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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Eine Blutvergiftung erkennen und Leben retten

Veröffentlicht am:05.05.2022

4 Minuten Lesedauer

Bereits aus einem kleinen Kratzer oder einer Blasenentzündung kann sich eine Sepsis entwickeln – ohne ärztliche Hilfe endet diese oft tödlich. Sie wird daher immer als Notfall behandelt. Doch wie lässt sich eine Blutvergiftung erkennen?

Mann mit Schnitt am Finger muss wegen Blutvergiftung in Behandlung.

© iStock / Денис Безобразов

Was ist eine Blutvergiftung

Alle sieben Minuten stirbt ein Mensch in Deutschland an einer Blutvergiftung (Sepsis), aufs Jahr gerechnet sind das 75.000 Menschen. Das macht Blutvergiftungen zur dritthäufigsten Todesursache nach Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Sie entsteht, wenn das Immunsystem infolge einer Infektion überreagiert und beginnt, körpereigenes Gewebe und Organe zu schädigen. Es handelt sich also nicht um eine Vergiftung im eigentlichen Sinne, auch wenn die Sepsis umgangssprachlich oft so genannt wird. Auslöser sind in der Regel entzündliche Erkrankungen durch Bakterien, Viren und Pilze, aber auch Infektionen mit Parasiten. Normalerweise bekämpft das Immunsystem die Erreger direkt am Infektionsort und hält sie dort in Schach.

Bei einer Blutvergiftung durchbrechen die Erreger wie auch die Entzündungsbotenstoffe, welche die Entzündungsreaktion im Körper koordinieren und verstärken, diese lokale Barriere und breiten sich über die Blutbahn im gesamten Körper aus. Der Körper wird sozusagen überschwemmt und das kann dazu führen, dass die Abwehrreaktion außer Kontrolle gerät und die Erreger wie auch die Botenstoffe körpereigene Zellen und Organe angreifen.

Im schlimmsten Fall kann die Sepsis zu einem septischen Schock führen, bei dem die Herz-Kreislauf-Funktionen zusammenbrechen und die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Die Folge ist Sauerstoffmangel und mitunter sogar multiples Organversagen. Wenn es so weit kommt, kann der septische Schock sogar einen tödlichen Verlauf nehmen.

Eine Sepsis kann lebensgefährlich sein. Wie die Krankheit verläuft und wie sich das Risiko einer Infektion reduzieren lässt, erfahren Sie im Video.

Blutvergiftung: Ursachen

Eine Sepsis kann nicht nur durch eine größere Wunde entstehen, also etwa durch einen infizierten Mückenstich oder eine entzündete Schnittwunde am Finger, sondern auch durch jede andere Form der Infektion. Viel häufiger als durch eine Wunde kommt es zu einer Sepsis durch Infektionen, die im Inneren des Körpers entstehen. Zu den häufigsten Erkrankungen, die zu einer Sepsis führen können, zählen:

  • Lungenentzündungen
  • Infektionen im Bauchraum
  • Harnwegsinfekte

Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer Sepsis erkranken, manche besitzen aber ein erhöhtes Risiko, etwa Säuglinge unter einem Jahr und ältere Menschen ab 60. Weitere Risikofaktoren können sein:

  • die chronische Erkrankung eines Organs
  • Diabetes
  • Krebs
  • ein geschwächtes Immunsystem
  • eine fehlende Milz

Blutvergiftung: Symptome

Es gibt den Mythos von dem roten Strich, der sich auf der Haut abzeichnet und sich langsam von der Wunde in Richtung Herz ausbreitet. Das bedeutet allerdings lediglich, dass eine Lymphbahn aufgrund einer Wundinfektion entzündet ist, was das nicht zwangsläufig zu einer Sepsis führen muss. Der rote Strich ist also kein hinreichendes Anzeichen, die meisten Symptome sind eher unspezifisch und ähneln einer Grippe. Dazu gehören:

  • Fieber ab 38 Grad oder Körpertemperatur unter 36 Grad
  • Schüttelfrost
  • erhöhter Puls
  • starkes allgemeines Krankheitsgefühl
  • Schmerzen

Für eine Sepsis spricht, wenn eines der drei weiteren Symptome dazukommt – dann sollte dringend ärztliche Hilfe geholt werden.

  • plötzliche Verwirrtheit
  • niedriger Blutdruck: systolisch unter 100 mmHg
  • beschleunigte Atmung (mehr als 22 Atemzüge pro Minute)
Frau mit Blutvergiftung in Behandlung

© iStock / SoumenNath

Es ist wichtig, eine Blutvergiftung früh zu erkennen, im schlimmsten Fall droht sonst ein septischer Schock, der zum Tod führen kann.

Wie wird eine Blutvergiftung behandelt?

Eine Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall und muss ärztlich behandelt werden. Je schneller das geschieht, desto höher sind die Heilungschancen. Schätzungen zufolge sind jährlich mindestens bis zu 20.000 Todesfälle durch die Krankheit vermeidbar. Suchen Sie bei einem Verdacht auf eine Blutvergiftung deshalb umgehend ärztliche Hilfe.

Bestätigt das medizinische Fachpersonal den Verdacht, entnimmt es mehrere Blutproben, um den Infektionserreger zu bestimmen.

Da es mehrere Tage dauern kann, bis die Untersuchungsergebnisse vorliegen, bekommt der Patient zunächst ein Antibiotikum verabreicht, das gegen die gängigsten Keime wirkt. Gleichzeitig wird ihm Flüssigkeit über einen Tropf zugeführt, um den Kreislauf zu stabilisieren. Auch wird nach dem Ausgangsort der Infektion gesucht, um gezielter zu behandeln.

Sollte sich die Situation nicht bessern und sich der Kreislauf nicht stabilisieren, muss der Patient auf die Intensivstation verlegt werden. Hier konzentrieren sich die Ärzte nicht mehr nur auf die Bekämpfung der Infektion, sondern unterstützen mit Medikamenten die Herz-Kreislauffunktionen.

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Welchen schweren Verlauf kann eine Blutvergiftung nehmen?

Vor allem während eines septischen Schocks befindet sich der Körper im Ausnahmezustand: Lebenswichtige Organe wie Lunge, Niere und Leber sind betroffen und der Blutkreislauf steht vor dem Zusammenbruch. Die Behandlung ist dann langwierig und nicht alle Menschen können gerettet werden. Bei einigen Überlebenden hinterlässt das Spuren. Mögliche Spätfolgen sind:

  • chronische Schmerzen
  • chronisches Nieren- und Leberversagen
  • Nerven- und Muskelschädigungen
  • körperliche Einschränkungen, beispielsweise durch eine Amputation, da bestimmte Gliedmaßen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden konnten
  • generelle Leistungseinschränkungen

Die Leistungseinschränkungen können über das Körperliche hinausgehen und auch die Psyche betreffen. So leiden manche Patienten nach der Behandlung immer wieder an Konzentrations- und Gedächtnisschwäche. Darüber hinaus kann die intensivmedizinische Behandlung psychische Spuren hinterlassen. Dies wird als posttraumatisches Belastungssyndrom bezeichnet. Betroffene durchleben ihre Erkrankung dabei immer wieder in Albträumen oder Flashbacks. Begleitend treten häufig auch Depressionen oder Panikattacken auf.

Deutschland erkennt Sepsis

Kampagne zur Aufklärung über Sepsis

„Deutschland erkennt Sepsis“ ist eine von der Bundesregierung geförderte Kampagne mit dem Ziel, die Krankheit stärker ins Bewusstsein zu rücken. So soll die Zahl der vermeidbaren Todesfälle reduziert werden. Alle Infos dazu gibt es unter: deutschland-erkennt-sepsis.de

Wie kann man einer Blutvergiftung vorbeugen?

Einer Sepsis geht immer eine Infektion voraus. Da es gegen die Sepsis keinen direkten Schutz gibt, kann nur die Infektion verhindert werden. Folgende Maßnahmen helfen dabei, das Sepsis-Risiko zu senken:

  • Körperhygiene: insbesondere häufiges und gründliches Händewaschen.
  • Wundhygiene: Wunden sauber halten und desinfizieren. Bei einer Entzündung gegebenenfalls einen Arzt konsultieren.
  • Impfungen: insbesondere gegen Influenzaviren und Pneumokokken. Dies gilt vor allem für Menschen ohne Milz.
  • Korrekte Einnahme von Medikamenten: ein verschriebenes Antibiotikum vom Arzt vorschriftsmäßig einnehmen und nicht vorzeitig abbrechen, wenn die ersten Symptombesserungen eintreten.
  • Konsequente Behandlung: chronische Krankheiten, die das Immunsystem schwächen (etwa Diabetes), fachgerecht behandeln lassen.
  • Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung stärken das Immunsystem.

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