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Eine Prostata-OP kann das Leben verlängern

Veröffentlicht am:01.11.2022

4 Minuten Lesedauer

Eine radikale Prostatektomie ist eine gängige Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs. Sie bietet gute Chancen, alle Krebszellen zu entfernen. Doch wie jede OP birgt sie gewisse Risiken. Alles über den Ablauf.

Arzt erklärt eine Prostata-OP anhand eines Modells.

© iStock / Shidlovski

Was ist eine Prostatektomie?

Es gibt viele Wege, um die Krebszellen bei Tumorerkrankungen zu bekämpfen. Bei Prostatakrebs beispielsweise kann eine Operation ratsam sein.

Bei der radikalen Prostatektomie wird die Prostata chirurgisch entfernt. Die Operation kommt bei Männern zum Einsatz, deren Prostata von einem bösartigen Tumor befallen ist. Ziel des Eingriffs ist es, alle vorhandenen Krebszellen zu entfernen, sodass der Patient bestenfalls bis zum Lebensende vom Prostatakrebs geheilt ist.

Wann wird eine Prostata-OP empfohlen?

Die Behandlungsmethode wird angewendet, wenn die Krankheit noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Sie ist eine Therapieoption bei einem lokal begrenzten Prostatakrebs. In diesem Stadium hat der Krebs die anatomische Begrenzung der Prostata (Kapsel) nicht durchbrochen. Auch bei einem lokal fortgeschrittenen Krebs, also wenn die Kapsel durchbrochen wurde, kann eine radikale Prostatektomie noch Sinn ergeben. In diesem Fall können im Rahmen der Operation auch die Lymphknoten entnommen werden (Lymphadenektomie). Sie werden anschließend auf Metastasen untersucht, um weitere Therapieschritte zu empfehlen.

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Wie hoch sind die Heilungschancen nach einer radikalen Prostatektomie?

Laut Studien wird das Ziel der Prostataentfernung – eine dauerhafte Heilung – in 70 Prozent der Fälle erreicht. Die Heilungschancen stehen also sehr gut, sind aber auch abhängig von verschiedenen Faktoren:

  • dem Krebsstadium – je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor vollständig entfernt werden kann,
  • dem Alter und den Begleiterkrankungen der Patienten,
  • und ob es sich um einen wiederkehrenden Krebs (Rezidiv) oder um eine Erstdiagnose handelt.

Was wird bei einer radikalen Prostatektomie entfernt?

Wie der Name schon vermuten lässt, wird bei einer radikalen Prostatektomie die gesamte Prostata samt ihrer Kapsel entfernt. Darüber hinaus entnehmen die Chirurgen und Chirurginnen auch die Samenblasen sowie Teile der Samenleiter, einen Teil der Harnröhre und den inneren Schließmuskel zwischen Harnblase und Harnröhre. In manchen Situationen können zusätzlich noch Lymphknoten entfernt werden. Gelingt es den Fachleuten, das Tumorgewebe restlos zu entfernen, wird das als R0-Resektion bezeichnet.

Vorher-Nachher-Darstellung für eine radikale Prostatektomie.
Das verändert sich anatomisch nach einer radikalen Prostatektomie.

Welche Methoden einer Prostatektomie gibt es?

Es gibt sowohl offene als auch minimal-invasive Operationsmethoden, um eine Prostata zu entfernen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihrem Zugangsweg als auch in ihrer Dauer. Derzeit wird aber kein Verfahren bevorzugt verwendet.

Offene Operationsmethoden

Eine offene Operation findet unter direkter Sicht der Operierenden statt, zu ihnen zählen:

  • Retropubische radikale Prostatektomie: Bei dieser OP wird die Prostata durch einen Längsschnitt unterhalb des Bauchnabels entfernt.
  • Radikale perineale Prostatektomie: Hier wird sich durch einen Schnitt im Damm (zwischen Hoden und After) Zugang zur Prostata verschafft. Bei diesem Verfahren können keine Lymphknoten entfernt werden.

Minimalinvasive Operationsmethoden

Bei der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie werden mehrere kleine Hautschnitte gesetzt. Die Sicht erhalten die Operierenden über eine Kamera. Es gibt zwei Methoden:

  • Laparoskopische Prostatektomie: Durch kleine Einschnitte im Unterbauch werden eine Kamera (Laparoskop) sowie spezielle Operationsinstrumente eingeführt und die Prostata und eventuelle Lymphknoten entfernt.
  • Roboterassistierte laparoskopische Prostatektomie: Auch hier wird der Zugang über kleine Einschnitte geschaffen. Die Instrumente und die Kamera werden an die Arme eines Roboters angeschlossen. Der Roboter führt keine eigenständigen Bewegungen durch. Der oder die Operierende sitzt in einer Kontrollkonsole und steuert die Operationsinstrumente.

Wie läuft eine Prostataoperation ab?

Eine Prostataentfernung dauert mehrere Stunden und findet immer unter Vollnarkose statt. Der grobe Ablauf der OP sieht wie folgt aus:

Ablauf einer radikalen Prostatektomie

Schritt 01/04

Zugang freilegen

Je nach Operationsmethode liegt der Patient auf dem Rücken oder in der Steinschnittlage, bei der die Unterschenkel auf Stützen gelagert werden – so wie man es aus der Gynäkologie kennt.

Was sind die Nachteile einer radikalen Prostataentfernung?

Besonders Patienten, deren Tumor lokal begrenzt ist, können von einer radikalen Prostatektomie profitieren. Aber wie bei jeder Operation können Komplikationen auftreten:

  • Harninkontinenz: Wenn Ärzte oder Ärztinnen die Prostata entfernen, können sie dabei Nerven und Blutgefäße verletzten. Zudem muss bei dem Eingriff neben der Prostata auch ein Teil der Harnröhre und der innere Blasenschließmuskel entfernt werden. Das kann zum Kontrollverlust über die Blasenfunktion führen. Nach der Entfernung des Blasenkatheters haben die meisten Männer Schwierigkeiten, den Urin zu halten. In der Mehrzahl der Fälle bessert sich die Kontinenz aber im Verlauf.
  • Erektionsstörungen: Werden Nerven verletzt, die an der Erektion beteiligt sind, kann eine Impotenz entstehen. Wenn der Tumor die Prostatakapsel durchbrochen hat, ist eine weitere Resektion erforderlich, um eine komplette Entfernung des Tumors sicherzustellen. Dann kann eine Durchtrennung der Nervenbündel nicht vermieden werden.
  • Lymphödem: Hat der Tumor bereits gestreut und es müssen zusätzlich Lymphknoten bei der Prostata-OP entfernt werden, besteht danach ein erhöhtes Risiko für Lymphödeme.
  • Unfruchtbarkeit: Nach einer radikalen Prostatektomie sind die Patienten nicht mehr zeugungsfähig. Sie haben aber die Möglichkeit, vorher ihre Spermien einfrieren zu lassen.

Die Expertise der operierenden Ärztinnen und Ärzte spielt für den Ausgang der Prostata-OP eine große Rolle. Betroffene sollten sich daher informieren, wie viele dieser Operationen in der entsprechenden Klinik regelmäßig durchgeführt werden. In zertifizierten Zentren sind 50 Eingriffe pro Jahr vorgeschrieben. Der Krankenhausnavigator der AOK kann bei der Suche nach einer passenden Klinik helfen.

AOK-Krankenhausnavigator

Welche Alternativen zu einer Prostata-OP gibt es?

Eine radikale Prostatektomie ist nicht die einzige Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakrebs. Im frühen Stadium gibt es mehrere Alternativen, die aber ebenfalls nicht frei von Nebenwirkungen sind.

Die möglichen Alternativen sind:

  • Strahlentherapie: Sie bietet ebenfalls die Chance auf vollständige Heilung und ist oft genauso wirksam wie eine Prostata-OP.
  • Aktive Überwachung: Sie wird bei Frühformen eines wenig aggressiven Prostatakrebses angewendet. Bei dieser Methode überwachen die Fachleute die betroffenen Männer engmaschig. Wenn im Verlauf der Verdacht besteht, dass die Erkrankung voranschreitet, beginnt die Behandlung.

Es gibt noch weitere Therapieformen zur Behandlung eines lokal begrenzten Prostatakarzinoms. Dazu zählen sowohl eine Kältetherapie (Kryotherapie) als auch eine Wärmetherapie (Hyperthermie) sowie eine Methode, die mit einer speziellen Form von Ultraschallwellen gegen den Tumor arbeitet (HIFU). Diese Therapien werden aber nicht als Standard eingesetzt und gelten als experimentell. Ihre Wirksamkeit ist noch nicht ausreichend erforscht, daher werden diese Therapieformen meist im Rahmen klinischer Studien angewendet.

Ob die Prostata-OP die richtige Behandlung für Sie ist, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abwägen.

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