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Grüner Tee: Wie gesund ist er wirklich?
Veröffentlicht am:13.10.2025
7 Minuten Lesedauer
Grüner Tee wird oft als eine Art Wundermittel angepriesen – mit vielen positiven Eigenschaften. Er soll gut für das Herz sein, beim Abnehmen helfen oder einer Krebserkrankung vorbeugen. Doch ist grüner Tee tatsächlich so gesund wie behauptet wird?

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Grüner Tee: beliebtes Getränk und Heilmittel
Viele Menschen starten morgens mit einer Tasse grünem Tee in den Tag. Sein Geschmack ist fein und er macht wach. Denn im grünen Tee ist Koffein enthalten. Weltweit werden verschiedene Sorten getrunken, etwa Matcha, Sencha, Gunpowder oder Bancha, die sich vor allem im Geschmack unterscheiden. Besonders beliebt ist grüner Tee in Asien, Teilen Nordafrikas, den USA und in Europa. Hergestellt wird grüner Tee aus den Blättern des Teestrauchs (Camellia sinensis). Die frisch geernteten Blätter werden sofort gedämpft und im Gegensatz zu schwarzem Tee nicht fermentiert. Durch das Dämpfen werden die Enzyme zerstört, die für den Abbau der Farbpigmente in den Blättern verantwortlich sind. So behält der Tee bei der anschließenden Trocknung seine grüne Farbe.
Schon seit der Antike gilt grüner Tee in der traditionellen chinesischen Medizin als ein gesundes Getränk. In den asiatischen Ländern wird er auch als Heilmittel verwendet, etwa zur Behandlung von Durchfall und Typhus. Grüner Tee enthält viele Makro- und Mikronährstoffe: Antioxidantien, Aminosäuren, Kohlenhydrate, Proteine, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, darunter Calcium, Kupfer, Zink, Kalium oder Fluor, aber auch Polyphenole und Katechine – vor allem Epigallocatechingallat (EGCG). Katechine gehören wie Polyphenole zu den sekundären Pflanzenstoffen.
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Grüner Tee: Inhaltsstoffe und Wirkung
Zum Trinken wird grüner Tee mit heißem Wasser aufgegossen, das eine Temperatur zwischen 70 und 80 Grad hat. Während er zieht, gelangt nur wenig Katechin und Koffein in das Wasser. Höhere Konzentrationen sind dagegen in Produkten enthalten, die aus getrockneten Teeblättern hergestellt werden. Diese werden in Alkohol oder Wasser eingeweicht und danach getrocknet. Das Grüntee-Extrakt wird dann zum Beispiel in eine Kapsel gegeben.
Grüner Tee und Grüntee-Extrakte werden als wahre Wundermittel für die Gesundheit gepriesen. Sie sollen vor vielen Krebsarten schützen, darunter der Lunge, Niere, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Brustdrüsen, des Dickdarms, Mundes und Magens. Auch das Immunsystem sollen sie stärken, beim Abnehmen helfen, den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel senken, antibakteriell, entzündungshemmend wirken und vor Herzerkrankungen schützen. Die positiven Wirkungen werden vor allem auf die enthaltenen Katechine zurückgeführt, insbesondere auf das Epigallocatechingallat (EGCG).
Seit etwa 20 Jahren ist grüner Tee auch Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung und es liegen bereits viele Studien vor. Die meisten Daten wurden jedoch aus Zellkultur- oder Tierversuchen gewonnen. Klinische Forschungen am Menschen sind begrenzt.
Wie wirkt grüner Tee auf das Herz-Kreislauf-System?
Die vielen Pflanzenstoffe, die im grünen Tee enthalten sind, können einen schützenden Effekt auf das Herz-Kreislauf-System haben. Vor allem die Katechine wirken gefäßerweiternd und fördern die Durchblutung. Außerdem helfen sie, Ablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) vorzubeugen. Grüner Tee kann dazu beitragen, das Risiko für Bluthochdruck, einen Herzinfarkt und Schlaganfall etwas zu senken und den Fettstoffwechsel (Lipidstoffwechsel) sowie den Zuckerstoffwechsel (Glukosestoffwechsel) positiv beeinflussen.
Schadstoffe im Tee
Durch den Anbau und die Ernte, das Trocknen, Lagern, Transportieren und Verpacken können Schadstoffe in Tee gelangen. Im Jahr 2022 untersuchte die Stiftung Warentest 24 grüne Tees und 3 Matcha-Pulver auf die Schadstoffe Anthrachinon, Chlorat, Perchlorat, Pestizide, Pyrrolizidinalkaloide und Aluminium. Mehr als die Hälfte davon (15) waren Bio-Produkte. In allen getesteten grünen Tees war Alumimium enthalten, in einigen Tees sowie in Matcha fanden sich sogar deutliche Gehalte an Aluminium. Wird es über die Nahrung aufgenommen, ist die akute Toxizität (Schädlichkeit) gering. Gesunde Menschen scheiden den größten Teil des Leichtmetalls über die Nieren wieder aus.
Anders ist das bei Menschen mit Nierenerkrankungen, insbesondere einer chronischen Niereninsuffizienz. Bei ihnen funktioniert die Ausscheidung nicht richtig und das aufgenommene Aluminium reichert sich im Körper an: im Skelettsystem, den Muskeln, der Niere, Leber und dem Gehirn. Dazu kann es auch bei gesunden Menschen kommen, wenn sie häufig und regelmäßig Aluminium aufnehmen. Auf Dauer kann der häufige Genuss von grünem Tee die Gesundheit schädigen. Eine wissenschaftliche Studie zeigt, dass der Zusatz von Zitrone in den Aufguss und eine lange Brühzeit dazu beitragen, dass mehr Aluminium in den Sud gelangt.
So wirkt grüner Tee auf die Knochengesundheit
Bewegung ist wichtig, um den Knochenabbau bei Osteoporose aufzuhalten. Zwei klinische Studien untersuchten, welche Wirkung grüner Tee in Kombination mit Tai-Chi bei Frauen nach der Menopause hat. Eine Studie zeigte, dass sich Knochendichte und Muskelkraft verbesserten. Die andere Studie kam zu dem Ergebnis, dass der oxidative Stress und damit Schäden in den Zellen deutlich reduziert werden konnten. Ergebnisse aus der Grundlagenforschung deuten an, dass Epigallocatechingallat einen positiven Effekt auf die genetische Regulation der Osteoblasten, der Knochenzellen, haben könnte. Sie sind für den Aufbau von Knochenmasse verantwortlich und können Schäden in der Knochensubstanz erkennen und reparieren.
Abnehmen mit grünem Tee?
Hersteller werben oft damit, dass Grünteeprodukte zur Gewichtsabnahme sowie zur Gewichtserhaltung beitragen können. Die höhere Konzentration von Koffein und Katechinen in den Produkten soll den Energiestoffwechsel ankurbeln und so zum Abnehmen beitragen. Belegt ist das bisher nicht. Eine wichtige Untersuchung stammt aus dem Jahr 2012 vom Forschungsnetzwerk Cochrane. Damals wurden 18 Studien ausgewertet, die sich mit den Effekten des grünen Tees beschäftigten. In einigen Studien hatte sich der Taillenumfang leicht verringert, in anderen nahm er zu. Der Effekt war aber gering. Die Autorinnen und Autoren des Forschungsnetzwerkes folgern: Aus den Studien ergibt sich kein Gewichtsverlust, der statistisch relevant wäre.

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Grüner Tee: seine Rolle bei Demenz und Blutfettwerten
Die Studienlage ist widersprüchlich und die Wirkung von grünem Tee auf die Cholesterinwerte umstritten. Eine Meta-Analyse von 14 Studien zeigt, dass Grüntee-Getränke und Grüntee-Extrakte die TC- und LDL-Cholesterinkonzentrationen im Blut signifikant senkten. Auf die Konzentration des HDL-Cholesterins, das im Volksmund auch gutes Cholesterin genannt wird, hatten Grüntee-Getränke keinen Einfluss. Die Autoren und Autorinnen weisen darauf hin, dass nicht einheitlich definiert ist, welche Menge eine Tasse grüner Tee ausmacht und es schwierig sei, die optimale Dosis zu bestimmen, die die Blutfettwerte am meisten verbessern könnten.
Ein erhöhtes LDL-Cholesterin ist eindeutig mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden. Es abzusenken, bringt viele Vorteile. Einen wichtigen Beitrag dazu kann eine pflanzenbasierte Ernährung leisten. In experimentellen und epidemiologischen Studien wurden deutliche Hinweise darauf gefunden, dass der regelmäßige Genuss von grünem Tee vor einer Demenz schützen kann, vor allem das darin enthaltene EGCG.
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Kann grüner Tee auch schädlich sein?
Einige Studien deuten an, dass grüner Tee nicht nur eine gesundheitsfördernde Wirkung hat. Sie sehen einen Zusammenhang zwischem dem Konsum und der Bildung von Nierensteinen. Die Bestandteile des grünen Tees können bis zu einer bestimmten Dosis vorteilhaft sein, höhere Dosen dagegen Nebenwirkungen veursachen. Ein Tee-Aufguss oder ein Matcha-Pulver gelten als unbedenklich und sicher. Wer grünen Tag mag, kann ihn ohne Bedenken trinken, aber nicht in Massen und nicht ausschließlich. Darauf weist die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hin.
Anders ist es bei Grüntee-Extrakten. Sie können die Leber schwer schädigen und sogar zu einem Leberversagen führen. Weitere mögliche Folgen sind: erhöhter Blutdruck und erhöhter Augeninnendruck. Bekannt sind auch Wechselwirkungen mit Medikamenten, zum Beispiel Gerinnungshemmern, Betablockern, Atropin, Codein, Bortezomib, Tamoxifen, Verapamil und verschiedenen Cholesterinsenkern. Bei laufender Medikation sollten Sie mit einem Arzt oder einer Ärztin beziehungsweise einem Apotheker oder einer Apothekerin sprechen, bevor Sie regelmäßig große Mengen Grüntee oder Grüntee-Extrakt zu sich nehmen. Für Schwangere, Stillende und Menschen unter 18 Jahren sind Grüntee-Extrakte nicht geeignet.
In einer Verordnung zu Grüntee-Extrakten hat die Europäische Kommission am 30. November 2022 empfohlen, dass der EGCG-Gehalt auf maximal 800 Milligramm pro Tag beschränkt werden sollte.
Zutaten
- 1lWasser
- 1StückIngwer
- 5BlätterMinze
- 3Teelöffelfrischen grünen Tee, alternativ gleiche Anzahl an Teebeuteln
- 1StückLimette oder Zitrone
Zubereitung
Einen Liter Wasser kochen und über den Tee beziehungsweise die Beutel gießen und 5 Minuten ziehen lassen.
In der Zwischenzeit den Ingwer schälen und in dünne Scheiben schneiden. Die Minze waschen und trocken tupfen. Die Limette waschen und auspressen.
Tee abgießen und mit dem Ingwer, dem Limetten- oder Zitronensaft und der Minze in eine Kanne geben und eine Stunde kühl stellen und nach Wunsch mit Eiswürfeln servieren.
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