Gesunder Arbeitsplatz in Produktion und Handwerk

Wer in Produktion und Handwerk beschäftigt ist, arbeitet oft im Stehen. Je nach Tätigkeit sind auch Faktoren wie Lärm, Ergonomie bei körperlicher Arbeit und Raumklima wichtige Faktoren, die sich auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden auswirken.

Gesunder Arbeitsplatz in der Produktion

In Deutschland ist die Produktion mit ihren hoch qualifizierten Facharbeitenden und Personen in Ingenieursberufen ein wichtiger Grundpfeiler der Wirtschaft – auch wenn die Zahl der Arbeitsplätze in den vergangenen Jahren leicht gesunken ist. Körperliche Belastungen und Schichtarbeit sind in der Produktion die Regel. Die Beschäftigten klagen oft über Rückenprobleme wie Verspannungen, Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall.

Gerade im produzierenden Gewerbe ist es daher entscheidend, gesunde Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu schaffen, die motivieren, körperlich nicht unnötig belasten und für Wohlbefinden sorgen. Wie im Büro gehören

  • eine qualifizierte Führung,
  • keine Lärmbelastung,
  • gute Lichtverhältnisse und
  • ein gesundes Raumklima

zu den wichtigen Kriterien für Gesundheit am Arbeitsplatz.

Wie Aspekte der Ergonomie, der Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit wirkungsvoll berücksichtigt werden können, spielt beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement in der Produktion ebenfalls eine große Rolle.

Gesunder Arbeitsplatz im Handwerk

Das Handwerk bildet mit seinen kleinen und mittleren Betrieben das Kernstück der deutschen Wirtschaft. Es gibt derzeit über eine Million Handwerksbetriebe. Dort arbeiten 5,58 Millionen Menschen, hinzu kommen rund 360.000 Auszubildende. Damit sind 13 Prozent aller Erwerbstätigen und 28 Prozent aller Azubis in Deutschland im Handwerk tätig.

Die besonderen Belastungen im Handwerk hängen stark vom Gewerk ab. Doch für viele Handwerksberufe stehen die körperlichen Belastungen im Mittelpunkt: Langes Stehen, Arbeit im Knien oder schweres Heben gehören für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag.

Bei Arbeitsplätzen zum Beispiel in einer Werkstatt, aber auch vor Ort auf den Baustellen gehören folgende Eckpfeiler zu einer gesunden Arbeitsplatzgestaltung:

  • Ergonomie
  • Möglichst geringe Lärmbelastung
  • Richtige Beleuchtung
  • Gutes Raumklima

Auch gesundheitsgerechtes Verhalten der Beschäftigten trägt wesentlich zum Erfolg des Handwerksbetriebes bei.

Kooperation von Handwerkern gleicher Gewerke

Wichtig zu wissen: Handwerksbetriebe der gleichen Gewerke können sich für eine besonders effiziente Betriebliche Gesundheitsförderung zusammenschließen. Das spart Ressourcen und schafft Synergieeffekte. Gemeinsam mit der Krankenkasse werden dann gezielt Maßnahmen geplant und durchgeführt.

Anschließend erhält jeder Betrieb die Analyseergebnisse für das eigene Unternehmen und darüber hinaus weiterführende Ergebnisse aller Betriebe der regionalen Branche.

Die Bilanz fällt in der Regel positiv aus: Handwerksbetriebe, die mit anderen zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen, haben größere betriebswirtschaftliche Erfolge.

Arbeiten im Stehen: Belastungen und Hilfestellungen

Ob in Handwerksberufen oder in der Produktion – Millionen Menschen üben ihren Beruf jeden Tag im Stehen aus. Dabei ist langes Stehen eine große Belastung für den Körper: Muskeln, Gelenke und Wirbelsäule werden beansprucht. Wer stundenlang steht, belastet seinen Körper einseitig. Vor allem die Wirbelsäule ist für eine statische Dauerbelastung nicht geschaffen. Das führt zur Verkrampfung der Rückenmuskulatur. Schmerzen sind die Folge.

Langfristige Konsequenzen des langen Stehens können sein:

  • Die Bandscheiben, die als Puffer zwischen den einzelnen Wirbeln liegen schrumpfen und die Wirbelgelenke werden überlastet.
  • Stundenlanges Stehen ist ein Risikofaktor für Venenleiden in den Beinen.
  • Das Risiko für Herzkrankheiten steigt. Beschäftigte, die während der Arbeit hauptsächlich stehen, sind doppelt so oft von einer koronaren Herzerkrankung betroffen wie jene, die vorwiegend im Sitzen arbeiten. Bei Beschäftigten mit wechselndem Sitzen, Stehen und Gehen gibt es eine solche Risikoerhöhung nicht.

Ohne Ausgleich – etwa durch entlastende Pausen und Bewegung – drohen krankheitsbedingte Fehltage bei den Beschäftigten. In Deutschland belegen die Muskel-Skelett-Erkrankungen die Spitzenplätze in den Krankheitsstatistiken. 25 Prozent aller Krankmeldungen entfallen auf Probleme mit dem Haltungs- und Bewegungsapparat, 14 Prozent der Arbeitsunfähigkeitsfälle werden von Rückenbeschwerden verursacht.

Stehen ohne Schaden. Arbeitgeber können ihre im Stehen arbeitenden Beschäftigten mit einfachen Maßnahmen entlasten. Bewährt haben sich:

Individuelle Steh-Arbeitsplätze

Steh-Arbeitsplätze sollten individuell an die Größe der Beschäftigten angepasst sein. Die Höhe der Arbeitsfläche ist optimal, wenn die Unterarme locker darauf liegen können.

Stehhilfen

Gute Stehhilfen, also Hocker mit kleiner Sitzfläche in Höhe des Gesäßes im Stehen, fangen bis zu 70 Prozent des Körpergewichts ab und entlasten somit.

Wechselnde Aufgaben

Arbeitgeber können – sofern das im Betrieb machbar ist – eine Mischarbeit einführen, die abwechselnd stehende, sitzende und gehende Körperhaltungen ermöglicht. Auch ein Arbeitsplatzwechsel (job rotation) ist eine gute Option zur Entlastung: mehrere Beschäftigte wechseln dabei zwischen Arbeitsplätzen mit unterschiedlichen Aufgaben, die hinsichtlich der Qualifikation aber vergleichbar sind.

Sitzinseln

Bei Beschäftigten, die viel Stehen müssen, sind kurze Entspannungspausen zwischendurch für Füße, Beine und Rücken wichtig. Eine Sitzgelegenheit gehört daher in jeden Betrieb.

Weiche Böden

Harter Untergrund belastet die Gelenke zusätzlich. Besser ist eine arbeitstaugliche Bodenschutzmatte oder ein Teppich.

Bequemes Schuhwerk

Kleiderregeln, etwa für Verkaufspersonal, sollten bequemes Schuhwerk erlauben. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitenden Sicherheitsschuhe zur Verfügung stellen, fördern die Gesundheit der Beschäftigten, wenn sie dabei auch auf eine bequeme Passform mit Fußbett, flacher Sohle und einer stoßdämpfenden Sohle achten.

Bewegung

Sportangebote im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung können die Mitarbeitenden motivieren, sich mehr zu bewegen.

Stand

Zuletzt aktualisiert: 14.05.2024

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