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Muskel-Skelett-System

Wadenkrämpfe – Was hilft am besten gegen den Schmerz im Bein?

Veröffentlicht am:30.06.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 19.12.2023

Ob nach dem Joggen oder nachts – Muskelkrämpfe im Bein können nicht nur wehtun, sondern auch richtig hartnäckig sein. Welche Ursachen Wadenkrämpfe haben und ob Magnesium und Stretching wirklich gegen sie hilft, erfahren Sie hier.

Frau sitzt auf der Treppe und hat Muskelkrampf in der Wade

© iStock / praetorianphoto

Wie entsteht ein Muskelkrampf?

Es sticht in der Wade, und die Muskeln sind völlig verhärtet: Einen Wadenkrampf haben wohl alle schon einmal erlebt. Meistens endet er nach kurzer Zeit von selbst. Der Schmerz entsteht, wenn sich die Muskulatur plötzlich zusammenzieht, ohne sich wieder zu entspannen. Insbesondere nächtliche Muskelkrämpfe sind weit verbreitet: Mehr als 90 Prozent der jungen Erwachsenen haben bereits vereinzelt Muskelkrämpfe erlebt. Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit zu. So leiden 33 bis 50 Prozent der über 65-Jährigen mindestens einmal pro Woche an Muskelkrämpfen.

Welche Ursachen haben Wadenkrämpfe?

Die häufigste Form sind die idiopathischen Beinkrämpfe, bei denen keine Ursache bekannt ist. Mögliche Auslöser sind starke oder abnormale Belastung des betroffenen Muskels oder ein verminderter Blutzufluss. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle, da sich mit zunehmendem Alter die Sehnen und Muskeln verkürzen und so ein Krampf leichter ausgelöst werden kann.

Bei sekundären Beinkrämpfen sind die Ursachen bekannt. So können zum Beispiel manche Medikamente als Nebenwirkung Wadenkrämpfe auslösen. Hierzu zählen Cholesterinsenker (Statine), einige entwässernde Medikamente (Thiazide) oder manche Blutdrucksenker (zum Beispiel der Calciumkanalantagonist Nifedipin).

Bei bestimmten Erkrankungen, etwa der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“), Schilddrüsen- und Hormonstörungen, der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Parkinson oder dem Restless-Legs-Syndrom können wiederholt Wadenkrämpfe auftreten. Ein veränderter Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt kann Krämpfe ebenfalls begünstigen, beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Patientinnen und Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind.

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Liegt ein Mangel bei Wadenkrämpfen vor?

Obwohl die genauen Ursachen der idiopathischen Wadenkrämpfe unbekannt sind, werden sie wahrscheinlich eher durch Muskelerschöpfung und Nerven-Fehlentladung als durch Elektrolytverschiebungen ausgelöst. In Studien mit Athletinnen und Athleten hat sich gezeigt, dass stärkere Belastung mit dem Auftreten von Wadenkrämpfen assoziiert ist. Weder die nächtlichen Krämpfe noch die durch Sport bedingten scheinen mit einem Mangel an Elektrolyten zusammenzuhängen. Anders ist dies selbstverständlich bei Patientinnen und Patienten mit bekannten Auslösern. So scheinen Krämpfe in der Schwangerschaft zum Beispiel tatsächlich durch einen Mangel an Magnesium begünstigt zu werden.

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Was tun bei Wadenkrämpfen?

Als Sofortmaßnahme bei einem Krampf reicht es meist, den Muskel zu massieren und langsam und vorsichtig zu dehnen. Am einfachsten gelingt dies, wenn Sie die Zehen – eventuell mithilfe der Hand – in Richtung Schienbein ziehen und die Position für einige Sekunden halten. Ebenfalls hilfreich können eine warme Dusche oder eine auf die betroffene Stelle gelegte Wärmflasche sein, da beides die Muskulatur entspannt. Das Ausschütteln der Beine und vorsichtiges Gehen können einen Krampf im Bein ebenfalls lindern.

Wichtig: Tritt ein Wadenkrampf im Wasser auf, ist es wichtig, nicht in Panik zu geraten, sondern zu versuchen, ruhig Richtung Ufer zu schwimmen. Ist der Krampf zu stark, kann er auch im Wasser durch Dehnung gelöst werden.

Person im Schwimmbad löst Muskelkrampf in der Wade durch dehnen.

© iStock / Bhakpong

Ziehen Sie Ihre Füße vorsichtig in Richtung Schienbein, um den Muskel zu dehnen und den Krampf zu lösen.

Wann sollte man mit Muskelkrämpfen zum Arzt?

In den allermeisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos und bedürfen keiner weiteren Diagnostik. Eine Ärtzin oder einen Arzt aufsuchen sollten Sie dagegen bei hartnäckigen Beinkrämpfen, die längere Zeit andauern oder häufig wiederkehren, ohne dass ein offensichtlicher Grund, wie eine starke körperliche Belastung, vorliegt. Auch sollten Sie nicht zögern, in die Arztpraxis zu gehen, wenn Muskelkrämpfe Sie in Ihrem Alltag beeinträchtigen.

Ihre Hausärztin oder ihr Hausarzt kann Sie dann untersuchen und, wenn nötig, eine Blut- oder Urinuntersuchung veranlassen, um mögliche Erkrankungen, beispielsweise der Leber oder der Nieren, aufzudecken. Sollte es zu einer deutlichen Häufung der Muskelkrämpfe kommen oder diese in ungewöhnlichen Körperregionen außerhalb von Waden und Füßen auftreten, kann auch eine Vorstellung bei einer Neurologin oder einem Neurologen sinnvoll sein.

Wie kann man Wadenkrämpfen vorbeugen?

Bei leichten Krämpfen können Sie das Problem meist selbst gut in den Griff bekommen. Empfohlen werden regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln oder leichte sportliche Betätigung, etwa auf dem Heimtrainer, für einige Minuten vor dem Schlafengehen. Außerdem sollten Sie ausreichend trinken, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag – insbesondere nach dem Sport, nach körperlicher Arbeit und an warmen Tagen. Meiden Sie dagegen Alkohol und Koffein.

Lösen Medikamente bei Ihnen Wadenkrämpfe aus, können Sie – in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt – einen Wechsel des Präparats in Betracht ziehen. Es kann auch helfen, die Einnahme von Abführ- und Entwässerungsmitteln zu reduzieren, sollte dies möglich sein. Bei einer verkürzten beziehungsweise verspannten Muskulatur helfen regelmäßige Fußgymnastik und leichter Sport wie Walking, Radfahren und Schwimmen, die Ihre Muskeln trainieren. Auch Yoga und andere Übungsformen können helfen. Verkrampfen sich Ihre Muskeln leicht, kann es zudem hilfreich sein, diese täglich sanft zu massieren.

Hilft Magnesium gegen Wadenkrämpfe?

Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Ein günstiges Nebenwirkungsprofil hat die Gabe von Magnesium. Obwohl die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, kann Magnesium deshalb versuchsweise genommen werden.

Bei Muskelkrämpfen in der Schwangerschaft hat sich Magnesium dagegen vielfach bewährt, zumal der Magnesiumbedarf vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel ansteigt. Organische Verbindungen wie Magnesium-Aspartat, -Orotat oder -Citrat werden vom Körper besonders gut aufgenommen.

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Belegt ist außerdem die Wirksamkeit einer Behandlung mit 200 bis 400 Milligramm Chininsulfat oder Hydrochinin zur Nacht. In seltenen Fällen können jedoch Störungen der Blutgerinnung und andere schwere Nebenwirkungen auftreten. Daher wird Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt Chinin nur bei sehr schweren Krämpfen verschreiben.

Eine mögliche Alternative zur Magnesium-Brausetablette ist Gewürzgurkenwasser. Laut einer – sehr kleinen – US-Studie mit zehn Teilnehmern an der Brigham Young University verkürzte die essighaltige Flüssigkeit die Krampfdauer bei Testpersonen nach einem 30-minütigen Training auf einem Fahrradergometer um fast die Hälfte. Bereits durch geringe Mengen an Gurkenwasser (die Probanden nahmen einen Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht zu sich) löste sich der Krampf in der Studie im Durchschnitt nach 85 Sekunden. Da die Flüssigkeit in dieser kurzen Zeit nicht über den Magen aufgenommen werden kann, müssen hierbei andere Wirkmechanismen eine Rolle spielen. Möglicherweise drosselt der saure Geschmack im Rachen die Aktivität der impulsgebenden Nervenzellen und kann so dazu beitragen, Wadenkrämpfe zu lösen.

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