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Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Ursachen und Behandlung bei Neurodermitis

Veröffentlicht am:06.09.2023

6 Minuten Lesedauer

An Neurodermitis Erkrankte leiden unter teils starkem Juckreiz – und das oft vom Säuglingsalter an. Cremes und andere Behandlungen versprechen eine Linderung der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung.

Großaufnahme von beiden Unterarmen einer jungen Person, die Neurodermitis hat und sich kratzt.

© iStock / aquaArts studio

Was ist Neurodermitis?

Gerötete, trockene, schuppige und stark juckende Haut: Das sind die typischen Anzeichen für Neurodermitis. Es handelt sich um eine chronische Hauterkrankung, die meist in Schüben verläuft. Bei der allergischen Form, an der 30 bis 40 Prozent der Betroffenen leiden, spricht man auch von atopischer Dermatitis oder atopischem Ekzem. Neurodermitis tritt bei vielen Betroffenen bereits im Säuglingsalter auf und bessert sich im Kindes- und Erwachsenenalter. Die Schwere der Erkrankung ist individuell unterschiedlich: Neurodermitis ist nicht ansteckend, setzt den Betroffenen aber oft körperlich und psychisch zu.

In Deutschland sind etwa zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen von Neurodermitis betroffen. In der erwachsenen Bevölkerung sind es immer noch zwischen zwei und fünf Prozent, bei denen die Neurodermitis entweder seit dem Kindesalter besteht oder neu auftritt. Damit gehört sie zu den häufigsten Hauterkrankungen.

Gesicht, Hände, Kopfhaut: Wo tritt Neurodermitis auf?

Neurodermitis tritt bei Kindern und Erwachsenen an unterschiedlichen Hautstellen auf.

Bei Erwachsenen zeigen sich die Symptome der Neurodermitis typischerweise an den Handinnenflächen und an den Fußsohlen, im Nacken und in den Knie- und Armbeugen. Bei Säuglingen tritt die Neurodermitis vor allem auf den Wangen und den Außenseiten von Armen und Beinen auf. Seltener sind auch Rücken, Bauch und Brust betroffen.

Ursachen einer Neurodermitis

Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Neurodermitis begünstigen können: Vererbung und Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. Bei mehr als einem Drittel der Betroffenen ist die Erkrankung allergischer Natur, das heißt, sie kann durch den Kontakt mit einem oder mehreren Allergenen wie zum Beispiel Hausstaubmilben, Pollen oder auch Nahrungsmittel wie Milch, Eier, Nüsse oder Fisch ausgelöst werden. Menschen mit einer allergisch bedingten Neurodermitis können gleichzeitig auch an allergischem Asthma, allergischem Schnupfen oder einer allergisch bedingten Bindehautentzündung leiden.

Eine Neigung zu Neurodermitis kann außerdem vererbt werden – das größte Erkrankungsrisiko haben mit 60 bis 80 Prozent Kinder, deren Eltern beide unter Neurodermitis leiden. Von erblichen Veränderungen ist unter anderem ein Gen betroffen, das die Produktion von Filaggrin hemmt. Dabei handelt es sich um ein Protein, das an der Zusammensetzung der Hautfette und der Verhornung beteiligt ist. Wird zu wenig von diesem Eiweiß produziert, trocknet die Haut aus. Die Hornschicht (Stratum corneum), ein Teil der Oberhaut, ist rau, rissig, teilweise entzündet und kann ihre Schutzfunktion nicht mehr richtig erfüllen. Bei Neurodermitis ist also die Hautbarriere geschädigt. Reizstoffe, allergieauslösende Stoffe und Keime können so in die Haut eindringen.

Querschnitt der 3 menschlichen Hautschichten von oben nach unten: Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut mit Fettgewebe, auch die Muskelschicht ist eingezeichet. Zu den Schichten zählen bzw. in den Abschnitten befinden sich: Hornhaut, Schweiß- und Talgdrüse, Nervenfaser, Haarwurzel, Fettzellen, Blut- und Lymphgefäße.
Hätten Sie's gewusst? In der Oberhaut befinden sich wichtige Immunzellen, in der Lederhaut sitzen wichtige Nervenfasern für die Sinneswahrnehmungen und die Unterhaut kann Energie speichern.

Symptome bei Neurodermitis

Starker Juckreiz ist das Hauptsymptom der Neurodermitis und bringt die Betroffenen dazu, sich ständig zu kratzen, was die Hautbarriere weiter beschädigt. Durch kleine Wunden können dann Erreger eindringen und die Situation noch verschlimmern. Nicht selten kommt es zu Infektionen der betroffenen Hautstellen.

Die Beschwerden bei Neurodermitis treten meist in Schüben auf, deshalb unterscheiden Fachleute verschiedene Stadien:

  • Ein akuter Ausschlag ist gekennzeichnet durch gerötete und stark juckende Hautstellen, die nässende Bläschen, Knötchen oder Schuppen bilden.
  • Klingt die akute Phase ab, wird die Haut trocken und die Hornschicht schält sich ab.
  • Bei länger bestehender Neurodermitis verdickt sich die Haut an den betroffenen Stellen mit der Zeit.

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Was hilft gegen Neurodermitis?

Die Behandlung einer Neurodermitis muss immer individuell auf den Patienten oder die Patientin abgestimmt werden. Diese Ansätze, von denen entweder nur einer oder mehrere kombiniert zum Einsatz kommen können, gibt es.

  • Die Basispflege bei Neurodermitis hat den Zweck, akute Schübe zu lindern und das erneute Auftreten von Symptomen hinauszuzögern – sie sollte also auch dann erfolgen, wenn gerade keine akuten Beschwerden bestehen. Zum Einsatz kommen vor allem rückfettende und feuchtigkeitsspendende Cremes, sogenannte Emollienzien, die die Hautbarriere stärken und Juckreiz lindern sollen.
  • Kortisonsalben in unterschiedlichen Dosierungen kommen sowohl bei aktiven Schüben zur Unterdrückung der Entzündungsaktivität oder auch als Intervalltherapie zur Reduktion von Schüben bei hoher Schubfrequenz in Frage. Welche Präparate sinnvoll sind, ist unter anderem davon abhängig, an welchen Stellen die Hauterscheinungen auftreten und wie schwerwiegend sie sind. Das sollte immer sorgfältig mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin abgesprochen werden.
  • Wenn Kortison die Beschwerden nicht ausreichend lindern kann, nicht vertragen wird oder besonders empfindliche Stellen behandelt werden müssen, gibt es auch zwei weitere zur Behandlung zugelassene Wirkstoffe mit entzündungshemmender Wirkung, die in Form von Cremes auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden können: Pimecrolismus und Tacrolismus. Diese sind aber nicht wirksamer als Kortison und haben vergleichsweise stärkere Nebenwirkungen.
  • Reicht die Behandlung mit Cremes und Salben nicht aus, kommt eine Lichttherapie mit UV-Strahlen oder die Behandlung mit Medikamenten in Form von Tabletten oder Spritzen in Frage. Studien zeigen, dass Lichttherapien die Entzündung und den Juckreiz reduzieren können. Eine Heilung ist aber nicht möglich.
Frau trägt Creme für Neurodermitis auf ihre Hände auf.

© iStock / triocean

Indem Sie die Basispflege mit feuchtigkeitsspendenden Cremes gewissenhaft durchführen, können Menschen mit einer leichten bis mittelschweren Neurodermitis den Juckreiz lindern.

Medikamentöse Behandlung bei Neurodermitis

Wenn örtliche Behandlungen und Lichttherapie keine ausreichende Besserung herbeiführen, die Neurodermitis besonders stark ausgeprägt ist und die Lebensqualität erheblich einschränkt, dann kann auch eine systemische Therapie erwogen werden. Hier kommen Medikamente in Tabletten- oder Spritzenform zum Einsatz – mit Wirkstoffen, die das Immunsystem dämpfen oder bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe blockieren. Dazu gehören Ciclosporin, das die Vermehrung von T-Zellen (Abwehrzellen des Immunsystems) hemmt, Dupilumab und Tralokinumab, welche die Entzündung auf zellulärer Ebene unterdrücken, sowie die sogenannten Januskinase-Inhibitoren. Alle Wirkstoffe können allerdings starke Nebenwirkungen hervorrufen. Die Einnahme muss deshalb regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Infektion der entzündeten Hautstellen mit Viren, Bakterien oder Pilzen

Bei Infektionen der Haut sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Verändert sich das Erscheinungsbild der Haut – entwickeln sich beispielsweise nässende Bläschen und gelbe Krusten – oder tritt Fieber auf, können Bakterien oder Viren in die Haut eingedrungen sein und eine Infektion verursacht haben. Das muss unbedingt von einem Arzt oder einer Ärztin behandelt werden. Auch Pilzinfektionen können vorkommen.

Wichtig: Neurodermitis sollte grundsätzlich ärztlich betreut werden – gerade, wenn Symptome wie starker Juckreiz immer wiederkehren oder sich die betroffenen Hautstellen ausbreiten. Ihr Arzt oder ihre Ärztin stellt mit Ihnen gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan auf.

Das sollten Sie bei Neurodermitis unbedingt vermeiden

Ergänzend zur Basistherapie können Sie darauf achten, sogenannte Provokationsfaktoren möglichst zu vermeiden:

  • Textilien, welche die Haut reizen können, zum Beispiel Wolle oder Kleidungsstoffe, die keine Feuchtigkeit von der Haut wegtransportieren wie Kunstfasern
  • falsche und häufige Hautreinigung mit hautreizenden Substanzen
  • bestimmte Allergene bei nachgewiesener Allergie
  • trockene Heizungsluft oder sehr hohe Luftfeuchtigkeit
  • extreme Kälte oder Wärme
  • psychische Belastungen

Hygiene bei Neurodermitis

Die richtige Hautreinigung spielt eine entscheidende Rolle dabei, Neurodermitis wirksam zu lindern. Darauf sollten Sie achten:

  • Stellen Sie die Wassertemperatur lauwarm bis warm ein, da heißes Wasser die Hautbarriere schädigen kann.
  • Nutzen Sie zum Waschen Produkte mit einem pH-Wert zwischen fünf und sechs, die allergenfrei sind und eine gute Hautverträglichkeit aufweisen.
  • Tupfen Sie die betroffenen Hautstellen nur trocken. Starkes Reiben mit dem Handtuch reizt die Haut.
  • Tragen Sie Creme immer direkt nach dem Baden oder Duschen auf, solange die Haut noch feucht ist.

Welchen Einfluss hat die Ernährung bei Neurodermitis?

Ungezieltes Weglassen von Nahrungsmitteln wird Neurodermitis-Beschwerden bei Kindern ohne nachgewiesene Lebensmittelallergie vermutlich nicht lindern – das zeigen Studien. Diäten, bei denen bestimmte Lebensmittel weggelassen werden, sind deshalb anscheinend nur sinnvoll, wenn eine entsprechende Allergie nachgewiesen wurde. Gerade bei Kindern ist es wichtig, auf die ausreichende Zufuhr von Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen zu achten.

Studien liefern schwache Hinweise darauf, dass probiotische Nahrungszusätze Kinder mit einem familiären Risiko für Neurodermitis davor schützen können, daran zu erkranken.

Für eine Supplementierung mit essenziellen Fettsäuren wie Nachtkerzenöl, Borretschöl, verschiedenen Vitaminen oder Zink konnte hingegen keine eindeutige Linderung der Symptome nachgewiesen werden.


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