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Akazienfasern: gesunde Ballaststoffquelle oder Hype?
Veröffentlicht am:03.06.2025
6 Minuten Lesedauer
Akazienfasern werden als besonders ballaststoffreich beworben. Macht sie das wirklich so gesund? Und brauchen wir überhaupt zusätzliche Ballaststoffe? Welche Wirkung von Akazienfasern wissenschaftlich bestätigt ist – und wo die Unternehmen zu viel versprechen.

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Akazienfasern sind getrocknetes Harz vom Akazienbaum
Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln in den Regalen unserer Drogeriemärkte und im Internet ist riesig. Darunter finden sich auch Gläser, Döschen oder Tüten mit Akazienfasern in Pulverform. Das handelsübliche Pulver ist das feingemahlene Harz bestimmter Akazienarten (Acacia seyal und Acacia senegal). Diese Akazienbäume wachsen in verschiedenen tropischen und subtropischen Gebieten der Welt, insbesondere in der afrikanischen Sahelzone. Zur Gewinnung des Akazienharzes wird die Rinde am Stamm oder an den Ästen angeschnitten. Der austretende Milchsaft trocknet an der Luft zu festem Harz und wird dann abgeerntet.
Akazienfasern sind also ein Naturprodukt. Von ihrer stofflichen Zusammensetzung bestehen sie vor allem aus komplexen Kohlenhydraten (Polysacchariden), sie enthalten aber auch Mineralstoffe wie Calcium, Kalium und Magnesium. Langkettige Kohlenhydrate wie die Polysaccharide kennt man auch unter dem Namen Ballaststoffe. Akazienfaser wird als Nahrungsergänzungsmittel aufgrund ihres hohen Ballaststoffgehalts geschätzt und häufig als verdauungsfördernd beworben.
Akazienfasern, Gummi arabicum, E 414 – alles das Gleiche
Wer sich im Internet durch das Angebot an Akazienfasern klickt, stößt vielleicht auch auf das eine oder andere Produkt unter dem Namen Gummi arabic powder oder Gummi arabicum. Möglicherweise sogar auf die Nummer E 414. Denn als Lebensmittelzusatzstoff ist Gummi arabicum in der EU unter der Nummer E 414 zugelassen.
„E 414“ klingt wenig appetitlich. Eine E-Nummer bedeutet jedoch nicht automatisch, dass ein Zusatzstoff nicht natürlicher Herkunft oder ungesund ist. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Gummi arabicum als gesundheitlich unbedenklich ein, so dass es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwert gibt.
Die Lebensmittel- und Pharmaindustrie verwendet Gummi arabicum als Verdickungsmittel, Emulgator und Stabilisator, zum Beispiel in Süßwaren oder als Überzug für Dragees.
Gummi arabicum löst sich außerdem leicht in Wasser und bildet fließfähige Lösungen. Das ist gut für bestimmte Getränke aber auch für die Herstellung von Künstlerfarben. Eine früher weit verbreitete Anwendung von Gummi arabicum ist die Gummierung von Papier. Dadurch können Briefmarken oder Briefumschläge durch Anfeuchten klebrig gemacht werden.
Fazit: Gummi arabicum und Akazienfasern sind prinzipiell dasselbe. Wenn Gummi arabicum als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet wird, geschieht dies in der Regel in Pulverform und unter der Bezeichnung Akazienfaser. Im Gegensatz dazu spricht man bei Lebensmittelzusatzstoffen oder im Künstlerbedarf meist von Gummi arabicum beziehungsweise E 414.
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Viele der heute weltweit verbreiteten Nahrungsergänzungsmittel oder Superfoods – von der Goji-Beere bis zur Spirulina-Alge – haben in ihren Herkunftsregionen eine lange Tradition als Heilmittel. Das gilt auch für Akazienfasern. In Afrika südlich der Sahara kommen sie als traditionelles Hausmittel bei verschiedenen Krankheiten zum Einsatz. Allerdings trifft auch auf die Akazienfaser zu, was für viele andere Superfoods und Nahrungsergänzungsmittel gilt: Die tatsächliche Wirksamkeit ist im Einzelfall oft nicht wissenschaftlich belegt.
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Wie sinnvoll sind Akazienfasern und wie lange kann man sie einnehmen?
Da der Verzehr von Akazienfasern gesundheitlich unbedenklich ist, gibt es keine Begrenzungen hinsichtlich der Anwendungsdauer oder der täglichen Höchstmenge. Zur Unterstützung der Darmflora gilt eine Tagesdosis von zehn Gramm als ideal. Die handelsüblichen Pulver aus Akazienfasern lassen sich problemlos in Getränke, Joghurt, Quark, Müsli und dergleichen einrühren. Wer gerne Smoothies trinkt, kann einen gestrichenen Teelöffel Akazienpulver (etwa zehn Gramm) unterrühren. Rezepte für leckere Smoothies finden Sie hier.
Was die Gewichtsabnahme oder andere positive Einflüsse auf Körperfunktionen angeht, haben Forschende mit unterschiedlichen Dosierungen wie 20, 30 oder 40 Gramm pro Tag experimentiert. Zur Nachahmung ist dies jedoch nicht geeignet. Wenn Sie gesundheitliche Probleme haben oder abnehmen möchten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin – und verordnen Sie sich keine Akazienfaser-Diät als Eigentherapie.
Die Frage, ob Akazienfasern für eine gesunde Ernährung sinnvoll sind, lässt sich genauso beantworten wie die Frage nach Nahrungsergänzungsmitteln im Allgemeinen. Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel, denn dann bekommt der Körper alle wichtigen Nährstoffe. Es gibt viele ballaststoffreiche Lebensmittel. Ballaststoffe sind in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst ausreichend enthalten. Allerdings schaden Akazienfasern auch nicht. Die Einnahme von Akazienfasern kann eine Unterstützung für alle sein, die ansonsten Probleme haben, sich ballaststoffreich zu ernähren.