AOK-Seminar „Führung in Balance“
Um Führungskräfte auf dem Weg zur gesunden Mitarbeiterführung zu unterstützen, bietet die AOK ein Seminar mit dem Schwerpunkt „Psychische Gesundheit“ an. Ziel des Seminars ist es, die Führungskraft dabei zu unterstützen, nicht nur ihre Mitarbeiter, sondern auch sich selbst gesund zu führen.
Das AOK-Seminar „Führung in Balance“ beantwortet folgende Fragestellungen:
Wie nehme ich als Führungskraft Einfluss auf die Gesundheit meiner Mitarbeiter?
Was kann ich tun, um selbst in Balance zu bleiben, auch in Zeiten hoher Belastung?
Das Seminar kann vom Tagesseminar bis zur Seminarreihe in unterschiedlichen Umfängen durchgeführt werden. Dabei wird der Schwerpunkt je nach zeitlichem Umfang des Seminars auf mindestens eines dieser Themen gelegt:
- Selbstführung: Stärkung der individuellen Ressourcen als Führungskraft
- Gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung und Kommunikation
- Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitern
Zwischen Sündenbock und Alleskönner
Gerade in den Führungsebenen sind hohe Belastungen und Leistungsdruck alltäglich. Eine erfolgreiche Führungskraft zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten optimal im Beruf einsetzt und trotz Stress die Balance behält.
In beinahe jeder Lebenssituation gibt es äußere und innere Faktoren, die unser Handeln bestimmen - mal mehr innere, wie zum Beispiel im Urlaub, mal mehr äußere, wie an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag.
Um im Gleichgewicht zu bleiben, genügt es selten, sich auf eine dieser beiden Seiten zu konzentrieren - es gilt, eine gute Balance zwischen beidem zu finden.
Erfolgreiche Selbstführung hilft dabei, die Balance zu halten. Das kann jeder lernen und stetig weiterentwickeln. Zunächst gilt es, die psychische Gesundheit zu stärken. Denn: Wie die Initiative Gesundheit und Arbeit feststellte, wirken auf die Arbeits- und Gesundheitssituation von Führungskräften in deutschen Unternehmen vor allem zwei Aspekte ein: Überforderung am Arbeitsplatz und Dauerstress.
Die Stressoren für Führungskräfte sind in zwei Kategorien einzuordnen
Unspezifische Stressoren
- Ständige Erreichbarkeit und Entgrenzung von Beruf und Privatleben
- Immer schneller werdende Produktions-, Dienstleistungs- und Kommunikationsprozesse
Spezifische Stressoren
- Hohe Selbstverantwortung und Eigenständigkeit mit der Gefahr der „interessierten Selbstgefährdung“
- Funktionsimmanente Rollenkonflikte: „Doppelmitgliedschaftskonflikt“ (gleichzeitige Zugehörigkeit zur Mitarbeiterschaft und zur Führungsriege)
- Vielfalt der Fach-, Management- und Personalführungsaufgaben
- „Fremde“ Strategien umsetzen und Strukturen vertreten (z. B. der Unternehmensleitung)
Um diesen Stressoren nicht schutzlos ausgesetzt zu sein und dabei das Gleichgewicht zu verlieren, lohnt es sich, Schutzfaktoren durch gezieltes Training zu stärken.
Führung in Balance
Führungskräfte erhalten in den Seminaren „Führung in Balance“ das Handwerkszeug, Mitarbeiter gesundheitsgerecht anzuleiten und die eigenen Ressourcen zu stärken.
Selbstfürsorge - Der „innere Coach“
Der „innere Coach“ ist die metakognitive Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahrzunehmen und zu reflektieren. Sie unterstützt uns dabei, eigene Grenzen wahrzunehmen und schwierige Situationen ruhig und besonnen anzugehen. Diese Haltung ermöglicht nachhaltiges Selbstmanagement, effektives Problemlösen und wirkungsvolles Handeln.
Seien Sie aufmerksam gegenüber Ihren eigenen Reaktionen auf allen Ebenen.
- Reflektieren Sie, ob diese Reaktion etwas darüber aussagt, was Sie aktuell brauchen.
- Haben Sie Verständnis für sich selbst.
- Gehen Sie respektvoll und mitfühlend mit sich um.
All diese Themen sind natürlich nicht nur für Führungskräfte relevant. Für alle Mitarbeiter bietet die AOK Baden-Württemberg das Präventionsprogramm „Lebe Balance“ an, um die psychische Widerstandskraft (Resilienz) von Berufstätigen zu stärken. In wöchentlich stattfindenden Seminaren trainieren die AOK-Experten u. a. folgende Schutzfaktoren direkt in Ihrem Unternehmen:
- (Selbst)Reflexionsfähigkeit
- Achtsamkeit
- Wohlwollender Umgang mit sich selbst
- Wirkungsvolles Handeln
- Sinnhaftigkeit durch eigene Werte erleben
- Veränderungen wagen und Probleme lösen
Wie Führung und Gesundheit zusammenhängen
Führungskräfte beeinflussen durch ihr Führungsverständnis und -verhalten maßgeblich das Betriebsklima und die Unternehmenskultur.
Gesundheits- und mitarbeitergerechte Führung hat unterschiedliche Facetten. Damit Mitarbeiter weder über- noch unterfordert werden, gilt es, ihnen die Arbeit richtig zuzuweisen und ihre Fähigkeiten und Interessen auszuschöpfen. Können sich Arbeitnehmer im Job auch persönlich entfalten, binden sie sich eher langfristig ans Unternehmen.
Ob der Vorgesetzte für die Mitarbeiter zur Ressource oder zur Stressquelle am Arbeitsplatz wird, also positiven oder negativen Einfluss auf sie nimmt, liegt am Führungsverhalten.
Wissenschaftliche Studien belegen:
- Führungsverhalten hat einen Einfluss auf
- Krankenstand
- Arbeitsleistung
- Motivation und Arbeitszufriedenheit
- wahrgenommenen Stress am Arbeitsplatz
Führungskräfte nehmen auf verschiedenen Ebenen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter:
- Selbstführung: Geht die Führungskraft achtsam mit sich um? Dient sie so als gutes Vorbild für ihre Mitarbeiter?
- Personale Führung: Wie kommuniziert die Führungskraft? Wie wertschätzend behandelt sie ihre Mitarbeiter?
- Organisationale Führung: Wie sind die Rahmenbedingungen und Strukturen am Arbeitsplatz und wie kann die Führungskraft diese positiv beeinflussen?
Interessierte Selbstgefährdung - Warum Mitarbeiter ihre Gesundheit aufs Spiel setzen
Wenn Mitarbeitern Verantwortung übertragen wird, ist nicht jeder der Aufgabe gewachsen, das Pensum richtig einzuschätzen und die eigene Gesundheit im Auge zu behalten.
Die Aufgabenbereiche von Führungskräften haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Der moderne Chef steuert, statt zu kommandieren. Dadurch fördert er die Selbstorganisation der Mitarbeiter, der Angestellte wird zum selbstständigen Unternehmer.
Was sich erst einmal positiv anhört, kann in der Wirklichkeit Arbeitnehmer gesundheitlich belasten. Denn wenn sich Arbeitsverhältnisse nicht an den Leistungen der Mitarbeiter, sondern lediglich an den Zielvereinbarungen orientieren, steht der Arbeitnehmer unter enormem Druck. Einige reagieren dann mit der sogenannten interessierten Selbstgefährdung.
Wenn nur der Erfolg zählt
Enge Zeitvorgaben, hochgesteckte Ziele, zu hohe Anforderungen – wenn der Mitarbeiter trotz Angestelltenverhältnis für seinen beruflichen Erfolg selbst verantwortlich ist, kann das große Auswirkungen auf seine Life-Balance haben. So nehmen Arbeitnehmer freiwillig Überstunden, nicht eingehaltene Pausenzeiten und dauerhafte Erreichbarkeit in Kauf, um den Chef zufriedenzustellen und ihr Pensum zu schaffen. Das eigene Wohl wird bewusst zugunsten der Firma zurückgestellt. Wenn dabei die Zeit für Privatleben und die eigene Gesundheit auf der Strecke bleibt, nennt man das „interessierte Selbstgefährdung“. Eine Zunahme an psychischen Belastungen ist die Folge.
Diesem Negativtrend sollten Unternehmen frühzeitig vorbeugen und Warnsignale für die freiwillige Selbstausbeutung ernst nehmen. Denn es kann zum Kippeffekt kommen und höchstes Engagement wird abgelöst von Selbstzweifel, Erschöpfung bis zu gesundheitlicher Beeinträchtigung und Ausfall. Unternehmen verlieren womöglich ihre besten Mitarbeiter, weil diese dem Druck nicht mehr standhalten und den Job wechseln. Folgende Warnsignale zeigen Ihnen, dass Ihr Mitarbeiter betroffen ist und Unterstützung von Ihnen benötigt.
- Ständig unter Zeitdruck arbeiten
- Pausen ausfallen, Urlaub verstreichen lassen
- Ständig über die reguläre Arbeitszeit arbeiten, Wochenendarbeit
- Arbeit mit nach Hause nehmen
- Schlafprobleme, zu wenig Schlaf
- Konzentrationsprobleme, Erschöpfung
- Krank zur Arbeit kommen, krank Termine wahrnehmen (Präsentismus)
- Keine Zeit für Ausgleich durch Sport, Familie, Freunde
- Angst vor Versetzung, Arbeitslosigkeit
Dem Problem entgegenwirken
Führungskräfte und Beschäftigte können diesem Phänomen gemeinsam entgegentreten. Eine offene Kommunikation über den Umgang mit Drucksituationen und Zielvorgaben, die eingehalten werden können, ohne gesundheitlich über die Grenzen zu gehen, ist hierbei der erste Schritt.
Stresspuffer: Gesunde Führung
Beschäftigte empfinden ihre Arbeit als weniger belastend und sind weniger anfällig für Erkrankungen, wenn ihre Vorgesetzten sie unterstützen.
Unterstützung durch Kollegen, vor allem aber auch durch Vorgesetzte, ist eine oft unterschätzte Ressource für gesünderes Arbeiten. Sie sorgt dafür, dass sich Arbeitsbelastungen besser bewältigen lassen, und verringert das Stressempfinden.
Das verdeutlicht eine repräsentative Befragung von rund 20.000 Erwerbstätigen, deren Ergebnisse die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlicht hat. Demnach berichten in der Gruppe derer, die sich auf den Rückhalt ihrer Vorgesetzten verlassen können, nur 47 Prozent von häufigem Termin- und Leistungsdruck. Bei denen, die kaum Unterstützung erhalten, sind es hingegen 59 Prozent.
Entsprechend bezeichnet sich ein Drittel der Beschäftigten, die oft mit belastenden Arbeitssituationen konfrontiert sind, dabei jedoch gut durch Führungskräfte unterstützt werden, als beschwerdefrei. Bei denen, die ohne Hilfestellung auskommen müssen, stimmt dieser Aussage nur jeder Siebte zu.
Dreifach wichtig
Die BAuA-Experten haben drei wesentliche positive Funktionen der Unterstützung durch Führungskräfte identifiziert: Sie kann die Arbeitsbelastung der Beschäftigten substanziell verringern – etwa wenn Ratschläge dabei helfen, Probleme bei einer Arbeitsaufgabe zu lösen.
Zudem wirkt bereits das Vertrauen darauf, sich auf die Hilfe seines Vorgesetzten verlassen zu können, stressbedingten gesundheitlichen Beeinträchtigungen entgegen. Nicht zuletzt werden durch diesen Rückhalt auch die negativen Wirkungen von Arbeitsbelastungen abgemildert, da er die Mitarbeiter in die Lage versetzt, leichter damit fertig zu werden.
Klare Empfehlung an die Arbeitgeber: Sie sollten mehr denn je für eine Unternehmenskultur sorgen, in der Unterstützung durch Vorgesetzte gefördert und nicht etwa als lästige Zusatzaufgabe angesehen wird.