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Gesundheitsmagazin

Selbstbewusstsein

Drei-Generationen-Gespräch über die Kunst des Älterwerdens

Veröffentlicht am:07.09.2022

7 Minuten Lesedauer

Es ist immer eine Frage der Perspektive: Drei Generationen der Familie Manthey im Gespräch darüber, was Älterwerden für sie bedeutet, wie sie ihr Leben gesund und aktiv gestalten und was sie voneinander lernen.

Familie liest ein Buch und unterstützt sich gegenseitig beim Älterwerden.

© AOK

Drei Generationen, eine Familie

Jung oder alt – jede Lebensphase hat ihre Besonderheiten, bringt Ängste mit sich, bietet Chancen – und steckt oft voller Überraschungen: Wer hätte gedacht, dass viele Mythen vom Älterwerden gar nicht stimmen? Und dass sich im Alter ganz neue Freiheiten auftun? Über diese Themen hat sich Familie Manthey ausgetauscht. Wir haben sie in Berlin getroffen: die Großeltern Martina (68) und Michael (72), die Eltern Anne-Luise „Alu“ (40) und Konstantin (42) sowie die Kinder Henriette (14), Kornelius „Korne“ (11) und Johanna (5).

Respekt vor dem Alter

Martina: Henriette, du bist gerade 14. Denkst du schon an das Alter?

Henriette: Manchmal. Ich verbinde das mit viel Verantwortung, die man als Erwachsener übernehmen muss. Davor habe ich Respekt. Aber es hat auch schöne Seiten, ihr unternehmt ja zum Beispiel jetzt noch total viel.

Michael: Und wann ist für dich jemand alt?

Henriette: So richtig mit 80. Aber älter ist jemand für mich auch schon mit Ende 60 – wenn er in Rente ist. Meine Eltern sind für mich auf jeden Fall noch nicht alt.

Michael: Mit 40 ist man ja auch noch jung. Macht ihr euch, Alu und Konstantin, trotzdem über das Älterwerden schon Gedanken?

Alu: Bevor die Kinder da waren, kaum. So langsam überlege ich aber schon, wie es später sein wird. Ich sehe an euch Großeltern, wie schön es ist, zu reisen und mit den Enkeln etwas zu unternehmen – das geht natürlich nur, weil ihr noch so fit seid. Das wünsche ich mir auch.

„Wenn ich mich bewege, hilft mir das, meine Gedanken zu ordnen.“

Alu Kitzerow-Manthey
Familienmitglied

Sorgen vor dem Älterwerden gehören dazu

Konstantin: Ich reflektiere viel über das Älterwerden, weil wir Kinder unterschiedlichen Alters haben. Der Alltag ist anstrengend, ich bin abends oft erledigt. Manchmal denken wir daran, wie es sein wird, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Das ist so eine Art Wegträumen. Vielleicht ziehen wir beide dann noch aufs Land.

Martina: Die Meinung zum Älterwerden ändert sich ja auch. Bis 60 war das Alter für mich kein Thema. Wenn ich jetzt sehe, dass Bekannte um uns herum krank werden oder gar sterben, stimmt mich das nachdenklich. Dadurch spüre ich viel stärker, dass die Zeit begrenzt ist.

Michael: Und man schaut bei sich selbst plötzlich genauer hin.

Alu: Was beschäftigt euch konkret?

Martina: Ich ärgere mich, wenn mir ein Name nicht einfällt – und ich überlege dann: Bin ich einfach nur etwas schusselig oder steckt mehr dahinter? Meine Mutter hatte ja Demenz.

Beim Älterwerden in Bewegung bleiben

Michael: Auch das Thema Zuckerkrankheit spielt bei uns in der Familie eine Rolle. Daher ist Vorsorge schon wichtig.

Martina: Nicht zu vergessen die Rückenschmerzen, die wir häufig haben. Aber wir steuern gegen, machen Gymnastik im Sportverein, um die Muskeln zu kräftigen. Es fällt nicht immer leicht, sich aufzuraffen, weil Sofa und Naschereien oft verlockend sind. Aber wenn wir es dann durchziehen, fühlen wir uns viel besser!

Konstantin: Den Kindern tut Sport ebenfalls gut. Henriette und Kornelius gehen klettern. Korne lernt dadurch zum Beispiel, mehr Körpergefühl zu entwickeln. Und Johanna liebt es, zu tanzen und so ihre Gefühle auszudrücken.

Alu: Wenn ich mich bewege, hilft mir das, meine Gedanken zu ordnen. Daher gehe ich bei Sorgen oder Stress gern spazieren. Richtiger Sport kommt bei uns beiden leider oft zu kurz, seitdem wir Eltern sind.

Oma, Vater und große Schwester unterstützen kleines Kind beim Malen und Älterwerden.

© AOK

Familie Manthey berichtet auf dem Blog grossekoepfe.de über ihren lebendigen Familienalltag, mit dabei: Martina, Johanna, Konstantin und Henriette (v. l. n. r.)

Bewusste Ernährung für alle Generationen

Weniger Fleisch mehr Obst und Gemüse

Konstantin: Dafür nehmen wir uns die Zeit, um gemeinsam zu kochen oder zu backen, wollen das den Kindern vorleben.

Johanna: Das beste Brot backt aber Opa!

Michael: Alu und Konstantin, ihr macht dafür so tolle Obst- und Gemüseteller.

Konstantin: Die haben wir den Kindern von Anfang an angeboten, aber nicht aufgedrängt. Trotzdem gibt es auch Süßes, eben in Maßen.

Alu: Man sollte einfach ein Bewusstsein dafür entwickeln, was man isst. Vor zwei Jahren haben wir zum Beispiel eine Kuhpatenschaft übernommen. Wir wollten weniger Fleisch essen – und wenn, dann gutes Bio-Rindfleisch.

Nachhaltige Produkte für die Gesundheit und die Umwelt

Martina: Uns ist die Herkunft der Lebensmittel auch wichtig. Damals wie heute kaufen wir, wann immer es geht, saisonale und regionale Produkte ein. Ein Trend, den wir momentan vor allem bei vielen jungen Leuten beobachten.

Alu: Nachhaltiges Leben ist die einzige Chance, damit unsere Kinder später noch eine Welt haben, in der sie gut leben können. Wir versuchen selbst, etwas dafür zu tun, haben beispielsweise vier Hochbeete im Garten. Dort bauen wir Erdbeeren, Tomaten oder Salat an.

Martina: Wir ja auch. Selbstgeerntetes schmeckt besser – und Gartenarbeit hält uns fit.

Konstantin: Ihr habt überhaupt immer etwas zu tun. Langeweile kennt ihr nicht, oder?

„Mehr Gelassenheit hätte mir damals schon gutgetan.“

Martina Manthey
Familienmitglied

Gemeinsam altern und voneinander lernen

Man ist nie zu alt für neue Hobbys

Martina: Nein. Ich suche mir gern neue Herausforderungen, habe mit 50 einen Malkurs angefangen. Es macht mir Freude, mit Farben zu experimentieren. Ich bin oft erstaunt, was ich zu Papier bringe – ob Porträts oder Stillleben. Und du, Henriette, zeichnest so tolle Comics – mit großem Gespür für Mimik und Gestik. Da kann ich mir noch etwas abschauen.

Michael: Und ich mir etwas von Kornes Kreativität, wenn er sich Geschichten ausdenkt oder am Computer Fantasyfiguren erfindet.

Martina: Ja, man kann auch von Jüngeren lernen. Das Alter spielt für mich da keine Rolle. Ich behandle jeden mit gleich viel Respekt.

Alu: Schön zu sehen, dass ihr euch für Neues so begeistert. Oder auch, dass ihr so viel unter Leuten seid. Das inspiriert uns, über den Tellerrand zu blicken, und sicher auch die Kinder.

Soziale Kontakte pflegen für ein langes Leben

Henriette: Ich hoffe, dass ich später genauso gut eingebunden bin, und investiere schon jetzt viel in meine Freundschaften.

Michael: Ein gutes soziales Netzwerk ist auf jeden Fall wichtig. Wir treffen gern Familie oder Freunde. Ich habe meine Skatrunde, und es gibt regelmäßige Sauna-Termine.

Martina: All das macht Spaß – und wir fühlen uns dadurch auch irgendwie jünger.

Alu: Ihr erlebt jetzt eine Unbeschwertheit, die ich von früher kenne und gerade sehr vermisse. Aber offenbar kommt sie wieder. Habt ihr euch diese Leichtigkeit bewusst zurückgeholt?

Martina: Ja! Als wir beide noch gearbeitet haben, hatte jeder seinen eigenen Rhythmus. Jetzt genießen wir bewusst die gemeinsame freie Zeit und legen Termine so, wie sie uns passen. Ohne Stress, ohne Druck. Mehr Gelassenheit hätte mir damals schon gutgetan.

Konstantin: Euer Weg war aber auch nicht immer einfach …

„Ihr seid große Vorbilder für mich – ob als Ehepaar oder Eltern.“

Konstantin Manthey
Familienmitglied

Kommunikation zwischen den Generationen

Krisen gemeinsam überwinden

Michael: Klar, wir hatten auch schwere Momente durch finanzielle Sorgen oder Krankheit.

Alu: Ja, das Leben verläuft nach dem Wellenprinzip, hat seine Höhen und Tiefen. Uns hilft es dann, viel über die Sorgen zu reden.

Martina: Heutzutage beenden viele schnell die Beziehung, wenn es kompliziert wird. Uns haben Krisen noch mehr zusammengeschweißt. Gemeinsam können wir so viel schaffen.

Konstantin: Ihr seid große Vorbilder für mich – ob als Ehepaar oder Eltern. Vieles können Alu und ich jetzt deutlich besser nachvollziehen, seit wir selber Nachwuchs haben.

Gemeinsame Momente genießen

Alu: Zum Beispiel die Ängste, die Eltern um einen haben. Wir als mittlere Generation sorgen uns um unsere Kinder, aber natürlich auch um die eigenen Eltern. Das reibt einen schon auf.

Konstantin: Da ist auf jeden Fall die Frage, was ist, wenn ihr nicht mehr so könnt, wie ihr wollt. Aber darüber sind wir ja im Gespräch.

Kornelius: Ich wünsche mir, dass es euch, Oma und Opa, noch ganz lange gut geht. Wir spielen toll miteinander. Und ihr seid so hilfsbereit, habt immer ein offenes Ohr für mich.

Alu: Ihr bietet Korne einen Schutzraum, in dem er so sein kann, wie er möchte. Da herrscht schon eine besondere Innigkeit.

Michael: Wir haben eben die Zeit dafür. Das ist unsere neue Freiheit. Es braucht oft auch gar keine großen Ereignisse. Meist sind es die kleinen Momente im Alltag, die den Kindern ein schönes Erlebnis bescheren.

Füreinander da sein

Martina: Und uns auch! Wie zum Beispiel ein vertrautes Gespräch. Wenn ich dabei von dir, Henriette, höre, was in den sozialen Medien los ist, beneide ich die Jugend heute nicht. Es ist sicher nicht leicht, damit zurechtzukommen.

Henriette: Ich bin ja mit Social Media aufgewachsen. Da vergleicht man sich leider häufig mit anderen und bekommt schnell Selbstzweifel. Ihr gebt mir dann das Gefühl, genau richtig zu sein, wie ich bin. Daran werde ich bestimmt noch oft im Leben denken.

Alu: Trotzdem versuchen wir natürlich auch, über Probleme zu sprechen und jedem Kind gerecht zu werden. Konstantin und ich kommen aus Familien, die stark wertegeprägt sind. Wir sind mit viel Liebe und Geborgenheit groß geworden. Das wollen wir weitergeben.

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Zukunft gestalten in jedem Alter

Martina: Und das Schöne ist, dass ihr Enkel frei entscheiden könnt: bei der Schulform, beim Beruf oder welche Sprachen ihr zum Beispiel noch lernen wollt. So viele Möglichkeiten hatten wir damals leider nicht.

Konstantin: Ja, ihr könnt den Weg gehen, den ihr wollt. Das Wichtigste ist für uns dabei, dass ihr glücklich seid.

Martina: Das macht ihr als Eltern absolut richtig – passend für die heutige Zeit. Da würden wir uns aber auch nie einmischen. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen sammeln.

Alu: Genau – und sein Leben selbst in die Hand nehmen. Was mich mein Beruf als Zukunftsforscherin gelehrt hat: Man kann seine Zukunft immer gestalten – in jedem Alter. Dafür muss man aber für neue Dinge offen sein. Wenn mir etwas nicht gefällt, bin ich oder die Familie als kleinste gemeinsame Zelle der Schlüssel, etwas zu verändern. Das macht uns stärker.

Keine Zeit für Langeweile

Über ihren lebendigen Familienalltag berichten die Eltern Alu und Konstantin auf dem Blog grossekoepfe.de.

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