Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Motivation

Wege aus der Einsamkeit

Veröffentlicht am:10.11.2023

5 Minuten Lesedauer

Fast jeder Mensch fühlt sich irgendwann im Leben einsam. Das ist ein natürliches und menschliches Empfinden. In der Regel geht das vorüber. Wenn die Einsamkeit andauert, kann sie jedoch krank machen. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu werden.

Eine junge Frau sitzt allein auf einer Parkbank; die rechte Wange in die Handfläche gestützt, schaut sie traurig in die Ferne.

© iStock / Martin Dimitrov

Einsamkeit kann jeden und jede betreffen

Einsamkeit ist ein Thema, über das niemand gerne spricht. Wer einsam ist, sucht die Schuld meist bei sich selbst: „Mit mir stimmt etwas nicht" oder „Mit mir will niemand etwas zu tun haben“, sind typische Glaubenssätze, die einsame Menschen verinnerlicht haben. Je länger dieses Gefühl anhält, desto schwieriger wird es, der Einsamkeit zu entkommen. Bestimmte Verhaltensmuster haben sich so verfestigt, dass es immer schwerer fällt, darüber zu sprechen und Hilfe zu suchen. Das Schlimmste daran: Einsamkeit kann sogar krank machen.

Eine Definition von Einsamkeit lautet: Sie ist die wahrgenommene Diskrepanz zwischen Beziehungen, die eine Person hat und denjenigen, die sie sich wünscht. In erster Linie ist Einsamkeit ein subjektives Gefühl, das als unangenehm wahrgenommen wird, weil es an engen, emotionalen Bindungen fehlt. Dabei ist nicht deren Zahl, sondern deren Qualität entscheidend.

Fachleute sprechen von unterschiedlichen Arten der Einsamkeit:

  • soziale Einsamkeit: sich nicht in ein soziales Netzwerk eingebunden fühlen 
  • emotionale Einsamkeit: man sehnt sich nach engen und vertrauensvollen Beziehungen
  • kulturelle Einsamkeit: sich nicht als Teil der Gesellschaft zu fühlen

Allein oder einsam – wo fängt die Einsamkeit an?

Allein ist nicht dasselbe wie einsam, auch wenn beide Begriffe häufig synonym verwendet werden. Viele Menschen schotten sich von Zeit zu Zeit bewusst von ihrer Umgebung ab. Wer allein ist, muss sich deshalb nicht einsam fühlen. Umgekehrt genauso: Selbst in einer Beziehung oder in Gesellschaft können Menschen sich einsam fühlen. Der einfachste Unterschied: Alleinsein ist ein objektiv sichtbarer Zustand, der häufig positiv empfunden wird. Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, und es ist immer negativ besetzt.

Macht Einsamkeit krank?

Einsamkeit wird dann problematisch, wenn sich das Gefühl der Einsamkeit verfestigt und Leidensdruck entsteht. Chronische Einsamkeit macht nicht nur unglücklich, sondern kann auch Stress verursachen, der regelrecht krank macht, psychisch wie physisch. Unter Anspannung schüttet der Körper das Stresshormon Cortisol aus. Tut er das über einen längeren Zeitraum, so steigt die Menge an Cortisol im Körper an.

Das beeinträchtigt viele Funktionen des Organismus: Der Körper kann sich schlechter gegen Entzündungen wehren, der Stoffwechsel gerät aus dem Takt. Einsamkeit kann dann körperliche Symptome wie zum Beispiel Schlafstörungen hervorrufen. Eine neue Studie gibt Hinweise darauf, dass soziale Isolation und Einsamkeit mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sein könnten.

Gibt es bestimmte Auslöser für Einsamkeit?

Auslöser sind oft Lebensereignisse, die Übergänge markieren. Bei jungen Erwachsenen ist das häufig ein Neubeginn, der Schulabschluss, der Abnabelungsprozess: ein Aus- oder Umzug, der Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums, die erste eigene Wohnung, eine neue Stadt und ähnliches. Das bedeutet oft die Trennung von Freundeskreis und Familie. Das soziale Netz, das sie bisher aufgefangen hat, ist plötzlich weg.

Social-Media- und Messenger-Dienste treten an die Stelle des persönlichen Gesprächs, weil ein Treffen in Person aufgrund der räumlichen Trennung nicht möglich ist. Schon vor der Coronapandemie mit Lockdowns, Ausgangssperren und Schulschließungen war Einsamkeit in der Altersgruppe der 17- bis 30-Jährigen ein Problem.

Bei älteren Menschen steht häufig ein Verlust im Zentrum: der Renteneintritt, der die Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen reduziert oder der Verlust von Beziehungen. Freunde und Freundinnen oder Lebenspartner und Lebenspartnerinnen sterben, die Kinder sind längst aus dem Haus.

Personen, die einen niedrigen sozioökonomischen Status haben, könnten von Einsamkeit stärker bedroht sein, da beispielsweise ein unterdurchschnittliches Einkommen die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe einschränken kann.

Passende Artikel zum Thema

Einsamkeit überwinden: Tipps für den Alltag

Häufig fällt der erste Schritt nicht leicht. Doch es ist ein enormer Zugewinn, über den eigenen Schatten zu springen. Eine erste einfache Übung könnte sein: Beginnen Sie an der Supermarktkasse oder beim Bäcker ein kleines Gespräch. Manchmal reichen schon kleine Gesten wie ein nettes Lächeln aus, um eine Konversation zu beginnen. Studien haben gezeigt, dass selbst kurze oberflächliche Unterhaltungen bereichern und ein Gefühl von Gemeinsamkeit schenken können.

Eine Gruppe von älteren Menschen tanzt gemeinsam.

© iStock / SeventyFour

Einsamkeit im Alter können Sie durch regelmäßigen sozialen Kontakt zu anderen Menschen vorbeugen. Ein Hobby kann da ein gutes Mittel sein.

Mit Sport und Hobbies gegen Einsamkeit

  • Sport im Team: Volleyball im Verein, ein Kurs im Fitnessstudio, ein Lauftreff: Sport macht Spaß und tut Körper und Seele gut. Außerdem können neue Kontakte und Freundschaften entstehen. Kommunikation im Teamsport ist wichtig.
  • Gemeinsam Hobbys pflegen: Es gibt Buchclubs und Laien-Theatergruppen, Fantasy-Rollenspiele, Doppelkopf-Turniere. Was immer Sie in Ihrer Freizeit gerne tun, schließen Sie sich mit anderen zusammen.
  • Singen macht gute Laune – und verbindet: Schließen Sie sich einem Chor an – ob Klassik, Pop oder Jazz, es gibt viele Möglichkeiten.
  • Wagen Sie Neues: Sie wollten seit Langem Ihr Französisch auffrischen, Tai-Chi lernen oder vegan kochen? Belegen Sie einen Kurs, zum Beispiel bei einer Volkshochschule.

Kontakt suchen – Einsamkeit überwinden

  • Greifen Sie zum Telefon: Überlegen Sie, wen Sie lange nicht angerufen haben. Wer würde sich freuen, von Ihnen zu hören? Schauen Sie in Ihre Kontakte.
  • Gute Nachbarschaft: Auch in der Anonymität einer Großstadt lassen sich nette Nachbarn finden. Über Social-Media-Kanäle bilden sich Nachbarschaftsnetzwerke, zum Beispiel um etwas zu tauschen oder gemeinsam zu verschönern.
  • Video-Konferenz: Ihre Familie wohnt weit weg, Besuche sind nur selten machbar? Ein Video-Chat ermöglicht es Ihnen, alle jederzeit zu sehen.
  • Neu an der Uni? Für Erstsemester veranstalten die Fachschaften der einzelnen Studiengänge häufig Treffen, Stammtische oder Kennenlernwochenenden.
  • Social Media: Auf Facebook gibt es beispielsweise Gruppen für Menschen die neu in einer Stadt sind und über die sie neue Kontakte knüpfen können. Über Plattformen wie „Gemeinsam erleben“ oder „Meet 5“ finden Menschen zu unterschiedlichsten Aktivitäten zusammen, zum Beispiel Wandern, Essen gehen oder Veranstaltungen besuchen.
  • Vereine und Ehrenämter: Wer sich in einem Verein anmeldet, lernt in der Regel schnell neue Menschen kennen. Vielleicht bietet sich auch die Möglichkeit, im Verein ein Ehrenamt zu übernehmen und sich noch mehr einzubringen.
  • Über Einsamkeit zu sprechen hilft – am besten mit einem nahestehenden Menschen. Das kann jemand aus der Familie sein, ein Freund oder eine Freundin.
  • Alle unter einem Dach: Mehrgenerationenhäuser bieten Wohnraum, in dem das Miteinander aktiv gelebt wird – eine kommunale Strategie im Kampf gegen Vereinsamung.
  • Sozial engagieren: Sie können anderen beim Einkauf helfen, Hausaufgaben betreuen oder einfach Zeit mit jemandem verbringen, der ebenso unter Einsamkeit leidet wie Sie. Wohlfahrtsverbände und kommunale Einrichtungen sind dafür Anlaufstellen.

Bei Einsamkeit durch Mobbing Hilfe suchen

Mobbing kann die Einsamkeit fördern.

Schüler und Schülerinnen können sich aus verschiedenen Gründen einsam fühlen. Mobbing oder Prüfungsangst in der Schule können Gründe sein, sich mehr und mehr zurückzuziehen. Wichtig ist, in den Schulpausen nicht allein zu bleiben und sich Lehrern und Lehrerinnen anzuvertrauen.

Einsamkeit: Welche Hilfsangebote gibt es für Betroffene?

Der erste Schritt: Wenn Sie schlecht schlafen, sich antriebslos fühlen und sich über nichts mehr freuen können, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin.

Eine weitere mögliche Anlaufstelle ist das Kompetenznetz Einsamkeit (kurz: KNE): Es hat Adressen und Anlaufstellen gebündelt, an die Sie sich bei Einsamkeit wenden können. Vergessen Sie nicht: Sie sind nicht allein. Machen Sie sich bewusst, dass es vielen Menschen ähnlich geht wie Ihnen und dass – zumindest zeitweise – Millionen Menschen dasselbe Gefühl der Einsamkeit teilen.

Depressive Symptome vorbeugen und verringern

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?