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Pflegen statt Popeln: Finger weg vom Nasenloch

Veröffentlicht am:20.10.2022

5 Minuten Lesedauer

Für die einen ist es ein unappetitliches Thema, für die anderen eine harmlose Angewohnheit – das Popeln. Doch warum bohren wir überhaupt in der Nase und kann das ernsthafte Konsequenzen haben?

Kleiner Junge popelt in seiner Nase.

© iStock / SolStock

Prof. Dr. med. Rainer Weber, Leiter der Sektion Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie, Traumatologie an der Hals-Nasen-Ohrenklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe.

© privat

Prof. Dr. med. Rainer Weber ist Leiter der Sektion Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie, Traumatologie an der Hals-Nasen-Ohrenklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe. Im Interview erklärt er, warum zwanghaftes Nasenbohren ein Problem ist und wie sich Betroffene das Popeln abgewöhnen können.

Wann und warum popeln wir?

Popeln ist zunächst nichts Ungewöhnliches und durchaus nachvollziehbar. In der Regel bohren Menschen in der Nase, weil sie etwas am Naseneingang stört. Dort sitzt oft verhärtetes Nasensekret, also Popel. Meistens versuchen Betroffene in unbeobachteten Momenten, die Popel zu entfernen. Es gibt aber Situationen, in denen Menschen die Verklumpungen in der Nase so stören, dass sie aus Reflex in die Nase greifen, auch in der Öffentlichkeit. Manchmal popeln Personen auch aus Langeweile oder Angewohnheit. Juckreiz, ein Trockenheitsgefühl oder eine verstopfte Nase stehen dabei im Hintergrund, bei ihnen landet der Finger eher automatisch in der Nase. Dann gibt es noch das zwanghafte Nasenbohren (Rhinotillexomanie). Hier hängt das Nasenbohren also mit der Psyche zusammen. Eine Rhinotillexomanie ist wie das Popeln aus Langeweile oder Angewohnheit, aber vergleichsweise selten. Der Popel als Störfaktor ist bei den meisten Menschen die eigentliche Ursache.

Woraus besteht das Sekret in der Nase?

Das Nasensekret besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Kohlenhydrate, Eiweiß und Zellmaterial machen den Rest aus. Die Nase hat eine wichtige Filterfunktion und fängt Krankheitserreger wie Bakterien und Viren ein. Deshalb befinden sich auch Keime im Nasensekret. Bei Menschen, die beispielsweise erkältet sind, weist das Nasensekret mehr Zellmaterial auf, das ist normal. Ist das Nasensekret aber gelb, grün oder rot, kann das auf einen ernst zu nehmenden Infekt oder eine Verletzung in der Nase hindeuten. Beides klärt am besten ein Facharzt oder eine Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde ab.

Ist Popeln ungesund?

Wenn Personen in der Nase bohren, können sie durch den mechanischen Eingriff die empfindliche Haut verletzen. Um die Verletzung zu heilen, stattet der Körper den Bereich mit einer Kruste aus. Diese störenden Krusten entwickeln sich aber nicht nur durch Verletzungen. Wenn besonders viel Nasensekret fließt und anschließend durch eine trockene Nase eindickt, entwickelt sich ebenfalls ein krustenartiges Gebilde, was zum Popeln anregt.

Das Nasenbohren klingt zunächst zwar harmlos, kann aber ernst zu nehmende Folgen haben.

  • Durch die mechanischen Verletzungen bilden sich Krusten, die durch das Nasenbohren wiederholt aufbrechen – das führt zu Nasenbluten durch Popeln.
  • Die Nasenscheidewand trennt die Haupthöhle der Nase in zwei Teile und besitzt auf beiden Seiten eine Schleimhaut. Diese Schleimhaut wird durch starkes Nasenbohren dünner. Wer weiterhin intensiv popelt, riskiert ein Loch in der Nasenscheidewand.

Das Tückische ist, dass einige Betroffene nicht merken, wenn ihre Nasenscheidewand ein Loch hat. Das Loch kann zu Luftverwirbelungen in der Nase führen. Dadurch, dass die Luft jetzt anders durch die Nase strömt, reizt sie die Schleimhaut und kann ebenfalls Nasenbluten begünstigen.

„Wenn Personen in der Nase bohren, können sie durch den mechanischen Eingriff die empfindliche Haut verletzen.“

Prof. Dr. Weber
Leiter der Sektion Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie, Traumatologie an der Hals-Nasen-Ohrenklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe

Kann sich die Nase durch Popeln verformen?

Das geht tatsächlich. Nämlich dann, wenn Menschen durch das Nasenbohren ein Loch in der Scheidewand hervorrufen und dieses Loch so groß ist, dass die vordere Stütze der Nase nachlässt. In sehr seltenen Fällen kann dann die Nasenspitze absinken und sich dadurch verformen. Das geschieht aber nur, wenn jemand sehr exzessiv und andauernd in der Nase popelt. Viel wahrscheinlicher als eine verformte Nase sind aber Verletzungen der Nasenschleimhaut, die Betroffene über lange Zeit begleiten können.

Warum ist Popeln in Corona-Zeiten problematisch?

In der Nase zu bohren kann nicht nur in Corona-Zeiten zu Problemen führen. Es besteht immer Grund zur Sorge, dass Menschen durch den Griff in oder an die Nase Krankheitskeime in den Körper einschleusen. Rhinoviren verbreiten sich mit Vorliebe über kontaminierte Hände. Wer den kontaminierten Finger also direkt in die Nase steckt, kann sein Risiko erhöhen, an den Erkältungsviren zu erkranken. Bei Coronaviren ist das ein wenig anders. Sie docken zwar in der Nase an und können prinzipiell per Schmierinfektion in den Körper gelangen, meist infizieren sich Menschen aber über Schwebeteilchen in der Luft. Eine gute Handhygiene und die Finger aus der Nase zu lassen sind dennoch gute Tipps, um Infektionen vorzubeugen.

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Kann Popelessen gefährlich werden?

Nein, das Essen von Popeln ist nicht gefährlich. Das liegt vor allem daran, dass das verklumpte Nasensekret überwiegend aus Wasser besteht. Eine mögliche Belastung mit Viren oder Bakterien reicht nicht aus, um den Körper krank zu machen. Außerdem vernichtet die Magensäure die enthaltenen Krankheitserreger in der Regel zuverlässig. Ein weiterer Grund, warum Popelessen die Gesundheit nicht gefährdet, ist die Tatsache, dass Nase und Mund ohnehin zusammenhängen. Sowohl Nase als auch Mund kommen daher ständig mit dem Nasensekret in Berührung.

Frau macht eine Nasendusche, um ihre Nase zu pflegen.

© iStock / volkovslava

Eine Nasendusche ist grundsätzlich empfehlenswert, wenn es ums Reinigen und Pflegen der Nase geht.

Wie säubert man die Nase richtig und gewöhnt sich das Popeln ab?

Für zwanghafte oder gewohnheitsmäßige Popler und Poplerinnen ist es wichtig, die Säuberung weder mit Fingern noch Instrumenten wie Pinzetten oder Wattestäbchen durchzuführen. Sie alle können die empfindliche Nasenschleimhaut verletzen.

Stattdessen eignen sich folgende Möglichkeiten:

  1. Die Nase vorsichtig schnäuzen: Hier kommt es auf das richtige Maß an – Personen sollten dabei keinen zu hohen Druck aufbauen, der beispielsweise in den Kopf oder in das Ohr zieht. Wer im Anschluss an das Schnäuzen Nasenbluten hat, der hat seine Nase zu intensiv geputzt.
  2. Geeignete Salben in die Nase einbringen: Hartnäckige Popel lösen sich besonders gut mit einer speziellen Nasensalbe. Die zugehörige Salbentube verfügt meistens über eine winzige Kanüle, mit der Betroffene den heilungsfördernden Wirkstoff Dexpanthenol in die Nase einbringen. Besonders wichtig: Nicht mit der Tubenkanüle an die Nase anstoßen, sondern die Salbe vorne in den Nasenraum geben und danach die Nasenflügel leicht andrücken – so bleibt die Salbentube keimfrei. Die Salbe löst nach einiger Zeit Krusten aus Nasensekret, die Betroffene dann ganz einfach hinausschnäuzen können.
  3. Nasenduschen durchführen: Nasenduschen sind grundsätzlich empfehlenswert. Anwender und Anwenderinnen können damit überwiegend den oberen Teil der Nase reinigen, aber nur recht wenige Popel in der vorderen Nasenpartie entfernen. Wer die Nasendusche nutzt, befeuchtet allerdings die Nasenschleimhäute und lindert Trockenheitsgefühle. Dadurch verspüren Betroffene häufig weniger oft das Bedürfnis, in der Nase zu bohren.

„Hartnäckige Popel lösen sich besonders gut mit einer speziellen Nasensalbe.“

Prof. Dr. Weber
Leiter der Sektion Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie, Traumatologie an der Hals-Nasen-Ohren Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe

Gibt es eine medizinische Ursache für das Nasenbohren?

Jemand, der ständig das Gefühl hat, dass etwas in der Nase sitzt, hat womöglich ein medizinisches Problem. Eine schiefe Nasenscheidewand kann beispielsweise dazu führen, dass Betroffene den Reiz zum Popeln verspüren. Das liegt daran, dass die Luft beim Einatmen verstärkt auf eine schiefe Nasenscheidewand trifft – dadurch kann sie trocken werden, der Betroffene nimmt dann einen Juckreiz wahr. In einer Operation können Mediziner oder Medizinerinnen eine krumme Nasenscheidewand begradigen. Wer also ständig ein unangenehmes Gefühl in der Nase wahrnimmt, sollte am besten einen Facharzt oder eine Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aufsuchen. Liegt keine medizinische Ursache vor, ist es wichtig, den Teufelskreis aus Popeln, Krustenbildung, Popeln und erneuter Krustenbildung zu durchbrechen. Die Verletzung in der Nase muss also unbedingt abheilen. Das können Betroffene unterstützen, indem sie den Finger aus der Nase lassen und eine heilende Nasensalbe auftragen. Jetzt ist Geduld gefragt, denn die Abheilung dauert etwa zwei bis drei Wochen. Danach gehen Patienten oder Patientinnen idealerweise dazu über, die Nase sanft zu reinigen. Sie sollten weder mit dem Taschentuch in der Nase herumreiben noch einen Finger in die Nase einführen.

Noch ein Tipp für Eltern, deren Kinder popeln: Der Nachwuchs ist oft sehr interessiert am eigenen Körper. Eltern erklären ihrem Kind am besten, warum das Popeln die Nase verletzt und wie die Nasenreinigung klappt.

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