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Ermüdungsbruch – wie kommt es dazu und wie kann man vorbeugen?

Veröffentlicht am:15.06.2023

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 21.12.2023

Wenn Sie beim Auftreten einen stechenden Schmerz im Fuß spüren, aber keine offensichtliche Verletzung vorliegt, kann es sich um einen Ermüdungsbruch handeln. Er ist meist die Folge ständiger – und oft vermeidbarer – Überlastung der Knochen.

Ein Sportler hat sich beim Lauftraining auf einem Steg einen Ermüdungsbruch im rechten Fuß zugezogen.

© iStock / emiliozv

Was ist ein Ermüdungsbruch?

Als Ermüdungsbruch oder Stressfraktur bezeichnet man kleine Brüche im Knochen, die meist durch eine intensive und wiederholte Überbeanspruchung der Knochen entstehen. Zu Ermüdungsbrüchen kommt es durch eine Belastung, die man seinem Körper selbst zufügt. Das ist etwas völlig anderes als Knochenbrüche durch Unfälle. Ein weiterer Unterschied zu unfallbedingten Frakturen besteht darin, dass es bei einem Ermüdungsbruch meist zu keinem vollständigen Bruch kommt, sondern zu vielen kleinen Knochenverletzungen wie kleinen Rissen.

Wie entsteht ein Ermüdungsbruch?

In den Knochen findet ein permanenter Ab- und Aufbauprozess statt. Für diesen Knochenumbau sorgen bestimmte Zellen: die knochenaufbauenden Osteoblasten und die knochenabbauenden Osteoklasten. Auch Brüche heilt der Knochen selbst, indem die Osteoblasten Defekte im Knochengewebe reparieren und überbrücken. Aber dieser Vorgang benötigt Zeit. Eine wiederkehrende Belastung beeinträchtigt die physiologischen Reparaturmechanismen und die betroffenen Zonen werden zu Schwachstellen im Knochen. Zunächst kommt es zur Schädigung der Knochenbälkchen im Inneren des Knochens. Wird die Belastung fortgesetzt, bricht irgendwann auch die stabile Knochenrinde, die sogenannte Kortikalis.

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Wo entstehen Ermüdungsbrüche am häufigsten?

Theoretisch können Ermüdungsbrüche überall auftreten, aber meist kommt es in denjenigen Teilen des Skeletts zu Ermüdungsbrüchen, die bei körperlicher Aktivität der größten Belastung durch Stöße und Gewicht ausgesetzt sind: Fuß und Schienbein. Im Fuß, der sich aus zahlreichen kleinen Knochen zusammensetzt, sind vorrangig die Mittelfußknochen betroffen. Aber auch im Fersenbein am hinteren Ende des Fußes können Ermüdungsfrakturen auftreten sowie im Wadenbein, Oberschenkelknochen und Becken. Ermüdungsbrüche im Arm- und Schulterbereich sind selten, bei Ausübung von Wurfsportarten, Turnen oder Gewichtheben aber möglich. Selbst häufiges Husten bei einem hartnäckigem Infekt kann zu einem Ermüdungsbruch der Rippen führen.

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Wer ist besonders oft von Ermüdungsbrüchen betroffen?

Beim Hochleistungssport ist die Gefahr von Ermüdungsbrüchen sehr hoch – vor allem dann, wenn sich bestimmte Bewegungsabläufe ständig wiederholen und die gleichen Körperstrukturen belasten. Das kann beim Laufen, Turnen oder Tanzen sein, aber letztlich bei jeder Sportart, die intensiv ausgeübt wird.

Auch Freizeitsporttreibende laufen Gefahr, sich Ermüdungsbrüche zuzuziehen. Vor allem dann, wenn sie ihr Training steigern ohne ausreichende Ruhezeiten, in denen sich die Knochen anpassen können. Zu häufiges Training oder eine abrupte Steigerung der Intensität sind die Hauptgründe für Ermüdungsbrüche.

Menschen in körperlich fordernden Berufen tragen ebenfalls ein höheres Risiko. Dazu zählen auch Militärangehörige, für die Märsche und sich wiederholende Trainingsabläufe an der Tagesordnung sind. Entsprechend war es ein Militärarzt, der im 19. Jahrhundert das Krankheitsbild sogenannter „Marschfrakturen“ erstmals beschrieben hat.

Außer der Intensität bei der körperlichen Betätigung gibt es weitere Risikofaktoren für Ermüdungsbrüche:

  • Osteoporose oder andere Knochenerkrankungen
  • Fußfehlstellungen
  • Alter: Ältere Menschen leiden häufiger unter Knochenproblemen und sind bei altersbedingt veränderter Knochenstruktur gefährdet.
  • Gewicht: Untergewichtige Menschen können geschwächte Knochen haben. Übergewichtige wiederum üben eine starke Belastung auf die Knochen aus.
  • Kalzium- und Vitamin-D-Mangel durch unausgewogene Ernährung. Beide Stoffe sind wichtig für die Knochenerneuerung.
  • Rauchen
  • Östrogenmangel bei Frauen in der Menopause
  • ungeeignete Schuhe
  • Medikamente, wie zum Beispiel Kortison bei Langzeiteinnahme, können Einfluß auf den Knochenstoffwechsel haben.
  • Relatives Energiedefizit-Syndrom (RED-S): Übertraining bei gleichzeitig zu geringer Kalorienzufuhr
Der Fuß einer Patientin wird mit einem MRT-Gerät auf einen Ermüdungsbruch untersucht.

© iStock / gilaxia

Durch eine MRT-Untersuchung des betroffenen Körperteils lassen sich Ermüdungsbrüche gut erkennen.

Welche Symptome hat ein Ermüdungsbruch und wie wird er diagnostiziert?

Ermüdungsbrüche machen sich vor allem durch Schmerzen am betroffenen Knochen bemerkbar – etwa beim Aufsetzen des Fußes. Rötungen und Schwellungen können, müssen aber nicht auftreten.

Verschiedene Schmerzausprägungen sind möglich: Von bloßer Empfindlichkeit bei Berührung des Knochens über einen Schmerz, der nur bei Aktivität auftritt und bei Ruhestellung nachlässt, bis zu einem durchgehenden Schmerz, der Betroffene nahezu bewegungsunfähig macht. Bei leichten Beschwerden werden diese auch schon mal als Prellung oder Verstauchung fehlinterpretiert.

Wenn Sie vergleichbare Beschwerden haben, sollten Sie weitere körperliche Belastung vermeiden und sich in jedem Fall ärztlich untersuchen lassen. Bei einem verschleppten Ermüdungsbruch werden nicht nur die Schmerzen immer stärker, es besteht auch die Gefahr eines vollständigen Bruchs oder von Entzündungen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sichert erst die Diagnose und klärt Ihre körperliche Aktivität, Ihren Lebensstil und Ihre medizinische Vorgeschichte ab. Es geht auch darum, andere mögliche (Knochen-)Erkrankungen auszuschließen. Deutet eine körperliche Untersuchung auf einen Ermüdungsbruch, erfolgt in der Regel eine Röntgenuntersuchung. Allerdings sind die kleinen Risse bei einer Stressfraktur auf dem Röntgenbild mitunter schwer feststellbar. Rund zwei Drittel der Ermüdungsbrüche werden durch Röntgen nicht erkannt.

Wenn trotz des negativen Röntgenbefunds vieles auf einen Ermüdungsbruch hindeutet, ist eine Untersuchung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie der nächste Schritt.

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Wie lässt sich ein Ermüdungsbruch behandeln und wie vorbeugen?

Bei einer Stressfraktur verschieben sich gebrochene Knochenteile selten, weshalb man in der Regel auf eine Operation verzichten kann. Meist reicht es für den Heilungsprozess aus, das betroffene Körperteil zu schonen. Dazu ist manchmal auch ein Gipsverband notwendig.

Wie lange Sie das Körperteil ruhigstellen müssen, hängt vom Einzelfall ab. Die Länge der Schonphase, in der sich die Knochen regenerieren, beträgt grob zwei bis acht Wochen. Weitere mögliche Maßnahmen sind:

  • Kühlung
  • Hochlagern betroffener Körperteile
  • Schmerzmittel
  • Physiotherapie
  • orthopädische Hilfsmittel (Spezialschuhe, Orthesen, Gehhilfen etc.)

Um es beim Freizeitsport gar nicht erst zu einem Ermüdungsbruch kommen zu lassen, können Sie vorbeugen:

  • Legen Sie regelmäßige Erholungsphasen beim Sport ein.
  • Trainieren Sie nur schmerzfrei.
  • Beginnen Sie neue sportliche Aktivitäten behutsam.
  • Achten Sie auf angemessene, hochwertige Ausrüstung.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen.
  • Lassen Sie sich auf Vorerkrankungen wie Osteoporose oder Fehlstellungen untersuchen.

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