Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Was tun nach einem Stromschlag?

Veröffentlicht am:02.04.2024

13 Minuten Lesedauer

Ein defekter Toaster oder eine fehlende Kabelisolierung – die meisten Stromunfälle passieren im Haushalt. Je nach Stromstärke und Stromart kann der Schlag bis zum Herzstillstand führen. So handeln Sie richtig.

Eine Frau steckt einen Stecker in eine Mehrfachsteckdose.

© iStock / Rawpixel

Wo lauern die Gefahren, einen Stromschlag zu bekommen?

Über 3.600 Stromunfälle wurden im Jahr 2022 nach Angaben des Instituts zur Erforschung elektrischer Unfälle (BG ETEM) in Deutschland gemeldet. Die meisten (88 Prozent) davon passierten im Haushalt mit Niederspannung – beispielsweise an Steckdosen oder bei Arbeiten an Sicherungen. Häufige Ursachen im Haushalt sind das Fallen von Elektrogeräten, wie dem Smartphone, in die Badewanne, beschädigte Kabel, Steckdosen oder elektrischen Geräten, wie dem Toaster. Nur 0,8 Prozent der Elektrounfälle ereigneten sich hingegen im Bereich der Hochspannung (über 1.000 Volt) und damit in der Regel außerhalb des Haushaltes. Zur Hochspannung zählen entsprechende Hochspannungsleitungen oder Blitzschläge.

Doch wie kommt es überhaupt zum Stromschlag und was sind häufige Ursachen? Grundsätzlich sind elektrische Haushaltsgeräte so gesichert, dass es bei ihrer Bedienung zu keinem direkten Kontakt mit Strom kommt. Gefährlich wird es, wenn wir unbeabsichtigt zum Teil des Stromkreises werden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn eine Isolierung beschädigt oder ein Haushaltsgerät defekt ist. Auch ein leichtsinniger Umgang mit der Elektrik ist riskant. So kann ein Stromschlag bereits durch das Anfassen einer ungesicherten Steckdose erfolgen. Fließt der Strom dann durch den menschlichen Körper, kann er leichte bis schwere Verletzungen verursachen und sogar einen Herzstillstand auslösen. Kinder unter sechs Jahren und berufstätige Erwachsene, sind am häufigsten von Stromunfällen betroffen.

Was beeinflusst die Schwere eines Stromschlags?

Die Schwere des Stromschlags hängt von der Stromstärke (Ampere), der Stromspannung (Volt) und der Art des Stroms (Gleich- oder Wechselstrom) ab. Ebenso spielen der Widerstand (Ohm) sowie die Dauer und der Weg, den der Strom durch den Körper nimmt, eine große Rolle.

  • Wechselstrom: Strom, der aus der haushaltsüblichen Steckdose kommt, ist für den Menschen sehr gefährlich. Die regelmäßigen kurzen Polaritätswechsel (und Wechsel der Stromrichtung) führen zu einer ständigen Muskelkontraktion im Körper und damit auch schnell zu Herzrhythmusstörungen. Außerdem kann es bei Wechselstrom passieren, dass die Betroffenen die umfasste Stromquelle nicht mehr loslassen können.
  • Gleichstrom: Strom, der beispielsweise von Solaranlagen erzeugt wird, ist für den Menschen etwas ungefährlicher als Wechselstrom. Gleichstrom sorgt mit zunehmender Stromstärke für kurzzeitige Muskelzuckungen bis hin zur Muskelverkrampfung. Die Gefahr von Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern ist bei Gleichstrom von Stromstärke und Strömungsdauer abhängig.

Grundsätzlich gilt: Je länger eine Person der Stromquelle ausgesetzt ist, desto schwerer sind die Verletzungen.

Als einzige Schutzbarriere vor dem Strom dient dem Körper der Widerstand von Haut, Knochen und Gewebe. Wenn die Hautbarriere beschädigt ist, sinkt der Hautwiderstand; gleiches gilt bei Nässe. Muskeln, Nervengewebe und Blut haben einen eher geringen Widerstand und leiten Strom besonders gut. Wie stark ein Stromschlag ausfällt, hängt zudem von der Größe der Kontaktfläche am Körper ab. 

Übersicht häufiger Stromschlag-Folgen:

  • Verletzungen von Haut, Muskeln, Gewebe, Sehnen und Knochen
  • Muskelkontraktionen und Krampfanfälle
  • Verbrennungen der Haut sowie innere Verbrennungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Schädigungen von Nerven und Gefäßen
  • Knochenbrüche durch Stürze infolge des Stromschlags

Passende Artikel zum Thema

Stromschlag bekommen: Was tun?

Erleidet eine Person aus Ihrem Haushalt oder Ihrem Umfeld einen Stromschlag, sollten Sie sofort handeln:

Schwerer Stromschlag – wie handeln?

Das Erleiden eines schweren Stromschlages erfordert ein sofortiges Einschreiten:

  • Stromquelle abstellen, Überblick verschaffen: Auch wenn Sie bei einem Stromschlag instinktiv helfen wollen, halten Sie zunächst Abstand und verschaffen Sie sich einen Überblick. Hat die betroffene Person noch Kontakt zur auslösenden Stromquelle? Dann müssen Sie diese zunächst abstellen, sonst besteht das Risiko, dass auch Sie einen gefährlichen Stromschlag erleiden.
  • Schalten Sie den Strom ab: Unterbrechen Sie so schnell wie möglich den Kontakt zwischen der verletzten Person und der Stromquelle. Ziehen Sie dafür den Stecker aus der Steckdose, legen Sie den betreffenden Schalter um oder nehmen Sie die Sicherung heraus.
  • Wählen Sie den Notruf: Je nach Ausmaß der Verletzungen ist schnelles Handeln gefragt. Rufen Sie den Notdienst (112) und informieren Sie ihn darüber, dass es sich um einen Stromunfall handelt.
  • Leisten Sie erst jetzt Erste HilfeÜberprüfen Sie das Bewusstsein und die Atmung der betroffenen Person. Antwortet oder atmet sie nicht, beginnen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen bestehend aus Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung: Platzieren Sie Ihre Hand circa sechs Zentimeter mittig unter der Brust und drücken Sie 30 Mal pro Minute senkrecht auf diese Stelle. Danach führen Sie zwei Beatmungen durch. Hierfür platzieren Sie Ihren Mund fest an den Mund der anderen Person und beatmen diese zwei mal. Wiederholen Sie diesen Ablauf, bis die Rettungskräfte eintreffen. Ist die Atmung stabil, die Person aber bewusstlos, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.

Leichter Stromschlag – was tun?

Grundsätzlich sollten Sie bei einem Stromschlag zunächst immer von einem schweren Stromschlag ausgehen. Sind sie jedoch unsicher, ob Sie einen Stromschlag erlitten haben, da Sie sich noch gut fühlen, jedoch leichte körperliche Veränderungen verspüren, könnte es sich um einen leichten Stromschlag handeln. Diesen bemerken Sie an folgenden Symptomen:

  • Hautrötung oder -verbrennung an der Kontaktstelle,
  • leichte Schmerzen und Kribbeln,
  • Taubheitsgefühl oder Muskelzucken in der betroffenen Region,
  • leichte Übelkeit oder Schwindel.

Die Intensität und Dauer der Symptome ist hierbei abhängig von der Stärke des Stromschlages und der Reaktion des betroffenen Person. Dennoch sollte dies ernst genommen werden. Können Sie nicht ausschließen, dass es sich um einen Stromschlag handelt, so sollten Sie sich ärztlichen Rat einholen. Denn auch bei einem leichten Stromschlag können einige ernste Symptome erst zeitverzögert eintreten. 

Zwei kleine Kinder spielen mit Steckdosen herum.

© iStock / StefaNikolic

Wenn Kinder in Ihrem Haushalt leben, können Sie Steckdosen mit einer Kindersicherung weniger gefährlich machen.

Stromschlag – wann zum Arzt?

Haben Sie den Verdacht einen Stromschlag erlitten zu haben, so ist es ratsam auch ohne das Erscheinen von Symptomen eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, da Beschwerden erst zeitverzögert eintreten könnten. Sind schwerwiegende Symptome, wie Bewusstlosigkeit, Schwindel oder starke Schmerzen, aufgetreten, so sollten Sie sich umgehend ärztliche Hilfe suchen oder den Notruf wählen. Liegt ein schwerer Stromschlag vor, so muss sofort gehandelt und der Notfalldienst kontaktiert werden.

Wie man sich im Notfall richtig verhält und Erste Hilfe leisten kann, erklärt Doc Felix im Video.

Hinweis: Grundsätzlich sollte jeder Stromunfall (auch leichte Stromschläge) ärztlich untersucht werden, auch wenn die Betroffenen keine offensichtlichen oder nur kleine Verletzungen haben. Denn bestimmte Verletzungen können erst verzögert nach dem Stromschlag Beschwerden, wie Schwindel, Brustschmerzen und Kreislaufprobleme, auftreten.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?