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Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Mehr als nur Schmerzen in der Brust: Herzinfarkt erkennen und handeln

Veröffentlicht am:03.08.2022

10 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 05.09.2023

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Sekunde – je schneller er erkannt und behandelt wird, desto höher ist die Chance, zu überleben und schwere Folgen zu vermeiden. Aber wie erkennt man Herzinfarkt-Symptome – und wie kann man Erste Hilfe leisten?

Ein Mann im Poloshirt steht draußen in einem Park und fasst sich stirnrunzelnd auf die Brust.

© iStock / digitalskillet

Was ist ein Herzinfarkt?

Um zu verstehen, was ein Herzinfarkt ist, muss zunächst die Aufgabe des Herzens geklärt sein. Das Herz pumpt das Blut durch den Körper und versorgt die Organe mit nährstoff- und sauerstoffreichem Blut. Aber auch das Herz selbst ist ein Organ und muss mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Dies geschieht über die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die von der Hauptschlagader abzweigen und das Herz kranzförmig umspannen.

In diesen Gefäßen liegt meistens die Ursache für den Herzinfarkt. Ist nämlich eines dieser Herzkranzgefäße vollständig verstopft, kann der betroffene Teil des Herzmuskels nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden und die Zellen des Herzmuskels gehen zugrunde: das Herz kann nicht mehr richtig arbeiten – es besteht Lebensgefahr. Deshalb ist es wichtig, dass man bei einem Herzinfarkt Symptome schnell erkennt, sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen einleitet und den Rettungsdienst alarmiert.

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Symptome eines Herzinfarkts erkennen

Häufig äußert sich ein Herzinfarkt zunächst mit plötzlich auftretenden Schmerzen hinter dem Brustbein. Die können so stark sein, dass sie mit einem Gefühl von absoluter Hilflosigkeit und extremer Todesangst einhergehen, weshalb ein solches Phänomen auch als Vernichtungsschmerz bezeichnet wird. Im Verlauf können die Schmerzen in einen Arm, den Oberbauch, Rücken, Nacken und Kiefer ausstrahlen. Diese Beschwerden halten mehr als fünf Minuten an und bessern sich nicht, auch nicht nach der Gabe von Nitro-Spray, das durch den Wirkstoff Stickstoffmonoxid bei Brustenge helfen kann, die Gefäße zu erweitern und den Blutdruck zu senken.

Auslösende Faktoren eines Herzinfarkts sind unerwartete starke körperliche Belastung, zum Beispiel beim Tragen oder Heben von schweren Möbeln beim Umzug, beim Beginnen sportlicher Aktivitäten, ohne sich vorher ärztlich durchchecken zu lassen, und Stresssituationen, zum Beispiel wenn man von jemandem oder etwas besonders überrascht oder erschreckt wird, aber auch plötzlicher Ärger über negative Nachrichten von Familie, Freunden oder auch Behörden. 40 Prozent aller Infarkte ereignen sich in den frühen Morgenstunden.

Neben den häufigsten Symptomen gibt es noch weitere Anzeichen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten können:

  • Schwitzen oder kalter Schweiß
  • blass-graues Gesicht
  • Schwächegefühl
  • Schwindel
  • Bewusstlosigkeit
  • Luftnot
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Todesangst

Die Anzeichen eines Herzinfarkts können sich bei den Betroffenen in Kombination und Intensität unterscheiden. Insbesondere bei Frauen und älteren Menschen sind die typischen Anzeichen eines Herzinfarkts von den bereits genannten zu unterscheiden. So fehlt zum Beispiel oft der typische Vernichtungsschmerz und es wird eher über unspezifische Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Atemnot, Druck und Engegefühl oder auch Oberbauchschmerzen geklagt. Auch eine Schmerzausstrahlung in die Schulterblätter ist häufiger bei Frauen zu finden. Bei Menschen mit Diabetes können die Symptome sogar ganz fehlen. In diesem Fall spricht man von einem stummen Herzinfarkt. Ist ein großer Bereich des Herzens betroffen, kann es auch zu einem sofortigen Herzstillstand führen.

In dem Video erkärt Doc Felix, was bei einem Herzinfarkt geschieht und wie man einen Herzinfarkt erkennen kann.

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Andere Herzinfarkt-Symptome bei Frauen

Fälschlicherweise wird der Herzinfarkt noch immer als typische Männerkrankheit angesehen. Dabei können Frauen genauso davon betroffen sein – im Durchschnitt erleiden sie einen Herzinfarkt jedoch etwa zehn Jahre später als die Männer. Oft fehlen bei Frauen zudem die typischen Anzeichen eines Herzinfarkts. Wenn sie Schmerzen in der Brust haben, empfinden sie dies eher als schneidendes, brennendes Gefühl und nicht als heftiges Engegefühl.

Weitere Symptome sind dann zum Beispiel:

  • extreme Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Schweißausbrüche
  • Leistungseinbruch
  • Kurzatmigkeit
  • Schwindelgefühl
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Schmerzen in den Schulterblättern
  • Appetitlosigkeit
  • Erbrechen
  • Übelkeit

Fatal ist, dass Frauen ihre Beschwerden oft nicht mit den typischen Anzeichen eines Herzinfarkts verbinden, sondern mit anderen Leiden, wie zum Beispiel einer Magenverstimmung. Dadurch suchen Frauen oft erst verspätet eine Ärztin oder einen Arzt auf. Wenn einige der genannten Beschwerden in einem noch nie erlebten Ausmaß oder sogar in Kombination auftreten, sollte man sie ernst nehmen und sofort den Notruf wählen.

Eine Frau liegt reglos am Boden, zwei andere Frauen tasten sie ab und schauen sie an.

© iStock / Jan-Otto

Bewusstlosigkeit ist ein typisches Anzeichen für einen Herzinfarkt. Helfende sollten sofort Erste Hilfe leisten und den Notarzt rufen.

Ursachen und Risikofaktoren eines Herzinfarkts

Meistens ist der Herzinfarkt der Gipfelpunkt einer bestehenden koronaren Herzkrankheit (KHK). Diese Krankheit entsteht dadurch, dass sich über einen längeren Zeitraum hinweg die Arterien durch Verkalkungen (Arteriosklerose) verengen und verhärten. Diese krankhaften Ablagerungen verringern den Blutfluss und somit auch die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Herzmuskels. Deshalb begünstigen sie auch einen Herzinfarkt.

Die Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit und damit auch für einen Herzinfarkt sind:

Meistens ist aber nicht nur einer dieser Faktoren dafür verantwortlich, dass eine koronare Herzkrankheit entsteht, sondern mehrere.

Herzinfarkt vorbeugen

Das können Sie tun

Um einem Herzinfarkt vorzubeugen und Ihr gesundes Herz-Kreislauf-System zu erhalten, sollten Sie auf das Rauchen verzichten, sich durch regelmäßigen Sport fit halten und Wert auf eine gesunde Ernährung legen.

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Wie bei einem Herzinfarkt Erste Hilfe leisten?

Erkennen Sie bei Betroffenen Herzinfarkt-Symptome, sollten Sie als allererstes die Notrufnummer 112 wählen. Denn ein Herzinfarkt ist immer ein Notfall und die Chancen zu überleben sind am besten, wenn schnell eine medizinische Behandlung begonnen werden kann. Sobald Sie den Rettungsdienst verständigt haben, gibt es zwei Szenarien:

Wiederbelebung bei Herzstillstand

Der Betroffene ist bei Bewusstsein

Ist die oder der Betroffene bei Bewusstsein, sollten Sie versuchen, sie oder ihn zu beruhigen, um den Stress zu reduzieren. Wichtig ist, dass Sie ihren oder seinen Oberkörper hoch lagern. Dazu können Sie die Person an eine Wand anlehnen und zudecken. Sind Sie in einem Raum, öffnen Sie das Fenster für frische Luft. Herz-Patientinnen- und -Patienten haben oft ein Nitro-Spray dabei, wovon Sie ihr oder ihm zwei Schübe auf die Zunge sprühen könnten. Bis der Rettungsdienst vor Ort ist, sollten Sie die Person dazu animieren, langsam und tief ein- und auszuatmen. Lassen Sie die Person nach Möglichkeit nicht allein und beruhigen Sie sie, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist.

Der Betroffene ist bewusstlos

Ist die betroffene Person bewusstlos, überprüfen Sie zunächst die Atmung. Ist eine normale Atmung vorhanden, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage und beachten die Atmung, bis ein Rettungswagen eintrifft. Wenn keine Atmung mehr spürbar ist, kann das ein Anzeichen für einen Herzstillstand sein. In diesem Fall müssen Sie sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen (30-mal Herzdruckmassage, 2-mal beatmen). Durch das Drücken auf den Brustkorb und die Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung übernehmen Sie kurzzeitig die Funktion von Herz und Lunge und versorgen den Körper mit lebenswichtigem Sauerstoff. Diese lebensrettenden Maßnahmen dürfen Sie nicht unterbrechen, bis der Notarzt eingetroffen ist. In vielen öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Bahnhöfen, Flughäfen oder Sportvereinen, finden Sie hierzu auch einen Defibrillator, den Sie idealerweise bevorzugen sollten.

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