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Verdauungssystem

Was hilft bei einem Reizdarm?

Veröffentlicht am:19.05.2023

5 Minuten Lesedauer

Verdauungsprobleme mit Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Wer an einem Reizdarmsyndrom leidet, erlebt das dauernd. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Beschwerden zumindest zu lindern.

Eine Frau mit Reizdarmsyndrom liegt auf einem Sofa und leidet unter Verdauungsproblemen.

© iStock / urbazon

Was ist ein Reizdarm?

Wer über einen längeren Zeitraum unter Bauchschmerzen, Krämpfen und Stuhlgangsproblemen leidet, hat möglicherweise einen Reizdarm. Dieses vielfältige Krankheitsbild ist unter mehreren Namen bekannt: Reizkolon, nervöser Darm, Reizdarmsyndrom (RDS) sowie Irritable Bowel Syndrome (IBS). Die Darmerkrankung ist nicht gefährlich und verläuft häufig mild, sodass die Betroffenen gut damit leben können. Manche Patienten und Patientinnen sind jedoch in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt.

Die Symptome des Reizdarmsyndroms

Ein Reizdarm kann zu verschiedenen Beschwerden führen. Hauptsymptome der Erkrankung sind Bauchschmerzen und Veränderungen des Stuhlgangs – das können sowohl Verstopfungen als auch Durchfall sein. Hinzukommen können Krämpfe, Blähungen, ein unangenehmes Völlegefühl sowie ein schleimiger Ausfluss aus dem After. Welche Symptome auftreten und wie stark und belastend die Beschwerden sind, ist indivduell verschieden. Frauen leiden etwas häufiger unter Verstopfungen, Männer eher unter Durchfall. Manche Patienten und Patientinnen haben so starken und plötzlichen Stuhldrang, dass sie sofort eine Toilette aufsuchen müssen. Auch Blähungen können den Alltag erschweren und unangenehm machen – zum Beispiel bei der Arbeit oder bei Verabredungen.

Die Erkrankung tritt meist im Alter von 20 bis 30 Jahren zum ersten Mal auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Schätzungen zufolge leiden etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen an einem Reizdarmsyndrom. Das Syndrom verläuft in den meisten Fällen chronisch, das heißt, die Beschwerden treten immer wieder (zum Beispiel in Schüben auf) oder dauerhaft auf.

Die Diagnose Reizdarmsyndrom

Die Schwierigkeit bei der Diagnose des Reizdarmsyndroms besteht darin, dass viele andere Erkrankungen ähnliche Beschwerden verursachen können. Dazu gehören beispielsweise chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, Zöliakie sowie auch Darmkrebs. Die Definition des RDS beinhaltet, dass andere Erkrankungen als Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen sein müssen. Darum wird der Arzt oder die Ärztin zunächst verschiedene Untersuchungen durchführen, um den Beschwerden auf den Grund zu gehen. Zudem müssen einige der anderen Erkrankungen behandelt werden.

Für die Diagnose wird der Arzt oder die Ärztin auch nach den genauen Verdauungsbeschwerden sowie nach bekannten Vorerkrankungen oder Lebensmittelunvertäglichkeiten fragen. Wichtig für die Beurteilung ist darum, wann und unter welchen Umständen die Beschwerden auftreten – zum Beispiel in stressigen Phasen oder nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel. Das Führen eines Ernährungstagebuchs ist dabei immer hilfreich.

Ab wann ist es ein Reizdarm?

Kurzfristige Verdauungsprobleme und Veränderungen des Stuhlgangs, zum Beispiel häufiger oder seltener sowie flüssiger oder härter, sind kein Grund zur Besorgnis. Von einem Reizdarmsyndrom spricht man erst, wenn die Symptome länger als drei Monate anhalten, die Lebensqualität durch die Beschwerden deutlich beeinträchtigt ist und andere Ursachen ausgeschlossen werden konnten.

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Die Ursache eines Reizdarms

Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher unklar, es gibt jedoch viele Theorien. Es wird unter anderem angenommen, dass Entzündungen in der Darmwand, eine veränderte Darmflora, eine Störung der Darmmuskulatur oder eine Überempfindlichkeit der Darmnerven zu einem Reizdarmsyndrom führen können. So wurde zum Beispiel beobachtet, dass einige RDS-Patienten und -Patientinnen Reize in den Eingeweiden stärker wahrnehmen als gesunde Personen und diese als schmerzhaft beschreiben.

Im Sinne eines biopsychosozialen Krankheitsbildes ist zudem zu berücksichtigen, dass anhaltende Beschwerden zu psychischen Störungen wie Angst oder Depresseion führen können, die das Krankheitsbild verstärken, aber genauso auch psychischer Stress, Angst- und depressive Störungen an der Entstehung und Aufrechterhaltung des RDS beteiligt sein können. Das Reizdarmsyndrom kann also auch durch eine Störung der Darm-Hirn-Achse ausgelöst oder beeinflusst werden. Dabei handelt es sich um die wechselseitige Beziehung und Kommunikation von Darm und Gehirn über das sogennante enterische Nervensystem.

Es gibt einige Hinweise auf auslösenden Faktoren des Reizdarmsyndroms. Entzündungen im Darm (zum Beispiel durch akute Infektionen wie eine Durchfallerkrankungen) sowie die Einnahme von Antibiotika können dem Auftreten eines Reizdarmsyndroms vorausgehen. Ebenso werden unterschiedliche Lebensmittel, Essgewohnheiten und Stress als Auslöser diskutiert.

Eine Frau mit Reizdarmsyndrom schreibt ein Symptom- und Ernährungstagebuch, um Auslöser für die Beschwerden zu identifizieren.

© iStock / undrey

Das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs hilft RDS-Betroffenen dabei, Faktoren zu identifizieren, die Beschwerden auslösen oder verstärken.

Was hilft bei einem Reizdarmsyndrom?

Für das Reizdarmsyndrom gibt es keine ursächliche Behandlung. In erster Linie geht es darum herauszufinden, was dem Darm guttut und was nicht, um die Beschwerden zu lindern. Wichtig sind zunächst ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Darüber hinaus gibt es jedoch keine allgemeingültigen Therapieempfehlungen, sodass RDS-Patienten und -Patientinnen hier experimentieren müssen. Was bei den einen die Symptome verschlimmert, spielt bei anderen gar keine Rolle oder tut vielleicht sogar gut. Manchen hilft es, bestimmte Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen, wenn der Verdacht besteht, dass diese mit einer Verschlechterung im Zusammenhang stehen. Andere fühlen sich besser, wenn sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen anstatt wenige große. Ein Ernährungs- beziehungsweise Symptomtagebuch hilft dabei herauszufinden, welche Faktoren Beschwerden auslösen und welche sie lindern. Viele Betroffene können, wenn sie auf diese Weise gut auf ihren Darm achten, im Alltag gut mit der Erkrankung leben. Dann ist auch keine weitere Behandlung notwendig.

Behandlung des Reizdarms

In Absprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin können Betroffene auch verschiedene Behandlungen ausprobieren. Die Studienlage zu den einzelnen Therapiemöglichkeiten ist zum Teil jedoch dürftig und auch hier gilt: Nicht für jeden Patienten oder für jede Patientin funktionieren die Maßnahmen gleich gut. Es ist wichtig, eine individuelle Therapie zu finden, die auf die Symptome der einzelnen Betroffenen abgestimmt ist. Zur Verfügung stehen zum Beispiel Kapseln mit Pfefferminzöl, die den Darm beruhigen, sowie die Darmflora unterstützende Probiotika mit Milchsäure- und Befidobakterien. Medikamentöse Therapieoptionen sind – je nach Beschwerden – krampflösende Mittel oder Mittel gegen Verstopfung. Auch Antibiotika oder Antidepressiva sind in manchen Fällen nach ärztlicher Verordnung hilfreich. Die einzelnen Medikamente können jedoch auch Nebenwirkungen haben und die Beschwerden verstärken.

Bei sehr starken Beschwerden und Einschränkungen der Lebensqualität kann eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sein. Sie hilft, Strategien für den Alltag zu erlernen und mit der Erkrankung besser umzugehen. Daneben sind Bewegung und Sport, Entspannungstechniken und Maßnahmen zur Stressbewältigung für viele Betroffene hilfreich, da Stress ein auslösender und verstärkender Faktor sein kann.

Welche Leistungen bietet die AOK zur Stressbewältigung an?

Die Leistungen der AOK unterscheiden sich regional. Mit der Eingabe Ihrer Postleitzahl können wir die für Sie zuständige AOK ermitteln und passende Leistungen Ihrer AOK anzeigen.

Ist eine strenge Diät beim Reizdarmsyndrom sinnvoll?

Im Zusammenhang mit der Behandlung des Reizdarmsyndroms liest man häufig von der sogenannten Low-FODMAP-Diät. Dabei werden sogenannte FODMAP gemieden, was für „fermentierbare Oligosacchardie, Disacchararide, Monosaccharide und (and) Polyole“ steht. Dabei handelt es sich um Kohlenhydrate, die von den Bakterien der Darmflora verstoffwechselt werden. Durch den Verzehr kommt es bei manchen Menschen zu vermehrter Gasbildung im Darm und somit Blähungen. Außerdem kann sich bei manchen Zuckern mehr Wasser im Stuhl sammeln, was dann oft zu Durchfall führt. Ferner können die von den Darmbakterien verstoffwechselten Zucker auch zu einer Veränderung in der Zusammensetzung der Darmflora führen. Solche FODMAP-Kohlenhydrate sind zum Beispiel Fruchtzucker, Milchzucker, Stärke und verschiedene Süßstoffe. Ein Verzicht gestaltet sich im Alltag sehr schwierig, da sie in zahlreichen Lebensmitteln vorkommen, zum Beispiel Getreideprodukten, vielen Gemüse- und Obstsorten sowie Hülsenfrüchten. Zudem besteht bei strikten Diäten die Gefahr einer Mangelernährung und laut der evidenzbasierten „Leitlinie Reizdarmsyndrom“ ist der praktische Nutzen dieser Methode noch unklar.

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