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Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Herzrasen: Wenn der Puls aus dem Takt gerät

Veröffentlicht am:22.09.2022

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 05.09.2023

Herzrasen (Tachykardie) tritt häufig ganz plötzlich auf und macht den Betroffenen Angst. Nicht immer jedoch ist der zu schnelle Pulsschlag gefährlich. Mitunter können schon einfache Maßnahmen das unangenehme Herzjagen beenden.

Eine Person legt zwei Finger auf die Unterseite ihres linken Handgelenks, um den Puls zu messen.

© iStock / mheim3011

Definition: Was ist eine Tachykardie?

Fachleute definieren eine Tachykardie – umgangssprachlich Herzrasen genannt – als Herzrhythmusstörung, bei der das Herz ohne körperliche Anstrengung viel zu schnell schlägt, nämlich mehr als 100-Mal pro Minute bei einem erwachsenen Menschen. Manchmal steigt der Herzschlag dabei auch auf 140 bis 180 oder sogar darüber an. Als normal gilt im Durchschnitt ein Ruhepuls von 60 bis 90 Schlägen in der Minute. Häufig wird das Herzrasen von zusätzlichen Symptomen begleitet, wie etwa:

  • Schwindel
  • Unruhe
  • Engegefühl in der Brust
  • Atemnot

Es können unterschiedliche Ursachen hinter dem Herzrasen stecken. Die häufigste ist das sogenannte Vorhofflimmern, das Menschen ab dem 50. Lebensjahr betreffen kann. Dabei drückt der linke Vorhof das Blut nicht mehr in die linke Herzkammer. Oft rufen langjähriger Bluthochdruck, erkrankte Herzklappen oder eine koronare Herzkrankheit diese Herzrhythmusstörung hervor. Weitere Ursachen für eine Tachykardie können zum Beispiel sein:

  • Körperliche Anstrengung wie Sport
  • Starke Angst, Anspannung oder Freude
  • Fieber
  • Medikamente, Drogen, Vergiftungen
  • Störungen des Stoffwechsels (z. B. eine Schilddrüsenüberfunktion)
  • Hormonveränderungen (zum Beispiel in den Wechseljahren)
  • Herzschwäche

Es gibt eine Vielzahl spezieller Tachykardien, beispielsweise:

  • Posturales Tachykardiesyndrom (POTS) als Folge einer COVID-19-Erkrankung
  • Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
  • Atrioventrikularknoten-Reentry-Tachykardie tritt meist bei jungen Menschen auf. Auch hier ist die Erregungsleitung im Herzen gestört, es kommt zu sogenanntem gutartigem Herzrasen, welches meist plötzlich einsetzt und auch von selbst wieder endet.

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Wie gefährlich ist Herzrasen?

Herzrasen bei körperlicher Anstrengung oder psychischer Erregung ist die gesunde Antwort des Körpers auf eine Belastungssituation und hat keinen Krankheitswert. Die anfallsartige supraventrikuläre Tachykardie hat Krankheitswert, sie setzt meist sehr plötzlich ein und verschwindet ebenso rasch wieder ohne schwerwiegende Folgen. Häufige Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern senken die Belastbarkeit, sind akut nur im Ausnahmefall lebensbedrohlich, können aber schwere Folgen, wie einen Schlaganfall haben. Eine pulslose Ventrikuläre Tachykardie oder ein Kammerflimmern dagegen führen ohne schnelle Behandlung innerhalb sehr kurzer Zeit zum Tod.

Wann sollte man bei Herzrasen zum Arzt oder zur Ärztin?

Generell sollten Betroffene in jedem Fall ärztlichen Rat suchen, wenn Herzrasen wiederholt auftritt – auch wenn es von selbst wieder verschwindet. Womöglich steckt eine Herzerkrankung dahinter, die eine Behandlung erfordert. In folgenden Fällen sollten Sie beziehungsweise eine Begleitperson sofort den Notarzt rufen:

  • bei anhaltender Tachykardie (sie hört nicht von selbst auf, auch nicht durch Techniken wie Luft anhalten mithilfe des Vasalva-Manövers oder ein Glas Wasser trinken)
  • bei Bewusstlosigkeit und Kreislaufstillstand
  • bei zusätzlich auftretender Atemnot, Kurzatmigkeit, starken Brustschmerzen oder Engegefühl in der Brust

Eine Kammertachykardie ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der sofortige ärztliche Hilfe erfordert. Erkennbar ist er an einer plötzlichen Bewusstlosigkeit, fehlender oder unnatürlicher Atmung der Betroffenen beziehungsweise dem Stillstand des Herzens. Bis zum Eintreffen des Rettungswagens kann eine Herzdruckmassage helfen, den Kreislauf aufrechtzuerhalten und das Leben der betroffenen Personen zu retten. Wenn ein automatisierter externer Defibrillator (AED) in der Nähe ist, sollte dieser schnellstmöglich eingesetzt werden.

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Herzrasen: Was kann man selbst tun?

Ist das Herzrasen gutartig, steckt keine gefährliche Herzerkrankung dahinter und sind die Beschwerden nicht stark, können bestimmte Selbsthilfe-Maßnahmen den Herzschlag normalisieren. Die Ursachen sollten aber unbedingt zuerst ärztlich abgeklärt werden. Steht fest, dass es sich um eine gutartige Tachykardie handelt, können Sie bei Herzrasen diese Maßnahmen ausprobieren:

  • schnell ein kaltes Glas Wasser trinken
  • die Luft anhalten mit Hilfe des Vasalva-Manövers
  • sich sehr kaltes Wasser ins Gesicht spritzen

Diese Techniken regen verschiedene Nerven an (vor allem den sogenannten Vagus-Nerv). Das wiederum verlangsamt die Erregungsweiterleitung im Herzen kurzfristig oder unterbricht sie, sodass das Herzjagen letztendlich stoppt. Auch das sogenannte Vasalva-Manöver kann man bei einem Anfall von gutartiger Tachykardie versuchen: Tief einatmen, Luft anhalten und das Zwerchfell und die Bauchmuskeln anspannen. In vielen Fällen funktioniert das noch besser, wenn sich die Betroffenen zuvor hinlegen und die Beine zum Beispiel gegen eine Wand lehnen.

Ein Mann beugt sich über einen Waschtisch und hält die Hände ins Gesicht, Wasser spritzt durch seine Finger.

© iStock / Maridav

Bei leichtem Herzrasen, das keiner Erkrankung zugrunde liegt, hilft es, sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, um den Puls zu normalisieren.

Herzrasen: Wie sieht die Behandlung beim Arzt aus?

Die Behandlung von Herzrasen richtet sich danach, welche Art der Herzrhythmusstörung vorliegt und wo sie entsteht. In jedem Fall ist es wichtig, die Ursache zu klären. Ist eine Primärerkrankung wie eine Schilddrüsenüberfunktion der Auslöser, wird diese behandelt, um in der Folge das Herzrasen zu beenden. Steckt eine ernsthafte Herzerkrankung dahinter, können je nach der genauen Ursache verschiedene Maßnahmen zum Einsatz kommen:

  • Medikamente: Antiarrhythmika beeinflussen die Erregungsbildung oder -weiterleitung und können das Auftreten eines zu schnellen Herzschlags verhindern.
  • Defibrillator: Er wird implantiert, erkennt gefährliche Herzrhythmusstörungen und beendet sie durch elektrische Stimulation.
  • Katheterablation: Ärztinnen oder Ärzte veröden Herzmuskelzellen in dem Bereich, wo das Herzrasen ausgelöst wurde.

Auch beim gutartigen Herzjagen können Antiarrhythmika sowie in einigen Fällen eine Katheterablation helfen, die Anfälle zu unterdrücken – vor allem, wenn die Beschwerden sehr stark sind oder das Herzrasen häufiger auftritt.


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