Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Haarausfall bei Männern – was können die Ursachen sein?

Veröffentlicht am:26.10.2022

5 Minuten Lesedauer

Wenn die Haare immer lichter werden und den Blick auf die Kopfhaut freigeben, ist das für Männer oft sehr belastend. Warum nur ausgewählte Mittel wirklich etwas bringen und wie Betroffene dem Haarverlust noch begegnen können.

Mann mit Haarausfall checkt seine Geheimratsecken.

© iStock / LightFieldStudios

Dr. med. Kathrin Hillmann ist Dermatologin in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Berlin. Im Interview verrät sie, warum Männern die Haare ausfallen können.

Haarausfall ist (k)eine Frage des Alters

Ist lichtes Haar beim Mann eine normale Alterserscheinung?

Viele Männer bemerken mit zunehmendem Lebensalter, dass ihr Haar dünner ist und langsamer nachwächst. Dahinter steckt ein natürlicher Prozess, bei dem sich die Wachstumsphasen der Haarfollikel verkürzen. Nicht bei jedem Mann sind die Veränderungen auf dem Kopf gleichermaßen sichtbar – lichtes Haar gehört also nicht zwangsweise zum Alterungsprozess dazu.

Ein Anzeichen dafür, dass der Haarausfall die gewöhnliche Grenze überschreitet, ist der Verlust von mehr als 100 Haaren pro Tag – das gilt nur für Kopfhaare, der Haarausfall an den Beinen oder anderen Körperstellen beim Mann ist dafür zunächst unerheblich. Ein verstärkter Haarausfall tritt vornehmlich im Scheitelbereich, am Hinterkopf oder nahe der Stirn auf. Männer entdecken dann häufig ungewöhnlich viele Haare auf dem Kopfkissen, in der Bürste oder im Abfluss der Dusche beziehungsweise der Badewanne. Der Begriff Haarausfall, auch Alopezie genannt, ist übrigens recht weit gefasst. Mediziner und Medizinerinnen ordnen ihm bestimmte Formen von Haarausfall wie den anlagebedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie), kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) oder vernarbenden Haarausfall zu.

Was ist der häufigste Grund für übermäßigen Haarausfall beim Mann?

Verlieren Männer übermäßig viele Kopfhaare, liegt besonders häufig ein anlagebedingter Haarausfall vor. Klassischerweise kommt es dabei zur Bildung von „Geheimratsecken“ oder dem Verlust von Haaren im Oberkopfbereich bis hin zu einer Halbglatze. Der anlagebedingte Haarausfall heißt deshalb so, weil bereits bei der Geburt genetisch festgelegt ist, wann die Haare ausfallen – das kann mit 20 Jahren oder erst mit 70 Jahren passieren. Fest steht jedoch, dass das Haar dabei im Laufe des Lebens plötzlich sehr sensibel auf Testosteron und das zugehörige Stoffwechselprodukt 5alpha-Dihydrotestosteron (DHT) reagiert. Dihydrotestosteron verkürzt den Lebenszyklus des Haares, es fällt eher aus und wächst dünner nach. Im weiteren Verlauf verkümmert die Haarwurzel – sie ist dann nicht mehr in der Lage, ein neues Haar zu bilden.

Passende Artikel zum Thema

Worauf kann plötzlicher Haarausfall beim Mann hindeuten?

Neben dem anlagebedingten Haarausfall beim Mann gibt es auch andere Ursachen für einen Haarverlust. Bilden sich kreisrunde haarfreie Stellen auf dem Kopf, kann es sich um kreisrunden Haarausfall handeln. Die lichten Areale entstehen dadurch, dass sich das Immunsystem gegen die Haarfollikel richtet. Kreisrunder Haarausfall kann bei einer besonders starken Ausprägung auch zu einem vollkommenen Haarverlust führen. Die Erkrankung tritt vornehmlich bei jüngeren Menschen auf. Liegt ein Haarausfall bei einem Mann mit 20 Jahren vor, ist es also durchaus sinnvoll, in diese Richtung zu denken. Im Gegensatz zum anlagebedingten Haarausfall kann der kreisrunde Haarverlust auch die Körperbehaarung betreffen – bilden sich vereinzelt kahle Stellen, beispielsweise im Bart, suchen Männer am besten einen Dermatologen oder eine Dermatologin auf.

Kreisrunde haarfreie Stellen können ebenfalls auf eine Pilzinfektion der Kopfhaut hindeuten, die sogenannte Tinea capitis. Auch ein vernarbender Haarausfall kann eine mögliche Ursache sein. Der Haarverlust tritt hier aber nicht plötzlich auf, denn meistens gehen entzündliche Erkrankungen der Kopfhaut voraus. Männer können ihre Haare ebenfalls durch Infektionen wie COVID-19 verlieren. Dabei liegt ein diffuser Haarausfall beim Mann vor – die Haare fallen also nicht in einem Muster aus. Vitaminmangel spielt weniger eine Rolle, denn hierzulande sind Menschen mit Nährstoffen in der Regel ausreichend versorgt. Eine Ausnahme können allerdings Männer mit Essstörungen sein. Es gibt also vieles, was die Wachstumsphase der Haare stören oder vorzeitig beenden kann.

„Im Gegensatz zum anlagebedingten Haarausfall kann der kreisrunde Haarverlust auch die Körperbehaarung betreffen – bilden sich vereinzelt kahle Stellen, beispielsweise im Bart, suchen Männer am besten einen Dermatologen oder eine Dermatologin auf.“

Dr. Hillmann
Dermatologin in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Berlin

Haarausfall bei Männern stoppen oder verhindern ist nur begrenzt möglich

Mann mit Haarausfall rasiert sich die Haare.

© iStock / Solovyova

Damit sich bei Haarausfall die kahlen Stellen nicht so deutlich abzeichnen, entscheiden sich viele Männer für einen Kurzhaarschnitt.

Was kann ein Mann bei Haarausfall tun?

Gegen den genetisch vorher bestimmten Haarausfall können Mediziner oder Medizinerinnen nur bedingt etwas ausrichten. Es gibt wenige wirksame Mittel, die Männer bei Haarausfall anwenden können. Die evidenzbasierte (S3)-Leitlinie zur Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Männern empfiehlt die Wirkstoffe Minoxidil und Finasterid. Minoxidil ist eigentlich ein Wirkstoff gegen Bluthochdruck. In fünfprozentiger Lösung oder als Schaum kann er, zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen, Haare leicht nachwachsen lassen und den Verlauf des Haarausfalls abmildern. Eine andere Option für Männer ist Finasterid, einmal täglich als Tablette eingenommen. Dieser Wirkstoff kann den Haarausfall über längere Zeit stabilisieren. Doch bei beiden Substanzen gibt es keine Wirkgarantie. Außerdem können Männer bei akuten Schüben vom anlagebedingten Haarausfall trotz der Anwendung Haare verlieren. Nebenwirkungen wie Kopfhautreizungen oder Verlust des sexuellen Antriebs sind je nach Wirkstoff ebenfalls möglich. Wer keine Präparate einnehmen möchte, kann sich für Haarersatzteile oder Halbperücken entscheiden – diese können in einem Haarstudio individuell auf den Kopf angepasst werden.

Wann kann eine Haartransplantation eine Lösung sein?

Betroffene können dem Haarverlust mit Selbstbewusstsein entgegentreten. Viele Männer entscheiden sich dazu, die Haare rundum kürzer zu rasieren, damit sich Geheimratsecken oder kahle Stellen nicht so deutlich abzeichnen. Doch nicht jeder kann sich gut mit dem Haarverlust und der anschließenden Leere auf dem Kopf abfinden. Eine Haartransplantation kann dann eine Lösung sein. Da sie eine kosmetische Behandlung darstellt, müssen Männer die Transplantation genau wie die Haarwuchsmittel aus eigener Tasche bezahlen. Dabei haben sie die Wahl zwischen der günstigeren Streifentechnik oder der aufwendigeren Einzelhaartechnik. Bei beiden Transplantationsarten entnehmen Mediziner oder Medizinerinnen Haare vom Hinterkopf – die hier wachsenden Haare reagieren nicht empfindlich auf Hormone. Eingepflanzt auf dem Oberkopf wächst die Haarwurzel an.

Können Männer einem Haarausfall vorbeugen?

Dem anlagebedingten Haarausfall können Männer weder mithilfe von speziellen Nahrungsergänzungsmitteln noch Shampoos oder Tinkturen auf Kräuterbasis vorbeugen – schließlich bestimmt die Genetik darüber, wann das Haar ausfällt. Eine gesunde Ernährung ist aber in jedem Fall empfehlenswert, um der Haarwurzel genügend Nährstoffe für ein gutes Wachstum zu liefern. Erfahrungen zeigen, dass Crashdiäten oder sehr einseitige Ernährungsweisen tatsächlich einen diffusen Haarverlust provozieren können.

„Dem anlagebedingten Haarausfall können Männer weder mithilfe von speziellen Nahrungsergänzungsmitteln noch Shampoos oder Tinkturen auf Kräuterbasis vorbeugen – schließlich bestimmt die Genetik darüber, wann das Haar ausfällt.“

Dr. Hillmann
Dermatologin in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Berlin

Wann sollten Männer mit Haarausfall zum Arzt oder zur Ärztin?

Es ist völlig normal, dass sich die Haarstruktur und die Haardichte im Alter verändern. Der anlagebedingte Haarverlust ist auch in jungen Jahren nicht selten und stellt keine Erkrankung dar. Männer müssen also nicht automatisch zum Arzt oder zur Ärztin, wenn der Haaransatz weiter nach hinten wandert oder sich lichte Stellen bilden. Rötungen, Juckreiz, andere Veränderungen an der Kopfhaut oder fleckenartige Haaraussparungen lassen Betroffene aber am besten von einem Dermatologen oder einer Dermatologin abklären. Mediziner oder Medizinerinnen können feststellen, ob womöglich ein Ekzem, ein kreisrunder Haarausfall, ein Pilzbefall oder eine vernarbende Symptomatik dahintersteckt.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?