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Gesundheitsmagazin

Muskel-Skelett-System

Ursachen und Behandlung einer Fazialisparese (Gesichtslähmung)

Veröffentlicht am:21.07.2023

4 Minuten Lesedauer

Von einer Gesichtslähmung Betroffene sind urplötzlich nicht mehr in der Lage, ihre Mimik zu steuern. So stehen die Heilungschancen.

Frau mit Fazialisparese fasst sich ins Gesicht.

© iStock / Doucefleur

Was ist eine Gesichtslähmung

Lächeln, Augenzwinkern, Stirnrunzeln – nichts geht mehr: Bei einer Gesichtslähmung, medizinisch Fazialisparese genannt, ist die Muskulatur im Gesicht gelähmt; die Betroffenen können Teile ihres Gesichts nicht mehr bewegen. In den meisten Fällen kommt es bei der Fazialisparese zur Lähmung einer gesamten Gesichtshälfte. Sie entsteht durch eine einseitige Störung des peripheren Gesichtsnervs.

Je nachdem, an welcher Stelle der Gesichtsnerv beeinträchtigt ist, gibt es verschiedene Ausprägungen der Gesichtslähmung:

  • Bei einer peripheren Fazialisparese ist der Nerv in seinem Verlauf vom Hirnstamm zum Gesicht geschädigt. Dadurch ist eine Gesichtshälfte insgesamt gelähmt.
  • Von einer zentralen Fazialispares ist die Rede, wenn die Verschaltung des Nervus Facialis im Gehirn gestört ist. Hierbei ist das Gesicht vom Auge bis zum Kinn einseitig gelähmt – lediglich die Mimik im Bereich der Stirn bleibt erhalten – zum Beispiel in Form von Stirnrunzeln. Grund dafür ist, dass beide Stirnseiten von Nervenfasern sowohl aus der linken als auch aus der rechten Gehirnhälfte versorgt werden. Nach einer Schädigung in der einen Hälfte, bekommt die Stirn also weiterhin Impulse von Nervenfasern aus der intakten Hirnhälfte. Für den Gesichtsbereich vom Auge bis zum Kinn kreuzen diese Nervenfasern vollständig und versorgen nur jeweils eine Hälfte, sodass keine Mitversorgung der betroffenen Seite durch Nervenfasern der gesunden Seite vorliegt.

Was sind typische Fazialisparese-Symptome?

Eine Gesichtslähmung tritt in der Regel sehr plötzlich auf – für die Betroffenen meist ein Schock. Innerhalb weniger Stunden entwickeln sich die typischen Fazialisparese-Symptome: Die Muskeln im Gesicht erschlaffen, die Augenbrauen sinken ab, die Haut kribbelt, kommt einem wie taub vor, das Gesicht fühlt sich steif an. Bei vielen Betroffenen schmerzt das Ohr und auch der Geschmackssinn ist gestört. In schweren Fällen ist es den Betroffenen nicht mehr möglich, das Augenlid zu schließen oder den Mundwinkel zu bewegen.

Das führt zu weiteren Beschwerden: Der Mund ist ständig trocken, ebenso die Augen. Zusätzlich reagieren die Betroffenen empfindlicher auf Geräusche. Auch das Sprechen und die Fähigkeit, über Mimik ihre Gefühle auszudrücken, leiden bei einer Gesichtslähmung. Das verursacht zusätzlich psychische Belastungen.

In den meisten Fällen sind die Fazialisparese-Symptome jedoch nur vorübergehend – Ärzte und Ärztinnen sprechen dann von einer transienten Fazialisparese. Innerhalb von sechs Monaten heilt eine Gesichtslähmung in der Regel wieder vollständig aus. Nur etwa bei jedem fünften Betroffenen kommt es zu anhaltenden Beschwerden. Trotzdem sollten sie sich während dieser Zeit in ärztliche Behandlung begeben. Wenn nach einem halben Jahr noch Anzeichen einer Lähmung vorhanden sind, ist es ratsam, sich in einem spezialisierten Zentrum untersuchen zu lassen.

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Welche Ursachen hat eine Gesichtslähmung?

Als Ursachen einer Fazialisparese kommen viele Faktoren infrage: Knochenbrüche oder Wunden im Gesicht, Schädigung anderer Nerven, Tumore, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen, Virusinfektionen wie etwa mit dem Gürtelrose-Erreger (dem Varizella-Zoster-Virus), aber auch bakterielle Infektionen wie bei einer Mittelohrentzündung können eine Gesichtslähmung auslösen. Eine zentrale Fazialisparese entsteht häufig als Folge eines Schlaganfalls.

Möglich ist auch, dass bei einem Unfall oder im Rahmen einer Operation der Gesichtsnerv geschädigt wird. In den allermeisten Fällen lässt sich allerdings keine Ursache für die Gesichtslähmung ausmachen. Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einer idiopathischen Fazialisparese. Dies kommt bei etwa drei von vier Betroffenen vor.

Frau mit Fazialisparese nimmt Augentropfen.

© iStock / ljubaphoto

Kann wegen einer Faszialisparese das Augenlid nicht richtig schließen, muss das Auge beispielsweise mit Augentropfen feucht gehalten werden.

Wie wird eine Gesichtslähmung behandelt?

Die Behandlung einer Gesichtslähmung richtet sich nach ihrer Ursache. Wenn zum Beispiel eine Infektion, ein Schlaganfall oder eine andere Erkrankung eine Fazialisparese auslöst, wird in erster Linie die entsprechende Grunderkrankung behandelt. In den häufigeren Fällen einer Fazialisparese ohne bekannte Ursache konzentriert sich die Therapie darauf, die Symptome zu lindern.

Fazialisparese-Therapie mit Medikamenten oder Strom

Entsteht die Gesichtslähmung als Folge einer Infektion mit einem Virus oder einem Bakterium, helfen bestimmte Medikamente – Virustatika bei Viren und Antibiotika bei Bakterien – dabei, die Erreger zu eliminieren. Außerdem kommen bei manchen Betroffenen Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, zum Einsatz. Augensalben und -tropfen lindern Beschwerden, die dadurch entstehen, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, das Auge richtig zu schließen.

In schweren Fällen, in denen die Gesichtslähmung nicht wieder abklingt, ist eine sogenannte transkutane Nervenstimulation eine Therapieoption. Hierbei regen leichte Stromwellen die betroffenen Nerven und Muskeln an. Der Strom wird über eine Elektrode auf der Haut in den Körper geleitet.

Fazialisparese-Übungen: Das Gesicht trainieren

Spezielle Fazialisparese-Übungen ermöglichen es den Betroffenen, unter professioneller Anleitung das Sprechen zu verbessern, leichter essen und trinken zu können sowie Gesichtsausdrücke zu trainieren. Auch müssen Erkrankte lernen, wie sie das Auge – wenn es sich nicht mehr richtig schließen lässt – vor Umwelteinflüssen im Alltag schützen können. Das erleichtert ihnen den Umgang mit der Gesichtslähmung. Zusätzlich erhalten manche Patienten und Patientinnen Gesichtsmassagen.

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