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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Mandelentzündung: Was hilft bei einer akuten Tonsillitis?

Veröffentlicht am:05.07.2022

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 08.05.2023

Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber sind typische Anzeichen einer akuten Mandelentzündung. Meist klingt sie nach ein bis zwei Wochen ohne Komplikationen wieder ab. Für die richtige Therapie sollten Sie dennoch eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Ein Junge, der eine Mandelentzündung hat, fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Hals.

© iStock / vitapix

Mandelentzündung: Wozu dienen die Mandeln?

Beim Übergang von Mund und Nase in den Rachen durchläuft die Luft, die wir atmen, und alles, was wir zu uns genommen haben, einen Engpass, den sogenannten lymphatischen Rachenring. Das ist kein geschlossener Ring, sondern er besteht aus einer Ansammlung von ringförmig angelegten lymphatischen Gewebsinseln und dient als erste Abwehrbarriere der oberen Atemwege. Hier befinden sich die Mandeln, die in der Fachsprache Tonsillen heißen: zwei Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae) sowie je eine Zungenmandel (Tonsilla lingualis) und eine Rachenmandel (Tonsilla pharyngealis). In der Schleimhaut an der hinteren Rachenwand liegen noch die Tubenmandeln (Tonsillae tubariae). Wucherungen der Rachenmandeln werden im Volksmund häufig als Polypen bezeichnet. Die Gaumenmandeln sind die einzigen der Tonsillen, die mit bloßem Auge bei geöffnetem Mund sichtbar sind. Als kleine Erhebungen liegen sie rechts und links in einer Schleimhautfalte zwischen dem vorderen und dem hinteren Gaumenbogen, die das Tor vom Mundraum zum Rachen bilden.

Die Mandeln erfüllen eine wichtige Aufgabe im Abwehrsystem des menschlichen Körpers. Ihre Funktion ist es, Krankheitserreger zu erkennen, aufzuhalten und abzutöten. Im sogenannten sekundär lymphatischen Gewebe der Gaumenmandeln führt der Kontakt mit Fremdstoffen wie zum Beispiel Nahrungsbestandteilen, Viren oder Bakterien zu einer permanenten Entzündungsreaktion. Die Tonsillen haben Falten an der Oberfläche, sogenannte Krypten, in denen die Erreger direkten Kontakt zum lymphatischen Gewebe haben. Die Falten werden regelmäßig entleert und neue Erreger siedeln sich an. Das Immunsystem lernt so mithilfe der Mandeln beständig dazu und wird abwehrbereiter.

Grafik mit den Tonsillen (Mandeln) im Rachenraum
Die Tonsillen im Überblick

Wie kommt es zur Mandelentzündung?

Eine akute Mandelentzündung ist eine Entzündung der Gaumenmandeln. Mediziner und Medizinerinnen sprechen auch von Tonsillitis oder Angina tonsillaris, oft verkürzt zu Angina. Eigentlich befinden sich die Mandeln in einer Art dauerhaftem Entzündungsprozess. Das ist ihre Aufgabe für das Immunsystem: sich permanent mit Erregern auseinanderzusetzen. Von einer krankhaften Tonsillitis spricht man dann, wenn die Entzündung mit körperlichen Beschwerden einhergeht, die in der Regel sehr schnell einsetzen.

Eine akute Mandelentzündung wird überwiegend durch Viren, seltener durch Bakterien verursacht. 70 bis 95 Prozent der Fälle gehen auf Viren zurück, bei den Bakterien sind Streptokokken die häufigsten Auslöser. Eine Mandelentzündung ist ansteckend. Bakterien und Viren können über die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen werden, also über direkten Kontakt mit Keimträgern beispielsweise beim Sprechen, Husten oder Niesen. Eine Ansteckung erfolgt in der Regel durch Erkrankte und nur selten durch Menschen ohne Krankheitssymptome. Aber auch Haus- und Nutztiere sowie Gebrauchsgegenstände wie Zahnbürsten sind mögliche Ansteckungsherde. Am häufigsten tritt eine Tonsillitis in der Kindheit auf. Das gilt besonders für die durch Streptokokken ausgelöste Mandelentzündung, die vor allem Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 14 Jahren betrifft.

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Mandelentzündung: Symptome und Diagnose

Starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit sind typische Krankheitszeichen bei einer akuten Mandelentzündung. Die Mandeln selbst sehen gerötet und geschwollen aus. Bei einer viralen Tonsillitis kommen oft noch Erkältungssymptome wie Husten und Schnupfen dazu. Liegt eine bakterielle Infektion vor, scheiden die Mandeln eine eitrige Masse aus, die man Stippchen nennt. Eine solche eitrige Mandelentzündung ist hoch ansteckend und wird oft von einem unangenehmen Mundgeruch begleitet. Bei Kindern können zudem Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Komplikation bei einer akuten Tonsillitis sind selten. Die häufigste ist der Mandelabszess (Peritonsillarabszess), eine verstärkte Eiteransammlung auch im umliegenden Gewebe, die zu erheblichen Schluckbeschwerden führt und im schlimmsten Fall sogar die Öffnung des Mundes behindert.

Nur der Arzt oder die Ärztin kann die Symptome richtig einordnen

Bei Anzeichen auf eine Angina sollten Sie unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Angina-Symptome sind an sich leicht zu erkennen, aber eine Hausärztin oder ein Hausarzt beziehungsweise eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt sollte abklären, ob eine virale oder eine bakterielle Infektion vorliegt. Das ist wichtig, weil nur bei einer durch Bakterien ausgelösten Tonsillitis eine Behandlung mit einem Antibiotikum sinnvoll ist. Antibiotika bekämpfen nur Bakterien und sind bei einer Virusinfektion wirkungslos. Außerdem geht es darum, andere Krankheiten auszuschließen, die mit entzündeten Mandeln einhergehen können wie Scharlach und Pfeiffersches Drüsenfieber.

Chronische Mandelentzündung

Treten Mandelentzündungen immer wieder auf, spricht man von einer rezidivierenden Tonsillitis. Das ist der Fall, wenn sich Entzündungen zusammen mit Beschwerden mit beschwerdefreien Intervallen abwechseln. Ob eine operative Entfernung oder eine Teilentfernung der Gaumenmandeln sinnvoll ist – eine sogenannte Tonsillektomie oder Tonsillotomie – hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Wie häufig sind die Entzündungen, wie stark die Beschwerden, ist die Atmung behindert, wie sind die Erfolgsaussichten des Eingriffs oder wie wahrscheinlich ist es, dass die Mandelentzündungen auch ohne Eingriff seltener werden? Eventuell ist auch das Einholen einer zweiten Meinung angebracht.

Eine Ärztin mit medizinischer Maske untersucht wegen Verdacht auf Mandelentzündung den Rachen eines Mädchens mit einem Spatel.

© iStock / Ivan-balvan

Bei Mandelentzündung muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden.

Was hilft gegen Mandelentzündung?

Eine akute Tonsillitis sollten Sie nicht selbstständig auskurieren. Zwar gibt es für Mandelentzündung Hausmittel, aber sie lindern nur die Symptome und bekämpfen nicht die Ursache der Tonsillitis. Wichtig sind vor allem ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bettruhe. Zur Unterstützung der Therapie bieten sich außerdem an:

  • Halswickel: Befeuchten Sie dafür ein Tuch (zum Beispiel ein Geschirrtuch) in einer Schale mit warmem oder kaltem Wasser – je nachdem, was angenehmer erscheint. Falten Sie das Tuch auf etwa handbreit und legen Sie es sich faltenfrei rund um den Hals. Umwickeln Sie das nasse Tuch mit einem trockenen, größeren Frotteetuch und einem Schal. Befestigen Sie die Schichten mit Klammern.
  • Gurgeln mit Salbei- oder Thymiantee: Kochen Sie Wasser auf und lassen Sie darin die Tee- oder Kräutermischung ziehen. Wenn der Tee auf Zimmertemperatur gekühlt ist, können Sie einen Schluck davon nehmen und im Mund und Rachen verteilen, indem Sie die Flüssigkeit hin- und herbewegen. Danach ausspucken.
  • Schmerz- und Fiebermittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sind insbesondere in den ersten drei Tagen nach Krankheitsbeginn sinnvoll. Informieren Sie sich über Einnahmehinweise sowie mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen.
  • Wadenwickel zur nicht-medikamentösen Fiebersenkung: Befeuchten Sie zwei Geschirrtücher mit lauwarmem beziehungsweise handwarmem Wasser aus einer Schüssel. Wickeln Sie je ein Tuch um eine Wade – es sollte möglichst faltenfrei und straff anliegen. Wickeln Sie anschließend ein trockenes Tuch sowie ein Wolltuch um die nassen Tücher. Wichtig: Wadenwickel sollten Sie nur anwenden, wenn Hände und Füße der erkrankten Person warm sind und sie nicht friert. Bei Schüttelfrost sind Wadenwickel ebenfalls ungeeignet.

Ärztliche Untersuchung ist bei einer Mandelentzündung wichtig

Hausmittel ersetzen keinen Arztbesuch. Bei Verdacht auf eine Mandelentzündung sollten Sie für sich selbst oder für Ihr Kind unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Anhand gründlicher Untersuchungen und gegebenenfalls mit einem Schnelltestverfahren kann die Ärztin oder der Arzt klären, ob eine Angina vorliegt und ob zum Beispiel eine Strepptokokkeninfektion die Ursache darstellt. Für die Behandlung muss sie oder er außerdem die Schwere der Erkrankung sowie mögliche Komplikationen abschätzen und andere Krankheiten ausschließen. Ziel der Diagnostik ist, herauszufinden, ob eine erkrankte Person von einer antibiotischen Behandlung profitiert, um so abwendbare gefährliche Verläufe genauso zu vermeiden wie Nebenwirkungen einer unnötigen antibiotischen Behandlung.

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