Deutsches Herzzentrum München
Ein gelingendes soziales Miteinander ist gerade in Krankenhäusern sehr wichtig, um bei den täglichen Herausforderungen im Klinikalltag gesund und effektiv arbeiten zu können. Das Deutsche Herzzentrum München (DHM) engagiert sich deshalb mit Unterstützung der AOK Bayern in einem groß angelegten Präventions-Projekt für eine gesundheitsfördernde Zusammenarbeit der Beschäftigten.
- Branche: Krankenhäuser
- Region: München
- Unternehmensgröße: 1.300 Beschäftigte
Ein gesundes Miteinander
Das Deutsche Herzzentrum München ist deutschlandweit eines der modernsten Spezialzentren zur Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Seit über 40 Jahren steht die Heilung und Erforschung des Herzens im Fokus. Auf sieben Allgemeinstationen, vier Intensivstationen und acht Funktionsbereichen kümmern sich rund 500 hochqualifizierte Fachkräfte um die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Insgesamt arbeiten etwa 1.300 Beschäftigte im Deutschen Herzzentrum München.
Der tägliche Alltag im hochspezialisierten Deutschen Herzzentrum München erfordert von allen Mitarbeitenden ein hohes Maß an Professionalität, aber auch persönlicher Sicherheit und Stabilität. Hohe Anforderungen, Zeitdruck, komplexe Krankheitsbilder, Umgang mit Leid und Tod, Konflikte, aggressive und gewaltbereite Patienten, schwerkranke Patienten und deren Angehörige sowie knappe Personalressourcen stellen Pflegekräfte vor immense Herausforderungen und haben oft eine kontinuierliche Stressbelastung zur Folge.
Hier setzt das gemeinsame Projekt des Deutschen Herzzentrum München und der AOK Bayern an. Ziel ist es, mit Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) das „Schutzschild“ gegenüber psychischen Belastungen und daraus resultierenden Erkrankungen zu verstärken. Dabei geht es um Themen wie Gesunde Führung, Resilienz für Mitarbeitende und Führungskräfte, Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen untereinander in Form von Peer-Support sowie Kommunikation und Konfliktmanagement. Im Fokus steht immer das gute soziale Miteinander. Es wirkt sich unabhängig von einer konkreten Belastungssituation positiv auf Gesundheit und psychisches Wohlbefinden aus. Zudem gilt soziale Unterstützung und Einbindung als der beste Schutzfaktor für die psychische Gesundheit.
Erfahrungen aus der Praxis
Interview mit Gabriele Kraft vom Deutschen Herzzentrum
Über das Projekt spricht Gabriele Kraft, selbst ehemalige Pflegefachkraft und seit elf Jahren für die Betriebliche Gesundheitsförderung im Deutschen Herzzentrum München zuständig:
Frau Kraft, welche Gründe haben Sie veranlasst so ein groß angelegtes BGM-Projekt mit dem Titel „Gesundes Miteinander“ im Deutschen Herzzentrum zu starten?
Die Pflege im Krankenhaus ist primär von der engen interdisziplinären Zusammenarbeit z.B. mit Ärzten oder Therapeuten geprägt. Es gibt zum Teil noch Hierarchien, was zu Konflikten führen kann. In den meist heterogenen, vielfältigen Teams fehlt es manchmal auch am Verständnis für die Situation des Anderen. Und trotzdem müssen die Rädchen ineinandergreifen, Teams effektiv sein und funktionieren, sonst leidet die Versorgungsqualität. Und das können wir uns als Fach-Krankenhaus mit hoch-intensiven Patienten nicht leisten. Der psychische Druck auf die Pflegekräfte ist immens hoch, denn jeder weiß: hier geht es um Leben oder Tod. Dieses „Funktionieren müssen“ lässt sich nur gemeinsam im Team bewältigen. Vertrauen und respektvoller Umgang miteinander sowie eine offene und transparente Kommunikation sind dabei die Erfolgsfaktoren, und diese wollen wir in dem Projekt für alle Beschäftigten sichtbar und erlebbar machen.
Von welchen Maßnahmen erhoffen Sie sich die beste Wirkung?
Um den psychischen Druck zu reduzieren, wollen wir den Pflegekräften mit speziellen Coachings und Fortbildungen die Möglichkeit geben, Kompetenzen für ein individuelles Stressmanagement zu erwerben. Zu den im Pflegealltag gefragten Kompetenzen gehören zum Beispiel Selbstreflexion, die eigene Emotionswahrnehmung, die gute Kommunikation mit Patienten und Angehörigen oder die Fähigkeit, konstruktiv mit negativen Gefühlen oder Stresssituationen umzugehen. Durch eine bessere Selbstwahrnehmung und Eigenreflektion können Konflikte besser bewältigt, Selbstzweifel überwunden und die Teams gestärkt werden. Auch der Austausch im interdisziplinären Team soll gefördert werden, um so ein Gespür für die Situation untereinander zu erzielen. In unserer Klinik arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt, das erfordert Toleranz, aber auch gelebte Integration von jedem Einzelnen. Das spannende Thema Diversität beinhaltet dabei nicht nur unterschiedliche Kulturen, sondern auch Religionen, Geschlechter oder auch verschiedene Altersgruppen. Und trotz aller Unterschiedlichkeit müssen wir miteinander auskommen und gut zusammenarbeiten. Gelebte Vielfalt ist also eine offene Grundhaltung, die Vielfalt würdigt, schätzt und fördert – und wird immer unverzichtbarer für die Arbeit in unserer Klinik und ein guter Hebel für ein gutes Miteinander. Gelebte Vielfalt muss selbstverständlich sein und „von oben“ vorgelebt werden.
Und wie stehen die Führungskräfte zu diesen Maßnahmen?
Die Beschäftigten können ganz genau einschätzen, ob unsere Maßnahmen ernst gemeint sind oder nur „Alibi-Veranstaltungen“ des Arbeitgebers. Deshalb dürfen die Schulungen für die Mitarbeitenden keine Einzelmaßnahmen sein, sondern werden in ein Gesamtkonzept eingebettet. Dabei spielen die Führungskräfte eine ganz entscheidende Rolle, denn nur über eine wertschätzende Haltung, über Leitungskompetenz, können wir unsere Klinik weiterentwickeln. Es geht um die Motivation unserer Beschäftigten, um das Gefühl, dass alle hier ihren Beitrag zur Qualität des Hauses leisten und wichtig sind. Gute Führung in der Pflege heißt z.B. Prioritäten zu setzen oder gezielte Mitbestimmung der Kolleginnen und Kollegen (Empowerment). Ein weiterer Faktor ist, Dienstpläne und den Ablauf von Pflegeprozessen im gemeinsamen aktiven Austausch mit Mitarbeitern zu erarbeiten und diese dabei zu unterstützen.
Für das Projekt werden zeitliche und finanzielle Ressourcen benötigt, die meist in der Pflege schwer umsetzbar sind. Wie sind Sie mit diesen Hürden umgegangen?
Mit der AOK Bayern hat unser Unternehmen einen kompetenten Partner an der Seite, der uns als Mit-Gestalter und Ideengeber für unser Betriebliches Gesundheitsmanagement unterstützt, aber auch Maßnahmen selbst durchführt bzw. sich finanziell beteiligt.
Der erste und entscheidende Schritt war aber das positive Signal des Direktoriums unserer Klinik. Aus der Pflegedirektion kamen z.B. frühzeitig eigene Ideen für Maßnahmen, um das Projekt voranzutreiben. So haben alle – Führungskräfte wie Mitarbeitende - das gemeinsame Ziel „Ein gesundes Miteinander im Deutschen Herzzentrum München“ zu schaffen, im Blick.
Gelingt es uns mit dem Projekt, dass Beschäftigte motiviert an ihre Herausforderungen im Pflegealltag herangehen oder sogar daran wachsen, haben doch alle gewonnen. Die Beschäftigten, weil ihnen der Job Spaß macht und sie sich nicht überfordert fühlen. Den Führungskräften, weil die Pflegequalität steigt. Und das Deutsche Herzzentrum München, da es durch das positive interne Image ein weiterhin attraktiver Arbeitgeber und Magnet für Pflegekräfte und Patienten bleibt.
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