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Wie funktioniert die FODMAP-Diät bei einem Reizdarmsyndrom?

Veröffentlicht am:22.06.2023

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 21.12.2023

Richtig angewandt ist die FODMAP-Diät für einige am Reizdarmsyndrom leidende Menschen eine Möglichkeit, Beschwerden wie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen zu reduzieren. Eine medizinische Ernährungsberatung hilft bei dieser komplexen Diät.

Ein Paar kauft gemeinsam im Supermarkt frisches Gemüse für eine Low-FODMAP-Diät ein.

© iStock / TommL

Was ist die FODMAP-Diät?

Das Reizdarmsyndrom geht mit Beschwerden wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung oder Krämpfen einher. Für die Behandlung gibt es keine einheitlichen Empfehlungen, da die Ursachen der Erkrankung noch nicht vollständig geklärt sind und sich die Beschwerden von Person zu Person unterscheiden. Die Ernährungsweise und bestimmte Lebensmittel können zu einer Verschlimmerung oder Verbesserung der Symptome beitragen. Über eine Ernährungsform wird beim Reizdarmsyndrom besonders häufig gesprochen: die FODMAP- beziehungsweise Low-FODMAP-Diät, die in Australien an der MONASH University entwickelt wurde. Bei dieser Ernährungsform werden sogenannte FODMAP-Substanzen auf dem Speiseplan reduziert. FODMAP steht für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (and) Polyole. Dabei handelt es sich um Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die nicht im Dünndarm ins Blut aufgenommen werden, sondern weiter in den Dickdarm wandern, wo sie von den Darmbakterien fermentiert werden. Dabei kommt es im Dickdarm zu einer vermehrten Wasseransammlung und Gasbildung. Außerdem verändert sich durch den Verzehr die Zusammensetzung der Darmflora. In der Folge kann es nach dem Verzehr von FODMAP zu Durchfall, Stuhlunregelmäßigkeiten und Unwohlsein, Blähungen sowie zu Bauchkrämpfen und -schmerzen kommen. Werden entsprechende Lebensmittel vermieden, ist es möglich, dass sich der empfindliche Darm der Betroffenen beruhigt und die Beschwerden nachlassen.

Zu den FODMAP-Substanzen gehören beispielsweise folgende Kohlenhydrate:

  • Fruktane und Galaktane als Oligosaccharide
  • Laktose als Disaccharid
  • Fruktose als Monosaccharid
  • Sorbit, Xylit und Maltit als Polyole (Zuckeralkohole)

Wichtig: Glukose (Traubenzucker) und Saccharose (Kristallzucker) sind beispielsweise ebenfalls Mono- und Dissaccharide, gehören jedoch nicht zu den FODMAP. Bei FODMAP ist das Verhältnis zwischen Traubenzucker und Fruchtzucker entscheidend. Haushaltszucker darf in geringen Mengen verzehrt werden. Er besteht zu einem Baustein aus Fructose und zu einem Baustein aus Glucose, welche die Aufnahme von Fructose im Darm erleichtert und somit besser bekömmlich ist.

Für wen ist die FODMAP-Diät geeignet?

Die FODMAP-Diät kann das Reizdarmsyndrom nicht heilen. Dennoch können Betroffene bei ärztlicher Empfehlung testen, ob eine Ernährungsumstellung die Beschwerden lindert. Laut der S3-Leitline Reizdarmsyndrom sollten Ärzte und Ärztinnen Betroffenen, bei denen sich das Reizdarmsyndrom vor allem durch Blähungen, Durchfall und Schmerzen äußert, sogar eine FODMAP-Diät empfehlen. Bei diesem Beschwerdebild zeigten sich in Studien einige Vorteile im Vergleich zu der im Allgemeinen empfohlenen gesunden Ernährung.

Eine FODMAP-Diät ist nur für Personen sinnvoll, die wirklich an einem Reizdarmsyndrom leiden. Und auch dann sollte sie nur so streng ausgeführt werden, wie es individuell nötig ist.

Die FODMAP-Kohlenhydrate sind wichtige Nährstoffe und fördern zum Beispiel die Darmflora und somit die Darmgesundheit. Bei einigen Lebensmittelunverträglichkeiten kann es jedoch hilfreich sein, auf einige FODMAP-Kohlenhydrate (wie Laktose oder Fruktose) zu verzichten. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten.

Wie funktioniert die FODMAP-Diät?

Das Ziel der FODMAP-Diät ist, die Beschwerden mit möglichst wenigen Einschränkungen zu lindern. Um das zu erreichen, erfolgt die Diät in drei Phasen: Eliminationsphase, Wiedereinführungsphase (Toleranzfindung) und Langzeiternährung.

  1. Eliminationsphase: In den ersten sechs bis acht Wochen vermeiden die Patienten und Patientinnen alle Lebensmittel, die reich an FODMAP sind. Dabei lässt sich beobachten, ob sich die Beschwerden verbessern.
  2. Test- oder Wiedereinführungsphase: Bessern sich die Symptome unter der strengen Diät, werden nun wieder schrittweise FODMAP-haltige Lebensmittel eingeführt. Diese Phase ist, abhängig von dem Beschwerdebild, unterschiedlich lang – zum Beispiel ein neues Lebensmittel pro Tag in unterschiedlichen Mengen. Dadurch lässt sich testen, welche Lebensmittel und welche Mengen an fermentierbaren Kohlenhydraten der Patient oder die Patientin verträgt und welche gar nicht. In dieser Zeit ist ein Ernährungs- beziehungsweise Symptomtagebuch sehr aufschlussreich für die weitere Vorgehensweise.
  3. Langzeiternährung: Ist die individuelle Toleranzgrenze und Verträglichkeit von FODMAP-reichen Lebensmitteln bekannt, können Patienten und Patientinnen ihren Speiseplan danach ausrichten. Sie brauchen dann nur die Lebensmittel oder bestimmte FODMAP-haltige Lebensmittelkombinationen vermeiden, die die Symptome des Reizdarmsyndroms verstärken. Diese werden durch FODMAP-ärmere Alternativen ersetzt. Mit diesem Ansatz soll eine individuelle Wohlfühlernährung entwickelt werden, die die Nahrungseinschränkungen auf das Nötigste reduziert und dabei Beschwerden verringert.

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FODMAP-Diät am besten nur unter fachlicher Begleitung

Die FODMAP-Diät ist komplex, weshalb sie am besten immer von einer entsprechend geschulten Ernährungsfachkraft begleitet wird. Bei der medizinischen Ernährungsberatung erfahren Betroffene, ob die FODMAP-Diät für sie und ihr Beschwerdebild ein sinnvolles Ernährungskonzept ist und wie sie korrekt ausgeführt wird. Zum Beispiel ist es wichtig, dass die erste Phase der FODMAP-Diät, die Restriktionsphase, in der alle FODMAP-reichen Lebensmittel vermieden werden sollen, nicht länger als sechs bis acht Wochen durchgeführt wird. Da sich unter den Lebensmitteln mit hohem FODMAP-Gehalt auch viele gesunde und für den Körper wichtige Nährstoffquellen befinden, ist der vollständige Verzicht nicht für eine langfristige Ernährung geeignet – es besteht die Gefahr einer Mangelernährung. In der Wiedereinführungsphase helfen die Ernährungsfachkräfte mit Hilfe des Symptomtagebuchs dabei, die individuelle Verträglichkeit von FODMAP-Lebensmitteln herauszufinden, um so eine ausgewogene Ernährungsweise mit möglichst wenig Einschränkungen zu finden, die dennoch die Beschwerden reduziert.

Außerdem ist die Diät oftmals nicht so leicht im Alltag umzusetzen, da es viele Aspekte zu beachten gibt. Das genaue Lesen der Zutatenliste ist wichtig, um die FODMAP-haltigen Stoffe, wie z. B. Agavensirup, Honig, Xylit und vieles mehr zu erkennen. Auch die Zubereitung von Speisen kann den FODMAP-Gehalt einiger Lebensmittel verändern. Sojabohnen sind beispielsweise FODMAP-reich, Tofu jedoch nicht (mit Ausnahme von Seidentofu). Bei einigen anderen Lebensmitteln wie beispielsweise Brokkoli ist zudem die Menge entscheidend. In der Ernährungsberatung erfahren Betroffene, worauf sie beim Einkaufen und Zubereiten der Speisen achten müssen.

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Liste von Lebensmitteln mit hohem und niedrigem FODMAP-Gehalt

FODMAP-reiche LebensmittelFODMAP-arme Lebensmittel
GemüseSpargel, Blumenkohl, Artischocken, Zwiebeln, Knoblauch, grüne Erbsen, Zuckererbsen, PilzeGurke, Aubergine, Pak Choi, grüne Paprika, Kartoffeln, Karotten, Salat, grüne Bohnen, Zucchini
ObstÄpfel, Apfelsaft, Birnen, Wassermelone, Mango, Pflaumen, Nektarinen, Pfirsiche, Trockenfrüchte, KirschenCantaloupe, Kiwi (grün), Ananas, Orange, Mandarine
Proteinquellen Die meisten Hülsenfrüchte, marinierte(s) Meeresfrüchte, Geflügel oder Fleisch, verarbeitetes FleischEier, fester Tofu, gekochte(s) Fleisch, Geflügel oder Meeresfrüchte, Tempeh
Getreide und Getreideprodukte Weizen, Gerste, Roggen, Frühstückszerialien, Kekse, SnacksCornflakes, Hafer, Reis, Mais, Quinoa, Hirse, Dinkel-Sauerteigbrot, weizenfreies, roggenfreies und gerstenfreies Brot
Milchprodukte und MilchalternativenKuhmilch, Pudding, Joghurt, (gesüßte) Kondensmilch, Eis, Sojamilch aus ganzen SojabohnenLaktosefreie Milch, Mandelmilch, Sojamilch aus Sojaprotein, Schnittkäse bis 45 Prozent Fett in der Trockenmasse, beispielsweise Brie, Camembert, Feta, Hartkäse
GetränkeFruchtsäfte, Bier, Sekt, lieblicher Wein, LikörStilles Wasser, ungesüßter Tee, trockener Wein (maximal ein Glas am Tag), Pflanzendrinks (Milchalternativen)
Weitere LebensmittelCashewkerne, Pistazien, frische Kokosmuss, Honig, Maissirup mit hohem Fructosegehalt, Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbit, Xylit, Mannit, Isomalt, Erythrit, Maltit, Lactit)Kürbiskerne, Walnüssse, Erdnüsse, Macadamias, dunkle Schokolade, Ahornsirup, Haushaltszucker, Reismalzsirup

Tipp: Sogar Süßes ist während der FODMAP-Diät möglich. Viele Süßigkeiten, wie die meisten dunklen oder veganen Schokoladen (ab 70 Prozent Kakaoanteil), sind FODMAP-arm, da Zucker an sich kein FODMAP ist. Süßigkeiten mit Laktose und Fruktose sind hingegen nicht geeignet, ebenso Getränke oder Kaugummis, die mit Zuckeraustauschstoffen gesüßt sind.

Leckere und schnelle Low-FODMAP-Rezepte

Die Low-FODMAP-Diät sieht auf den ersten Blick nach großen Einschränkungen aus. Ihr Vorteil ist jedoch, dass nicht eine ganze Lebensmittelgruppe ausgeschlossen wird, sondern es immer eine Low-FODMAP-Alternative gibt. Viele Rezepte lassen sie so zu leckeren und abwechslungsreichen Low-FODMAP-Rezepten umwandeln.

Omelett gefüllt mit Spinat auf einem weißen Teller.

© iStock / Lilechka75

Als Low-FODMAP-Frühstück eignet sich ein Omelett, beispielsweise mit Spinat.

Low-FODMAP-Frühstück: Omelette mit einem Hauch von Italien

Zutaten

2 Portionen
  • 40ggelbe Paprika
  • 40gKirschtomaten
  • 40gfrischer Spinat
  • 40gFeta
  • 6Eier
  • 2EsslöffelOlivenöl
  • Salz, Pfeffer, frische italienische Kräuter oder italienische Kräutermischung ohne Knoblauch

Zubereitung

  1. Paprika und Tomaten waschen und in kleine Stücke schneiden. Spinat waschen und abtropfen lassen. Feta in Würfel schneiden.

  2. Paprika und Tomaten in einer Pfanne mit einem Esslöffel Olivenöl für etwa drei Minuten andünsten, dann Spinat hinzugeben. Weiter andünsten, bis der Spinat zusammenfällt. Mit Salz, Pfeffer und italienischen Kräutern würzen und warm halten.

  3. Die Eier in einer Schale aufschlagen und verrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen.

  4. In einer Pfanne einen Esslöffel Olivenöl erhitzen, die Eimasse hineingeben und bei niedriger Temperatur stocken lassen.

  5. Kurz bevor die Eimasse vollständig gestockt ist, das gedünstete Gemüse und den Feta auf einer Hälfte verteilen. Nun die andere Hälfte des Omelettes auf die belegte Hälfte klappen und kurz weiter erhitzen. Das Omelette teilen und auf zwei Teller geben.

Low-FODMAP-Abendbrot: Bunte Hirse-Bowl

Zutaten

2 Portionen
  • 100gHirse
  • 2TeelöffelKurkumapulver
  • 150gAubergine
  • 100gZucchini
  • 100gKarotten
  • 2EsslöffelOlivenöl
  • 150mllaktosefreier Joghurt
  • 2EsslöffelTK-Kräutermix (ohne Knoblauch oder Zwiebeln)
  • 2EsslöffelKürbiskerne (optional)
  • Salz, Pfeffer

Zubereitung

  1. Hirse gründlich waschen und in 150 ml Wasser kochendes Wasser geben. Kurkuma und einen Teelöffel Salz hinzugeben und 15 Minuten köcheln lassen. Danach ohne Hitze weiterquellen lassen.

  2. Aubergine waschen und in dünne Scheiben schneiden. In einer Pfanne mit einem Esslöffel Olivenöl von beiden Seiten goldbraun braten. Dabei immer mal wieder wenden und mit Salz und Pfeffer würzen.

  3. Karotten waschen und schälen. Nun mit einem Schäler dünne Streifen herstellen und diese in einer Pfanne mit einem Esslöffel Olivenöl anbraten, bis die Kanten knusprig werden. Mit Salz und Pfeffer würzen.

  4. Mais abtropfen lassen und waschen.

  5. Für das Dressing den laktosefreien Joghurt mit Salz, Pfeffer und tiefgefrorenen Kräutern cremig rühren.

  6. Nun alles nebeneinander anrichten und Kürbiskerne als Topping hinzugeben.

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