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Gesundheitsmagazin

Nachhaltige Ernährung

Wie schädlich ist es für die Umwelt, wenn wir Fleisch essen?

Veröffentlicht am:16.08.2023

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 18.10.2023

Für den Anbau von Tierfutter werden weltweit Wälder gerodet, Rinder setzen das Klimagas Methan frei – nur zwei Beispiele, warum die Fleischproduktion eine schlechte Ökobilanz hat. Wie es uns gelingt, Fleisch seltener und bewusster zu konsumieren.

Rotes Angus-Bullen-Kalb steht mit mehreren Rindern auf einer Weide.

© iStock / Lynn_Bystrom

Fleischkonsum und Treibhausgase

Bei Umweltschutz und Klimawandel denken wir oft an Flugreisen oder das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Aber auch die Ernährung trägt zu unserem ökologischen Fußabdruck bei.

In Deutschland hat die Landwirtschaft nach Schätzungen des Umweltbundesamtes im Jahr 2022 insgesamt 55,5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente emittiert. Das sind 7,4 Prozent der gesamten ⁠Treibhausgasemissionen in Deutschland. Davon kamen rund 38,6 Millionen Tonnen aus der Tierhaltung. Fleisch- und Milchviehhaltung sind für knapp 70 Prozent aller landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen und für mehr als 5 Prozent der gesamten Emissionen in Deutschland verantwortlich.

Was sind CO₂-Äquivalente?

Kohlendioxid fällt bei der Verbrennung fossiler Energieträger an. Bei den landwirtschaftlichen Emissionen spielt es eine geringe Rolle. Treibhausgase aus der Landwirtschaft sind vor allem Lachgas und Methan. Sie entweichen bei natürlichen Prozessen und durch Düngung aus Weiden und Ackerflächen. Außerdem entstehen sie beim Verdauungsprozess von Wiederkäuern sowie bei der Lagerung von Gülle und Mist. Emissionen aus der Landwirtschaft rechnet man in CO₂-Äquivalente um. Die Maßeinheit CO₂-Äquivalent dient dazu, verschiedene Treibhausgase auf Grundlage ihres Treibhauspotenzials zu vergleichen. Dazu werden die Mengen anderer Gase in die Menge an CO₂ umgerechnet, die den gleichwertigen (äquivalenten) Klimaeffekt hat. Das Treibhausgaspotenzial von Methan ist etwa 25-mal größer als das von Kohlendioxid.

Die Erzeugung von Lebensmitteln verbraucht Ressourcen wie Wasser und Energie und verursacht Treibhausgase. Das ist so unvermeidlich wie die Landwirtschaft für die Ernährung unverzichtbar ist. Aber: Im Vergleich zu pflanzlichen Nahrungsmitteln ist die Erzeugung und damit auch der Konsum von Fleisch mit deutlich mehr Umwelt- und Klimafolgen verbunden.

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Wie schadet Fleisch der Umwelt?

Tiere benötigen Futter zum Leben und zum Wachsen. Um das Futter anzubauen, braucht man zusätzliche Flächen. Die Fleischproduktion beansprucht dadurch mehr Nutzfläche als pflanzliche Erzeugnisse mit einem vergleichbaren Nährwert, die Menschen direkt verzehren.

Der Flächenverbrauch wäre bei Rindern kein so großes Problem, wenn sie – wie es ihrer Natur als Wiederkäuer entspricht – auf der Weide stehen und Gras fressen. Stattdessen fressen sie meistens Kraftfutter aus Mais, Soja oder Getreide. Auch in der konventionellen Haltung von Schweinen oder Hühnern spielt Soja eine bedeutende Rolle. Die Flächen, auf denen diese Futterpflanzen wachsen, sind zur direkten Lebensmittelproduktion für Menschen nicht mehr nutzbar.

Weltweit werden mehr Pflanzen für Tierfutter als für den direkten menschlichen Verzehr angebaut. Der Verbrauch pflanzlicher Nahrung in der Nutztierhaltung ist vier Mal höher als der menschliche Direktverzehr. Auch in Deutschland dienen knapp 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausschließlich dem Futteranbau.

Für den Soja-Anbau werden weltweit immer mehr Wälder abgeholzt. Das trägt zum Klimawandel bei, weil diese Wälder kein Kohlendioxid mehr binden können. Hinzu kommen noch die Methan-Emissionen sowie die Wasserbelastung durch Fäkalien und Antibiotika. Alles zusammen bedeutet: der Konsum von Fleisch hat einen größeren ökologischen Fußabdruck als der direkte Verzehr von Pflanzen.

Tierhaltung und Fleischkonsum weltweit

Der Fleischkonsum in Deutschland ist hoch, aber rückläufig: Der geschätzte Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2022 lag bei 52 Kilogramm – das sind 7,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Global sorgt der wachsende Wohlstand in vielen Schwellenländern für einen wachsenden Fleischkonsum. Weltweit wurden 2020 rund 337 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt: ein Anstieg von 45 Prozent gegenüber dem Jahr 2000. Die Zahl der weltweit gehaltenen Hühner ist am stärksten gestiegen, um die Nachfrage zu decken: von 14,4 Milliarden auf mehr als 33 Milliarden. Verglichen damit ist die Zahl der Rinder um „nur“ 200 Millionen auf 1,5 Milliarden gestiegen, die Zahl der Schweine um 100 Millionen auf 1 Milliarde.

Wie kann ich meine Ökobilanz trotz Fleischessen verbessern?

Unabhängig von Umweltaspekten ist Massentierhaltung meist mit Tierquälerei verbunden und damit auch ein tierethisches Problem.

Wie viel und welches Fleisch wir kaufen, entscheidet darüber, wie Tiere gehalten werden, wie viel Ressourcen verbraucht und wie sehr wir mit unserem Konsum zur Erderwärmung beitragen. Milch- und Fleischwirtschaft sind für das Klima eine Belastung. Das bedeutet nicht, dass wir uns alle vegetarisch oder vegan ernähren müssen – aber die Devise sollte sein: Weniger und dafür in besserer Qualität. Wenn wir alle weniger und nachhaltig erzeugtes Fleisch konsumieren, hilft das den Tieren und dem Klima.

Eine Frau grillt im Freien Gemüse wie grünen Spargel, Mais, Paprika und Zucchini.

© iStock / Liudmila Chernetska

Es muss nicht immer Fleisch auf den Grill: Mariniertes Gemüse ist eine leckere, gesunde Alternative.

Tipps für den Fleischkonsum und -Einkauf

  • Rückkehr zum Sonntagsbraten

    Früher war Fleisch ein teures Lebensmittel, das sich die meisten Menschen nur an Feiertagen leisten konnten. Auch wir sollten Fleisch seltener und bewusster genießen. Weniger Fleisch tut auch unserer Gesundheit gut. So sinkt etwa bei einem langfristig hohen Gemüsekonsum das Risiko für Schlaganfall, koronare Herzerkrankung oder Darmkrebs, während ein hoher Konsum von rotem Fleisch und Wurst einen ungünstigen Einfluss auf diese Krankheitsrisiken hat. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen je nach Kalorienbedarf eine wöchentliche Menge von 300 Gramm Fleisch und für Erwachsene mit einem hohen Kalorienbedarf höchstens 600 Gramm.

  • Ressourcenintensive Landwirtschaft vermeiden

    Kaufen Sie kein Fleisch aus Massentierhaltung. Achten Sie auf Tierwohl- und Biosiegel. Bei der Erzeugung von Bio-Schweinefleisch werden laut Naturschutzbund (NABU) rund 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen freigesetzt als bei konventioneller Erzeugung. Fleisch von Rindern oder Schafen aus Weidehaltung kann sogar fast klimaneutral produziert werden, wenn die Halter das Futter selbst erzeugen. Weiden binden Kohlenstoff und Weiderinder benötigen nur wenig Zusatzfutter.

  • Fleischalternativen ausprobieren

    Wer auf Fleisch, aber nicht auf den Geschmack und dessen Struktur verzichten möchte, kann auf zahlreiche Fleischalternativprodukte ausweichen. Darunter sind allerdings auch hoch verarbeitete Lebensmittel mit vielen Zusatzstoffen. Es müssen nicht immer Imitationen sein. Beim Barbecue lässt delikat vorbereitetes Gemüsegrillgut Fleisch (fast) vergessen. Und für die tägliche Ernährung sind Hülsenfrüchte eine gute alternative Eiweißalternative.

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