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Wenn Kinder an Rheuma erkranken

Veröffentlicht am:11.04.2022

4 Minuten Lesedauer

Rheuma betrifft nur Ältere? Leider nein. Auch Kinder können an Rheuma erkranken, meist an der sogenannten Juvenilen Idiopathischen Arthritis. Wie Sie als Eltern frühe Symptome erkennen und Ihr Kind im Alltag mit Rheuma unterstützen können.

Ein Arzt untersucht den Arm und das Handgelenk eines Kindes wegen Verdacht auf Kinderheuma.

© iStock / Phynart Studio

Woher kommt Rheuma bei Kindern?

Bei Rheuma denken die meisten an eine Erkrankung von Älteren. Doch auch Kinder können daran erkranken.

Genauer gesagt handelt es sich um den Formenkreis der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, dem eigentlichen Kinderrheuma. Dieser beinhaltet zum Beispiel auch Entzündungen des Bindegewebes oder der Blutgefäße, aber auch der Gelenke.

Am häufigsten tritt dabei die Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA) auf – das sogenannte chronische Gelenkrheuma. Hinter dem Fachbegriff der JIA versteckt sich diese Bedeutung:

  • Juvenil bedeutet, dass die Erkrankung vor dem vollendeten 16. Lebensjahr beginnt.
  • Idiopathisch heißt, dass die Ursache nicht bekannt ist.
  • Arthritis steht für Gelenkentzündungen.

Pro Jahr erkranken bundesweit circa 1.200 bis 1.500 Kinder und Jugendliche an Juveniler Idiopathischer Arthritis. In Deutschland sind geschätzt bis 15.000 Kinder betroffen.

Welche Ursachen zu der Entstehung der Erkrankung beitragen, ist noch nicht bekannt. Jedoch weiß man, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich das Immunsystem nicht nur gegen Erreger oder Fremdkörper richtet, sondern auch gegen Strukturen des eigenen Körpers. In diesem Fall sind es vor allem die Gelenke, aber auch Organe, in denen es zu Entzündungen kommt. Man geht bisher davon aus, dass eine familiäre Veranlagung sowie Umweltfaktoren (wie Phasen von Stress oder schwere Infektionen) Auslöser für Kinderrheuma sein können.

Wie äußert sich Rheuma bei Kindern?

Die Juvenile Idiopathische Arthritis umfasst verschiedene Unterformen, die sich in ihrer Symptomatik unterscheiden. Die beiden häufigsten Formen sind die Oligoarthritis (bis zu 50 Prozent der Betroffenen), bei der ein bis vier Gelenke entzündet sind, gefolgt von der Systemischen Arthritis, an der circa zehn Prozent leiden. Diese Form der JIA geht mit Fieber sowie mit Entzündungen in den Gelenken und vereinzelt in den Organen einher.

Die Juvenile Idiopathische Arthritis ist eine chronische Erkrankung, die mit schweren Folgeschäden einhergehen kann, wie Gelenkzerstörung und Osteoporose. Sie ist mit Einschränkungen im Alltag und in der Lebensqualität verbunden und die Lebenserwartung kann verkürzt sein.

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Rheuma bei Kindern: erste Symptome

Als Eltern können Sie auf verschiedene Anzeichen achten und so eine möglichst schnelle Diagnose und Therapie unterstützen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser ist die Prognose für Ihr Kind. Wird Rheuma bei Kindern nicht behandelt, kommt es durch die Entzündungen nach und nach zur Zerstörung der Gelenke. Frühe Therapieeinleitung ist also extrem wichtig.

Bei diesen Anzeichen für Gelenkrheuma ist ein Termin bei Ihrem Kinder- oder Hausarzt oder einem Kinderrheumatologen sinnvoll:

  • geschwollene, warme und steife Gelenke am Morgen
  • Schmerzen beim Aufstehen
  • Schonhaltung eines Beins, was zu Hinken führt
  • Das Kind will häufiger wieder auf den Arm, obwohl es schon laufen kann.
  • Das Kind greift und stützt sich anders als früher ab.
  • Schmerzen beim Kauen und beim Öffnen des Mundes
  • nicht juckende Augenentzündungen

Bedenken Sie, dass kleine Kinder Schmerzen teilweise noch nicht konkret äußern können oder nicht immer ansprechen. Schonhaltungen und veränderte Bewegungsabläufe sind dann wichtige Warnsignale.

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Die Heilungschancen bei Gelenkrheuma

Die Therapie der Juvenilen Idiopathischen Arthritis zielt darauf ab, für die Kinder einen möglichst normalen Alltag und eine kindgerechte Entwicklung zu ermöglichen. Dazu gehört es, die Symptome und Entzündungen bestmöglich in den Griff zu bekommen und Folgeschäden sowie Begleiterkrankungen zu verhindern. Dazu wird als Therapieziel eine minimale Krankheitsaktivität oder sogar Remission durch speziell auf die Patienten zugeschnittene Medikation angestrebt. Es bestehen gute Chancen, dass Gelenkrheuma innerhalb der ersten Therapiejahre zum Stillstand kommt. Dennoch ist in vielen Fällen eine Behandlung über das Jugendalter hinaus notwendig, wobei dann ein koordinierter Übergang zu einem Erwachsenenrheumatologen wichtig ist.

Ein Kinder- und Jugendrheumatologe koordiniert meist die interdisziplinäre Behandlung. Basis der Behandlung sind eine Reihe von Medikamenten, die je nach Form und Schwere der Erkrankung zum Einsatz kommen. Dazu gehören die entzündungshemmenden nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Glukokortikoide. Außerdem gibt es spezielle antirheumatische Wirkstoffe, die sogenannten DMARDs (disease modifying antirheumatic drugs). Die Medikamente können das Fortschreiten der Arthritis verlangsamen oder sogar eindämmen und lassen die Symptome abklingen. Auch eine Therapie mit für Kinder zugelassene Biologika kann in schwereren Fällen notwendig sein.

Neben der medikamentösen Therapie spielen auch Physio- und Ergotherapie eine wichtige Rolle bei der Kinderrheuma-Behandlung. Ziel dabei ist es, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und zu verbessern. Die spezialisierten Therapeuten geben dabei auch Übungen an die Hand, die Sie mit Ihrem Kind zu Hause durchführen können.

Ein Junge mit Kinderheuma ist bei einem Ergotherapeuten und macht Bewegungsübungen.

© iStock / South_agency

Die Behandlung von Gelenkrheuma erfolgt interdisziplinär. Dazu gehören auch Physio- und Ergotherapie.

Wie Sie Ihr Kind mit Rheuma im Alltag unterstützen können

  • Nutzen Sie Patienten- und Angehörigenschulungen. So lernen Sie, die Erkrankung Rheuma besser zu verstehen und worauf es bei der Therapie ankommt. Informationen und Angebote können Sie beim behandelnden Arzt einholen.
  • Kinderrheuma ist ein Grund mehr für ein aktives Leben. Bewegung und Sport sind für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern wichtig und können sogar Schmerzen reduzieren. Als Eltern können Sie Ihr Kind dazu ermutigen, sich sportlich auszuprobieren. Wenn die Erkrankung gerade aktiv ist, sind jedoch nur schonende und entlastende Bewegungen empfehlenswert. Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt beraten, welche Sportarten geeignet sind und was zum Beispiel beim Schulsport zu beachten ist.
  • Es gibt keine spezielle Rheumadiät. Doch mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten stellen Sie eine gute Nährstoffversorgung für Ihr Kind sicher.
  • Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt, wenn Sie Verhaltensauffälligkeiten bei Ihrem Kind bemerken. Rheuma und die damit einhergehenden Schmerzen sind eine große Belastung und können zu depressiven Symptomen führen. Eine psychologische Betreuung kann psychische Probleme frühzeitig abfangen und die Lebensqualität Ihres Kindes steigern.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, Selbsthilfeangebote anzunehmen. In Selbsthilfegruppen können die jungen Betroffenen über Ihre Gefühle sprechen und sich darüber austauschen, wie es ist, mit Rheuma zu leben und wie der Alltag damit gelingt.

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