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Ernährungsformen

Was bringt Heilfasten?

Veröffentlicht am:07.09.2023

5 Minuten Lesedauer

Heilfasten wird bei verschiedenen Krankheiten zur Therapie eingesetzt. Doch auch gesunde Menschen können von einer Heilfastenkur profitieren. Worauf kommt es beim Heilfasten an?

Eine Gemüsebrühe in einer Schale, daneben Zwiebeln und Suppengrün.

© iStock / margouillatphotos

Was ist Heilfasten?

Beim Heilfasten verzichten Menschen für eine begrenzte Zeit auf feste Nahrung und Genussmittel. Diese Form des Fastens ist Jahrtausende alt, sie soll den Körper „reinigen“ und regenerieren. Ursprünglich wurde Fasten als spirituelle Übung praktiziert, um die geistigen Kräfte zu stärken – und auch heute noch ist es in allen Weltreligionen zu finden. Richtig durchgeführt, entsteht beim Heilfasten kein Hungergefühl, die volle körperliche und geistige Leistungsfähigkeit bleibt erhalten. Der komplette Verzicht auf Nahrung bedeutet allerdings auch Stress für den Körper. Er reduziert seinen Energieverbrauch und baut zur Energiegewinnung unter anderem Eiweiß in den Muskeln ab, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Tägliche Bewegung hilft jedoch, die Muskelmasse zu erhalten.

Fachärztinnen und -ärzte, wie etwa in der Rheumatologie, empfehlen vorübergehendes Fasten bei bestimmten Krankheiten, um Entzündungsprozessen entgegenzuwirken. Zum Abnehmen ist es hingegen nur bedingt geeignet, es kann aber ein guter Einstieg in eine Ernährungsumstellung sein.

Das Heilfasten nach Buchinger ist eine Methode, die vom Arzt Otto Buchinger begründet wurde. Sie wird zum einen für den Erhalt der Gesundheit, zum anderen als Therapie gegen Krankheiten eingesetzt. Der Unterschied zum totalen Fasten besteht darin, dass dem Körper beim Heilfasten nach Buchinger weiterhin eine geringe Menge an Energie zugeführt wird. Dabei sollen laut Buchinger nicht nur medizinische Effekte, sondern auch eine „Diät der Seele“ zu erwarten sein. Dementsprechend empfahl er, das Fasten mit schönen Tätigkeiten wie Lesen oder Musikhören zu verbinden, die gleichzeitig der Entspannung dienen.

Was sollte beim Heilfasten beachtet werden?

Wer das Heilfasten einmal ausprobieren möchte, begibt sich am besten in ärztliche oder therapeutische Hände.

Eine Fastenkur in einer Rehaklinik kann nur unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen werden. Eine professionelle Betreuung ist aber grundsätzlich sinnvoll und eine gute Investition: Mediziner oder Medizinerinnen entscheiden, wie der Gesundheitszustand des oder der Fastenden ist und ob die Heilfastenkur stationär oder mit ärztlicher Betreuung außerhalb einer Klinik erfolgt. Alternativ kann ein Fastenleiter oder eine Fastenleiterin die Betreuung übernehmen. Wer bereits Erfahrungen mit dem Heilfasten hat, kann es auch ohne erneute Fachanleitung zu Hause durchführen. Schwangere, Stillende und Kinder sollten grundsätzlich nicht fasten, da sie viele Nährstoffe und Vitamine benötigen.

Bei welchen Krankheiten kann Heilfasten helfen?

Wie wirksam das Heilfasten tatsächlich ist, können Mediziner und Medizinerinnen noch nicht abschließend einschätzen, da die Studienlage bisher dünn ist.

Heilfastenkuren werden jedoch diskutiert bei:

Wie läuft das Heilfasten ab?

Eine Heilfastenkur nach Buchinger findet idealerweise in einer ärztlich betreuten Gruppe statt. Bereits am Tag vor dem eigentlichen Fasten wird die Energiezufuhr auf etwa 1.000 Kilokalorien reduziert. Auf Koffein, Alkohol und Nikotin wird komplett verzichtet. Wer sich körperlich betätigen möchte, kann dies in moderatem Maße tun. Es empfiehlt sich außerdem, Stress zu vermeiden und sich emotional auf das Fasten vorzubereiten.

Am Morgen des ersten Fastentages findet die sogenannte Darmreinigung statt. Dafür werden 30 bis 40 Gramm Natriumsulfat (Glaubersalz) – in etwa einem Liter Wasser aufgelöst und binnen 20 Minuten getrunken. Nach einer weiteren halben Stunde trinkt der oder die Fastende noch einmal einen halben bis ganzen Liter Wasser oder ungesüßten Tee.

Frisch gepresster Orangensaft in einem Henkelglas, daneben eine aufgeschnittene Orange.

© iStock / fcafotodigital

Frisch gepresste und eventuell verdünnte Fruchtsäfte sind die ideale Mittagsmahlzeit bei einer Heilfastenkur.

Heilfasten: Anleitung für 3 Tage

Wer das Heilfasten einmal ausprobieren möchte, kann es für drei Tage testen. Ein typischer Fastentag mit maximal 250 bis 500 Kilokalorien enthält Folgendes:

  • 250 Milliliter Gemüsebrühe
  • 250 Milliliter Obst- und/oder Gemüsesäfte, je nach Kaloriengehalt
  • 30 Gramm Honig
  • mindestens 2,5 Liter Wasser oder Kräutertee

Nach Buchinger liegt die optimale Heilfastendauer allerdings zwischen zwei und vier Wochen. Je nach Therapieziel kann auch bis zu sechs Wochen gefastet werden. Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) empfiehlt sieben bis zehn Tage sowie einen Vorbereitungstag und abschließend drei Tage, um sich wieder an die normale Nahrungszufuhr zu gewöhnen.

Besonders die Flüssigkeitszufuhr ist beim Buchinger-Fasten von großer Bedeutung. Sie wird wie folgt empfohlen:

  • morgens und nachmittags je 230 Milliliter Tee mit etwas Honig, bei niedrigem Blutdruck auch Schwarz-, Grün- oder Ingwertee
  • mittags 250 Milliliter Fruchtsaft, möglichst frisch gepresst
  • abends 250 Milliliter heiße Gemüsebrühe
  • zusätzlich mindestens zwei Liter kalorienfreie Flüssigkeit wie Mineralwasser oder Tee

Wer unter einem empfindlichen Magen leidet, sollte auf Honig, Fruchtsäfte sowie saure Teesorten verzichten und stattdessen auf Kamillen- oder Fencheltee, Hafer- oder Reisschleim, Butter- oder Magermilch zurückgreifen.

Heilfasten: Aufbautage mit gesunden Lebensmitteln?

Am Ende der Fastenkur erfolgt das sogenannte Fastenbrechen. Es empfiehlt sich, vormittags einen rohen oder gekochten Apfel und abends eine Kartoffelsuppe zu essen. Weil der Körper sich erst wieder an feste Nahrung gewöhnen muss, ist eine leichte ovo-lacto-vegetarische Kost (Eier, Milchprodukte und frisches Gemüse aus Bioanbau) mit vielen Ballaststoffen und hochwertigen Pflanzenölen geeignet. Wer langsam und gut kaut, tut seinem Körper darüber hinaus etwas Gutes: Der Stoffwechsel wird nicht überfordert und der Körper gewöhnt sich wieder an feste Nahrung.

So sieht die Zufuhr an Energie in Kilokalorien (kcal) über vier Tage hinweg aus:
Tag 1800 kcal
Tag 21.000 kcal
Tag 31.200 kcal
Tag 41.600 kcal

Was bringen 5 oder 10 Tage Fasten?

Viele Menschen fragen sich, ob Heilfasten gesund ist, wie viele Tage verträglich sind und ob Heilfasten beim Abnehmen helfen kann. Einige dieser Fragen lassen sich eindeutig beantworten. Als Diät zum Abnehmen ist es nur bedingt geeignet, weil die Wahrscheinlichkeit für eine anschließende Gewichtszunahme hoch ist. Abnehmwillige können das Heilfasten aber als Einstieg in eine gesündere Ernährungsweise nutzen. Wie viel man in einer Woche Fasten abnimmt, ist hingegen sehr individuell.

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Positive Effekte des Heilfastens

Heilfasten kann die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Für wen eine Heilfastenkur infrage kommt, können Ärztinnen und Ärzte am besten einschätzen. Diese Effekte haben Fachleute beim Heilfasten bereits beobachtet:

  • Umstellung des Stoffwechsels und damit verbundene Gewichtsreduktion
  • Cholesterin- und Blutzuckerwerte sinken beziehungsweise normalisieren sich
  • Entlastung von Gelenken und Wirbelsäule
  • antientzündliche Prozesse starten
  • gestärktes Selbstbewusstsein und positiv beeinflusste Psyche
  • erleichterter Einstieg in einen gesünderen Lebensstil

Mögliche Nebenwirkungen

Beim Heilfasten können vorübergehende Beschwerden auftreten, unter anderem:

Heilfasten kann bei bestimmten Erkrankungen also durchaus die Behandlung unterstützen, und es ist ein guter Start für eine langfristige Ernährungsumstellung. Allerdings kann es auch Nebenwirkungen mit sich bringen, und Menschen mit Übergewicht sollten den Effekt nicht überschätzen. Denn die verlorenen Kilos werden im Anschluss meist wieder zugenommen.

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