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Herz & Kreislauf

Wie läuft eine Herztransplantation ab?

Veröffentlicht am:21.12.2023

6 Minuten Lesedauer

Seit der ersten Herztransplantation im Jahr 1967 haben sich die Lebenschancen von Menschen mit Spenderherz deutlich verbessert. Doch die Nachsorge ist anspruchsvoll. Der Körper muss das Spenderherz annehmen und Betroffene müssen sich an strikte Regeln halten.

Ärztin spricht mit einem Patienten, der eine Herztransplantation hatte.

© iStock / Morsa Images

Für wen kommt eine Herztransplantation in Frage?

Bei einer Herztransplantation wird ein geschädigtes oder nicht mehr voll funktionsfähiges Herz durch ein gesundes Herz eines Spenders, bei dem der Hirntod festgestellt worden ist, ersetzt. Kardiologen und Kardiologinnen ziehen eine Herztransplantation als letzte Therapieoption in Erwägung, wenn zum Beispiel nach einem Herzinfarktvoder bei einer schweren Herzinsuffizienzvandere medizinische Behandlungen nicht mehr helfen und Schäden an weiteren Organen oder Herzstillstand drohen. Fachleute sprechen von terminaler Herzinsuffizienz (endgültiges Herzversagen).

Voraussetzung für eine Herztransplantation ist, dass andere medizinischen Maßnahmen ausgeschöpft sind, wie zum Beispiel Herzmedikamente, implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) oder Herzschrittmacher.

Wartezeiten auf eine Herztransplantation sind lang

In Deutschland gibt es weniger Organspender und -spenderinnen als Menschen, die auf ein Organ warten. Jährlich bekommen über 300 Menschen ein neues Herz transplantiert: 2022 waren es 358 – aber zum Ende des Jahres standen noch 669 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderherz. Es herrscht also ein Mangel an Spenderherzen, was zu monate- oder jahrelangen Wartezeiten führt. Ein Verteilungsmechanismus anhand von festgelegten Kriterien wie Begleiterkrankungen, Erfolgsaussichten, Risiken der Operation und gute Überlebenschancen nach der Transplantation entscheidet über die Vergabe eines Spenderherzes.

Künstliche Pumpsysteme als Übergangslösung

Sollte sich während der Wartezeit die gesundheitliche Situation deutlich verschlechtern, gibt es medizinische Geräte zur Aufrechterhaltung der Herzfunktion. Sie werden über Kanülen oder Katheter mit dem Blutkreislauf verbunden und unterstützen von außen mithilfe einer batteriegetriebenen Pumpe das Herz. Einige dieser künstlichen Pumpsysteme sind mittlerweile so weit entwickelt, dass sie als Kunstherzen auch als dauerhafte Alternative für ein Spenderherz in Frage kommen. Derzeit werden in Deutschland jährlich rund tausend künstliche Herzen eingesetzt.

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Geschichte und Fortschritte der Herztransplantation

Die erste efolgreiche Herztransplantation bei einem Menschen führte der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard am 3. Dezember 1967 durch. Sein Patient überlebte 18 Tage. War nach Herztransplantationen die Sterberate kurz nach der OP anfangs noch hoch, hat sich seitdem die Lebenserwartung nach einer Herztransplantation stetig verlängert. Sie beträgt in Deutschland heute durchschnittlich zwölfeinhalb Jahre – das heißt, dass viele Menschen mit einem transplantierten Herzen noch wesentlich länger leben (und leider auch, dass einige deutlich früher sterben). Von 100 verpflanzten Spenderherzen arbeiten nach einem Jahr noch rund 80, nach fünf Jahren noch 70 und nach zehn Jahren noch immerhin 60.

Vorbereitung, Risiken und Nachsorge bei einer Herztransplantation

Die Operation als solche ist sehr aufwändig und mit hohen Risiken verbunden. Eine Herztransplantation dauert in der Regel viele Stunden. Wenn ein Spenderherz verfügbar ist, muss sie so schnell wie möglich erfolgen. Denn nach der Entnahme des Herzens aus dem Körper eines hirntoten Spenders wird es nicht mehr durchblutet. Diesen Zustand nennt man Ischämiezeit, das heißt die Zeit, in der das Organ nicht mit Sauerstoff versorgt wird. Deswegen erfolgen die Organentnahme und die Vorbereitung auf die Transplantation gleichzeitig und das Spenderherz wird vom Entnahmekrankenhaus so schnell wie möglich zur Transplantationsklinik gebracht.

Ablauf einer Herztransplantation: die Operation

Der Empfänger oder die Empfängerin des Spenderorgans wird in Vollnarkose versetzt und an eine Beatmungs- sowie eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, um die Funktion von Herz und Lunge während der OP zu ersetzen. Blutverdünner vermeiden Blutgerinnsel in der Maschine. Der Herzchirurg oder die -chirurgin durchtrennt das Brustbein und legt das Herz frei. Anschließend klemmt er oder sie die Hauptadern am Herzen ab und entnimmt das Herz.

Dann wird das Spenderherz eingesetzt und mit den Blutgefäßen verbunden. Idealerweise beginnt das Herz nach einer Aufwärmphase von selbst zu schlagen. Andernfalls wird es mit elektrischen Impulsen angeregt.

Abschließend wird der Brustkorb wieder verschlossen und der oder die Operierte von der Herz-Lungen-Maschine entwöhnt Der Blutfluss über die Herz-Lungen-Maschine wird langsam gesenkt, bis das neue Herz sowie die Lunge selbstständig arbeiten.

Fachkräfte für Organtransport bringen ein Spenderherz in den OP.

© iStock / sturti

Ist ein Spenderherz verfügbar, muss es schnell gehen. Innerhalb kürzester Zeit wird das Spenderorgan vom Entnahmekrankenhaus zur Transplantationsklinik gebracht.

Nach der Operation

Nach dem Eingriff verbleiben Patienten und Patientinnen zunächst auf einer Intensivstation. In dieser Zeit werden Kreislauffunktion und Atmung engmaschig kontrolliert. Es folgen zwei bis vier Wochen, in denen die Herzfunktionen und die gefürchtete Abstoßungsreaktion des Spenderherzens überwacht wird. Die Betroffenen benötigen auch Atem- und Muskeltrainings bevor sie aus der Klinik entlassen werden. In der Regel schließt sich ein Aufenthalt in einer Rehaklinik an diese ersten Maßnahmen an.

Risiken einer Herztransplantation

Einer Herztransplantation geht mit vielen Risiken einher, aber das Hauptrisiko ist die mögliche Abstoßung des Spenderherzens. Dazu kommt es, wenn das Immunsystem das transplantierte Spenderherz als fremd erkennt und angreift. Um dies zu verhindern, werden Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppressiva) nach der Transplantation notwendig. Leider werden diese nicht immer gut vertragen und können die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen oder Nierenprobleme bereiten.

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Die meisten Menschen können innerhalb weniger Monate zu vielen ihrer normalen Aktivitäten zurückkehren. Das Behandlungsteam wird dazu Empfehlungen abgeben. Die Prognose nach einer Herztransplantation ist gut: Über 90 Prozent der Menschen mit Spenderherz sind in ihrer Lebensqualität auch langfristig gar nicht oder nur geringfügig eingeschränkt.

Um die Transplantatabstoßung zu verhindern, müssen Menschen mit Spenderherz lebenslang Immunsuppressiva einnehmen, die die Abstoßung des Fremdorgans durch das Immunssytem unterdrücken, und deren Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Außerdem gehören regelmäßige Kontrolluntersuchungen ab jetzt zu ihrem Leben.

Weitere Tipps für Menschen mit Spenderherz:

  • Auf Alkohol am besten ganz verzichten. Alkohol führt zu einem Anstieg von Blutfetten, was das neue Herz gefährdet.
  • Impfungen sind für Transplantatempfänger und -empfängerinnen wichtig, weil die Immunsuppressiva das Immunsystem medikamentös unterdrücken. Aus dem gleichen Grund ist Vorsicht bei Impfungen mit sogenannten Lebendimpfstoffen geboten, die geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger enthalten. Deshalb muss der jeweils geeignete Impfstoff genau abgeklärt werden.
  • Außerdem sollten Betroffene auf eine gute Mund- und Zahnhygiene achten: Durch Karies, Parodontitis und Infektionen im Mund können Erreger leicht in den Körper eindringen und sich auf das Herz ausweiten.

Leben mit einem Spenderherz

Die meisten Menschen können innerhalb weniger Monate zu vielen ihrer normalen Aktivitäten zurückkehren. Das Behandlungsteam wird dazu Empfehlungen abgeben. Die Prognose nach einer Herztransplantation ist gut: Über 90 Prozent der Menschen mit Spenderherz sind in ihrer Lebensqualität auch langfristig gar nicht oder nur geringfügig eingeschränkt.

Um die Transplantatabstoßung zu verhindern, müssen Menschen mit Spenderherz lebenslang Immunsuppressiva einnehmen, die die Abstoßung des Fremdorgans durch das Immunssytem unterdrücken, und deren Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Außerdem gehören regelmäßige Kontrolluntersuchungen ab jetzt zu ihrem Leben.

Weitere Tipps für Menschen mit Spenderherz:

  • Auf Alkohol am besten ganz verzichten. Alkohol führt zu einem Anstieg von Blutfetten, was das neue Herz gefährdet.
  • Impfungen sind für Transplantatempfänger und -empfängerinnen wichtig, weil die Immunsuppressiva das Immunsystem medikamentös unterdrücken. Aus dem gleichen Grund ist Vorsicht bei Impfungen mit sogenannten Lebendimpfstoffen geboten, die geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger enthalten. Deshalb muss der jeweils geeignete Impfstoff genau abgeklärt werden.
  • Außerdem sollten Betroffene auf eine gute Mund- und Zahnhygiene achten: Durch Karies, Parodontitis und Infektionen im Mund können Erreger leicht in den Körper eindringen und sich auf das Herz ausweiten.

Wie kommt man auf die Warteliste und wie wird ein Spenderherz vermittelt?

Um in die Warteliste für eine Herztransplantation aufgenommen zu werden, muss ein endgültiges Herzversagen vorliegen. Außerdem müssen alle anderen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sein und es dürfen keine zusätzlichen schweren chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs bestehen, die den Behandlungserfolg gefährden.

Für die Vermittlung von Spenderherzen sorgt in Deutschland und sieben weiteren Ländern (Belgien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien, Ungarn) die gemeinnützige Stiftung Eurotransplant. Sie verwaltet eine gemeinsame Warteliste. Hauptkriterien für die Entscheidung zur Positionierung auf der Liste und Organzuteilung sind Dringlichkeit und Erfolgsaussicht der Transplantation. Bei der konkreten Zuteilung ist auch die identische Blutgruppe und eine möglichst große Übereinstimmung von Größe und Gewicht bei Spender und Empfänger entscheidend. Deshalb variiert die Wartezeit auf ein Spenderherz von Mensch zu Mensch – es kommt nicht nur darauf an, dass man schon lange auf der Liste steht, sondern auch darauf, dass ein individuell geeignetes Herz zur Verfügung steht.

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