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Kompressionsstrümpfe beim Sport: Gamechanger oder Modetrend?

Veröffentlicht am:26.05.2025

5 Minuten Lesedauer

Immer mehr Sportlerinnen und Sportler setzen auf Kompressionsstrümpfe, um ihre Leistung zu steigern und die Regeneration zu beschleunigen. Was dran ist an dem Hype – ein Blick auf die Fakten.

Detailaufnahme der Beine eines Läufers mit Laufschuhen und Kompressionsstrümpfen.

© iStock / amriphoto

Sport-Kompressionsstrümpfe: bunte Helfer auf der Laufstrecke

Wer in der Freizeit gern die Laufschuhe schnürt, hat sie sicher schon einmal an den Waden anderer Läuferinnen oder Läufer gesehen: knallenge Strümpfe, oft kniehoch und in grellen, auffällig leuchtenden Farben. Kompressionstrümpfe sind längst nicht mehr nur beigefarbene Hilfsmittel aus dem Sanitätshaus, mit denen Seniorinnen und Senioren ihre Venenprobleme bekämpfen. Unter dem Namen „Sport-Kompressionsstrümpfe“ gibt es die Stützstrümpfe in bunt und in schick. Sie haben ihr verstaubtes Image abgelegt und die Welt des Sports erobert: Immer mehr Sportlerinnen und Sportler – vom Hobby-Jogger bis zum Profi-Basketballer – setzen auf die vermeintlich positiven Auswirkungen von Sport-Kompressionstrümpfen auf Leistungsfähigkeit und Regeneration. Doch halten Sport-Kompressionsstrümpfe wirklich, was sie versprechen?

Was sind Kompressionsstrümpfe?

Kompressionsstrümpfe stammen ursprünglich aus dem medizinischen Bereich. Dort werden sie etwa im Rahmen einer Kompressionstherapie zur Behandlung von Venen- oder Lymphgefäßerkrankungen eingesetzt. Optisch ähneln sie normalen Strümpfen, sie sind jedoch deutlich enger und elastischer als diese. Der entscheidende Unterschied: Kompressionsstrümpfe üben einen exakt definierten, von unten nach oben abnehmenden Druck aus. Das Blut soll dadurch schneller durch die zusammengepressten Venen fließen können. Dadurch können Kompressionsstrümpfe den Abbau von Blutgerinnseln fördern und einer Venenthrombose vorbeugen. Außerdem führt der verringerte Durchmesser der Venen dazu, dass die Venenklappen besser schließen. Diese Klappen verhindern normalerweise den Rückfluss des Blutes in die Beinvenen. Bei Krankheitsbildern wie Krampfadern oder einer chronisch venösen Insuffizienz sind die Klappen jedoch geschädigt und können ihre Funktion nicht mehr adäquat erfüllen. Eine Kompressionstherapie, bei der auch Kompressionsstrümpfe zum Einsatz kommen, kann in solchen Fällen helfen, die Beschwerden zu lindern.

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Kompressionsstrümpfe im Sport: Booster für die Beine?

In den vergangenen Jahren haben Kompressionsstrümpfe ihr angestammtes medizinisches Umfeld verlassen und Einzug in den Sport gehalten. Das Tragen spezieller Sport-Kompressionsstrümpfe hat sich zunächst im Langstreckenlauf etabliert, inzwischen erfreuen sie sich auch in anderen Sportarten immer größerer Beliebtheit. Ob beim Marathon, Triathlon oder auf dem Fußballplatzmittlerweile schwören viele Sportlerinnen oder Sportler auf die eng anliegenden Spezialstrümpfe. Dabei findet man die Sport-Kompressionsstrümpfe längst nicht mehr nur im Profibereich – immer mehr Freizeitsportlerinnen und -sportler sind mit den farbenfrohen Beinkleidern zu sehen. Über die Kompressionsstrümpfe hinaus decken Sportartikel-Hersteller mittlerweile ein breites Sortiment an Kompressionsprodukten ab, zu denen auch Kompressionshosen, Kompressionsshirts oder Ganzkörper-Kompressionskleidung gehören. Aber was genau versprechen sich die Sportlerinnen und Sportler vom Tragen der Kompressionsstrümpfe?

Mehr Power, weniger Schmerzen: die Versprechen der Hersteller

Ob beim Training, im Wettkampf oder in der Regenerationsphase – Sport-Kompressionsstrümpfe sollen Athletinnen und Athleten in verschiedenen Situationen unterstützen und zu besseren Leistungen verhelfen. Die Hersteller werben mit einer ganzen Reihe positiver Effekte:

  • Steigerung der Leistung: Das primäre Ziel von Sport-Kompressionsstrümpfen ist es, die sportliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Durch den gezielten Druck auf die Beinmuskulatur soll die Durchblutung verbessert und der Abtransport von Stoffwechselprodukten optimiert werden. Dies kann dazu beitragen, dass Sportlerinnen und Sportler ihre maximale Leistung länger abrufen können und weniger schnell ermüden.
  • Kürzere Regeneration: Auch in der Regenerationsphase nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen werden Kompressionsstrümpfe eingesetzt. Der Kompressionsdruck soll den Abtransport von Stoffwechselabfallprodukten wie Laktat beschleunigen und so die Erholungszeit verkürzen. Muskelschmerzen und Ermüdungserscheinungen sollen durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen nach der Belastung reduziert werden.
  • Frischere Beine: Durch das Tragen der Strümpfe vor dem eigentlichen Wettkampf sollen die Beine frisch und leistungsbereit gehalten werden. Vor allem bei längeren Wartezeiten oder Reisen kann dies von Vorteil sein, um einem vorzeitigen Leistungsabfall entgegenzuwirken.

Bei all den Versprechen stellt sich die Frage, ob die Hightech-Strümpfe die Erwartungen tatsächlich erfüllen. Was sagt die Wissenschaft dazu?

Sportliche Frau beim Joggen in alpiner Landschaft.

© iStock / amriphoto

Kompressionsstrümpfe sind ein beliebtes Hilfsmittel für Sportlerinnen und Sportler, um die Muskeln zu unterstützen und die Regeneration zu fördern. Aber können die Spezialstrümpfe wirklich dabei helfen, die sportliche Leistung zu steigern?

Was sagt die Forschung zur Wirksamkeit von Kompressionsstrümpfen beim Sport?

Die Wirkung von Kompressionsstrümpfen auf die sportliche Leistung ist wissenschaftlich umstritten. Während einige Studien positive Effekte belegen, kommen andere Untersuchungen zu gegenteiligen Ergebnissen.

So lieferte eine Studie 2009 erste Hinweise, dass Kompressionsstrümpfe die sportliche Leistung positiv beeinflussen können. Männliche Läufer mit Kompressionsstrümpfen zeigten höhere Laufleistungen an der aeroben und anaeroben Schwelle, was die Forscherinnen und Forscher auf eine geringere Laktatbildung zurückführten. Eine andere Untersuchung aus dem selben Jahr fand jedoch keine Vorteile durch Kompressionsbekleidung in Bezug auf Laktakbildung, Sauerstoffaufnahme oder Herzfrequenz.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 lieferte weitere Erkenntnisse. An der Untersuchung nahmen 18 semi-professionelle Fußballspieler teil, die während eines Spiels und in den drei darauffolgenden Tagen entweder Kompressionsstrümpfe, eine Ganzbein-Kompression oder Kompressionsshorts trugen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kompressionskleidung den Laktatspiegel leicht erhöhen und die Abnahme der Sauerstoffsättigung mäßig abschwächen kann. Ein signifikanter Einfluss konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2024 untersuchte die Auswirkungen von Kompressionshosen auf die Muskelaktivität, Muskelschwingung und den Sauerstoffverbrauch von elf Freizeitsportlerinnen und -sportlern beim Laufen. Die Probanden liefen jeweils sechs Minuten mit ihrer bevorzugten sowie mit einer zehn Prozent höheren und zehn Prozent niedrigeren Geschwindigkeit. Dabei trugen sie entweder Kompressionshosen oder lockere Kontrollhosen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Kompressionshosen die Muskelschwingung und die Aktivierungszeit der Muskeln verringerten. Der Sauerstoffverbrauch, die wahrgenommene Anstrengung, die Schrittfrequenz und die Herzfrequenz wurden jedoch nicht beeinflusst. Die Forscherinnen und Forscher schlussfolgern, dass das Tragen von Kompressionshosen zwar zu einer reduzierten Muskelschwingung und Aktivierungszeit führt, diese Veränderungen sich aber nicht in einem geringeren Sauerstoffverbrauch niederschlagen.

Diese widersprüchlichen Ergebnisse zeigen, dass die Frage nach dem Nutzen von Kompressionsstrümpfen für Sportler und Sportlerinnen noch nicht abschließend beantwortet ist. Es bedarf weiterer Forschung, um die Mechanismen hinter möglichen Leistungsverbesserungen besser zu verstehen und herauszufinden, unter welchen Bedingungen Kompressionsstrümpfe optimal wirken können.

Was ist Laktat?

Laktat, auch als Milchsäure bekannt, entsteht bei intensiver körperlicher Belastung, wenn die Muskeln mehr Sauerstoff benötigen, als durch die Atmung bereitgestellt werden kann. In diesem Fall erfolgt die Energiegewinnung teilweise ohne Sauerstoff, wobei Laktat als Zwischenprodukt gebildet wird. Eine erhöhte Laktatkonzentration führt jedoch zu einer Übersäuerung der Muskulatur, was die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und zu schnellerer Ermüdung führt.

Kompressionsstrümpfe beim Sport: eine persönliche Entscheidung

Sport-Kompressionsstrümpfe sind keine magische Geheimwaffe und kein Muss für Hobby-Sportlerinnen oder -Sportler. Sie können aber eine sinnvolle Ergänzung der Sportausrüstung sein – sei es zur Unterstützung der Venen, zur Stabilisierung der Muskulatur oder einfach für ein gutes Gefühl. Es bleibt eine persönliche Entscheidung, ob man auf Kompressionsstrümpfe setzen möchte. Einige Athletinnen oder Athleten schwören auf die positiven Effekte, während andere keinen Unterschied feststellen können. Da Kompressionsstrümpfe keine Nachteile mit sich bringen, kann ein Selbstversuch durchaus lohnenswert sein.

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