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Das erwartet Sie beim Rehasport und Funktionstraining

Veröffentlicht am:12.09.2023

6 Minuten Lesedauer

Für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen können Rehasport oder Funktionstraining ein wichtiger Baustein sein, um das Wohlbefinden zu verbessern und aktiver am Leben teilzuhaben. Was erwartet die Teilnehmenden?

Eine ältere Frau und ein älterer Mann trainieren unter Anleitung.

© iStock / JackF

Porträt von Dr. Christian Sturm

© MHH

Dr. Christian Sturm ist Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört unter anderem die Teilhabe am Arbeitsleben. Hier erklärt Dr. Sturm, welche Ziele mit dem Rehabilitationssport und dem Funktionstraining verfolgt werden und wie sich beide voneinander unterscheiden.

Was sind Funktionstraining und Rehabilitationssport?

Funktionstraining und Rehabilitationssport sind zwei Arten von unterstützendem Bewegungssport, der Menschen helfen kann, ihre Gesundheit zu verbessern und sich nach Verletzungen oder Krankheiten besser zu fühlen. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden liegt darin, dass das Funktionstraining speziell darauf abzielt, die Fähigkeiten für Menschen mit chronischen Erkrankungen für den Alltag zu verbessern, während Rehabilitationssport sich auf die allgemeine körperliche Fitness konzentriert. „Rehabilitationssport klingt zwar ähnlich wie das Wort Rehabilitationsklinik, ist aber fachlich weniger spezialisiert als das Funktionstraining. Beim Rehabilitationssport steht tatsächlich der Sport im Mittelpunkt. Das Funktionstraining dagegen arbeitet mit Therapiemitteln auf physiotherapeutischer und ergotherapeutischer Ebene,“ erklärt Dr. Christian Sturm. In der Praxis ist dies jedoch abhängig von der jeweiligen Ausstattung der Anbieter. Daher nehmen an den Gruppen beider Sportangebote Menschen mit unterschiedlichen Diagnosen teil.

Wann werden Rehasport oder Funktionstraining verschrieben?

Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Einschränkungen können Rehabilitationssport oder Funktionstraining erhalten. Häufig werden die Maßnahmen als Nachsorge im Anschluss an eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme, zum Beispiel nach einer Operation oder einer schweren Erkrankung verschrieben. Rehasport oder Funktionstraining können aber auch vorsorglich verordnet werden, um das Risiko gesundheitlicher Probleme oder Behinderungen zu verringern. Schließlich können die Maßnahmen bei der Rückkehr ins Arbeitsleben helfen, etwa um nach einer längeren Arbeitsunfähigkeit die Leistungsfähigkeit zu steigern.

Eine Gruppe trainiert mit Schwimmnudeln im Wasser.

© iStock / kzenon

Beim Funktionstraining wird häufig Gymnastik im Wasser trainiert, weil Bewegung im Wasser die Gelenke entlastet.

An wen richten sich Rehasport und Funktionstraining?

Ob jemand Rehasport verschrieben bekommt oder das seltener verordnete Funktionstraining, hängt zunächst von der jeweiligen Erkrankung der betroffenen Person ab. Daraus ergeben sich unterschiedliche Zielgruppen für die Maßnahmen:

  • Der Rehabilitationssport richtet sich an Menschen mit Beeinträchtigungen oder Menschen, denen eine Einschränkung droht, um sie möglichst dauerhaft wieder in die Gesellschaft und das Berufsleben einzugliedern. Zu dieser Zielgruppe gehören chronisch Kranke, etwa mit chronischen Rückenschmerzen, Erkrankungen der Atemwege, Gelenkerkrankungen oder neurologischen Beeinträchtigungen. Auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen treiben Rehasport in speziellen Herzsportgruppen.
  • Das Funktionstraining soll zwar ebenfalls Menschen mit Beeinträchtigungen oder von Einschränkungen bedrohten Menschen helfen, möglichst dauerhaft ins gesellschaftliche und berufliche Leben zurückzukehren. Anders als der Rehasport richtet sich das Funktionstraining jedoch an Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen oder einer eingeschränkten Funktion der Stütz- und Bewegungsorgane. Dazu gehören beispielsweise Arthrose, rheumatoide Arthritis oder Osteoporose.

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Was sind die Ziele von Rehasport und Funktionstraining?

Rehasport und Funktionstraining arbeiten mit unterschiedlichen Mitteln, doch einen Zweck haben beide gemeinsam: „Sowohl beim Rehasport als auch beim Funktionstraining ist das langfristige Ziel immer, dass man das Erlernte weiterverfolgt, also nach der Maßnahme möglichst selbständig durchführt“, erklärt Dr. Sturm.

  • Der Rehabilitationssport soll den gesamten Körper stärken und die Ausdauer steigern. Außerdem sollen mit dem Rehasport die Koordination und Flexibilität der Menschen mit Beeinträchtigungen verbessert und ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Der gemeinsame Sport in der Gruppe und das Austauschen von Erfahrungen mit anderen Menschen mit Beeinträchtigungen kann dabei zusätzlich motivieren. Damit der Rehasport auch langfristig nachwirkt, soll er zudem zur Selbsthilfe anregen. Wer spürt, dass sein Körper durch den Sport leistungsfähiger wird, bleibt womöglich nach dem Ende der Maßnahme gerne in der Gruppe oder wechselt in einen Sportverein, um weiter zu trainieren.
  • Das Funktionstraining hingegen soll nicht den Körper allgemein stärken, sondern zielt spezifischer auf die von der Beeinträchtigung betroffenen Körperteile der Teilnehmenden. Das Training soll vor allem erreichen, dass die erkrankten Körperteile weiterhin funktionieren oder ein drohender Funktionsverlust zumindest hinausgezögert wird. Dadurch können die Schmerzen der Betroffenen verringert und die Beweglichkeit verbessert werden. Auch hier kann ein erfolgreiches Training dazu motivieren, dass sich die Betroffenen im Anschluss an die Maßnahme selbst in anderen Trainingsangeboten engagieren.

„Eine große Motivation ist in beiden Fällen bereits das regelmäßige Treffen mit Termin in der Gruppe. Dadurch entsteht ein gewisser sozialer Druck, dass man immer zum Training erscheint“, berichtet Dr. Sturm aus seiner Erfahrung. „Und durch das regelmäßige Training erleben die meisten, dass sie damit erfolgreich sind, teilweise wirklich überraschend erfolgreich, sodass sie sich freuen: Toll, was alles durch Bewegung möglich ist!“

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Wie laufen Rehasport und Funktionstraining für Betroffene ab?

Sowohl der Rehabilitationssport als auch das Funktionstraining finden in Gruppen statt, gemeinsam mit anderen Betroffenen. Wie in den Gruppen trainiert wird, unterscheidet sich jedoch.

  • Beim Rehabilitationssport soll der ganze Körper trainiert und gestärkt werden. In den regelmäßigen Veranstaltungen machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel Gymnastikübungen mit kleinen Geräten wie Faszienrollen oder Bällen. „Man kann aber auch zusammen joggen gehen, Nordic Walking machen oder auf Ergometern trainieren. Möglich sind auch Ballspiele, zum Beispiel Basketball oder Volleyball im Rahmen der Übungseinheiten“, erklärt Dr. Sturm. Unter Umständen umfasst der Rehasport auch Entspannungsübungen, um die psychischen Folgen einer Erkrankung besser bewältigen zu können. Eine Einheit Rehasport dauert mindestens 45 Minuten, in speziellen Herzsportgruppen mindestens 60 Minuten. In Herzgruppen muss allerdings eine medizinische Absicherung für Notfälle geregelt sein.
  • Das Funktionstraining zielt in der Regel auf jene Bereiche des Körpers, die erkrankt oder in ihrer Funktion eingeschränkt sind, beispielsweise Muskeln oder Gelenke. „Das Funktionstraining sind typische krankengymnastische Übungen, beispielsweise Gymnastik mit speziellen rückenspezifischen Übungen, wenn beispielsweise die ganze Gruppe Rückenprobleme hat. Es kann gezieltes Üben mit Übungsbändern oder kleinen Hanteln sein oder auch Stabilisierungsübungen mit Vibrationsstäben“, sagt Dr. Sturm. Dabei gibt es die beiden Varianten der Trockengymnastik und der Wassergymnastik. Häufig ist Funktionstraining jedoch mit Wassergymnastik gleichzusetzen. Eine Gymnastikeinheit dauert mindestens 30 Minuten, im Wasser mindestens 15 Minuten. Als gezielte Unterstützung können die Betroffenen während des Funktionstrainings auch Maßnahmen und Hilfsmittel kennenlernen, die beispielsweise die Gelenke weniger belasten. „Rheuma-Patienten lernen zum Beispiel gelenkschonende Maßnahmen, etwa Dinge zu rollen, statt sie zu tragen oder nahe am Körper zu heben, ohne sich vorzubeugen, damit sie mit der chronischen Erkrankung dauerhaft besser zurechtkommen können“, sagt Dr. Sturm.

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Wer bietet Rehasport oder Funktionstraining an?

Sowohl Rehasportgruppen als auch Funktionstrainingsgruppen müssen anerkannt sein. Die Gruppen für Rehasport werden oft von Vereinen durchgeführt, die zum Beispiel den Mitgliedsverbänden des Deutschen Behindertensportverbands oder des Deutschen Olympischen Sportbunds angehören. Rehasportgruppen können aber von den Landesorganisationen der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen, dem Bundesverband Rehabilitationssport | RehaSport Deutschland e.V. oder dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie veranstaltet werden.

Angeleitet werden die Rehasportgruppen von fachkundigen Übungsleiterinnnen und Übungsleitern oder Therapeutinnen und Therapeuten. Ein Arzt oder eine Ärztin betreut die Gruppe, etwa im Rahmen einer Sprechstunde. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich ebenso wie der Übungsleiter oder die Übungsleiterin bei Bedarf beraten lassen. Für den Rehasport in Herzgruppen, die speziell für Menschen mit Herzerkrankungen gedacht sind, ist die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen zuständig. In Herzgruppen ist der betreuende Arzt oder die betreuende Ärztin ständig anwesend. Das Funktionstraining hingegen wird von Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen geleitet. Die Gruppen für das Funktionstraining werden in der Regel über örtliche Arbeitsgemeinschaften anerkannt, die über ihre Landesverbände der Deutschen Rheumaliga angehören. Auch andere Selbsthilfegruppen wie der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose oder die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew können das Funktionstraining durchführen.

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