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Was ist Botulismus und wie entsteht die Krankheit?

Veröffentlicht am:26.06.2023

4 Minuten Lesedauer

Botulismus ist eine durch Bakterien verursachte Vergiftung, die unbehandelt tödlich verlaufen kann. Der Botulinumgiftstoff kann in konservierten Lebensmitteln enthalten sein. Wie Sie sich davor schützen können, erfahren Sie hier.

Junge Frau sitzt mit geschlossenen Augen im Sessel und greift sich ins Gesicht.

© iStock / fizkes

Was ist Botulismus?

Botulismus ist eine lebensgefährliche Erkrankung, die durch sogenannte Botulinumnervengifte verursacht wird. Botulinumtoxine gehören zu den stärksten bekannten Giften. Bei Inhalation ist schon eine Dosis von 0,003 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich. Bei subkutaner Aufnahme, also bei Injektion in das Unterhautfettgewebe, sind es 0,004 Mikrogramm pro Kilogramm; und bei intravenöser Aufnahme, also bei direkter Injektion in den Blutkreislauf, führen bereits 0,03 Nanogramm zum Tod. Produziert werden die Gifte vor allem von dem Bakterium Clostridium botulinum.

Die Clostridien und deren Sporen (das sind hitzebeständige Dauerformen) kommen weltweit in Böden und Gewässerschlämmen vor. Gelangen die Sporen in eine sauerstoffarme Umgebung wie etwa Konserven oder Vakuumverpackungen, keimen die Clostridien und bilden das Toxin. Da die Bakterien erst bei Temperaturen über 100 Grad Celsius abgetötet werden, sind oft selbsthergestellte, ungenügend erhitzte Konserven die Ursache für Erkrankungen.

Botulismus ist eine sehr seltene Erkrankung. Zwischen 2001 und 2017 wurden dem Robert Koch-Institut nur bis zu 24 Fälle pro Jahr gemeldet.

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Welche Formen von Botulismus gibt es?

Die Erkrankung kann in sechs verschiedenen Formen auftreten:

  • Lebensmittelbotulismus: Diese Form ist die häufigste in Deutschland. Werden Lebensmittel bei der Konservierung (zum Beispiel bei Wurst- und Gemüsekonserven oder Fischprodukten) nicht ausreichend erhitzt, können darin eventuell enthaltene Clostridien die Toxine bilden. Durch die Erhitzung auf über 85 Grad Celsius werden die Toxine zerstört. Wenn man jedoch Toxin enthaltende Lebensmittel verzehrt, ohne sie zu erhitzen, können schon kleinste Mengen Botulismus verursachen.
  • Wundbotulismus: Wundbotulismus tritt auf, wenn Wunden mit dem Bakterium Clostridium botulinum infiziert sind – meist im Zusammenhang mit Drogenkonsum, bei dem Spritzen verwendet werden.
  • Säuglingsbotulismus: Lebensmittel, die natürlicherweise mit Clostridiumbakterien belastet sind (wie beispielsweise Honig) und nicht ausreichend erhitzt wurden, können Säuglingsbotulismus verursachen. Er tritt in der Regel nur bei Kindern unter einem Jahr auf, da bei ihnen die Darmflora noch nicht voll entwickelt ist und die Bakterien in der Darmflora auskeimen und das Botulinumtoxin bilden können.
  • Inhalationsbotulismus: Wird Botulinumtoxin versehentlich (durch das Öffnen einer befallenen Konserve) oder absichtlich (beispielsweise durch Bioterrorismus) freigesetzt und eingeatmet, kommt es zu Inhalationsbotulismus.
  • Iatrogener Botulismus: Diese Form tritt extrem selten auf. Botulinumtoxin wird auch therapeutisch verwendet, zum Beispiel bei der kosmetischen Behandlung von Falten oder der Therapie des Schielens. Eine versehentliche Überdosierung kann diese Form des Botulismus auslösen.
Ein Mann vakuumiert frische Schweinekoteletts in seiner Küche.

© iStock / GMVozd

Eingeweckt oder vakuumierte Lebensmittel sollten auf jeden Fall vor dem Verzehr hoch erhitzt werden, um Bakterien zu zerstören.

Welche Symptome verursacht Botulismus?

Das Toxin unterbricht die Signalübertragung von Nerven zu Muskeln. Davon ist in der Regel zuerst der Kopfbereich betroffen (hängende Augenlider, Doppelbilder, Gesichtsmuskellähmungen, Schluckstörung, verwaschene Sprache bis hin zur Atemlähmung).

Mundtrockenheit ist eines der typischen Anzeichen, welches die Betroffenen meist zuerst bemerken. Besonders charakteristisch für Botulismus ist zudem ein Komplex aus mehreren Symptomen infolge von Lähmungen, die die Augen- und Rachenmuskulatur betreffen:

  • Augenflimmern, Lichtempfindlichkeit, Doppeltsehen, erweiterte Pupillen
  • Störungen der Stimme (Heiserkeit) und Schluckbeschwerden
  • Versagen des Hustenreflexes (wodurch Mageninhalt in die Lunge gelangen und eine Lungenentzündung verursachen werden kann)

Weitere mögliche Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Außerdem können Bewegungseinschränkungen des Kopfes, Kreislaufprobleme und allgemeine Schwäche auftreten. Eine Atemlähmung, eine Lähmung der Hände sowie Verstopfung infolge einer Lähmung der Darmmuskulatur bis hin zum Darmverschluss sind ebenfalls möglich. Der Wundbotulismus kann Fieber verursachen, beim Säuglingsbotulismus sind

  • allgemeine Muskelschwäche,
  • Atemnot,
  • Verstopfung,
  • schlaffe Lähmungen,
  • Schluckstörungen,
  • Trinkschwäche und
  • Gedeihstörungen

typisch.

Wegen der Gefahr einer lebensbedrohlichen Atemlähmung müssen Betroffene mit Verdacht auf Botulismus intensivmedizinisch überwacht und behandelt werden. Insbesondere die künstliche Beatmung (Intubation) und die endoskopische Magenspülung können dann Maßnahmen sein, die bei Bedarf zum Einsatz kommen.

Wissenswertes zu Symptomen

Wann kommen die Symptome?

Bis Beschwerden auftreten, dauert es beim Lebensmittelbotulismus zwischen wenigen Stunden bis zu 8 Tagen, beim Wundbotulismus zwischen 4 und 14 Tagen, beim Säuglingsbotulismus 10 Tage und beim Inhalationsbotulismus mehrere Stunden bis 3 Tage (hierzu gibt es nur tierexperimentelle Daten).

Wie lässt sich eine Erkrankung an Botulismus vermeiden?

Meist verraten weder Geruch noch Aussehen der Lebensmittelkonserven, ob sie Botulinumtoxine enthalten. Allerdings können mitunter Clostridien, die den Konservierungsprozess überlebt haben, Gase bilden. Diese führen dazu, dass die Konserve „aufgetrieben“ aussieht. Solche Konserven sollten nicht geöffnet und direkt entsorgt werden.

Ein Großteil der Fälle von Lebensmittelbotulismus geht auf selbst eingemachte Lebensmittel zurück, da die Clostridien erst bei Temperaturen über 100 Grad Celsius unter Druck abgetötet werden. Beim Einwecken von Fleisch oder Gemüse sollte dieses unbedingt zwei Mal im Abstand von ein bis zwei Tagen auf 100 Grad Celsius erhitzt werden. Dazwischen sollten die Konserven bei Raumtemperatur lagern.

Erhitzen Sie sicherheitshalber eingekochte Nahrungsmittel stets unmittelbar vor dem Verzehr nochmals auf circa 100 Grad Celsius und das ausreichend lange. Das Nervengift wird bei Temperaturen über 85 Grad Celsius nach ungefähr einer Minute zerstört, bei 80 Grad Celsius nach fünf Minuten.

Um Säuglingsbotulismus zu vermeiden, sollten Kinder unter einem Jahr keinen Honig verzehren.

Wenn Sie Fische durch Salzen und Trocknen haltbar machen möchten, sollten Sie sie rasch und gründlich nach dem Fang ausnehmen. Waschen Sie sie anschließend sorgfältig von innen und außen und sorgen Sie für Kühlung während des Einsalzens. Bevor die Fische verzehrt werden, sollten Sie sie für zehn Minuten oder länger auf mindestens 85 Grad Celsius erhitzen.

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