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Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Betablocker – wie wirken die Medikamente und was gilt es zu beachten?

Veröffentlicht am:19.12.2023

5 Minuten Lesedauer

Ob Bluthochdruck oder Therapie nach einem Herzinfarkt – bei der Behandlung von vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen Betablocker eine wichtige Rolle. Ihre Wirkung kann das Herz spürbar entlasten.

Ein Mann löst in der Apotheke ein Rezept für Betablocker ein.

© iStock / ljubaphoto

Was sind Betablocker?

Betablocker sind Arzneistoffe zur Behandlung unterschiedlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihr Einsatzgebiet beschränkt sich aber nicht nur auf das Herz-Kreislauf-System. Betablocker und Medikamente, die Betablocker enthalten, tragen die Endung „-lol“ im Namen – zum Beispiel Metropolol, Bisoprolol, Carvedilol oder Nebivolol. Sie sind immer verschreibungspflichtig und werden überwiegend in Tablettenform verabreicht, seltener als Infusion oder Tropfen.

Betablocker – präziser: Betarezeptorenblocker oder Beta-Adrenorezeptorblocker – verdanken ihren Namen ihrer Wirkungsweise: Sie blockieren Beta-Adrenorezeptoren. Davon gibt es zwei Arten: Beta-1- und Beta-2-Adrenorezeptoren. Sie befinden sich unter anderem in Herz und Niere, im Fettgewebe und in der Muskulatur. Diese Rezeptoren spielen eine tragende Rolle, wenn es darum geht, den Körper aus dem Ruhe- in den Aktionszustand zu versetzen. Unter Stress werden das Hormon Adrenalin und der Nervenbotenstoff Noradrenalin ausgeschüttet. Beide docken an den Betarezeptoren an. Die Rezeptoren senden darauf Signale an das sympathische Nervensystem (Sympathikus). Das ist der aktivierende Teil im vegetativen (nicht willentlich steuerbaren) Nervensystem, das die Organfunktionen reguliert. Der Sympathikus veranlasst, dass Herz- und Atemfrequenz sowie der Blutdruck ansteigen. Der Körper wird kurzfristig leistungsfähiger. Im Falle einer Herz-Kreislauf-Erkrankung kann dieser Aktionsmodus mit schnellerem Puls und höherem Blutdruck aber eine zu hohe Belastung für den Körper darstellen.

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Wobei helfen Betablocker?

Indem Betablocker das Andocken von Adrenalin und Noradrenalin an den Betarezeptoren verhindern, halten sie den Puls und den Blutdruck niedrig. Das entlastet das Herz. Dieses Wirkprinzip – die Abschirmung des Herzens von den bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ungünstigen Wirkungen der Stresshormone – hat sich bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewährt.

Bei diesen Erkrankungen werden Betablocker oft verschrieben:

Seltener werden Betablocker eingesetzt

oder bei

  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Tremor (krankhaftes Zittern)
  • Grünem Star (als Augentropfen).
Vier ältere Menschen sind aktiv in der Natur unterwegs.

© iStock / PeopleImages

Betablocker können die körperliche Belastbarkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen und ein aktives Leben ermöglichen.

Wofür sich Betablocker besonders eignen

Betablocker können über ihre blutdrucksenkende Wirkung bei Menschen mit Bluthochdruck das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen vermindern. Bei Patienten und Patientinnen mit Herzproblemen können sie die Lebenserwartung verbessern. Das gilt insbesondere bei der koronaren Herzkrankheit und nach einem Herzinfarkt. Betablocker verringern in letzterem Fall die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Infarkts. Außerdem können Betablocker Angina Pectoris bei koronarer Herzkrankheit lindern und auch die körperliche Belastbarkeit erhöhen.

Was ist bei Betablockern besonders zu beachten?

Für manche Menschen ist eine Behandlung mit Betablockern am Anfang belastend. Der abgesenkte Blutdruck kann für Müdigkeit und Kraftlosigkeit sorgen – das ist das Gegenteil von dem, was sich Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz oder koronarer Herzkrankeit eigentlich versprechen: eine Steigerung der körperlichen Belastbarkeit. Der Körper muss sich erst an den neuen, niedrigeren Blutdruck gewöhnen. Deshalb beginnt eine Betablocker-Therapie üblicherweise mit einer niedrigen Dosierung, die allmählich gesteigert wird. Nach drei oder sechs Monaten ist die körperliche Leistungsfähigkeit in der Regel größer als vor der Behandlung.

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Nebenwirkungen von Betablockern und für wen sie nicht geeignet sind

Jedes Betablocker-Medikament hat spezifische Eigenschaften und Wirkungen, die jeweils in der Packungsbeilage aufgeführt sind. Darüber hinaus kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Sie eingehend beraten.

Allgemein gelten Betablocker als gut verträglich. Dennoch können Nebenwirkungen auftreten. Möglich sind:

  • zu starke Verlangsamung der Herzfrequenz
  • zu starke Senkung des Blutdrucks
  • Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen mit Kältegefühl
  • Verengung der Atemwege, was Asthmaanfälle begünstigen kann
  • Schlafstörungen oder Albträume
  • Unterdrückung von Anzeichen einer Unterzuckerung – wichtig für Menschen mit Diabetes

Auch wenn Nebenwirkungen auftreten, dürfen Sie das Medikament nicht selbstständig absetzen, sondern müssen umgehend ärztlichen Rat einholen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann Ihnen einen anderen Betablocker verschreiben. Zum Beispiel kommt es bei Metropolol öfter zu Schlafstörungen als bei anderen Betablockern. Dann ist ein Umstieg auf Carvedilol oder Nebivolol möglich.

Bei dauerhaften Unverträglichkeiten oder unzureichender Wirksamkeit von Betablockern stehen zur Behandlung von Bluthochdruck alternative Medikamente zur Verfügung, zum Beispiel sogenannte ACE-Hemmer. Zudem werden auch verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert, um eine optimale Wirkung zu erzielen.

Besonderheiten bei Männern und Frauen

Bei Männern können als seltene Nebenwirkung von Betablockern Erektionsstörungen auftreten. Ansonsten sind keine geschlechtsspezifischen Nebenwirkungen von Betablockern bei Männern bekannt. Anders sieht es bei Frauen aus. Hier ist zu beachten, dass sie bestimmte Betablocker langsamer abbauen als Männer. Dadurch können Frauen höhere Mengen des Wirkstoffes im Blut haben und Blutdruck und Herzfrequenz stärker sinken als beabsichtigt. So wie die Wirkung der Betablocker stärker ausgeprägt sein kann, kann das auch auf Nebenwirkungen zutreffen. Deshalb ist bei Frauen die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Nebenwirkungen größer als bei Männern. Treten unerwünschte Wirkungen auf, kann entweder die Dosis gesenkt oder ein anderer Betablocker verschrieben werden.

Wer keine Betablocker einnehmen sollte

Aufgrund der geschilderten Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen sind Betablocker nicht geeignet für Menschen mit

  • Lungenerkrankungen und Asthma
  • stark verlangsamter Herzfrequenz
  • akuter Herzinsuffizienz (mit der Behandlung darf nur in einer stabilen Phase der Herzinsuffizienz begonnen werden)
  • Störung der Impulsweiterleitung im Atrio-Ventrikular-Knoten (AV-Knoten) des Herzens, der wichtig ist für die Steuerung der Herzfrequenz; zum Beispiel beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom
  • metabolischer Azidose (Übersäuerung des Blutes)

Außerdem sollten Leistungssportler und -sportlerinnen Ihre Sportart gegenüber dem Arzt oder der Ärztin erwähnen, da Betablocker teilweise auf der Dopingliste stehen.

Wechselwirkungen von Betablockern mit anderen Medikamenten

Wenn Sie bereits andere Arzneimittel einnehmen, müssen Sie bei einem neuen Medikament mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin immer mögliche Wechselwirkungen abklären. Bei Betablockern sind Wechselwirkungen unter anderem mit folgenden Medikamenten möglich:

  • andere Mittel gegen Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen, vor allem Calciumkanalblocker
  • Arzneimittel mit blutdrucksenkender Nebenwirkung, zum Beispiel manche Antidepressiva, Prostatamittel oder Medikamente bei Parkinson
  • manche Medikamente bei Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)
  • manche Antihistaminika (Arzneimittel bei Allergien)
  • bestimmte Schmerzmittel – sogenannte Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Aspirin, oder Ibuprofen.

Außerdem kann Alkohol die Wirkung und Nebenwirkungen von Betablockern verstärken.

Haben Betablocker eine Wirkung auf die Psyche?

Wenn Puls und Blutdruck sinken, kann man sich schon vorstellen, dass manche Menschen durch Betablocker ruhiger und gelassener werden. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die mit Betablockern behandelte Erkrankung nicht mehr als so große Belastung empfunden wird.

Betablockern wird aber auch nachgesagt, depressive Stimmungen hervorrufen zu können. Diese Vermutung hat einer näheren Überprüfung nicht standgehalten: Eine groß angelegte Studie von Forschenden an der Berliner Charité, die 2021 veröffentlicht worden ist, hat einen solchen Zusammenhang nicht belegt. Menschen, die Betablocker einnehmen, tragen kein größeres Risiko, an einer Depression zu erkranken. Das gleiche gilt für vermindertes sexuelles Verlangen, Appetitlosigkeit oder Nervosität – auch hier lässt sich kein Effekt von Betablockern nachweisen.

Bestätigt hat die Studie hingegen, dass manche Betablocker Müdigkeit befördern können und möglicherweise auch Schlafstörungen und Alpträume.

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