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Rheumatoide Arthritis – was hilft bei dauerhafter Gelenkentzündung?

Veröffentlicht am:27.03.2023

6 Minuten Lesedauer

Bei einer rheumatoiden Arthritis sind meist mehrere Gelenke entzündet. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber durch eine frühzeitige und richtige Behandlung ist es möglich, die Symptome zu lindern, die Erkrankung aufzuhalten oder zu verlangsamen.

Frau massiert ihre schmerzende Hand, sie leidet unter rheumatoider Arthritis.

© iStock / AsiaVision

Was ist eine rheumatoide Arthritis

Hinter dem Begriff Rheuma können sich verschiedene Erkrankungen des Bewegungsapparates verbergen. Am häufigsten ist jedoch die rheumatoide Arthritis gemeint – eine dauerhafte Erkrankung, bei der in der Regel mehrere Gelenke entzündet sind. Langfristig können diese Entzündungen dazu führen, dass sich die Gelenke verformen und steif werden.

Betroffene sind meistens 50 Jahre oder älter, insgesamt leiden etwa ein Prozent aller Erwachsenen in Deutschland an einer rheumatoiden Arthritis. Sie kann aber auch schon im Jugendalter auftreten. Frauen erkranken häufiger, im Durchschnitt früher und sind auch oftmals schwerer betroffen als Männer.

Welche Ursache hat eine rheumatoide Arthritis?

Warum die Krankheit ausbricht, ist nicht genau bekannt. Bekannt ist aber, dass Autoimmunreaktionen das Krankheitsbild hervorrufen – eine rheumatoide Arthritis ist also eine Autoimmunerkrankung. Das heißt, sie wird durch einen Angriff des Immunsystems auf gesundes Körpergewebe verursacht. In diesem Fall bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper, die die Gelenkinnenhaut angreifen. Das führt dazu, dass sich dieses Gewebe an der Innenseite der Gelenke entzündet. Bei den Antikörpern handelt es sich um den sogenannten Rheumafaktor. Er lässt sich bei 65 bis 80 Prozent der Patienten und Patientinnen nachweisen. In diesem Fall ist von einer seropositiven rheumatoiden Arthritis die Rede. Lässt er sich nicht nachweisen, sprechen Fachleute von einer seronegativen rheumatoiden Arthritis.

Es gibt zwar verschiedene Theorien darüber, warum es zu dieser Autoimmunreaktion kommt, zum Beispiel durch eine Infektion mit bestimmten Viren oder Bakterien. Jedoch konnte keine dieser Theorien bisher bewiesen werden.

Sicher ist dagegen, dass es Faktoren gibt, die eine rheumatoide Arthritis begünstigen können. Dazu gehören:

  • das Alter: Frauen erkranken am häufigsten zwischen 55 und 64 Jahren, Männer zwischen 65 und 75 Jahren.
  • das Geschlecht: Frauen erkranken etwa dreimal so häufig wie Männer.
  • die Gene: Personen, in deren Familie eine rheumatoide Arthritis vorkommt, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, ebenfalls zu erkranken.

Bekannte Risikofaktoren, die Menschen selbst beeinflussen können, sind Rauchen und Übergewicht.

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Welche Symptome sind typisch für eine rheumatoide Arthritis?

Eine rheumatoide Arthritis kann in allen Gelenken des Körpers Probleme verursachen, zu Beginn sind meistens die kleinen Gelenke in Händen und Füßen betroffen. Manchmal auch an Ellenbogen, Knöcheln oder Knien. Nicht immer, aber oft sind Gelenke symmetrisch befallen, also gleichzeitig auf beiden Seiten des Körpers und im gleichen Ausmaß.

Welche Gelenke aber im Endeffekt betroffen sind, hängt auch von der Stärke der Entzündungsreaktion ab und mit dem Stadium der Erkrankung zusammen.

Typische Symptome von entzündeten Gelenken

  • Gelenkschmerzen: Zusätzlich zum Schmerz sind die Gelenke geschwollen und fühlen sich warm an.
  • Gelenksteifheit: Sind etwa die Finger betroffen, lässt sich keine Faust mehr bilden. Dies tritt besonders nach dem Aufstehen auf und hält oft über eine Stunde an.
  • schwindende Kraft: Da die schmerzenden und steifen Gelenke häufiger inaktiv sind, können mit der Zeit Muskeln abgebaut werden.
  • Rheumaknoten: Bei manchen Erkrankten bilden sich kleine feste Knötchen unter der Haut um die betroffenen Gelenke. In der Regel sind sie unempfindlich gegenüber Druck und Berührungen.

Der Verlauf der Symptome kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Sie können allmählich zunehmen oder über lange Zeit unverändert bleiben. Manchmal treten auch Schübe auf, bei denen die Schmerzen plötzlich zunehmen und wieder nachlassen.

Zusätzliche Symptome einer rheumatoiden Arthritis

Neben den Gelenkbeschwerden können weitere allgemeine Symptome auftreten. Da Rheuma den ganzen Körper betrifft, sind Erkrankte zum Beispiel oft erschöpft und werden von einem allgemeinen Schwächegefühl und Müdigkeit geplagt. In seltenen Fällen können im Spätstadium der Erkrankung auch die Blutgefäße angegriffen werden, was Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Organe wie Lunge, Leber oder Nieren können ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Das sind auch die Gründe, warum Betroffene, die sich nicht optimal behandeln lassen, eine um 3 bis 13 Jahre geringere Lebenserwartung haben.

Hilfsmittel wie ein Deckelöffner können Menschen mit rheumatoider Arthritis den Alltag erleichtern.

© iStock / lucentius

Wer unter rheumatoider Arthritis leidet, profitiert im Alltag von Hilfsmitteln wie einem Deckelöffner.

Wie sieht die Behandlung bei einer rheumatoiden Arthritis aus?

Eine rheumatoide Arthritis ist bisher nicht heilbar. Es gibt aber verschiedene Therapiemöglichkeiten, die die Symptome lindern können, und das weitere Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder aufhalten können.

Medikamentöse Therapie

Es kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz.

  • Symptomatische Behandlung mit Schmerztabletten: Hier kommen zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika und sogenannte COX-2-Hemmer zum Einsatz. Sie hemmen die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe und sind schmerzstillend. Auf den Krankheitsverlauf haben sie aber keinen Einfluss
  • Kortison: Es unterdrückt die Entzündungsreaktion unmittelbar und wird bei initialer Therapie zusammen mit einem Basismedikament eingenommen. Allerdings soll die Einnahme zeitlich begrenzt erfolgen wegen der möglichen Nebenwirkungen. Es ist nicht zur Dauertherapie geeignet und hat ebenfalls keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
  • Krankheitsmodifizierende Medikamente oder Basistherapie: Sie hemmen die Entzündungsprozesse und beugen Gelenkschäden vor. Sie müssen regelmäßig eingenommen werden und entfalten ihre Wirkung erst nach mehreren Wochen bis Monaten. Unterschieden wird zwischen verschiedenen Gruppen: den sogenannten klassischen Basismedikamenten wie beispielsweise Methotrexat oder Sulfasalazin und den biotechnologisch hergestellten, auch Biologika genannten Medikamenten. Eine dritte Gruppe stellen die gezielt synthetischen, krankheitsmodifizierend wirkenden Medikamente, die sogenannten Jak-Inhibitoren, dar.

Nicht-medikamentöse Therapie

Zu einer optimalen Behandlung einer rheumatoiden Arthritis gehört auch die Verordnung von Heilmitten:

  • Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern oder zu erhalten. Sie kann helfen, funktionelle Beeinträchtigungen auszugleichen und die Muskulatur, die Ausdauer sowie die Belastbarkeit zu stärken. Neben der klassischen Krankengymnastik kommen gegebenenfalls auch andere Anwendungen aus dem Bereich der physikalischen Maßnahmen in Frage. Das ist immer individuell mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin zu besprechen. Es kommt auch jeweils auf die Schwere und den Verlauf der Erkrankung an, von welchen Maßnahmen ein Patient oder eine Patientin profitiert.
  • Ergotherapie hält die Gelenke beweglich und hilft, Überlastungen im Alltag zu vermeiden. Hier kann man lernen, alltägliche Verrichtungen gelenkschonend durchzuführen.

Welche Fachrichtung ist bei einer rheumatoiden Arthritis die richtige?

Ein früher Behandlungsbeginn ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.

Damit die Behandlung möglichst früh einsetzen kann, muss die Krankheit früh diagnostiziert werden. Allerdings sind die Symptome zu Beginn nicht so stark ausgeprägt und nicht unbedingt typisch. Bei Verdacht sollten Sie deshalb ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin ansprechen. Diese können Sie bei Bedarf an einen Rheumatologen oder eine Rheumatologin überweisen.

Was können Betroffene selbst tun?

Für Patienten und Patientinnen, die an einer rheumatoiden Arthritis leiden, gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die helfen, besser mit ihrer Erkrankung klarzukommen:

  • Die Medikamente machen anfälliger für Infektionen, darum empfehlen Fachleute einen ausreichenden Impfschutz. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin.
  • Die Medikamente sollen entsprechend den Empfehlungen regelmäßig eingenommen werden, denn nur so entfalten sie die gewünschte Wirkung.
  • Sport kann den Verlauf einer rheumatoiden Arthritis positiv beeinflussen, geeignete Sportarten sind zum Beispiel Radfahren, Walking, Tanzen, Gymnastik und Wassergymnastik. Was für den jeweiligen Patienten oder die Patientin passt, sollte mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden. Das aktuelle Beschwerdebild und das Stadium der Erkrankung müssen dabei jeweils berücksichtigt werden.
  • Orthopädisch angepasste Schuhe, wenn indiziert, etwa durch orthopädische Einlagen können sinnvoll sein, um die Gelenke zu entlasten.
  • Bestimmte Hilfsmittel können den Alltag erleichtern, etwa Stiftverdickungen, Öffner für Marmeladengläser, selbstöffnende Scheren und Griffe für Zahnbürsten.
  • Patientenschulungen können für Betroffene hilfreich sein, das Wissen über ihre Erkrankung zu verbessern. Sie steigern die Selbstbefähigung und unterstützen den Patienten oder die Patientin darin, den Alltag besser zu bewältigen.
  • Ein Austausch mit anderen Erkrankten – zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe – hilft im Umgang mit der Erkrankung.

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