Fehlzeiten der AOK-Versicherten als Datenbasis
Der Fehlzeiten-Report 2023 basiert auf Daten von 15,1 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen.
Fehlzeiten werden hauptsächlich durch sechs Krankheitsarten dominiert:
- Atemwegserkrankungen (17,5 Prozent) und
- Muskel- und Skelett-Erkrankungen (17,4 Prozent) sind die Hauptursachen, gefolgt von
- psychischen Erkrankungen (10,3 Prozent),
- Verletzungen (8,1 Prozent),
- Erkrankungen des Kreislaufsystems (4,0 Prozent)
- und der Verdauungsorgane (3,3 Prozent).
Im Vergleich sorgen psychische Erkrankungen mit durchschnittlich 29,6 AU-Tagen je Fall, für deutlich längere Ausfallzeiten, als das beispielsweise bei Atemwegserkrankungen mit nur 7,1 Tagen im Durchschnitt der Fall ist.
Insgesamt erhöhte sich der Krankenstand mit 6,7 Prozent deutlich im Vergleich zum Vorjahr (2021: 5,7 Prozent) und war damit der bisher höchste Krankenstand seit Beginn der Fehlzeiten-Analysen im Jahr 1998.
Auswirkungen der Coronapandemie
Während in den Jahren 2012 bis 2021 durchschnittlich 159,7 AU-Fälle je erwerbstätiger 100 AOK-Mitglieder verzeichnet wurden, waren es im Jahr 2022 im Durchschnitt 216,6 AU-Fälle. Das ist ein Anstieg um mehr als 30 Prozent, der vor allem durch Atemwegserkrankungen verursacht worden ist. Sie schlugen 2022 mit 86,5 AU-Fällen je 100 Mitglieder zu Buche – im Jahr davor waren es 36,3 Fälle. Somit hat sich die Zahl mehr als verdoppelt.
Zukunftsfähigkeit ausbauen, Gesundheit fördern
Einen deutlichen Zusammenhang stellt der Fehlzeiten-Report zwischen einer positiven Einschätzung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und der Gesundheit der Beschäftigten fest. Mit Blick auf die großen gesellschaftlichen Umbrüche, wie den Klimawandel, die Covid-19-Pandemie und kriegerische Konflikte wie in der Ukraine zeigen zwar 35 Prozent der Befragten eine „ausgeprägte Zukunftsangst“. Allerdings spüren nur acht Prozent Zukunftsangst in Bezug auf ihren Arbeitgeber. Rund die Hälfte der Befragten (45 Prozent) beschreiben ihren Arbeitgeber als zukunftsfähig.
Die Zukunftsfähigkeit im Unternehmen beschreibt der Fehlzeiten-Report anhand von vier thematischen Gruppen, die in der Forschungsliteratur belegt sind:
- Kooperationsklima,
- Krisenmanagement,
- Kreativität und Verbesserungen sowie
- Entscheidungsprozesse und Mitbestimmungsmöglichkeiten.
Je höher die Befragten diese Aspekte bei ihrem Arbeitgeber bewerteten, desto seltener spielten Krankheiten eine Rolle. In Unternehmen, deren Beschäftigte die Zukunftsfähigkeit eher positiv bewerteten, gab es durchschnittlich 11,6 Tage berufliche Fehlzeiten. Im Vergleich dazu lag bei eher negativ bewerteten Firmen die Anzahl der Fehltage bei 16,2.
Der Fehlzeiten-Report 2023 sieht daher gleich mehrere Stellschrauben für Unternehmen: Die mentale Gesundheit der Beschäftigten zu stärken und sie resilienter zu machen, sei angesichts zahlreicher Herausforderungen wichtiger denn je. Eine nachhaltige Betriebliche Gesundheitsförderung kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten.
Der Fehlzeiten-Report wird seit 1998 jährlich vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und der Berliner Hochschule für Technik herausgegeben. In diesem Jahr beinhaltet er unter dem Titel „Zeitenwende – Arbeit gesund gestalten“ 32 Beiträge, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Perspektiven aus verschiedenen Fachdisziplinen zum Zusammenhang von Zeitenwende, Arbeit und Gesundheit erörtern.
Fehlzeiten durch Krankenstand
Fehlzeiten sind per Definition des Gabler Wirtschaftslexikons in Stunden oder Tagen gemessene Abwesenheiten der Mitarbeitenden vom Arbeitsplatz. Dabei gibt es verschiedene Arten von Fehlzeiten. Neben krankheitsbedingten Abwesenheiten gibt es Abwesenheiten durch Fortbildung und Zusatzurlaub oder sogenannte motivational bedingte Abwesenheiten, die ein Anzeichen für fehlende Arbeitszufriedenheit sein können. Solche „Minusstunden“ werden allerdings bei Fehlzeitenstatistiken ebenso wenig berücksichtigt wie Fehlzeiten durch Zusatzurlaub oder Weiterbildung.
Es geht im Fehlzeiten-Report der AOK-Gemeinschaft vielmehr darum, durch die systematische Untersuchung von Arbeitsunfähigkeit, die meist durch Krankheit verursacht wird, Rückschlüsse über den Gesundheitszustand von Beschäftigten zu ziehen.
Viele Faktoren beeinflussen den Krankenstand
Gesunde Bedingungen im Betrieb zu fördern hilft, krankheitsbedingte Fehlzeiten zu vermeiden oder gering zu halten. Auch das gesundheitsgerechte Verhalten der Beschäftigten wird dadurch gestärkt. Ein gutes Betriebsklima trägt beispielsweise dazu bei, dass Mitarbeitende eher bereit sind, krankheitsbedingte Ausfälle durch Mehrarbeit zu kompensieren. Gesunde Führung und eine konstruktive Fehlerkultur sind weitere wichtige Bausteine.
Auch eine Analyse der Fehlzeiten hilft dabei, den Krankenstand zu senken: Sie gehört in den meisten Unternehmen aus gutem Grund zum Alltag, da sie viele Ansatzpunkte bietet, um mögliche Probleme zu erkennen. Unternehmensstatistiken allein lassen aber noch keine belastbaren Rückschlüsse zu. Hier können Krankenkassen mit Ursachen- und Krankenstandsanalysen weiterhelfen. Zudem bedarf es der fachkundigen Auswertung und Interpretation der Ergebnisse, um zielführende Maßnahmen ableiten zu können.
Es ist eine der wichtigsten Aufgaben einer Unternehmensleitung, die krankheitsbedingten Fehlzeiten im Unternehmen unter die Lupe zu nehmen und daraus Schlüsse für ein gesundes Unternehmen zu ziehen. Dabei kann die Analyse der AOK eine gute Basis für Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung sein.
Unterstützung der AOK
Die AOK hat große Erfahrung mit Krankenstands- und Ursachenanalysen in Unternehmen. Altersstufen, Geschlecht, Lohnfortzahlungszeit und Krankengeldbezugszeit werden differenziert dargestellt. Diagnosegruppen ohne Personenbezug, aber sofern möglich nach Abteilungen, geben Aufschluss über die Ursachen der krankheitsbedingten Fehlzeiten. Dabei wird höchster Wert auf Datenschutz gelegt. Firmenspezifische Daten können mit anderen Durchschnittswerten, etwa aus derselben Branche, verglichen werden. Unsere Fachleute helfen gern weiter.