftsdermatose)
  • Infektionskrankheiten durch Parasiten wie Krätze oder Kopfläuse
  • Infektionskrankheiten durch Viren wie Gürtelrose oder HIV
  • Eisenmangel
  • Nieren- und Lebererkrankungen
  • selten Krebserkrankungen (etwa Blut- oder Leberkrebs)
  • psychiatrische Erkrankungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten

So unterschiedlich die Ursachen sind – eines verbindet viele Betroffene: Es juckt. Die Reaktion darauf ist das Bedürfnis zu kratzen.

So beugen Sie Pruritus bei trockener Haut vor

  • Sorgen Sie für ausreichend Feuchtigkeit in der Raumluft, etwa mit Luftbefeuchtern.
  • Vermeiden Sie Hautkontakt mit reizenden Stoffen (zum Beispiel Putzmittel) und verwenden Sie Wasch- und Reinigungsmittel für empfindliche Haut
  • Cremen Sie Ihre Haut regelmäßig mit einer unparfümierten Feuchtigkeitscreme ein.
  • Verwenden Sie keine parfümierten Seifen, Deodorants oder Feuchtigkeitscremes.
  • Vermeiden Sie heißes Wasser beim Baden und Duschen.
  • Tragen Sie luftige, nicht-synthetische Kleidung bevorzugt aus Baumwolle.
  • Halten Sie Ihre Fingernägel kurz und glatt.

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Welche Symptome treten bei chronischem Pruritus auf?

Das Hauptsymptom sind sogenannte Kratzläsionen: Hautverletzungen, die durch ständiges Kratzen entstehen, etwa Rötungen, Abschürfungen oder Blutungen. Wenn bestimmte Hauterkrankungen der Auslöser für den Juckreiz sind, kann Pruritus mit Hautveränderungen einhergehen.

Das Problem beim chronischen Juckreiz ist: Kratzen verschafft kurzfristig Linderung. Das motiviert Betroffene zu immer weiterem Kratzen und zur Schädigung ihrer Haut. In der Folge kann es zu Entzündungen kommen, die wiederum neuen Juckreiz befeuern. Dieser Kreislauf aus Juckreiz und Kratzen wird Juck-Kratz-Zirkel genannt. Verletzungen verschlimmern sich und es kann zu Krusten, Geschwüren, Vernarbungen, Juckreizknötchen oder einer Juckreizflechte kommen.

Der Leidensdruck im Juck-Kratz-Zirkel ist sehr hoch. Mögliche weitere Symptome sind Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Scham wegen der veränderten Haut oder Depressionen.

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Wie wird chronischer Pruritus diagnostiziert?

Anhand des Juckreizes oder Hautverletzungen lässt sich ein chronischer Pruritus selbst zwar leicht feststellen, entscheidend und viel schwieriger ist aber die Klärung der Ursache. Wenn der Auslöser bekannt ist, können Fachleute ihn behandeln - und damit auch den Juckreiz. Ist die Ursache unklar, können nur die Symptome gelindert werden.

Am Anfang der Diagnose steht ein ärztliches Gespräch über die medizinische Vorgeschichte, eingenommene Medikamente und mögliche Auslöser. Hilfreich ist ein Juckreiztagebuch, in das Betroffene eintragen, wie oft und wie stark sich das Jucken äußert. Neben dieser ersten Eingrenzung untersuchen Ärztinnen und Ärzte die Haut. Manchmal sind weitere körperliche sowie Blutuntersuchungen notwendig, um die Ursache zu klären.

Wegen der Vielzahl möglicher Auslöser von chronischem Juckreiz ist es oft schwierig, die tatsächliche Ursache zu finden. Manchmal kann die Suche nach dem Auslöser zu einer fachübergreifenden Herausforderung werden. Einige Hautkliniken haben Pruritus-Ambulanzen eingerichtet, die Betroffenen gezielt helfen und ein langfristiges Krankheitsmanagement organisieren.

Eine Frau cremt sich die Hände ein.

© iStock / alvarez

Bei Juckreiz sind Hautpflegeprodukte wichtig, die rückfettend und feuchtigkeitsbindend wirken.

Wie wird chronischer Juckreiz behandelt?

Bei akuten Juckattacken können Sie sich selbst Linderung verschaffen:

  • Klopfen Sie Ihre Haut ab, anstatt sie zu kratzen.
  • Cremen Sie die Haut mit kühlenden Mitteln ein. Ob Salbe, Creme oder Lotion ist abhängig vom Zustand der Haut.
  • Halten Sie etwas Kühles auf Ihre Haut, etwa ein feuchtes Handtuch oder feuchte Umschläge mit schwarzem Tee.
  • Lenken Sie das Kratzbedürfnis auf andere Dinge um, etwa das Sofa, eine Decke oder ein Kratzkissen.
  • Duschen Sie sich kurz kalt ab.

So behandeln Fachleute einen chronischen Pruritus:

  • äußerliche Behandlung der Haut: Salben, Cremes und Lotionen mit juckreizlindernder Wirkung
  • Medikamente zum Einnehmen: Antihistaminika helfen, wenn Nesselsucht die Ursache ist. Bei Autoimmunerkrankungen können Mittel zur Anwendung kommen, die das Immunsystem dämpfen.

Trockene Haut, der häufigste Auslöser von Juckreiz, kann gut behandelt werden. Die Therapie des Pruritus hängt davon ab, ob sich eine eindeutige Ursache feststellen lässt und welche es ist. Ein Befall mit Läusen oder Krätzmilben wird anders behandelt als eine organische Grunderkrankung, etwa der Leber. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin schneiden die Therapie möglichst genau auf den einzelnen Patienten oder die Patientin zu.

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