Immunsystem
10 Symptome, 10 Naturheilmittel – wie gut helfen sie wirklich?
Veröffentlicht am:11.01.2021
6 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 17.12.2025
Millionen Deutsche vertrauen in Sachen Gesundheit auf Naturheilkunde – Tendenz steigend. Natürliche Heilmittel und Vitaminpräparate versprechen, genauso gut wie chemische Medikamente zu sein, bei gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. Doch stimmt das wirklich?

© iStock / gpointstudio
Was versteht man unter Naturheilkunde?
Die Naturheilkunde ist ein medizinisches Konzept, das sich auf die Heilung mit natürlichen Mitteln und Verfahren stützt. Dabei wird der Mensch ganzheitlich als Einheit aus Körper und Geist betrachtet.
Naturheilkundliche Verfahren zielen darauf ab, Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln und dabei die Selbstheilungskräfte des Körpers zu nutzen und zu stärken. Es geht nicht nur darum, die Symptome zu behandeln, sondern – wie bei der konventionellen Medizin – auch die Ursache der Krankheit zu erkennen und zu heilen.
Verschiedene naturheilkundliche Verfahren finden bei akuten oder chronischen Erkrankungen Anwendung – oft auch miteinander kombiniert oder zusammen mit einer konventionellen medizinischen Behandlung beim Arzt oder bei der Ärztin:
- Ernährungstherapie: auf bestimmte Krankheiten wie Diabetes oder entzündliche Darmerkrankungen ausgerichtete Ernährung oder Fastenkuren
- Phytotherapie: Pflanzenheilkunde gegen Schmerzen oder Krankheiten mit pflanzlichen Heilmitteln und Zubereitungen wie Tees, Salben oder Tabletten
- Bewegungstherapie zur Linderung von Schmerzen oder zur Förderung der Beweglichkeit meist im Rahmen einer Physiotherapie, Ergo- und Tanztherapie
- Hydrotherapie, bei der Wasser zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten genutzt wird, beispielsweise die Kneipp-Therapie
- Thermotherapie unter der Nutzung von Wärme, beispielsweise gegen Muskelschmerzen oder Kälte bei Sportverletzungen
- Ordnungstherapie: Hierbei geht darum, durch Selbstverantwortung und bewusste Lebensführung Körper und Geist ins Gleichgewicht zu bringen und die Gesundheit zu stärken.
Neben diesen Verfahren der klassischen Naturheilkunde gibt es noch die traditionellen Naturheilverfahren. Dazu gehören beispielsweise die Akupunktur aus der traditionellen chinesischen Medizin, sogenannte ausleitende Verfahren oder Massagen und Schwitzkuren nach der Lehre des Ayurveda.
10 Mittel aus der Naturheilkunde und wie sie wirken
Im Gegensatz zur konventionellen, evidenzbasierten Medizin haben viele Naturheilmittel keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung. Doch Lebensmittelhersteller dürfen nur mit gesundheits- oder nährmittelbezogenen Aussagen, den sogenannten Health Claims, für ihre Produkte werben, wenn die Wirkung wissenschaftlich bestätigt ist. Das gilt beispielsweise für Formulierungen wie „Vitamin D trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei“ oder „Omega-3-Fettsäuren tragen zu einer normalen Herzfunktion bei“.
Wir haben zehn Mittel aus der Naturheilkunde unter die Lupe genommen. Erfahren Sie hier, ob und wie sie bei verschiedenen Krankheiten unterstützend wirken:
1. Mit Vitamin C gegen Erkältung
Vitamin C gilt als das Mittel der Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Erkältungen geht. Doch stimmt das auch? Um diese Frage ein für alle Mal zu beantworten, haben Forschende des Cochrane-Netzwerkes in einer Übersichtsstudie die Daten von 29 einzelnen Studien mit 11.000 Probanden und Probandinnen ausgewertet. Dabei zeigt sich zunächst, dass mit Vitamin C eine Erkältung nicht verhindert werden kann. Allerdings kann Vitamin C die Dauer und Intensität der Erkrankung reduzieren. Besonders reich an Vitamin C sind roher Grünkohl, Paprika, Zitrusfrüchte, Kiwi, Sanddorn und Brokkoli.
2. Neurodermitis wird gelindert durch Borretschsamenöl
Menschen mit Neurodermitis mangelt es oft an essenziellen Fettsäuren. Zur Behandlung verabreicht man daher Öle, die über einen hohen Anteil an Gamma-Linolensäure (GLS) verfügen – zum Beispiel aus den Samen des Borretschs. Studien, die dieses eingenommene Öl mit Placebos verglichen, ergaben keinen Vorteil von Borretschsamenöl.
Vielversprechender waren die Ergebnisse bei einer Anwendung direkt auf der Haut: Kinder trugen für zwei Wochen ein speziell entwickeltes „Anti-Neurodermitis-T-Shirt“, das von innen mit Borretschöl beschichtet war. Der Juckreiz und die Hautrötungen der Kinder mit dem Borretschöl-T-Shirt gingen deutlich zurück, bei den Kindern in der Kontrollgruppe ohne beschichtetes T-Shirt nicht.
3. Honig-Kaffee-Paste bei Reizhusten
Die Deutsche Lungenstiftung empfiehlt zur Bekämpfung von chronischem Reizhusten bei Erwachsenen eine Paste aus Honig und löslichem Kaffee in einem Verhältnis von 500 Gramm zu 70 Gramm. Die Experten und Expertinnen verweisen dabei auf eine hochwertige randomisierte Studie der Baqiyatallah Universität in Teheran. Das Heilmittel aus der Natur wird dreimal täglich angewendet. Lösen Sie dazu je einen Esslöffel in einem Glas heißem Wasser auf.
4. Schmerzen bekämpfen mit Weidenrinde
Weidenrinde gilt als natürlicher Schmerzstiller. Ein wirksamer Bestandteil ist der Stoff Salicin, der im Körper in Salicylsäure umgewandelt wird. Vor allem bei Rückenschmerzen und Arthrose hat Salicin eine in Studien belegte schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung. Aufgrund der guten Verträglichkeit wird das Naturheilmittel in manchen Fällen als Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln gesehen. Weidenrinde zur Zubereitung als Tee finden Sie in der Apotheke oder im Reformhaus. Bei der Zubereitung können Sie sich nach der Packungsbeilage richten oder Sie besprechen die Dosierung mit einem Apotheker oder einer Apothekerin.
5. Bei Atemwegserkrankungen: Holunderbeeren für eine schnelle Genesung
Schon seit Jahrtausenden werden dem Schwarzen Holunder in unseren Breitengraden nicht nur heilende, sondern auch magische Fähigkeiten zugesprochen. Um die Wirkung gegen Atemwegserkrankungen genauer unter die Lupe zu nehmen, haben Forschende der Griffith Universität in Australien 312 Langstreckenflugreisenden ein konzentriertes Holunderextrakt verabreicht. Der Effekt war beeindruckend: Zwar wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Studie nicht weniger oft krank, aber sie zeigten nach einer Erkrankung deutlich mildere Symptome und wurden durchschnittlich 48 Stunden eher gesund. Holunderbeeren können Sie als Extrakt oder als Tee zu sich nehmen.
Passende Artikel zum Thema
6. Flohsamenschalen helfen gegen Durchfall
Seit Jahrhunderten werden die als Flohsamen bekannten Samen des indischen Sandwegerichs als pflanzliches Heilmittel zur Regulierung der Darmtätigkeit eingesetzt. Noch stärker wirken jedoch die Flohsamenschalen – verantwortlich dafür sind laut einer Studie der University of Minnesota die darin enthaltenen Schleimstoffe, die sich durch ihre hervorragende Quellfähigkeit und einen hohen Gehalt an Ballaststoffen auszeichnen. Sie binden das überschüssige Wasser im Darm und festigen so den Stuhl, wie zahlreiche Studien belegen. Flohsamenschalen helfen unter anderem bei der Behandlung von Durchfall und Verstopfung sowie bei chronischen Reizdarmbeschwerden. Wichtig: Bei der Einnahme von Flohsamenschalen ist stets darauf zu achten, dass ausreichend Flüssigkeit zugeführt wird – über den Tag verteilt sollte man mindestens 1,5 Liter trinken.
Passende Angebote der AOK
AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
Verständliche Antworten auf medizinische Fragen: Wenn es um Ihre Gesundheit geht, finden Sie bei der AOK die Expertinnen und Experten, die Ihnen weiterhelfen. Dieser Service ist kostenlos für AOK-Versicherte.
7. Bei einer Blasenentzündung zu Cranberrys greifen
Der vorbeugende Einsatz von Cranberry-Saft soll gegen wiederkehrende Blasenentzündungen wirken. Forschende der Universität Münster zeigen in einer Studie mit Cranberry-Trockenextrakt, dass die Beere die Anheftung von Bakterien an die Blasenzellen unterbinden kann. Bei einer Auswertung verschiedener Studien fand sich eine Verminderung der Erkrankung vor allem bei Frauen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen, die aber nicht statistisch signifikant ist. Eine andere Übersicht fand für junge und Frauen mittleren Alters mit wiederholten Blasenentzündungen eine signifikante Wirksamkeit.
Passend zum Thema
8. Salbei beruhigt den gereizten Hals
Das medizinische Geheimnis von getrockneten Salbeiblättern verbirgt sich in den zahlreichen Gerbstoffen und ätherischen Ölen der Pflanze. Um die Wirksamkeit von Salbei besser einschätzen zu können, haben Forschende der medizinischen Fakultät der Maschad Universität im Iran eine Übersichtsstudie durchgeführt. Das Ergebnis: Salbei wirkt antientzündlich, schmerzstillend und verfügt sogar über eine antimikrobielle Wirkung. Eine andere Studie aus Südkorea bestätigt der Heilpflanze sogar einen Effekt gegen Viren. Einnehmen lässt sich Salbei vor allem als Tee – aber auch als Tinktur zum Gurgeln oder als Öl zur äußeren Anwendung. Wer Salbeitee zum Gurgeln aufsetzt, sollte ihn zehn Minuten ziehen lassen, zum Trinken dagegen nicht länger als drei Minuten.

© iStock / ElizabethAllnutt
9. Schnupfen bekämpfen mit Ingwer
Ingwer gehört nicht ohne Grund zu den liebsten Heilpflanzen der Deutschen. Recht gut belegt ist die Wirkung von Ingwer gegen Übelkeit. Gerne wird Ingwer auch bei Erkältungen angewendet. Untersuchungen an Zellkulturen geben Hinweise, dass die in den Wurzelknollen enthaltenen diversen Gingerole das Andocken von Rhinoviren, also Erkältungsviren, an die Schleimhautzellen verhindern könnten. Und nicht nur das: Forschende des Korea Research Institute of Bioscience and Biotechnology fanden in Bakterienkulturen eine hemmende Wirkung der Wurzelknollen.
10. Knoblauch gegen den grippalen Infekt
Knoblauch hat den Ruf, gegen grippale Infekte zu wirken. Eine Cochrane-Übersichtsstudie hat alle vorhandenen Studien zu dieser Frage ausgewertet, aber nur eine hochwertige Studie gefunden, die dies untersucht. Konkret fanden die Forschenden aus England, dass Probanden und Probandinnen, die zwölf Wochen Knoblauch eingenommen hatten, weniger als halb so oft Erkältungen bekamen wie Menschen, die nur ein Scheinmedikament bekamen. Die Dauer der Erkältungen war hingegen in beiden Gruppen gleich lang.
Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.








