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Vorhofflimmern: Unangenehmes Herzrasen

Veröffentlicht am:24.11.2022

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 03.05.2023

Vorhofflimmern kann mit unangenehmen Beschwerden wie Herzrasen einhergehen. Je nachdem, was hinter der Herzrhythmusstörung steckt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.

Ärztin hört ältere Dame, die unter Vorhofflimmern leidet, ab.

© iStock / Viktorcvetkovic

Was ist Vorhofflimmern?

Das Herz schlägt normalerweise mit einem Ruhepuls von 60 bis 90 Schlägen pro Minute. Der Rhythmus wird vom Sinusknoten im rechten Herzvorhof vorgegeben. Beim Vorhofflimmern schlägt der Vorhof mit mehr als 300 Schlägen pro Minute. Von diesen wird nur ein Teil in die Herzkammern weitergeleitet. Die Folge: Das Herz schlägt unregelmäßig und zu schnell, oft mit einem Puls von 100 bis 160 pro Minute. Betroffene empfinden es, als würde das Herzrasen oder stolpern. Hinzu kommen manchmal weitere Symptome:

  • allgemeines Schwächegefühl
  • Schwindel
  • Brustschmerzen
  • Angst und Unruhe
  • Atemnot
  • kurzzeitig auftretende Bewusstlosigkeit

50 bis 87 Prozent der Betroffenen haben allerdings anfangs gar keine Symptome.

Vorhofflimmern ist die häufigste Form der Herzrhythmusstörung. Vor allem mit dem Alter steigt das Risiko an. Schätzungen zufolge sind insgesamt etwa zwei Prozent der Deutschen betroffen, bei den über 65-Jährigen sind es acht Prozent.

Man unterscheidet zwei Arten: Beim vorübergehenden (paroxysmalen) Vorhofflimmern verschwinden die Symptome nach einigen Stunden oder Tagen wieder. Vorübergehendes Vorhofflimmern kann einmalig bleiben, aber auch immer wieder erneut auftreten und damit dauerhaft werden. Hält Vorhofflimmern länger an, dann spricht man von persistierendem Vorhofflimmern (länger als sieben Tage) oder dauerhaftem (permanentem) Vorhofflimmern.

Zu sehen sind zwei Herzen, eines davon leidet unter Vorhofflimmern.
Herzen schlagen unterschiedlich: Bei einem Vorhofflimmern funktioniert die Reizleitung anders als bei gesunden Herzen.

Vorhofflimmern – das sind die Ursachen

Elektrische Impulse regeln den Herzschlag. Das Signal dafür geht von einer Ansammlung spezieller Zellen in der Wand des rechten Vorhofs des Herzens aus, dem sogenannten Sinusknoten. Die Impulse des Sinusknotens gelangen dadurch, dass sich die Muskelzellen der Vorhöfe zusammenziehen (Schlagen der Vorhöfe), zum sogenannten Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) und von dort durch bestimmte Bahnen in die Herzkammern. Beim Vorhofflimmern laufen jedoch ungerichtete Erregungen der Muskelzellen durch die Vorhöfe. Es entsteht ein Rhythmus von mehr als 300 Schlägen pro Minute. Dabei kommt es zu einer schnellen Kontraktion der Vorhöfe. Die Folge: Statt sich regelmäßig zusammenzuziehen, zittern (flimmern) die Vorhöfe nur noch unkontrolliert. So können die Vorhöfe ihrer Aufgabe, die Kammern des Herzens zu füllen, nicht mehr nachkommen. Es gelangt weniger Blut in die Herzkammern und durch den zu hohen und unregelmäßigen Puls nimmt auch die Schlagkraft der Herzkammern ab. Die Herzleistung sinkt.

Es gibt verschiedene Ursachen für Vorhofflimmern. Die häufigsten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie:

Risikofaktoren für Vorhofflimmern sind:

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Ist Vorhofflimmern gefährlich?

In den allermeisten Fällen besteht bei dieser Herzrhythmusstörung keine akute Lebensgefahr.

Langfristig können sich aber bestimmte Folgeerkrankungen entwickeln, die möglicherweise größere Beschwerden verursachen und auch die Lebenserwartung einschränken können. Vor allem ist das Risiko für Schlaganfälle und eine Herzschwäche erhöht. Die Herzkammern müssen durch die eingeschränkte Pumpfunktion der Vorhöfe mehr leisten, damit der Körper ausreichend mit Blut versorgt ist. Auf Dauer kann diese Überlastung zu einer Herzschwäche führen oder eine bestehende Herzschwäche verschlimmern. Da die Vorhöfe nicht mehr ausreichend pumpen, kann sich dort das Blut stauen. Es entwickeln sich leichtes Blutgerinnsel (Thrombosen). Wird ein Gerinnsel über den Blutkreislauf in das Gehirn geschwemmt, kann es dort ein Gefäß verschließen und einen Schlaganfall auslösen. Im schlimmsten Fall endet dieser tödlich.

Es ist daher wichtig, bei Symptomen eines Vorhofflimmerns (unter anderem Herzrasen, unregelmäßiger Puls) seinen Hausarzt beziehungsweise seine Hausärztin aufzusuchen. Über ein Elektrokardiogramm (EKG) stellen Ärzte und Ärztinnen fest, ob ein Vorhofflimmern vorliegt. Sie können gegebenenfalls die entsprechende Behandlung einleiten. Liegt dem Vorhofflimmern eine behandelbare Ursache zugrunde (zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine undichte Herzklappe), wird diese therapiert. Ansonsten sollte das Vorhofflimmern direkt behandelt werden.

Vorhofflimmern: Welche Behandlung gibt es?

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Alle zielen darauf ab, die Herzfrequenz oder den Herzrhythmus zu kontrollieren. Meist wird die herzfrequenzkontrollierende Behandlung bevorzugt, da sie einfacher durchzuführen ist und ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen hat. Die Wahl der Behandlung ist aber im Einzelfall von verschiedenen Faktoren abhängig, unter anderem vom Lebensalter, von der Art und Dauer des Vorhofflimmerns und davon, ob belastende Symptome vorliegen, beziehungsweise ob diese durch eine Frequenzkontrolle beherrscht werden können.

Mögliche Behandlungen sind:

  • Verordnung von Medikamenten, die die Herzfrequenz (Geschwindigkeit) kontrollieren. Sie werden meist mit Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung kombiniert, um das Risiko für Schlaganfälle zu senken. Dabei wägt der Arzt oder die Ärztin das Schlaganfallrisiko gegen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Blutungen ab. Hierfür gibt es erprobte Berechnungen und Punktwerte, mit denen sich die Risiken berechnen lassen.
  • Medikamente, die die Gleichmäßigkeit des Herzschlags verbessern.
  • Kardioversion: Mit einem gezielten Stromstoß wird das Herz wieder in den richtigen Rhythmus gebracht. Anschließend bekommen die Betroffenen in der Regel Medikamente zur Herzrhythmuskontrolle, um Rückfälle zu vermeiden.
  • Katheter-Eingriff: Der Bereich im Inneren des Herzvorhofs, der für das Flimmern verantwortlich ist, wird über einen Herzkatheter verödet. Meist wird hierfür Radiofrequenz verwendet. Setzt der Sinusknoten mit dem richtigen Herzrhythmus nicht ein, benötigen die Patienten oder Patientinnen anschließend möglicherweise einen Herzschrittmacher.
Ein Mann geht in einer Feldlandschaft walken und beugt damit Vorhofflimmern vor.

© iStock / TatyanaGl

Mit Bewegung können Sie Ihr Herz stärken und somit Vorhofflimmern vorbeugen.

Selbsthilfe zur Vorbeugung von Vorhofflimmern

Man kann selbst viel für die Herzgesundheit tun. Dazu gehören Maßnahmen wie:

  • mehr Bewegung
  • Übergewicht reduzieren
  • mit dem Rauchen aufhören
  • den Alkoholkonsum reduzieren
  • ausgewogene und salzarme Ernährung
  • Stress vermeiden beziehungsweise gezielt für Entspannung sorgen

Diese Tipps helfen auch dabei, die Symptome oder etwaige Begleiterkrankungen wie etwa eine Herzschwäche zu lindern.


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