Überblick: Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege

Pflegekräfte haben deutlich mehr Fehltage als Beschäftigte in anderen Berufen. Mit gezielten BGF-Angeboten können Arbeitgeber gegensteuern, damit Beschäftigte lange gesund bleiben. Zudem erhöhen Pflegeunternehmen so ihre Attraktivität als Arbeitgeber.

Pflegeberufe: erfüllend und belastend zugleich

Wer in der Kranken- und Altenpflege arbeitet, hat einen herausfordernden, aber auch sehr erfüllenden Beruf. 96 Prozent gaben in einer Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an, viel von den Menschen zurückzubekommen, die sie pflegen. Von der Gesellschaft fühlen sich allerdings knapp 40 Prozent nicht ausreichend anerkannt. Das änderte sich sicher zeitweise in der Corona-Krise, in der die Pflegekräfte mit täglichem Applaus für ihren Einsatz bejubelt wurden. Gleichzeitig aber stiegen der Druck und die Verantwortung auf die Beschäftigten umso mehr.

Führungskräfte während Corona-Krise unter besonderem Druck

Gerade Führungskräfte in der Pflege fühlten sich während der Corona-Krise stark belastet, wie eine Studie der Universität Köln zeigt. Bei den befragten Leitungskräften zählt die Sorge vor Covid-19-Infektionen von Pflegebedürftigen und Mitarbeitern zu den größten Herausforderungen und Belastungen. Zudem erklärten die befragten Führungskräfte, oft unsicher zu sein, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn Corona-Fälle auftreten, und ob in solchen Fällen sogar eine Schließung der Einrichtung droht. Hinzu kommt eine erhöhte Arbeitsdichte, zum Beispiel aufgrund von Aufklärungsarbeit oder fehlender Unterstützung durch Angehörige, die durch das gesamte Pflegepersonal aufgefangen werden muss.

Diese Situation geht nicht spurlos an den Leitungskräften vorüber. Sie gaben an, dass sich ihr allgemeiner Gesundheitszustand verschlechterte. Tatsächlich waren Beschäftigte in Gesundheitsberufen von März bis Mai 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen. Eine Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der AOK-versicherten Beschäftigten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) zeigt: In diesem Zeitraum fehlten zum Beispiel in der Altenpflege 1.283 je 100.000 Beschäftigte im Zusammenhang mit Covid-19 bei der Arbeit. Verglichen mit dem Durchschnittswert der übrigen AOK-versicherten Beschäftigten waren diese Pflegekräfte damit 2,5-mal häufiger arbeitsunfähig.

Auf der anderen Seite scheinen viele Führungskräfte in der Pflege selbst krank zur Arbeit zu gehen. Dem Fehlzeiten-Report 2021 des WIdO zufolge ist jede dritte der 500 befragten Führungskraft in den letzten zwölf Monaten zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich krank gefühlt hat. Dieses Phänomen nennt sich Präsentismus.

Deutlich mehr Fehltage als in anderen Berufen

Schon vor und natürlich auch während der Corona-Pandemie waren Pflegekräfte gesundheitlich stark belastet, wie die jährlichen Auswertungen des WIdO zeigen. Laut Fehlzeiten-Report 2021 fielen bei der AOK versicherte Pflegekräfte durchschnittlich 25,4 Tage im Jahr 2020 krankheitsbedingt aus. Das waren 6,1 Fehltage mehr als der Durchschnitt aller anderen Berufe.

Was Pflegekräfte belastet

Es sind vor allem diese Belastungen, denen sich Beschäftigte laut Pflege-Report 2021 des WIdO in der Pflege ausgesetzt sehen:

  • Hohe Verantwortung
  • Heben und Tragen schwerer Lasten
  • Ständige Aufmerksamkeit/Konzentration
  • Termin- und Leistungsdruck
  • Körperlich schwere Arbeit
  • Schieben, Ziehen von schweren Gegenständen
  • Die erforderliche Genauigkeit
  • Gebückte Haltung, Bücken
  • Hohes Arbeitstempo, zu große Arbeitsmengen

Bedarf an Pflegekräften wächst

Wegen der hohen psychischen und körperlichen Anforderungen können sich 26 Prozent der Pflegekräfte laut DRK-Umfrage nicht vorstellen, bis zur Rente in ihrem Beruf zu arbeiten.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Pflegebedürftigen von Jahr zu Jahr. Ende 2018 waren laut amtlicher Statistik der Sozialen Pflegeversicherung 3,7 Millionen Personen pflegebedürftig, heißt es im Pflegereport 2020. Nach den Prognosen des  Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Pflege-Report 2019 wird ihre Zahl bis 2030 auf 3,92 Millionen und bis 2050 auf 5,09 Millionen steigen. Das heißt auch, dass aufgrund der Alterung der Bevölkerung zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Betreuen heute knapp 590.000 Pflegekräfte die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen, werden bis 2030 rund 130.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt, bis 2050 sogar 590.000. Neues Personal zu gewinnen ist angesichts des Fachkräftemangels daher nötiger denn je.

BGF in der Pflege

Mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) aus dem Jahr 2019 hat der Gesetzgeber erste Schritte zur Behebung des Fachkräftemangels in der Kranken- und Altenpflege eingeleitet. Kern des Programms sind 13.000 neue Stellen in der Altenpflege. Aber auch in Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung – BGF in der Pflege – sollen 70 Millionen Euro jährlich durch gesetzliche Krankenversicherungen wie die AOK investiert werden.

Report BGF in der Pflege 2021

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Stand

Zuletzt aktualisiert: 16.08.2023

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