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17 gängige Sportmythen und was dahinter steckt

Veröffentlicht am:04.10.2021

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 06.02.2023

Nach dem Training ausgiebig dehnen, Magnesium gegen Krämpfe und ohne Eiweiß-Shake kein Muskelaufbau: Es gibt zahlreiche Ratschläge rund ums Training. Doch was ist dran, und welche Tipps gehören eher in die Welt der Mythen?

Sportmythen: Mann trinkt für den Muskelaufbau einen Proteinshake nach dem Training.

© iStock / Wavebreakmedia

Sportmythen über Muskelkater

„Muskelkater kommt von einer Übersäuerung des Muskels“

❌ Forschende vermuten, dass bei anstrengenden Trainingseinheiten kleine Risse im Muskel entstehen, bei deren Reparatur es zu einem schmerzhaften Druck im Gewebe kommt. Eine Übersäuerung liegt lediglich während des Trainings vor – dabei entsteht das Stoffwechselprodukt Laktat, das jedoch schnell wieder abgebaut wird.

„Bei Muskelkater hilft Dehnen“

❌ Ein Ratschlag, der zu den Sportmythen zählt: Wer einen Muskelkater verspürt, sollte gut dehnen. Ein Muskelkater stellt sich typischerweise nach ungewohnten Bewegungen oder ungewöhnlich harten Trainingseinheiten ein. Das passiert nicht nur Hobby-Sportlern und -Sportlerinnen, die es übertrieben haben, sondern auch Profis, wenn sie neue Belastungen in das Training integrieren. Für Hobby-Sportreibende ist ein Muskelkater eigentlich ein untrügliches Zeichen dafür, Ruhephasen einzuhalten.

Sportmediziner und -medizinerinnen raten bei einem starken Muskelkater eher, sich auszuruhen und zu schonen. Mit Dehnen wird man den Muskelkater leider nicht los. Die kleinen Risse im Muskel müssen wieder heilen und deshalb ist eine starke Belastung während dieser Zeit nicht empfehlenswert.

„Je mehr Training, desto besser“

❌ Zu viel Sport kann schädlich für den Körper sein. Erholungspausen sind nötig, damit sich Nervenzellen, Sehnen, Bänder, Knochen und Muskeln ausreichend erholen können. So braucht der Bewegungsapparat nach einem intensiven Krafttraining 48 bis 72 Stunden, um vollständig zu regenerieren.

Sportmythen über Sporternährung

„Sport direkt nach dem Essen ist ungesund“

Dieser Mythos ist wahr! Wer mit vollem Magen zum Beispiel Joggen geht, muss damit rechnen, Seitenstechen zu bekommen. Der Grund: Magen und Darm sind damit beschäftigt, die Mahlzeit zu verdauen. Dafür benötigen sie Blut und das senkt die Leistungsfähigkeit beim Joggen – es steht einfach nicht genügend Blut zur Verfügung. Wer es übertreibt, kann im Extremfall sogar kollabieren.

„Nach dem Training unbedingt einen Proteinshake trinken“

❌ ✅ Für Hobbysporttreibende gehört dieser Ratschlag ebenfalls zu den Sportmythen. Grundsätzlich benötigen Menschen, die regelmäßig trainieren, mehr Proteine (Eiweiße) als Personen, die hauptsächlich sitzen und sich wenig bewegen. Dabei ist eine Proteinaufnahme durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, auf jeden Fall zu bevorzugen. Wer allerdings viel trainiert, kann zusätzlich hochwertiges diätisches Protein zu sich nehmen, um seinen Bedarf zu decken. Studien haben gezeigt, dass das Protein bei der Erholung zwischen den Trainingseinheiten unterstützt und der Körper mehr fettfreie Masse aufbauen kann.

Muskeln bestehen hauptsächlich aus Proteinen und brauchen, wenn sie wachsen sollen, Eiweiß. Entgegen vielen Behauptungen konnte bislang in keiner wissenschaftlichen Studie nachgewiesen werden, dass eine hohe Konzentration von Proteinen schädlich für die Nieren ist oder das Risiko für Osteoporose erhöht. Überschüssige Proteine scheidet der Körper größtenteils einfach wieder aus.

„Man braucht tierisches Eiweiß, um Muskeln aufzubauen“

❌ Die Proteine aus Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern sind einzeln betrachtet zwar vollwertiger als jene aus pflanzlichen Lebensmitteln. Ebenso vollwertig ist es jedoch, pflanzliche Eiweißquellen zu kombinieren, etwa Bohnen mit Mais, Linsen mit Reis oder Haferflocken mit einem Sojadrink.

„Während oder nach dem Joggen braucht man isotonische Sportgetränke“

❌ ✅ In normalen Trainingseinheiten sind mit Kohlehydraten und Mineralstoffen angereicherte Sportgetränke überflüssig. Manche enthalten viel Zucker, der sogar zur Gewichtszunahme führen kann. Wichtiger ist es, vor dem Sport genügend Wasser zu trinken. Lediglich bei intensiven Belastungen von deutlich mehr als einer Stunde, wie beim Marathon, sind isotonische Getränke auch für Hobbysportler und -sportlerinnen sinnvoll.

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Sportmythen über Kinder und Jugendliche

„Sport hemmt das Wachstum von Kindern und Jugendlichen“

❌ Ob Fußball, Turnen oder Kraftübungen: Wissenschaftliche Daten zeigen, dass Sport das Wachstum weder einschränkt noch steigert. Auf die Knochendichte wirkt sich Bewegung sogar förderlich aus – und das nicht nur in jungen Jahren.

„Für Kinder und Jugendliche mit ADHS ist Bewegung besonders förderlich“

✅ Stimmt! Bewegung und Sport wirken sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten, die Aufmerksamkeit und das häufig impulsive Verhalten von Kindern und Jugendlichen mit ADHS aus. Mit körperlicher Aktivität lässt sich daher eine Therapie niedrigschwellig und nebenwirkungsfrei begleiten.

Sportmythen über Sportverletzungen

„Vor oder nach dem Sport ausgiebig dehnen“

❌ Dieser Rat ist tatsächlich ein Sportmythos. Zwar haben Untersuchungen ergeben, dass Leichtathleten und Leichtathletinnen durch Dehnen durchaus leistungsfähiger sind, doch auf Hobbysporttreibende lässt sich die Erkenntnis so nicht übertragen. Es ist bei den meisten eher das Gefühl, sich etwas lockerer zu fühlen. Die Muskulatur an sich bleibt trotz Dehnens aber weiter unter Spannung. Rein anatomisch ist es nicht möglich, Muskeln durch Dehnen zu verlängern. Sie lassen sich zwar kurzzeitig auseinanderziehen, an der eigentlichen Länge aber lässt sich nichts ändern.

Wer sich vor und nach dem Sport dehnt, kann dadurch auch nicht das Verletzungsrisiko oder Muskelschmerzen verringern. Untersuchungen von Profi-Fußballern haben gezeigt, dass sich statisches Dehnen negativ auf Ausdauer-, Geschwindigkeits- und Kraftübungen auswirken kann.

Deshalb empfiehlt der Deutsche Fußball Bund (DFB) zum Beispiel höchstens kurzzeitiges Dehnen bis maximal 45 Sekunden vor dem Training, um die Leistung nicht unnötig zu beeinträchtigen.

Vor dem Sport dehnen verhindert Muskelbeschwerden, aber stimmt das auch?

© iStock / alvarez

Vor und nach dem Sport dehnen hilft Muskelbeschwerden vorzubeugen – Mythos oder Fakt?

„Magnesium hilft gegen Krämpfe“

❌ ✅ Zu dem Thema, ob sich Krämpfe durch Magnesium vermeiden lassen, gibt es widersprüchliche Aussagen. Es gibt bislang keine Studien, die die Wirksamkeit von Magnesium zur Linderung von Muskelkrämpfen eindeutig bestätigen. Auch einer prophylaktischen Einnahme von Magnesium ist bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen worden, dass sie etwas bringt.

Darüber hinaus wäre die Menge an Magnesium, die ein Mensch bei Krämpfen zu sich nehmen müsste, derart hoch, dass statt eines positiven Effekts eher die Nebenwirkung Durchfall eintreten würde.

Trotzdem wird im Leistungssport vielfach auf Magnesium zurückgegriffen, da man dort vermehrt von der Wirkung überzeugt ist. Einige Sportmediziner und -medizinerinnen raten zur Vorbeugung von Krämpfen jedoch eher dazu, Fruchtschorlen mit etwas Salz oder Elektrolytgetränke zu sich nehmen.

„Joggen schädigt die Gelenke und führt zu Arthrose“

Im Gegenteil: Für gesunde Gelenke ist Joggen förderlich, da es die Produktion der Gelenkschmiere ankurbelt. Ein extremes Pensum, wie es bei Profiläufern vorkommt, kann jedoch Arthrose fördern. Bei sehr starkem Übergewicht ist Walking sinnvoller. Und besonders für Sportanfänger und -anfängerinnen sind gedämpfte Laufschuhe und ein weicherer Untergrund empfehlenswert.

„Radfahren macht impotent“

❌ Die Aussage „Radfahren macht impotent“ gehört ebenso in die Welt der Sportmythen. Bislang gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür. Allerdings sollten Freizeitsportler und -sportlerinnen, die besonders gern lange Strecken fahren, auf die richtige Sattelhöhe und Haltung achten. Andernfalls kann es tatsächlich zu Taubheitsgefühlen im Bereich der Genitalien kommen, die allerdings in der Regel nur kurz anhalten.

Bei der Sattelhöhe gilt: Beim Draufsitzen dürfen die Beine nicht durchgestreckt werden und das meiste des Körpergewichts sollte gut auf die Gesäßknochen verteilt sein. Ein Sattel, der breit genug ist, dass die Sitzknochen darauf passen, ist empfehlenswert. Und die Sattelspitze zeigt am besten nach unten, so dass der Damm vorn nicht aufliegen kann.

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Weitere Sportmythen im Check

„Nur Untrainierte schwitzen viel“

❌ Auch dieses Gerücht ist falsch. Denn es verhält sich genau umgekehrt: Erst durch regelmäßiges Training kommt der Körper ins Schwitzen. Bei diesem Prozess verdunstet der Körper Schweiß und kühlt ihn dadurch. Das ist sinnvoll und gewollt. Denn so überhitzt der Körper bei Anstrengung nicht. Männer sind hierbei im Vorteil: Sie haben einen höheren Wasseranteil im Körper, schwitzen deshalb mehr und bleiben so leistungsfähiger, weil der männliche Körper schneller abkühlt.

„Die Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten“

❌ Der Körper verbrennt ständig sowohl Fette als auch Kohlenhydrate, um die Organe und Muskeln mit Energie zu versorgen. Bewegung erhöht sofort den Energieverbrauch. Fette werden überwiegend bei leichter Aktivität verbrannt. Aber es gibt keine magische 30-Minuten-Schwelle, ab der besonders viel Fett schmilzt.

„Musik erhöht die Leistung beim Training“

✅ Das Hören von Musik führt tatsächlich zu besseren Leistungen, gesteigerter Motivation, effizienterer Sauerstoffverwertung und einem geringeren Anstrengungsgefühl. Die Sicherheit geht jedoch vor: Im Verkehr, etwa beim Radfahren, sollten die Ohren frei sein.

„Sport kann bei Depressionen und Angststörungen helfen“

✅ In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass körperliche Aktivität antidepressive und angstlösende Effekte erzeugt. Regelmäßiger Sport kann also dabei helfen, eine psychische Erkrankung zu vermeiden oder sie leichter zu überwinden.

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