Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Psychologie

Wie kann man gegen Stalking vorgehen?

Veröffentlicht am:14.09.2022

4 Minuten Lesedauer

Stalking reicht von widerrechtlichem Nachstellen, Bedrohen und Verfolgen bis hin zu psychischer und körperlicher Gewalt. Oft leiden die Opfer noch jahrelang unter den Folgen. Wo fängt Stalking an und wie können sich Betroffene wehren?

Eine blondhaarige Frau blickt über ihre Schulter, während sie die linke Hand auf ihrer Brust hält. Hinter der Frau geht ein schwarz gekleideter Mann.

© iStock / LittleCityLifestylePhotography

Was ist Stalking?

Oft fängt Stalking harmlos an – zum Beispiel mit einer Textnachricht, einem Anruf oder einem vor der Tür liegenden Blumenstrauß. Doch in der Regel bleibt es nicht bei der einmaligen Kontaktaufnahme. Stalker oder Stalkerinnen suchen wiederholt Kontakt zu ihren Opfern, obwohl diese das nicht wollen. Der Kontakt ist widerrechtlich. Dahinter steckt nach Voß & Hoffmann („Psychologie des Stalkings“, Verlag für Polizeiwissenschaft 2006) meist eine „obsessive Fixierung“ auf eine andere Person, die sich in einer gedanklichen und häufig auch emotionalen Besessenheit manifestiert. Das Ziel der Stalkenden: Macht und Kontrolle über ihr Opfer erlangen. Stalking kann jeden Menschen treffen. Die Täter oder Täterinnen selbst – überwiegend Männer – können aus dem Bekanntenkreis der Opfer stammen oder auch völlig fremde Personen sein. In den meisten Fällen (75 Prozent) kennen die Betroffenen jedoch die stalkende Person. Oft handelt es sich um ehemalige männliche Beziehungspartner.

Stalking zu definieren ist schwierig, da es keine klar abzugrenzende Einzeltat ist. Vielmehr setzt sich Stalking aus verschiedenen Handlungen zusammen, die vom Opfer unerwünscht und deshalb auf jeden Fall in ihrer Gesamtheit strafbar sind. Teilweise handelt es sich auch bei den einzelnen Aktionen bereits um Straftaten.

Definition von Stalking

Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) definiert den Begriff Stalking als wiederholtes widerrechtliches Verfolgen, Nachstellen, penetrantes Belästigen, Bedrohen und Terrorisieren einer Person gegen deren Willen bis hin zu körperlicher und psychischer Gewalt. Der Begriff Stalking leitet sich von dem englischen Verb „to stalk“ ab und bedeutet übersetzt „anpirschen/sich anschleichen“.

Wie äußert sich Stalking?

  • unerwünschte Telefonanrufe, E-Mails, Textnachrichten oder Liebesbriefe
  • ungewollte Blumen, Bilder und Geschenke
  • wiederholtes Auflauern und Verfolgen
  • Warenbestellungen unter dem Namen der Opfer
  • Sachbeschädigungen
  • Bedrohungen, Nötigungen, Beleidigungen

Was ist digitales Stalking?

Digitales Stalking oder auch Cyberstalking findet in der digitalen Welt statt. Hierbei spähen die Täter oder Täterinnen ihre Opfer heimlich mithilfe sogenannter Stalking-Apps beziehungsweise einer Stalkerware aus. Dabei handelt es sich um Spionage-Programme, mit denen die Täter oder Täterinnen auf das Smartphone ihrer Opfer zugreifen können, um sie und ihr Privatleben auszuspionieren. Meistens installieren die Stalkenden ein solches Programm in einem unbeobachteten Moment auf das Smartphone ihrer Opfer.

Eine Frau mit braunen Locken sitzt am Tisch. Sie fasst sich mit der linken Hand an die Stirn und schaut besorgt auf ihr Mobiltelefon.

© iStock / fizkes

Um sich vor stalkenden Personen zu schützen, ist es eine gute Idee, so wenig private Daten wie möglich im Internet preiszugeben.

Gegenmaßnahmen: Wie können sich Opfer gegen Stalking wehren?

In vielen Fällen zieht sich das Stalking über einen längeren Zeitraum, von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Jahren. Die dauerhafte Belästigung, Verfolgung und teilweise auch gewalttätigen Übergriffe führen bei den Betroffenen oftmals zu schwerwiegenden physischen und psychischen Folgen. Viele Opfer leiden unter Unsicherheit, Angst, Misstrauen, Depressionen, Schlafstörungen und extremen Stimmungsschwankungen. Dazu treten häufig körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Verdauungsbeschwerden auf.

Passende Artikel zum Thema

Daher ist es wichtig, dass Opfer von Stalkenden frühzeitig handeln. Neben strafrechtlichen Mitteln können bestimmte Verhaltensstrategien als Gegenmaßnahmen helfen:

  • Sagen Sie dem oder der Stalkenden direkt zu Beginn deutlich, dass Sie keinen Kontakt wollen. Bleiben Sie dabei konsequent und lassen Sie sich auf keine weiteren Aussprachen ein. Reagieren Sie nicht auf weitere Kontaktversuche.
  • Dokumentieren Sie alle Kontaktversuche der oder des Stalkenden als Beweise. Sichern Sie Textnachrichten, E-Mails, Fotos, Geschenke und Ähnliches. Je genauer Sie die Stalking-Vorfälle dokumentieren und beweisen können, desto größer sind die Erfolgschancen, wenn Sie sich entscheiden, Anzeige zu erstatten.
  • Informieren Sie Ihr soziales Umfeld. Damit schaffen Sie eine zusätzliche Schutzbarriere.
  • Sprechen Sie über Ihre Sorgen und Ängste mit einer Vertrauensperson und scheuen Sie sich nicht davor, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Erstatten Sie Anzeige! Ein schnelles und konsequentes Einschreiten der Polizei schreckt den Täter oder die Täterin in den meisten Fällen ab, sodass die Belästigungen aufhören.

Weitere Informationen und Hilfe für Stalking-Opfer

Wer von Stalking betroffen ist oder eine betroffene Person kennt, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen.

Informationen und Hilfe für Stalking-Opfer finden Sie zum Beispiel beim Weissen Ring oder auf der Webseite der Polizeilichen Kriminalprävention.

Straftat Stalking: Wie ist die gesetzliche Ausgangslage?

Stalking beziehungsweise das unbefugte Nachstellen einer Person ist strafbar. Doch wo fängt Stalking an und ab wann kann Stalking zur Anzeige gebracht werden? Der Straftatbestand der „Nachstellung“ liegt laut Strafgesetzbuch (StGB) dann vor, wenn jemand wiederholt und unbefugt den Kontakt zu einer anderen Person sucht, sodass die Lebensgestaltung des Opfers erheblich beeinträchtigt wird. Demzufolge muss jeder Fall unabhängig untersucht und bewertet werden. Stalking kann, abhängig von der Schwere der Vergehen, mit einer Geldstrafe oder mit bis zu drei Jahren Freiheitsentzug bestraft werden. Für besonders schwere Fälle, bei denen das Stalking zu erheblichen Gesundheitsschädigungen des Opfers führt, werden inzwischen Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren für die Täter oder Täterinnen verhängt. In Zukunft soll zum verbesserten Schutz der Opfer auch digitales Stalking unter Strafe gestellt werden.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?